Unterwegs

Ich war auf einer Tagung, auf der Themen behandelt wurden, mit denen ich mich in meinem letzten Projekt (vor der Elternzeit) beschäftigt habe. Das war meines Wissens die erste Tagung, die sich auf meinen Bereich spezialisiert hatte. Die Tagung war teuer und ich habe gekämpft, dass ich fahren darf, obwohl wir im Moment kein Projekt zu dem Thema haben. Die Tagung war erstaunlich gut besucht. Alle Großen der Branche waren da. Außerdem viele Leute mit Erfahrung und viele, die Erfahrungen sammeln wollten. Die Vorträge waren spannend. Ich habe fast jeden, trotz Schlafmangels, ohne Anstrengung vollständig angehört. Natürlich gab es auch viele Gespräche in den Pausen. Vor allem aber, war es fast wie ein Familientreffen. So viele Leute die man kannte und die sich auch untereinander kannten. Die Szene ist klein und war fast vollständig anwesend. Und irgendwie ist es auch mal toll, wenn man Bilder, die man selbst gemacht und publiziert hat, plötzlich in Vorträgen von Leuten sieht, mit denen man noch nie ein Wort gewechselt hat.
Jetzt sitz ich hier und versuche meinen offiziellen Reisebericht so zu formulieren, dass klar wird, dass wir wieder so ein Projekt haben _müssen_. Unbedingt. Weil das ist das, was ich machen will.

Geschwister

Gerade komme ich von einem Treffen mit meinem Schwesterchen in Köln zurück. Ich war dienstlich in der Nähe. Da ich ohnehin keine Lust hatte mit der Reisekostenstelle ums Conference Dinner zu streiten, hab ich den Abend mit dem Schwesterchen verbracht. Auf dem Weg dorthin, dachte ich über unsere Kindheit nach. Bei uns gab es früher vieles nicht was andere hatten. Wir sind zum Beispiel nie mit unseren Eltern in Urlaub geflogen, haben keine Hotelurlaube gemacht. Wir waren daran gewöhnt auf Ausflüge unser eigenes Essen mitzunehmen statt irgendwo einzukehren. Wir waren sowieso nicht oft essen (was bestimmt auch kein Vergnügen war mit vier mäkelnden Kindern). Bei uns gab’s Joghurt aus dem 500g Becher und Brot selbstgebacken. Es gab keine Fruchtzwerge und keine Milchschnitten. Zu trinken nahmen wir abgefüllte Flaschen mit zur Schule  statt Trinkpäckchen. Klingt furchtbar? Nicht wirklich. Wir kannten es ja nicht anders. Dafür haben wir drei Geschwister gehabt. Drei Menschen, die mir, egal wie weit sie weg sind, immer nah sein werden. Die immer da sind, auch wenn man manchmal eine Weile nichts voneinander hört. In Love Story heißt es „Love means never having to say you’re sorry“. In einem Geschwisterleben streitet man sich zwangsläufig. Und trotzdem gibt es hinterher oft keine herzerweichenden Entschuldigungen. Nicht weil Geschwister unhöflich sind, sondern weil es einfach unnötig ist. Warum soll man sich bei jemandem entschuldigen, der ohnehin weiß, wie es in einem aussieht und einen trotzdem liebt. Was ich damit sagen will: Ich hab gerne auf vieles verzichtet und habe dafür drei Geschwister. Manchmal wünsche ich mir, näher bei ihnen zu wohnen, dass die räumliche Distanz so klein wird, wie die in unseren Herzen.

Was mir so im Kopf rumspukt

Wie schneidet man eigentlich einem Kleinkind die Haare? Aufgrund der Locken des Kleinen, konnten wir das noch eine Weile herauszögern. So langsam und vor allem nach dem Waschen und Kämmen trägt er jetzt die Albert Einstein Gedächtnisfrisur, so dass wir nun übers Abschneiden nachdenken. Ohne die Locken würde er schon eine geraume Zeit durch die Fransen blinzeln müssen. Aber wie schneidet man die? Ich kann mir kaum vorstellen einem wachen Kind die Haare zu schneiden. Da grapscht er doch permanent nach der Schere, dreht den Kopf oder haut ab. Schon beim Kämmen läuft man ihm durch die ganze Wohnung hinterher. Die Idee einfach mit dem Langhaarschneider auf 10 mm zu schneiden, finde ich nicht so toll. Ist ja schließlich Winter. Und außerdem, die schönen Locken! Also, wie macht man das? Alternativ können wir auch ein Päckchen rosa Glitzerhaarspangen kaufen, uns von anderen Eltern komisch anschauen lassen und hoffen, dass er uns als Teenager nicht dafür hasst.

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Es schneit. Solange ich keinen Kinderwagen durch den Schnee bewegen muss, finde ich das ganz schön. Es erinnert mich immer ein bisschen an zu Hause. Wenn man jahrelang in der Rheinebene gelebt hat, vergisst man, dass Winter nicht nur grau und regnerisch sein muss. Es kann auch mal schneien und der Schnee kann sogar liegen bleiben. Ich muss dann immer daran denken, wie früher einen Tag das Chaos ausbrach, weil komischerweise im November niemand an einen Wintereinbruch gedacht hatte. Dann stellten sich auf der B31 die LKWs ohne Schneeketten quer oder blieben irgendwo am Randen hängen. Und bei uns kamen keine Busse. Zu Fuß oder mit dem Auto kamen wir dann viel zu spät in die deutlich geleerten Klassenräume. Alle mit einem weiteren Weg konnten ja nicht einfach laufen. Es war aufregend, spannend und manchmal auch nervenaufreibend, wenn z.B. Klassenarbeiten in den ersten zwei Unterrichtsstunden angesetzt waren. Und leider war es nach einem Tag immer vorbei. Am nächsten Tag kamen überall vor sieben Uhr morgens die Räumfahrzeuge, es war geschippt und gestreut, die LKWs hatten Schneeketten und die Busse kamen wieder durch. Wenn man das kennt, ist man immer wieder überrascht, wie schlecht in scheeärmeren Gebieten mit Schnee umgegangen wird. Da liegen dann zwei Zentimeter Schnee und die Autos kriechen im Berufsverkehr mit Sommerreifen über die ungeräumten Straßen. Man vermutet, dass es für 200000 Einwohner nur einen Schneepflug gibt. Sowieso fährt jeder Straßenbahn der kann, weil bei „dem Wetter“ will ja niemand Autofahren. Die Gehwege sind weder geräumt noch gestreut und nach ein paar Tagen ist aus dem bisschen Schnee eine halsbrecherische Eisplattenlandschaft geworden. Da muss ich dann manchmal dran denken, wie wir im ersten Schneewinter mit Führerschein extra losgefahren sind, um zu üben die Kurven mit der Handbremse zu fahren. Und ein bisschen schlittern auf großen Parkplätzen. So konnte man fahren auf Schnee lernen. Und so lernten wir, dass man zwar vorsichtiger fahren muss, es am Ende aber eben doch nur Schnee ist. Nichts womit man nicht klarkommen kann.

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Wir haben am Wochenende The Town angeschaut. Hat mich sehr beeindruckt und mitgerissen. Ben Affleck ist eindeutig in den Rollen am besten, die er sich selbst schreibt. Dabei sollte er bleiben.

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Ich lese immernoch Twilight. Bin heute morgen in der S-Bahn bei der Zeltszene angelangt. Die ist toll, wahrscheinlich die beste Szene im dritten Buch, das im Vergleich zum zweiten Buch auch beim zweiten Mal lesen deutlich schwächer ist. Beim Lesen der Zeltszene fiel mir wieder ein, dass im Vorfeld der Premiere des Films darüber bereits berichtet wurde. Da hieß es, es gäbe eine heiße Szene zu dritt im Zelt und wer weiß, wer weiß… Fand ich damals schon total blöd. Wer die Bücher kennt, weiß, dass es auch in Band drei noch keusch zugeht und wer sie nicht kennt, dem ist der Film doch sowieso egal. Oder hat sich den Film irgendjemand angeschaut, weil er hoffte eine S*xszene mit Bella, Edward und Jacob zu sehen?

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Ich hab mich endlich damit abgefunden, dass Pacey Witter jetzt Peter Bishop heißt und bin jetzt bei der dritten Staffel in Fringe eingestiegen. Gefällt mir. Bei Gelegenheit muss ich mal die ersten beiden Staffeln nachholen.

Live in Schwaben

Wer mal bildlich sehen will, was an den Schwaben seltsam ist, der sollte mal hier vorbeischauen. UNGLAUBLICH!!!

So war das mit dem Essen

Ich schreibe heute etwas über mich, das kaum jemand weiß. Für mich ist der Abstand jetzt groß genug um es zu erzählen. Allerdings möchte ich nicht öffentlich hier darüber disskutieren. Deshalb sind die Kommentare hier geschlossen. Wer mir dazu etwas sagen will, kann das gerne auf einem anderen Wege tun.
Es gab mal eine Zeit, da war ich einer Essstörung deutlich näher, als einem normalen Essverhalten. Das ist jetzt etwas mehr als zehn Jahre her, in den Ferien nach meinem zweiten Semester ging es los. Ich war damals einsam, obwohl ich fast ständig von Menschen umgeben war. Während alle sich scheinbar mühelos im Studentenalltag bewegten, war ich unsicher. Ich hatte zwar Freunde, aber nach einem Jahr Studium war vieles noch sehr oberflächlich und kein Vergleich zu dem, was ich in der Schulzeit an Freundschaft kannte. Ich hatte eine Fernbeziehung und einen besten Freund, der in mich verliebt war. Das hatte ich erst eine Weile ignoriert oder verdrängt. Irgendwann musste ich mich aber damit auseinandersetzen und damit kam dann die Angst, das wackelige Gerüst, dass mich hielt, zu zerstören. Und so blieben Dinge zu lange ungesagt und ich war einsam, obwohl ich nicht alleine war. Dann war eine Hose eng, und ich hab gemacht, was ich früher schon manchmal gemacht habe: kaum gegessen. Das heißt ich habe, nach Möglichkeit, ein bis zwei von drei Mahlzeiten weggelassen. Es war toll, als die ersten Hosen zu groß wurden. Ich dachte mir geht es besser, obwohl sich nichts geändert hatte, außer mein Essverhalten. Es ist niemandem aufgefallen, weil ich normal gegessen habe, wenn andere dabei waren. Niemand hat sich gewundert, dass ich abnehme, weil ich körperlich gearbeitet habe. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie es am Anfang war, aber zu Beginn der Ferien nach dem Wintersemester war ich bei einer Mahlzeit täglich angekommen. Abends habe ich gegessen. Die Vorstellung abends nichts zu essen war schwierig, aber es ging auch, wenn ich, um den Anschein eines normalen Essverhaltens zu wahren, gezwungen war mittags mit Kommilitonen zu essen. Wenn ich an den Wochenenden woanders war, habe ich auch normal gegessen, weniger, aber relativ normal. In den Ferien war es meistens einfacher die Regeln einzuhalten, weil ich meinen Tag allein gestalten konnte und nicht mit anderen essen musste. Die Regeln waren einfach. Grundsätzlich nur eine Mahlzeit am Tag. Es gab Salat und ein Brötchen. Das Brötchen habe ich geviertelt, dann waren es ja quasi vier Brötchen. Wenn ich gearbeitet habe, musste ich manchmal zwischendurch etwas essen. Da galt dann die Regel, dass ich nur drei verschiedene Sachen essen darf. Brötchen und Salat waren schon zwei, also noch ein Joghurt oder einen Apfel. Ich hätte auch noch einen Salat, fünf Brötchen und zehn Äpfel essen „dürfen“, aber nicht noch eine Banane. Absurd, ich weiß.
Ich hab mich nicht gewogen. Ich hatte keine Waage. Ich musste mich also bei Zu- oder Abnahmen auf mein Körpergefühl verlassen. Ich hab mich morgens im Spiegel angeschaut und abends mein Bauchfett betastet, ob es mehr oder weniger geworden ist. Mein damals bester Freund hat mich einmal auf die Waage gezwungen, weil er mir demonstrieren wollte, dass ich ein paar Kilo weniger wiege, als ich vermute. Er hat mir dann auch vorgerechnet, wieviele Kalorien ich im Moment am Tag zu mir nehme. Ich glaube er wollte mir zeigen, dass es zuwenig ist, aber ich war geschockt wie viel es ist. Ich war mir ziemlich sicher, dass es schwer wäre, die Kalorienmenge weiter zu reduzieren, wenn ich weiterhin den Eindruck erwecken wollte normal zu essen und körperlich arbeiten wollte. Da ging es los, dass ich fürs Einkaufen ewig gebraucht habe. Ich habe auf jedem Käse, jeder Wurst und jedem Joghurt die Kalorienmenge verglichen (ich war froh, dass es fast überall aufgedruckt war) und dann das gekauft, was die wenigsten Kalorien hatte, statt dem, was ich am liebsten essen wollte.
In den Ferien vor dem Sommersemester waren wir öfters im Wake-Up-Kino, umsonst mit Frühstück. Als ich dort ein süßes Teilchen und eine Brezel gegessen hatte, saß ich im Kinosessel und dachte, ich muss kotzen, weil mein Magen so ungewohnt voll war. Bei der Arbeit musste ich manchmal zwischendrin anhalten und etwas essen, weil mir schwindlig geworden war. Man könnte sagen, es waren Warnsignale meines Körpers, aber für mich war es der Triumph über meinen Körper. Es ist schwer zu verstehen, aber ich habe meinen Körper und mich nicht als ein Einheit wahrgenommen. Ich hatte das Gefühl, dass irgendein böser Zufall mich in einen schrecklichen Körper gesteckt hatte. Es war mir egal, was ich meinem Körper antat, schließlich tat er mir auch nichts gutes. Ich weiß, dass ich mal versucht habe, es meinem besten Freund zu erklären, aber er hat mich nur verständnislos angeschaut. Eigentlich war er fast der einzige, der irgendwas zu meinem Essverhalten gesagt hat, aber er war auch der einzige, der es mitbekommen hat. Aber er war nicht der richtige, konnte mich nicht davon abbringen. Mein Vater hat mich mal bei einem Besuch gefragt, ob ich den äße. Ich fand es albern, weil wir zum Essen verabredet waren und ich offensichtlich aß. Ich hab mich aber auch gefragt, woher er weiß, dass ich kaum esse. Schließlich war ich vom Untergewicht noch weit entfernt.
Dann passierte, was passieren musste. Es gab ein überfälliges klärendes Gespräch mit meinem besten Freund über seine und meine Gefühle und daraufhin eine beendete Freundschaft. Für ihn war es bestimmt keine schöne Zeit, für mich allerdings auch nicht. Ich war plötzlich allein, hatte das Gefühl sein Leben geht einfach ohne mich weiter. Und ein paar unserer Freunde hat er gleich mitweggenommen. Es war wie schlussmachen ohne zusammen gewesen zu sein. Es tat weh zu sehen, dass er mit meinen Freunden Dinge unternahm, während ich zuhause saß. Zum einen ging es mir schlecht, aber ich öffnete mich neuem, war auf der Suche. Aufgefangen hat mich die Arbeit. Plötzlich lernte ich die Menschen kennen, mit denen ich seit über einem Jahr zusammen arbeitete. Ich habe D. kennengelernt und irgendwie hat er mich erreicht. Als er mir mal sagte, dass ein Joghurt und ein Pfirsich zu wenig für einen Tag Arbeit sind, kam es an. Und so kam es, dass ich wieder angefangen habe mehr zu essen. Ich weiß nicht, ob er es weiß, aber irgendwie hat D. mich gerettet. Bis ich wieder essen konnte ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, hat es allerdings noch vier Jahre gedauert und manchmal hinterher habe ich mir gewünscht, ich könnte mich wieder so hassen fürs Essen.
Jetzt weiß ich, dass das alles nicht richtig war. Meine Gefühle von damals sind mir fremd. Mein Körper und ich verstehen uns ganz gut, wir sind wieder eins. Ich esse gerne und will nicht verzichten. Und deshalb musste ich fast lachen, als mein Vater im Herbst meinte, beim Abnehmen müsse man aufpassen, dass man nicht in eine Magersucht rutscht. Ich weiß es, weil ich es kenne und doch bin ich davon jetzt meilenweit entfernt.

Wochenendreport

Das Wochenende ist vorbei. Wir haben tatsächlich noch am Freitag ein Netbook für mich erworben. Kurz danach habe ich dann (hoffentlich) unser Computerproblem behoben. Ich beobachte das noch, aber bisher sieht’s ganz gut aus. Wenn es sich jetzt nicht mehr ständig ausschalten sollte, dann wäre das Problem ein Windows-Update gewesen. Ich war am Wochenende ja unterwegs, konnte den Erfolg also noch nicht verifizieren. Ich bin aber trotzdem froh, dass ich endlich ein Netbook gekriegt habe. Es durfte auch gleich mit nach Bonn, um mir die Zugfahrt zu verkürzen. Ich weiß auch nicht, warum Zugfahrten nach Bonn immer so spannend sind. Letztes Mal musste ich in Mainz umsteigen, wo aber fünf Minten Verspätung dazu geführt haben, dass ich meinen Anschluss verpasst habe. Weiter ging’s dann über Frankfurt und Siegburg. Diesmal hatte ich einen durchgehenden Zug, aber die Stuttgarter S-Bahn wollte mir einen Strich durch die Rechnung machen. Irgendwas war irgendwo passiert und meine S-Bahn stand mehrmals auf der Strecke (man fragt sich manchmal doch wirklich, warum die einen ganzen Tunnelbahnhof bauen wollen, wo sie’s noch nicht mal mit einem popligen S-Bahntunnel auf die Reihe kriegen). Dreißig Sekunden vor Abfahrt meines Zuges kam ich dann unten aus der S-Bahn. Bei freier Bahn am Bahnsteig und auf den Rolltreppen, kann man es in einer Minute zum Gleis 10 schaffen, eine halbe ist definitiv zuwenig, zumal der Bahnsteig voll mit Menschen war. Ich hab es trotzdem versucht und auf die Unpünktlichkeit der Bahn spekuliert. Und tatsächlich stand mein Zug noch da. Glück gehabt. Dabei hatte ich mich gedanklich schon auf ewige Wartezeit oder mehrmaliges Umsteigen vorbereitet. Auf der Rückfahrt musste ich in Mannheim umsteigen, was normalerweise und auch diesmal kein Problem war. Allerdings hat der Zug es geschafft, zwischen Mannheim und Stuttgart zwanzig Minten Verspätung einzufahren. Und so musste ich schon fast wieder zur S-Bahn rennen. Die fährt am Wochenende nämlich nur halbstündig (Metropolregion eben…).
Die Party in Bonn war lustig, ich hab mich mit fünf Stunden Schlaf sogar einigermaßen ausgeschlafen gefühlt und zuhause meine Männer noch auf den Böbelfinger Weihnachtsmarkt geschleppt. Auf dem Dorf ist das keine wochenlange Veranstaltung, sondern hatte gestern schon den letzten Tag. Klein war der Weihnachtsmarkt, aber ganz nett. Nervig fand ich, dass mir beim Waffelnkaufen gleich noch andere Produkte angeboten wurden. Christbaumschmuck „für Kinder in Peru“ und Kerzenständer „von Kinder gebastelt“. Was soll denn das? Soll ich mir jetzt Christbaumschmuck kaufen, obwohl wir keinen Weihnachtbaum haben, damit ich kein schlechtes Gewissen haben muss? Oder einen Kerzenständer, bei dem ich nicht weiß, wo ich ihn katzen- und kindersicher aufstellen kann? Wenn ich was kaufen will, dann mach ich das. Aber wenn mir jemand ein schlechtes Gewissen einreden will, dann kauf ich erst recht nichts.

Freitag

Heute hat mein Schwesterchen Geburtstag und morgen fahre ich zu ihrer Party. Das ist dann schon das zweite mal diesen Monat dass ich mal kurz in Bonn bin. Kurz deshalb, weil auch mein letzter Besuch aufgrund einer Geburtstagsfeier stattfand und ich immer am späten Nachmittag losgefahren bin, um dann ca. 24 Stunden später wieder zuhause zu sein. Also nur hin, Party, schlafen und wieder zurück. Dieses Wochenende das gleiche. Schließlich sind die Wochenenden kurz und ich hab ja auch noch meine Familie mit der ich gerne Zeit verbringen will. Aber ich freu mich drauf.
Wie es aussieht kriege ich jetzt auch mein langersehntes Netbook. Ja, sowas brauch will ich. Was kleines zum Mitschleppen, zum surfen und schreiben. Bisher habe ich nur davon geträumt, weil es ja doch etwas unnötig ist. Nun muckt aber unser Notebook. Hat neulich Win 7 und neuen Arbeitsspeicher bekommen und jetzt schaltet es sich immer wieder einfach aus und sagt es findet die Festplatte nicht. Keine Ahnung was das ist. Jemand eine Idee? Jedenfalls gibt es entweder bald komplett den Geist auf, oder es muss mal zur Reparatur. Und da wir dann nicht so völlig computerfrei leben wollen, bis das Notebook wieder da oder Ersatz beschafft ist, kaufen wir ein Netbook (weil ich ja sowieso eins wollte). Nachher gehen wir schauen, natürlich mit den Ergebnissen der gestrigen Internetrecherche im Kopf. Wir werden sehen, ob es was für mich gibt.

Bewerben mit Kind

Wie ist das eigentlich, wenn man sich als Frau mit Kind irgendwo bewirbt. Erwähnt man da im Anschreiben, dass man zwar ein Kind hat, aber trotzdem super flexibel ist, weil das Kind perfekt rund um die Uhr betreut ist? Oder schreibt man nichts dazu, weil es für die Arbeit nicht relevant ist, eben weil das Kind perfekt betreut ist? Es gibt ja nun diese Europass-Lebensläufe, in denen Familienstand und Kinder nicht erwähnt werden. Trotzdem gibt man ja weiter unten an, dass man Elternzeit hatte. Oder lässt man das weg, wenn keine Lücke im Beschäftigungsverhältnis entstanden ist?
Ich bin ja eigentlich der Meinung, dass man im Anschreiben nicht explizit auf die Kinder eingehen muss. Wenn das dann aus dem Lebenslauf hervorgeht, können Sie einen dazu ja im Vorstellungsgespräch befragen. Im Anschreiben möchte man erklären, warum man den Job möchte und gut geeignet ist. Da schon Erklärungen zur Vereinbarkeit mit der Familie abzugeben finde ich unpassend, da sich dann der Schwerpunkt von „ich bin gut ausgebildet und geeignet“ nach „ich bin Mutter“ verschiebt. Ich denke das ist eher was, worauf man im Gespräch eingehen kann. Ich frage mich aber manchmal, ob die Personaler das vielleicht anders sehen. Vielleicht wird man gar nicht erst eingeladen, weil man ein Kind hat und deshalb, wegen Überstunden und Dienstreisen, vermutlich nicht geeignet ist für einen Job. Wäre es dann nicht besser gewesen, es doch im Anschreiben schon zu erklären? Eigentlich bin ich der Meinung, dass die Qualifikation das erste Kriterium für eine Einladung sein sollte. Schließlich kann eine Mutter genauso flexibel oder unflexibel sein, wie jeder andere auch. Es gibt immer Randbedingungen, die nicht im Anschreiben stehen. Dafür gibt es ja die Gespräche. Oder sehe ich das völlig falsch?

Alles neu macht der November

Hier sieht’s anders aus. Das liegt daran, dass ich eine zweite Sidebar wollte. Die hab ich jetzt. Es läuft zwar noch nicht alles, wie ich mir das wünsche, aber das krieg ich auch noch hin.

Antreten zum Schw*nzvergleich!

Am Wochenende hatte ich Grundschulklassentreffen. Zwanzig Jahre ist das her, dass wir mit unseren Empfehlungen auf die weiterführenden Schulen geschickt wurden. Vor ein paar Monaten hat jemand bei Facebook ein Klassenfoto aus der dritten Klasse eingestellt und alle drauf verlinkt. Plötzlich war man dann mit Leuten „befreundet“, die man seit ewigen Zeiten nicht gesehen hat. Wahrscheinlich kam dann deshalb die Idee auf, alle mal wieder zu treffen. Bei Facebook wurde es angekündigt und sogar eine schriftliche Einladung landete in unserem Briefkasten. Ich habe ein bisschen hin und her überlegt, ob ich da wirklich hin will. Die Leute, die nicht mit mir aufs Gymnasium gegangen waren und die nicht bei uns in der Straße wohnten, hatte ich tatsächlich seit 1990 nicht gesehen. Und nachdem zumindest eine der ehemaligen Klassenkameraden exzessiv Facebook Phrases (das ist das mit den Glücksnüssen und so) nutzt oder italienische Schnulzensongs postet, wusste ich wirklich nicht, ob ich den Leuten überhaupt was zu sagen habe (außer ihnen die Nutzung von Facebook zu erklären). Aber weil ich sowieso mal wieder nach Hause wollte, habe ich mich zum Treffen angemeldet. Die Frau aus Lö hatte auch vor zu kommen und so wären wir ja immerhin zu zweit, falls die anderen sich alle als Schnarchnasen entpuppen. Und so habe ich am Samstag abend den Kleinen bei der Omi gelassen und bin ins Nachbarkaff gefahren. Ich wurde schon vor der Tür begrüßt. Sogar unser Grunschullehrerehepaar war da. Eigentlich dachte ich, es würde schwer werden die Leute zu erkennen. War es aber nicht. Bei meiner Nebensitzerin musste ich kurz überlegen, aber die war auch immer sehr still in der Schule. Mehr als ein Drittel, beinahe schon die Hälfte, der ehemaligen Klasse war da. Natürlich hauptsächlich die, die nach Haupt- oder Realschule eine Ausbildung gemacht haben und immernoch in der Gegend wohnen. Da saßen wir dann also und es ging los. „Was machst Du jetzt?“ in alle Richtungen. Meistens bewegt man sich ja doch zwischen Studierten, da war es interessant, andere Lebenswege kennen zu lernen. Und die waren zahlreich. Eine ist alleinerziehende Mutter, hat jetzt aber wieder einen Freund. Eine ist verheiratet mit Kind, hat seit der Ausbildung keine feste Arbeitsstelle gehabt und nach ihren eigenen Erzählungen einen Mann, über den man bei Frauentausch herrlich den Kopf schütteln könnte. Aber was soll man machen. Eine war unglaublich langweilig oder vielleicht auch nur einfach nicht smalltalkfähig. Besonders interessant waren aber die Geschichten derer, denen man nichts zugetraut hat oder die nicht den geraden Weg gegangen sind. Da war zum Beispiel einer, der nach Rauswurf aus der Realschule und Hauptschulabschluss jetzt doch noch ein BWL-Studium macht. Am überraschendsten war einer, der prinzipiell nie seine Hausaufgaben gemacht hat und den Großteil seiner Grundschulzeit vor der Tür verbracht hat. Das war einer von denen mit schlechten Bedingungen, schwierigen Verhältnissen und wenig Geld zuhause. Er hat zwar auf der Hauptschule genauso wenig Arbeitswille gezeigt wie auf der Grundschule, hinterher aber trotzdem eine Ausbildung gemacht und, wie es aussieht, hat er einen ganz guten Job. Vor allem aber macht er keinen dummen Eindruck. Die Frau aus Lö meinte zwar er wäre etwas prollig, aber nur ein bisschen.
Dass ich promoviert bin, habe ich meistens nur am Rande erwähnt. Ich hatte nämlich keine Lust auf so einen Schw.anzvergleich à la „Schaut her, was ich erreicht habe und seid neidisch!“ Darum ging’s ja eigentlich nicht bei dem Treffen. Ganz davon abgesehen finde ich nicht, dass man auf ein Studium oder eine Promotion neidisch sein muss. Ich habe auch versucht, Wörter wie „Priorisierung“, „olfaktorisch“ und „optional“ durch andere zu ersetzen. Manchmal glaube ich nämlich ich laber schon ziemlich intellektuell daher und ich wollte ja nicht so abgehoben wirken.
Die Gespräche mit unsern Lehrern waren auch schön. Die konnten sich tatsächlich an alle Namen noch erinnern. Ich vermute ja, die haben vorher zuhause geübt. Wir haben ein paar alte Geschichten ausgekramt und viel gelacht. Schließlich haben unsere Lehrer noch ein Geschenkchen überreicht bekommen. Die Initiatorin des Klassentreffens hat das ganz schüchtern überreicht. Man hat ihr schon angemerkt, dass sie nicht besonders viel Erfahrung mit Präsentationen oder damit mal kurz im Mittelpunkt zu stehen hat.
Gegen später haben wir die Location gewechselt. Es sind nicht mehr alle mitgekommen, aber da hatten wir dann auch Gelegenheit mit denen zu reden, die vorher immer am anderen Ende des Tisches saßen. Es war wirklich lustig und es wurde auch tatsächlich spät. Ich war erst um viertel vor vier im Bett (ja, und das in DS!). Eine fragte mich, was meine Geschwister so machen. Als ich erzählt habe, wo die alle leben, meinte sie, sie hätte ja ein langweiliges Leben. Da hab ich hinterher drüber nachgedacht. Eigentlich glaube ich nicht, dass ein Leben interessanter wird, weil man in einer anderen Stadt lebt und die Familie verstreut ist über Deutschland. Immerhin muss sie, wenn sie ihre Familie sehen will, nur aus der Haustür raus und in die nächste Haustür rein. Ich muss mindestens zwei Stunden Zug fahren. Es hat also auch Vorteile ein „uninteressantes“ Leben zu führen.
Das Treffen hat sich wirklich gelohnt. Dadurch, dass wir uns so lange nicht gesehen hatten, gab es nicht diese Grüppchenbildung, die man von Abitreffen kennt. Jeder hat mit jedem geredet und alle waren sehr offen. Wir konnten uns neu kennenlernen und trotz der langen Pause war immernoch eine Vertrautheit da. Natürlich haben auch einige gefehlt. Einige davon hätte ich gerne dabei gehabt. Vielleicht ja dann beim nächsten Treffen in 10 oder 20 Jahren.