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Eins, zwei, drei und vorbei?

Vor einiger Zeit habe ich eine Podiumsdiskussion besucht, bei der es um Vereinbarkeit oder Kind und Karriere ging. Eingeladen waren drei Mütter, die ambitioniert in leitenden oder personalführenden Positionen arbeiten. Zwei hatten je ein Kind, die dritte war Dreifachmutter. Sie berichteten, wie das in ihrem Alltag abläuft, wie Vorgesetzte und Mitarbeiter damit umgehen, dass sie pünktlich gehen müssen, wer die Kinder wann wohin bringt, usw. Ich fand es ganz interessant. Das Fazit war eigentlich: der Alltag ist nicht das Problem, die Ausnahmen (Kind krank, kurzfristige Abendtermine,…) stellen die Herausforderung dar. Ich fragte mich vor allem: Wo sind eigentlich die Karrierefrauen mit mehr als einem Kind? Wollen die nicht oder können die nicht? Ist aus „Kind oder Karriere“ ein „Kinder oder Karriere“ geworden, da man Karriere und ein Kind inzwischen ganz gut hinkriegt?

Schaut man sich die Lebensläufe der drei also genauer an, dann sah es bei den Einkindmüttern so aus, dass sie erst spät Mütter wurden und die Karriere bereits vorher ins Rollen gebracht hatten. Wenn man sich Ruf und Position erst mal erarbeitet hat, kann man mal kurz ein Kind und ein Jahr Elternzeit einschieben. Die Mutter mit den drei Kindern hatte zwei Kinder bereits im Studium bekommen und danach die Karriere gestartet. Das dritte Kind war dann eine späte Überraschung. Im Prinzip musste auch sie also nur ein kleines Kind mit der Karriere vereinbaren. (Ich weiß: kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder usw. Aber wenn z.B. ein Teenager krank ist, kann man den in der Regel auch alleine zuhause lassen.)

Zweifellos haben die Frauen alle einen stressigen Alltag und zweifellos ist es auch mit nur einem Kind anstrengend. Allerdings wird es ja immer dann schwierig, wenn der Alltag gestört wird. Eine Mutter erzählte, wie sie eine Woche Krankheit des Kindes überbrückt haben ohne zu viel Wichtiges bei der Arbeit zu versäumen.  Ich dachte zurück an den letzten Winter: Anfang Dezember war der Schwimmkurs von Sohn1 beendet. Ich hatte mir vorgenommen, dass wir weiterhin regelmäßig ins Schwimmbad gehen. In der folgenden Woche hatte Sohn1 Mittelohrentzündung und dann im Wechsel immer einer der drei Söhne irgendeine Erkältung. Das nächste Mal im Schwimmbad waren wir dann im April. Da ginge es also nicht  darum, eine Woche kindkrank zu überbrücken, sondern vier Monate kindkrank. Und eigentlich war dieser Winter gar nicht so schlimm. Ich erinnere mich noch an Winter, in denen wir gefühlt jede Woche mit irgendwem beim Kinderarzt saßen.
Die andere erzählte, dass die Nachbarin oder die Sekretärin auch schon mal bei kurzfristigen Terminen die Kinderbetreuung übernommen haben. Sowas ist eben mit einem Kind noch relativ unproblematisch. Aber wer nimmt den spontan und kurzfristig gleich drei?
Und dann die Kindertermine: Da sind dann im Dezember/Juli Weihnachtsfeiern/Sommerfeste von Kindergarten, Schule und Nachmittagsbetreuung. Im Oktober und Februar ist für jedes Kind ein Elternabend. Alle Kinder werden zu Geburstagen eingeladen, zu denen sie hingebracht und abgeholt werden müssen und Geschenke brauchen. Alle Kinder haben irgendwann feste Termine (Sport,…), zu denen irgendwer den Fahrdienst machen muss.
Und da sind ja auch noch die Nächte. Klar schlafen die Kinder theoretisch irgendwann durch. Praktisch gibt es aber auch jetzt noch Nächte, in denen wir mehrfach aufstehen („Ich muss aufs Klo.“ „Räbäh, Mama!“, „Ich hab was schreckliches geträumt!“, „Ich hab Durst!“, „Mama, kuscheln!“, „Mein Bett ist nass.“, „Ich brauch Nasenspray.“, „ICH KANN NICHT MEHR EINSCHLAFEN!!!“, usw.) Auf jeden Fall tragen sie dazu bei, das ich inzwischen gar nicht mehr versuche Sachen noch „gschwind abends“ fertig zu machen. Abends bin ich nämlich HUNDEMÜDE!

Der Alltag mit mehreren Kindern ist also ohnehin logistisch schon anspruchsvoll und manchmal hat man tatsächlich das Gefühl, er ist eine einzige Ausnahmesituation. Ich kenne hier, in Schwaben auf dem Land, eigentlich keine Mütter (Alleinerziehende ausgenommen) mit mehreren Kindern , die überhaupt Vollzeit arbeiten, geschweige denn welche, die Karriere machen. Gibt es die nicht? Die Karrierefrauen mit mehreren Kindern? Die Mehrfachmütter, die Karriere machen? Ist Vereinbarkeit nur mit einem Kind möglich? Bitte zeigt mir Gegenbeispiele!

Zusatz: Immerhin bleibt positiv zu bemerken, dass Vereinbarkeit von einem Kind mit ambitionierter Arbeit, inzwischen wohl langsam akzeptiert wird. Vielleicht schaffen wir es ja, dass das in Zukunft auch mit mehreren Kindern geht.

Noch ein Zusatz: Ich sehe mich selbst bei der Diskussion etwas außen vor, da ich ja den Luxus genieße, dass D. die Erziehungsarbeit allein übernimmt, wenn ich arbeite. Kranke Kinder hindern mich so meistens nicht am Arbeiten und Auswärtstermine sind auch möglich.

 

 

„Also, wenn ich Kinder hätte…

„… dann würde ich mich auch drum kümmern wollen!“ Das ist ein Satz, den ich erstaunlich oft höre. Meistens merkt mein Gegenüber gar nicht, dass mir damit gerade mein Lebensmodell schlecht geredet wird. Mich meinen sie damit nämlich nicht. Schließlich ist bei uns ja der Papa zuhause und das sei ja dann genau so gut. Ich kann über sowas nur noch schmunzeln. Wo kommt dieser Irrglaube her, man würde sich, weil man arbeiten geht, nicht um die Kinder kümmern. Oder sich nicht drum kümmern müssen. Weil Väter das früher so gemacht haben? Haben Sie das denn? Denken die, ich komme von der Arbeit nach Hause, setze mich hin und wimmele die Kinder ab, weil ich mein 8h-Soll fremdbestimmter Zeit schon erfüllt habe? Der Tag hat allerdings 24 Stunden. Selbst wenn ich 9,5 Stunden außer Haus bin (Arbeit, Pause, Fahrzeit), bleiben immer noch 14,5 Stunden, die ich mich um meine Kinder kümmern darf. Wenn ich am Nachmittag nach Hause komme, stehen manchmal alle drei da und wollen was von mir. Einer will Hilfe bei den Hausaufgaben, einer will zum Spielplatz gehen und der dritte vor Freude hoch springen und mich 100 Mal fragen, ob ich mit dem „Atto fahn?“ bin. Natürlich ist das nicht jeden Tag so. Manchmal ist einer unterwegs bei Freunden, einer schläft auf dem Sofa, weil er „gar nicht müde“ war und der dritte kriegt einen Wutanfall, weil er kein neues Eis kriegt, nachdem er seins in einem anderen Wutanfall durch die Gegend geschmissen hat. Was ich damit sagen will: ich bin einen Teil des Tages nicht da, aber ich habe dennoch nicht das Gefühl, mich nicht um meine Kinder zu kümmern. Ich kontrolliere Rechenaufgaben, mache Vesperbrote, putze schmierige Hände ab, wechsele Windeln, stehe nachts auf, wenn jemand weint, klebe Pflaster auf. Genauso, wie D. das auch macht. Und wie alle anderen Eltern das auch machen. Die Liste lässt sich beliebig erweitern. Ich mache das alles eben nicht 24 Stunden am Tag, sondern nur 14,5 Stunden. In der Zeit, in der ich bei der Arbeit bin, ist Sohn1 6,5 Stunden in Schule inkl. Wegzeit und Kernzeitbetreuung. Etwa einmal die Woche geht Sohn1 direkt nach der Schule einen Freund besuchen und anschließend zum Sport. Zuhause ist er dann gegen 19 Uhr, etwa 11,5 Stunden, nachdem er morgens das Haus verlassen hat. Und er wird gerade erst sieben. Je älter und selbständiger er wird, umso mehr Zeit wird er ohne uns unterwegs sein. Sohn2 ist theoretisch ebenfalls 6,5 Stunden betreut (praktisch ist er nicht gleich morgens um 7:30 Uhr dort) und mit Wegezeiten mindestens 7 Stunden unterwegs. Oft schläft er nachmittags ein. Wir reden hier beim „nicht selbst um die Kinder kümmern“ also um 2,5 bis 3 Stunden täglich, in denen die Kinder frei wären für Kümmern und in denen ich nicht da bin. Gut, wir haben auch noch Sohn3, der bisher nicht in den Kindergarten geht und deshalb die volle Zeit (minus Mittagschlaf) zum Kümmern verfügbar ist. Da die U3-Gruppe in unserem Kindergarten letztes Jahr geschlossen wurde (ja, hier auf dem Land gab es zu viele Betreuungsplätze), ist Kindergarten im Moment auch keine Option. Er würde aber gerne gehen, das könnt ihr mir glauben. Und dann gälte das ganze auch für ihn.

Um zum Punkt zu kommen: Sich um Kinder zu kümmern ist nicht gleichbedeutend damit, sich mit den Kindern gleichzeitig am gleichen Ort aufzuhalten. Man kann sich nämlich auch erstaunlich gut NICHT um Kinder kümmern, obwohl man anwesend wäre. Es kümmert mich IMMER, wie es unseren Kindern geht. Tag und Nacht. Ich muss nicht zuhause sein, um Termine für die Kinder zu machen oder Fahrdienste abzuklären. Sich um Kinder kümmern heißt nicht, den ganzen Tag neben ihnen zu sitzen und ihre Händchen zu halten. Wenn man mir also mal wieder jemand durch die Blume unterstellen will, ich würde mich zugunsten meiner Karriere (muahaha) nicht um die Kinder kümmern, kann ich nur wissend lächeln. Die wissen nämlich nichts!

Partnerschaftlich geteilt?

Bei der Kindererziehung und Rollenverteilung werden in letzter Zeit immer wieder die unsichtbaren Aufgaben thematisiert. Das nuf hat gestern eine schöne Liste von Fragen veröffentlich, um herauszufinden, ob man die Aufgaben im Haushalt tatsächlich so partnerschaftlich verteilt hat, wie man denkt.
Für uns habe ich die Fragen mal beantwortet und zur besseren Übersicht eingefärbt. Die Dinge, die hauptsächlich ich mache, sind rosa, die Dinge, die hauptsächlich D. macht hellblau (ein bisschen Klischee darf sein). Dinge, die wir beide tun, sind grün gefärbt und Dinge, die andere für uns tun orange. Wie man sehen kann, sind die Tätigkeiten bei uns beinahe gleich verteilt, wobei D. sogar mehr der genannten Aufgaben übernimmt. Das liegt daran, dass ich die Erwerbsarbeit leiste und er große Teile der Erziehungsarbeit und deshalb mehr Zeit zuhause verbringt.
Als Zusatzfragen stehen da noch:
Und dann: Wie oft tut er/sie das?
Und: Tut er/sie das ohne Aufforderung?
Und: Erledigt er/sie die Aufgaben ohne Zuarbeit und Nacharbeit?
Dazu kann ich nur sagen: eigentlich wird bei uns wenig über die Aufgabenverteilung diskutiert. Jeder macht seinen Teil ohne Aufforderung, mit üblicher Vorarbeit (z.B. Wäsche in die Tonne, Einkaufswünsche anmelden,…) und immer dann, wenn es nötig ist. Dazu gehört natürlich, die Gelassenheit zu haben, den anderen die Dinge so tun zu lassen, wie er es möchte.
Hier also die Antworten:
Wer putzt das Klo? meistens ich
Wer putzt die Fenster? meistens er
Wer wäscht die Wäsche? ich
Wer hängt sie auf? meistens ich
Wer faltet sie? ich
Wer räumt sie in den Schrank? ich
Wer bügelt? er, wenn es was zu bügeln gibt
Wer steht am Wochenende mit den Kindern auf? ich
Wer überzieht die Betten? er
Wer macht die Einkaufsliste? er
Wer plant was gegessen wird? er
Wer gießt die Blumen? er
Wer näht kaputte Kleidungsstücke? Oma
Wer bringt den Müll runter? beide
Wer macht die neue Mülltüte in den Mülleimer? der, der ihn leert
Wer saugt? beide
Wer wischt den Staub? haha, der war gut. Ruhender Staub stört nicht!
Wer wischt den Boden? meistens ich
Wer wischt die Schränke mal aus? er
Wer kümmert sich rechtzeitig um die Geburtstags/Weihnachtsgeschenke? ich für Freunde der Kinder, er für unsere Kinder
Wer denkt an die Geburtstage der Verwandtschaft? jeder an die der eigenen Verwandtschaft
Wer achtet darauf dass die Schuhe der Kinder passen? beide
Wer besorgt neue Schuhe? Opa
Wer macht den Großeinkauf? er
Wer besorgt alle paar Tage frische Sachen wie Obst und Gemüse? er
Wer kauft Windeln? beide, weil man da zu dm fahren muss und wir das meistens gemeinsam machen
Wer geht zum Elternabend? ich
Wer sortiert die kaputte und nicht passende Kleidung der Kinder aus? ich, weil ich die Wäsche mache
Wer schneidet den Kindern die Fingernägel? ich
Wer denkt an die U-Untersuchung? ich (meistens)
Wer geht mit den Kindern zur U-Untersuchung? der, bei dem es besser passt
Wer repariert ein kaputtes Fahrrad? ich (bin ja schließlich die Hausingenieurin)
Wer schaut nach der Wechselwäsche im Kindergarten? beide
Wer entrümpelt das Kinderzimmer? er
Wer macht den Ofen sauber? er
Wer macht jeden Morgen die Schulbrote? ich
Wer räumt die Spülmaschine aus? er
Wer räumt sie ein? er (außer am Wochenende, da mach ich das manchmal)
Wer macht die Spülmaschine regelmäßig sauber? er
Wer erledigt die Behördengänge? beide
Wer denkt an ablaufende Fristen? ich, weil ich ein ausgeprägtes Termingedächtnis habe. Ich kann mich noch an Geburtstage von Menschen erinnern, die ich seit der Grundschule kaum gesehen habe.
Wer kocht? er
Wer deckt den Tisch? er
Wer räumt den Tisch ab? er
Wer macht die Schuhe sauber? er
Und bei Euch so?

Was ich alles nicht mache…

… oder warum ich diese Meckerposts über die eigenen Ehemänner nicht verstehe.

In einem Haushalt mit Kindern fällt unendlich viel Arbeit an. Oft hört man dann die Mütter meckern, dass sie alles tun müssten und die Männer faul sind. Ich weiß nicht, ob ich jetzt ein positives Vorzeigemodell geheiratet habe oder ob es an unserer Familiensituation mit arbeitender Mutter und Hausmann liegt, aber in unserem Haushalt, gibt es unzählige Dinge, die ich nie oder nur selten tue. Und ich habe sicher nicht das Gefühl nichts zu tun, sondern rotiere auch den ganzen Tag. Hier also mal eine kleine Auswahl der Dinge, die ich nicht tue:

  • Einkaufen und Kochen: Ich glaube ich erwähne nicht zum ersten Mal, dass ich in den letzten 14 Jahren so selten gekocht habe, dass man es vermutlich noch an zwei Händen abzählen kann. D. kümmert sich darum und kocht sehr gut. Auch das Einkaufen fällt nur selten in meinen Aufgabenbereich und ohne klare Anweisungen (aka Einkaufszettel), stehe ich da eher planlos in der Gegend rum. Wenn ich nicht weiß, was wann gekocht wird, weiß ich eben auch nicht, was gebraucht wird.
  • Mülltonnen: D. kümmert sich immer darum, dass die richtige Mülltonne am richtigen Tag draußen steht und der passende Müll vorher noch reingepresst wurde. Mehrmals habe ich Montag früh panisch die Haustür aufgerissen, weil ich dachte, wir hätten die Mülltonne vergessen, und jedesmal steht sie schon brav an der Straße. Und seit D. einen Führerschein hat, übernimmt er auch kommentarlos die Fahrten zum Häckselplatz oder Wertstoffhof.
  • Terrasse und Flur: Ich glaube ich habe diesen Sommer nicht ein einziges Mal auf der Terrasse aufgeräumt und gefegt. Auch das Staubsaugen im Flur mache ich nur äußerst selten
  • Holz: D. kümmert sich drum, dass Brennmaterial da ist, zerkleinert zu große Stücke, kümmert sich ums Hoch- und Runtertragen und heizt den Ofen.
  • Warmwasser: D. hat im Blick, wann die Kinder in die Badewanne müssen und drückt rechtzeitig den Knopf am Warmwasserbereiter. Der macht nämlich standardmäßig so wenig Wasser, dass es nur für zwei Personen reicht. An Badetagen brauchen wir mehr davon.
  • Bettwäsche: Jedesmal, wenn ich denke, die Betten müssten auch mal wieder frisch bezogen werden, hat D. das schon erledigt. Ganz ohne Aufforderung.
  • Fenster: Ich glaube ich habe seit wir im Haus wohnen (seit fast 4 Jahren) einmal einen Teil der Fenster geputzt.

Edit: Ich wurde darauf hingewiesen, dass da noch mehr relevante Dinge sind, die ich nicht mache:

  • Urlaubsplanung: Mein Part bei der Urlaubsplanung ist, an geeigneter Stelle „Ja, sieht schön aus da!“ zu sagen und (bisher) den Mietwagen zu fahren. Ich kann mir sicher sein, dass D. dann sämtliche in Frage kommenden Wohnungen im Urlaubsort begutachtet hat und die Anreisetermine mit den Flugdaten so angepasst hat, dass es für uns am günstigsten ist. An- und Abfahrt zum Flughafen sind ebenfalls geplant und Koffer nach den Gepäckregelungen der jeweiligen Airline ausgesucht. Besser als jedes Reisebüro und viel günstiger!
  • Klamottenkauf: Ich steh ja nicht so auf Shopping. Deshalb ist es auch sehr angenehm, dass immer mal wieder Pakete mit Hosen und Shirts für mich ankommen, die D. bestellt hat. Was passt und gefällt wird behalten, der Rest zurückgeschickt. In der Regel bestellen wir reduziert oder Second Hand. Auch bei den Kindern hat er im Blick was fehlt und kümmert sich drum. Mein Part hier ist lediglich hin und wieder das Überweisen von Rechnungen.

    Und nur damit hier nicht der Eindruck entsteht, ich wäre die faule Mutter, analog zu den faulen Vätern, hier eine Liste der Dinge, die ich tue:

    • Morgengestaltung: Ich mache morgens für alle die Brotdosen, ziehe die Kinder an oder scheuche sie zum anziehen und schicke/bringe die Kinder rechtzeitig und hoffentlich vollständig ausgerüstet weg. Allerdings kommt es auch manchmal vor, dass ich morgens nicht da oder schon weg bin. Dann macht D. das alles.
    • Termine: Ich habe auch so grob die Termine der Kinder in Kindergarten und Schule im Kopf, damit ich weiß, wer wann was mitbringen soll.
    • Wäsche: Ich sortiere und wasche die Wäsche, hänge auf, was aufgehängt werden muss, falte die Wäsche und räume sie weg. Das ist bei einer fünfköpfigen Familie nicht gerade wenig. Oft wasche ich am Wochenende fünf bis sechs Maschinen. Wenn ich weiß, dass am Wochenende keine Zeit ist, wasche ich unter der Woche. Meistens programmiere ich die Waschmaschine abends für morgens und morgens für Abends.
    • Steuer/Finanzen/Schriftverkehr: Ich bin außerdem zuständig für den ganzen Behördenquatsch und die Steuererklärung. Das raubt schon auch einige Abende.
    • Krankheiten/Verletzungen: Ich kümmere mich meistens um die Arztbesuche der Kinder, klebe, sofern ich zuhause bin, Pflaster auf, versorge blutende Wunden und angestoßene Köpfe. Das liegt daran, dass ich beim Umgang mit Blut gelassener bin und nicht selbst gleich blass werde. Das gleiche gilt auch für Spritzen beim Arzt.

    Die restlichen Aufgaben verteilen sich je nachdem, wer grade Zeit hat. Aufräumen und Staubsaugen macht man, wenn’s gerade reinpasst. Ich putze öfter das Bad, D. dafür öfter die Küche. Die Spülmaschine macht unter der Woche D. und am Wochenende ich.

    Ich bin auch gar kein Verfechter von „jeder muss alles können“. Warum sollten sich z.B. zwei Personen mit der Steuererklärung rumplagen und warum sollte eine/r kochen, dem/der das keinen Spaß macht und dann auch noch das Ergebnis schlechter ist. Ich bring mein Auto ja auch in die Werkstatt und bestehe nicht darauf, dass ich das selbst reparieren können muss. Allerdings gibt gibt es grundlegende Dinge, die beide Partner können sollten. So, wie jeder auch lesen und schreiben können sollte, auch wenn er nicht selbst ein Auto repariert. Dazu gehört das Versorgen der Kinder: anziehen, essen, sauberhalten. Ich verstehe die Mütter (in der Regel sind es die Mütter die meckern) nicht, die sich dann beschweren, dass die falsche Strumpfhose angezogen wurde, die Brotdose falsche gepackt wurde und am Ende noch die Jacke im Kindergarten liegen blieb (wo der Vater dann nicht mal wusste, dass sie überhaupt dabei gewesen ist). Da gibt es nämlich kein falsch, solange es den Kindern gut geht.

    Ich sehe nun bei diesen Väterbashing zwei Dinge, die schief laufen. Zum einen ist es dieses Fremdwahrnehmung – Selbstwahrnehmungsproblem. Die Mütter haben das Gefühl „alles“ zu machen. Ich bin aber überzeugt, die Väter denken auch, dass sie viel für die Familie leisten. Wie sich die Belastung individuell anfühlt, kann man nun mal nicht wissen. Es hilft aber, wenn man sich immer mal wieder vor Augen hält, was man alles nicht macht. Das sind nämlich die Dinge, die der Partner tut. Still und leise und ohne meckern. Was aber sicher nicht hilft, ist drüber im Internet zu meckern, womit wir auch beim zweiten Punkt wären. Warum sagen die Frauen dem Partner nicht einfach, was ihrer Meinung nach schief läuft? Manchmal lassen sich Dinge ganz einfach lösen.

    Was ich allen empfehle, ist eine große Portion Gelassenheit. Der Partner hat dem Kind den Ringelbody zur Ringelhose angezogen und wie sieht das denn aus?! Na und?! Der Partner hat die Brotdosen der Kinder vertauscht? Was soll’s?! Der Partner hat vergessen, dass das Kind nicht um 8:15 Uhr mit den Großen zum Turnen geht, obwohl man es MEHRMALS gesagt hat? So what!? Das Kind ist angezogen, pünktlich und mit Vesper abgeliefert. Wen interessieren da die Details? Mich zumindest nicht.

    Neulich war ja Equal Pay Day. An diesem Tag wird darauf hingewiesen, dass Frauen noch immer 22% weniger verdienen als Männer. Wir wissen ja schon, es liegt, wie immer, an der Frauen selbst. Die suchen sich die falschen Berufe aus, verhandeln schlechter und arbeiten gerne in Teilzeit. Ja ja, bla bla. Ich arbeite nun ja im öffentlichen Dienst. Wie man hört, sei das da ein Paradies für Frauen. Die würden bei gleicher Eignung bevorzugt eingestellt und Gehaltsunterschiede gäbe es ja keine, weil die Gehaltstabelle da wenig Spielraum lässt. Das mit dem bevorzugten Einstellen von Frauen steht in den Stellenanzeigen. Wenn jemand keine Frau einstellen will, stellt er trotzdem keine ein. Gründe dafür findet man immer, auch wenn man die nicht nur seinem eigenen Gewissen, sondern einer Gleichstellungsbeauftragten erläutern muss. Aber eigentlich wollte ich auf die Unterschiede in den Gehältern hinaus. Ich arbeite dieses Jahr seit 10 Jahren im öffentlichen Dienst. Aufgrund von drei (kurzen) Elternzeiten und der BAT-TV-L-Umstellung 2006, verdiene ich aktuell weniger als KollegInnen, die zwei Jahre nach mir angefangen haben. So gerecht ist also die Tabelle. Seit der Umstellung auf TV-L richtet sich das Gehalt nicht mehr nach dem Lebensalter, sondern nach dem Dienstalter. Und beim Dienstalter werden Zeiten der Elternzeit abgezogen. Jedesmal, wenn ich nach der Elternzeit meine erste Gehaltsabrechnung in der Hand halte, sehe  ich, dass das Datum für den nächsten Stufenaufstieg sich mal eben um ein paar Monate nach hinten verschoben hat. Dazu gibt es sogar schon Gerichtsurteile. Das sei ok so, weil man ja keine (beruflichen) Erfahrungen gesammelt habe. Mich ärgert das. Mich ärgert es, weil ich in den Monaten der Elternzeit trotzdem immer mal bei der Arbeit war. Ich habe dienstliche Mails gelesen und beantwortet, habe mit Baby an Besprechungen teilgenommen, habe Vorträge gehalten und bin für Messungen vorbei gekommen. Ich finde ich habe also durchaus berufliche Erfahrungen gesammelt. Dazu kommen noch die Erfahrungen, die man zuhause sammelt. Ich meine damit nicht die oft augenzwinkernd geäußerten Fähigkeiten zum Streitschlichten oder diskutieren mit uneinsichtigen Partnern (obwohl das auch nicht zu unterschätzen ist). In erster Linie lernt man mit Kindern sehr viel über Arbeitsorganisation. Wenn am Ende des Tages drei Kinder glücklich mit gefüllten Mägen und geputzen Zähnen im Bett liegen sollen, die Wohnung nicht völlig im Chaos versinken und die Wäsche gewaschen sein soll, braucht man schon etwas Organisation. Man sortiert die Aufgaben im Kopf nach Wichtigkeit, schaltet Vorgänge, die alleine laufen an, und lässt sie laufen, während man anderes tut. Man schaut, dass kein Leerlauf entsteht und die Zeit optimal genutzt wird. So ein Tag ist nämlich am Ende doch ganz schön kurz. Und diese neue Effizienz nimmt man dann auch mit zur Arbeit. Ich habe im Moment viel zu tun und deshalb immer im Kopf, was noch zu tun ist und wann ich das in meine kurze Arbeitszeit presse. Länger bleiben geht nicht immer, da ich manchmal die Jungs vom Kindergarten abhole. Arbeit mit nach Hause nehmen ist mit Kindern auch utopisch. Ich bewundere jeden, der im Homeoffice irgendwas auf die Reihe kriegt. Ich könnte nur abends arbeiten und da bin ich im Moment für kaum was zu gebrauchen. Und weil das so ist, muss ich alles innerhalb meiner Arbeitszeit fertig kriegen. Und wenn es sein muss, dann klappt es auch. Deshalb ärgere ich mich, wenn mir erzählt wird, ich hätte in meinen insgesamt 14 Monaten Elternzeit keine Erfahrungen gesammelt. Dass ich deshalb weniger Geld verdiene, empfinde ich als ungerecht. Vor allem, da Zeiten längerer Krankheit, in denen man ja auch keine beruflichen Erfahrungen sammelt, anders behandelt werden. Da in der Regel die Frauen den Großteil der Elternzeit in Anspruch nehmen, trifft diese Ungerechtigkeit auch in erster Linie die Frauen. Aber daran sind wir ja letztlich auch wieder selbst schuld, oder? Schließlich zwingt uns keiner zum Kinder kriegen.

    Manchmal fragt man sich, wo sie herkommt, die Angst der Männer vor den Frauen. Heute morgen ging es im Deutschlandfunk darum, dass die Uni Leipzig und nun auch die Uni Potsdam in ihrer Verfassung bzw. Geschäftsordnung nur noch weibliche Bezeichnungen für Ämter und Positionen verwenden. Was soll das, kann man sich natürlich fragen. Haben wir nicht ganz andere Probleme bei der Gleichstellung der Geschlechter als die sprachliche? Allerdings bin ich vom „haben wir keine anderen Probleme?!“-schreien abgekommen. Was ein dringend zu lösendes Problem ist, ist sehr subjektiv und für jedes gelöste Problem gibt es unzählige ebenso große ungelöste. „Haben wir keine anderen Probleme“ zu schreien, ist in den seltensten Fällen hilfreich. Ich persönlich bin kein Fan von innen-I und auch nicht von der unnötigen geschlechtergetrennten Ansprache, wie sie Politikern schon in Fleisch und Blut übergegangen ist („Liebe Bürgerinnen und Bürger…“). Meistens stört es mich nicht, wenn nur von Professoren, Mitarbeitern oder Studenten die Rede ist. Obwohl man das mit den Studenten schon gelöst hat, in dem sie jetzt einfach Studierende heißen. Es stört mich nicht nur nicht, es ist mir oft schlicht egal. Und wenn dann netterweise eine Fußnote am Ende steht, die mir mitteilt, dass männliche Bezeichnungen auch für Frauen gelten, dann war mir das schon vorher klar, aber es ist nett, dass jemand darauf hinweist. Und genau an diesen Stellen wollen die beiden Unis nun eben Professorinnen und Mitarbeiterinnen schreiben und in der Fußnote drauf hinweisen, dass die weiblichen Bezeichnungen auch für Männer gelten. Ich finde es nicht schlecht. So schafft man ein Bewusstsein dafür, dass Frauen auch Teil der Wissenschaftswelt sind. Und es ist so einfach und tut keinem weh. Sollte man meinen. Aber dann hörte ich heute morgen einen Redakteur vom Cicero dazu. Der wetterte über „Vergewaltigung der Sprache“. Warum ein kleines „in“ gleich die ganze deutsche Sprache vergewaltigen soll, weiß ich auch nicht. Frau Professorin Fay von der Uni Potsdam wies darauf hin, dass es sich lediglich um die Formulierung in der Geschäftsordnung handelt und es keinesfalls dazu komme, dass Professoren mit „Herr Professorin“ angesprochen würden, wie es die Presse ja gerne so reißerisch als Schlagzeile wählt. Der Herr vom Cicero war den Argumenten gegenüber ziemlich resistent. Das sei ja nur der Anfang und das ziehe doch andere Änderungen nach sich. Ich musste sehr schmunzeln. Wovor hat der Herr den Angst? Dass ein „in“ an einem Wort gleich die Männer entmachtet und das Matriarchat ausgerufen wird? Er sprach davon, die Frauen wollten es den Männern heimzahlen, dass bisher immer die männliche Schreibweise verwendet wurde und die Frauen nur in der Fußnote erwähnt wurden. Aber es geht hier nicht ums Heimzahlen und auch nicht ums Kämpfen. Den meisten Frauen, die ich kenne, ist es herzlich egal, ob da Professor/Mitarbeiter oder Professorin/Mitarbeiterin steht. Warum nur ist es den Männern nicht egal?

    Die Sendung zum Nachhören gibt es hier.

    Frauen wird ja immer unterstellt, sie hätten Unmengen Schuhe und Taschen. Auf mich trifft das nicht zu. Meine Schuhauswahl besteht aus den Schuhen, die ich gerade anziehe, bis sie komplett runter sind und diversen Schuhen, die ich davor immer anhatte und die kurz vor komplett runter sind. Dann hab ich ein paar „anständige Schuhe“. Die Schuhe für jeden Tag sind bei mir Sneakers (genauer: Skateschuhe), bevorzugt in schwarz (und in letzter Zeit fast immer von C1rca, falls es jemanden interessiert). Die „anständigen Schuhe“ sind meist unspektakuläre schwarze Halbschuhe mit etwas Absatz, die ich bei Kundenterminen oder auf Konferenzen anziehe (und nur ganz selten mal „privat“). Wichtig ist hier: man muss damit gut laufen können. Dann hab ich noch aktuell zwei paar „schicke Schuhe“, also solche, die ich anziehen kann, wenn es mal irgendwo festlicher ist und mir die „anständigen Schuhe“ zu spießig sind. Eins davon ziehe ich sogar manchmal ohne Anlass an, z.B. wenn ich eine Hose mit so langen Beinen anziehe, dass ich hohe Schuhe brauche. Und dann hab ich noch ein Paar Sandalen. Und Sandalen sind ein grausiges Thema. Die hab ich im Sommer ständig an, d.h. man muss damit wirklich gut laufen können. Für mich heißt das, die Sandalen müssen flach sein UND einen Riemen um die Ferse haben. Und diese Kombination ist leider viel zu selten, vor allem, wenn man weder Glitzersteinchen noch Ledertroddeln an den Schuhen will. Meine aktuellen Sandalen habe ich vor drei Jahren im Urlaub gekauft, als meine vorherigen Sandalen auseinandergefallen sind. Und so sehen die aktuellen Sandalen auch aus. Als würde ich sie seit drei Jahren totlatschen. Also brauch ich eigentlich neue. Ich stand auch schon ein paar mal im Schuhladen und hab das Angebot angeschaut. Gibt einfach nix. Also hoffe ich, dass meine Sandalen noch etwas mitmachen und mir irgendwann ein akzeptables Paar über den Weg läuft.

    Und ähnlich wie das Schuhthema, ist es auch mit Taschen. Ich habe eine Tasche, die ich immer nehme und diverse alte, die ich vorher immer genommen habe. Meine aktuelle Tasche benutze ich inzwischen seit mehr als drei Jahren. Sie ist, wie auch meine vorherige, eine Emily the Strange Tasche. Wer Emily the Strange nicht kennt, folge dem link oder begnügt sich mit der, wie ich finde sehr treffenden, Beschreibung, die ein Freund von mir neulich dafür hatte: Emily the Strange ist Hello Kitty für Gruftis. Der Magnetverschluss meiner Tasche ist schon vor zwei Jahren kaputt gegangen und langsam löst sie sich an verschiedenen Stellen auf. Schade, die mag ich nämlich sehr. Hochkant passt A4 rein und trotzdem ist sie nicht so groß wie die querformatigen messenger bags. Ich krieg meistens problemlos alles rein, was ich brauche, auch mal Windel und Feuchttücher, wenn ich mit den Kindern unterwegs bin, oder mein Netbook. Und außerdem steht außen drauf „Be all you can’t be“. Und den Spruch mag ich. Manchmal ist es wichtig zu wissen, dass man alles sein kann, völlig egal was Konventionen oder äußere Zwänge einem erzählen. Es ist mir, glaube ich, schon länger nicht mehr passiert, dass mir jemand sagte, ich könne etwas nicht. Erinnern kann ich mich konkret an meinen Lehrer im Erdkunde LK, der mir Ende der zwölften Klasse sagte, ich könne ja nur auswendig lernen und würde bestimmt schlechtere Noten schreiben, wenn es mal ums Verständnis ginge. Und als ich dann die kursbeste Abiklausur geschrieben hab, war das für mich schon eine Genugtuung. Und als er mir erzählte, wie stolz er sei, dachte ich nur für mich: „Schön für Dich, aber Dein Verdienst ist meine Leistung nicht!“ Der nächste, an den ich mich erinnere, war mein Prof, bei dem ich meine Diplomarbeit geschrieben habe. Der hat mir gesagt, dass er nicht glaubt, dass ich eine Promotion schaffen kann und er mir deshalb keine Stelle anbieten will (wobei er mich schon in einen Projektantrag rein geschrieben hatte). Fairerweise muss ich gestehen, dass er dazu gesagt hat, dass er sich mit seiner Einschätzung da auch schon mal verschätzt hat. Bei mir wohl auch, denn promoviert habe ich inzwischen erfolgreich und wenn man die Elternzeit, die zwischen Abgabe und Prüfung lag, abzieht, in dreieinhalb Jahren, was für die Ingenieurwissenschaften recht flott ist. Deshalb mag ich „Be all you can’t be“. Vielleicht will mir ja mal wieder jemand erzählen, was ich nicht kann, dann verweise ich einfach auf meine Tasche. Aber genug abgeschweift. Meine Tasche geht kaputt und ich muss mich wohl mal damit beschäftigen, was ich die nächsten Jahre mit mir rumtragen will.

    Da wünsch ich mir manchmal Klischeefrau zu sein und einfach über eine Unmenge an Schuhen und Taschen zu verfügen, so dann man nur aus dem heimischen Bestand wählen muss.

    P.S.: Habe ich gerade echt soviel über Schuhe und Taschen geschrieben? Aaaaahhhh!

    Och menno, Frau Schröder!

    Unsere aktuelle Familienministerin Kristina Schröder macht mir Kopfzerbrechen. Ich würde mich echt gerne mal mit ihr unterhalten, weil ich gerne wüsste, was jemand in meinem Alter dazu gebracht hat, so zu sein. Es fängt an mit der Frauenquote, die sie nicht für so wichtig hält, sie verbindlich einzuführen. Ihre Argumentation „Ich und meine Freundinnen haben es ja auch so geschafft.“ Deshalb hat sie auch was gegen Feminismus oder hält ihn nicht für wichtig. Nur leider stehen sie und ihre Freundinnen nicht für alle Frauen. Und vielleicht sitzt sie auch nur auf dem Posten, weil sie eine Frau ist. Neulich sagte meine Chefin, sie sei auch mal so naiv gewesen zu glauben, man hätte als Frau in einem männlich dominierten Umfeld keine Nachteile und man müsse sich eben nur anstrengen. Aber immer wieder sieht man, dass Männer, die sich weniger anstrengen stattdessen befördert werden. Wenn man den Gesichtsausdruck vieler älterer Herren in der Chefetage sieht, wenn man mit einem Säugling in Besprechungen auftaucht, wenn die Chefs glauben, die Weiterbildung von Müttern lohnt nicht, weil die eh nicht mehr flexibel und verfügbar sind, wenn man auf Fachtagungen ungläubig gefragt wird, ob man seine Kinder „so lange allein“ lassen könne, dann glaubt man irgendwann nicht mehr, dass Männer und Frauen gleichgestellt sind. Und wenn man dann noch zu hören kriegt, im öffentlichen Dienst würden Frauen bevorzugt behandelt, kann man nur noch den Kopf schütteln. Und dann haben wir da diese Familienministerin, die selbst ein Kind hat. Da ist mal eine, die das alles selbst erlebt in einer Position etwas zu ändern. Und was macht sie? Will nach der Wahl nicht mehr Ministerin sein, weil sie mehr Zeit für ihr Kind will. Ich weiß nicht, ob ich schreien soll oder in die Tischplatte beißen. Ich bin sicher, dass das Ministeramt sich schwer mit Kindern vereinbaren lässt, aber statt sich einfach zurück zu ziehen, hätte sie auch versuchen können, die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass es geht. Wie wäre es denn mit MinisterInnen in Teilzeit? Warum keine Jobsharingkonzepte für MinisterInnen? Da gäbe es dann gleich doppelt so viele Posten zu vergeben. Warum keine rechtlichen Rahmenbedingungen für das Mitnehmen von Kindern (zumindest unter drei Jahren) und Begleitpersonen auf Dienstreisen schaffen. Hiermit wäre nicht nur Politikern sondern auch uns Wissenschaftler geholfen. Da ist es nämlich besonders schlecht, wenn man ein halbes oder ein ganzes Jahr die Fachtagungen verpasst, weil man ein Stillkind hat. Alles wäre so einfach, wenn das Kind einfach dabei sein könnte und am besten noch jemand, der das Kind stundenweise übernimmt. Das alles selbst zu bezahlen, überlegt man sich natürlich sehr gut. Warum nicht dafür Mittel bereitstellen? Und nein, der Besuch einer Fachtagung wäre kein vom Staat finanzierter Familienurlaub. Aber klar, unsere Ministerin macht das, was die Frauen schon immer gemacht haben. Die Karriere zurückstellen für die Kinder. Dabei hätte sie dazu beitragen können, dass Kinder und Karriere keine Gegensätze mehr sind, sondern Karriere nicht trotz, sondern mit den Kindern zu machen ist.

    Gestern schrieb ich darüber, warum viele Frauen gerne Hausfrauen und Mütter sind. Natürlich trifft das nicht auf alle Mütter zu und manch eine empfindet die angeführten Vorteile als Nachteile.

    Ergebnisse der eigenen Arbeit sind schnell sichtbar Ergebnisse der eigenen Arbeit sind schnell zunichte gemacht
    Der Erfolg von Putzen, Waschen und Kochen ist nur sehr temporär sichtbar. Schneller als man schauen kann ist wieder mal vors Klo gepinkelt, das Essen runtergeschlungen (oder schlimmer: verschmäht) und die nächste Garnitur Klamotten mit Matsch/Tomatensoße/Wasserfarbe verkleckert.

    Man ist sein eigener Chef Man muss alles entscheiden
    Wenn man in der Position ist, alles zu entscheiden, ist man auch für die Konsequenzen verantwortlich. Das ständige Abwägen möglicher Konsequenzen kann sehr nervenaufreibend und verunsichernd sein.

    Man ist Experte Man weiß nie genug
    Zwangsläufig hat man mit anderen Eltern zu tun, die selbstverständlich ebenfalls Experten sind. Man wird permanent mit neuesten Studien und fremden persönlichen Erfahrungen konfrontiert und stellt sein eigenes Wissen infrage. Unsicherheit ist die Folge.

    Langeweile gibt es nicht Man ist nie fertig
    Setzt man sich nach getaner Arbeit hin, weiß man, dass irgendwo noch ein Berg Schmutzwäsche lauert oder die Spülmaschine ausgeräumt werden muss.

    Mittagsruhe ist nicht verwerflich Ohne Mittagschlaf geht gar nichts mehr
    Auf Abruf zu allem bereit von 0 bis 24 Uhr täglich. Kein Wochenende zum Ausschlafen (Anmerkung für Kinderlose: Ausschlafen ist alles was später als 8 Uhr ist.) Da ist der Mittagschlaf kein Geschenk, sondern schlicht eine Notwendigkeit.

    Arbeit im Freien Auch bei Regen muss man raus
    Kleine Kinder haben oft noch keinen Begriff von gutem oder schlechten Wetter. Bei Regen kann man herrlich in Pfützen platschen und im Sand matschen. Man selbst steht daneben und friert, weil man keine wasserdichte Kleidung hat, und denkt schon daran, dass man die nassen, matschigen Kinder dann wieder baden und umziehen muss.

    “Kunden”resonanz ist direkt und ehrlich „Kunden“resonanz ist unverhältnismäßig
    Eltern von trotzenden Kindern kennen es: man macht alles so, wie das Kind es wollte und es ist doch nicht richtig. Da wird dann geheult, gejault und gezetert, als hätte man das Lieblingsspielzeug zertreten. Beim gefühlt hundertsten Trotzanfall am Tag zerrt das an den Nerven.

    Kein Bangen um Folgeaufträge Unliebsame Aufträge wird man nie los
    Auch nach einem Streit muss man doch wieder die Windeln wechseln, das Essen zubereiten und die liebe Mama sein.

    Freie Zeiteinteilung bei fast allen Tätigkeiten Es gibt keinen Feierabend
    Da Arbeit und Freizeit nicht klar getrennt sind, ist man auch nachts zuständig, wenn mal wieder ein Bett nassgepinkelt oder ein Schnuller verloren ist. Ein schlechter Traum des Nachwuchses nimmt auch keine Rücksicht auf die Sendezeiten von Lieblingsserien der Eltern (DVDs sind ein Segen!). Bereitschaftsdienst 24/7.

    Fehler sind kaum nachzuweisen Zweifel sind immer da
    Ob man wirklich alles richtig gemacht hat, weiß man erst nach vielen Jahren. So gibt es viele Momente wo man an eigenen Entscheidungen zweifelt und fürchtet seinem Kind mit einer falschen Entscheidung für immer geschadet zu haben.

    Unterschiedliche Menschen empfinden die gleichen Dinge ganz unterschiedlich. Es gibt kein Lebensmodell, das für alle gelten kann. Es gibt Mütter, die gerne arbeiten und es gibt Mütter, die gerne zuhause bleiben. Wünschenswert wäre ein Modell, das jeder Familie das Lebensmodell ermöglicht, das sie sich wünscht. Ich glaube nicht, dass bei der Einführung einer angemessenen Entlohnung für Familienarbeit keine Frau mehr arbeiten wollen würde. Genauso wenig glaube ich, dass die Einführung einer flächendeckenden flexiblen Kinderbetreuung alle Frauen dazu brächte Vollzeit zu arbeiten. Vielleicht sollte man es mal probieren eine echte Wahlfreiheit zu schaffen. Ganz ohne Verunglimpfungen  a la Betreuungsgeld = Herdprämie oder Berufstätigkeit = Selbstverwirklichung. Mich würde interessieren was dabei herauskäme.

    Immer wieder ist man erstaunt, wenn gut ausgebildete Frauen ihre Berufe für ein Dasein als Hausfrau und Mutter aufgeben. Dabei gibt es dafür einen ganz einfachen Grund: die Arbeitszufriedenheit als Hausfrau und Mutter ist, zumindest solange die Kinder noch klein sind, sehr hoch. Und da Frauen eher als Männer dazu neigen, für einen Job der sie erfüllt auf Geld zu verzichten, ist die Wahl Hausfrau und Mutter zu sein plötzlich nicht mehr so abwegig.

    Ergebnisse der eigenen Arbeit sind schnell sichtbar
    Beispiele: Kuchenteig machen=> Kuchen fertig in weniger als 2 Stunden, Staubsaugen => Boden sauber quasi sofort, Spülmaschine einräumen => Esstisch und Küche von Geschirr befreit, sofort, Geschirr gespült in (je nach Programm) unter zwei Stunden.

    Man ist sein eigener Chef
    Auch wenn es manchmal aussieht als hätten die Kinder das Sagen, ist es doch so, dass die Eltern entscheiden wann was gegessen wird, wann was im Fernsehen geschaut wird. Und wenn man eben gerade einfach überhaupt keine Lust hat Fussball zu spielen, dann spielt man eben nicht und macht Alternativvorschläge, die einem selbst angenehmer sind. Oder man schiebt eine andere Tätigkeit vor, die jetzt eben noch dringend erledigt werden muss, z.B. die Wäsche, die aufgehängt werden will.

    Man ist Experte
    Zweifelsohne kennt man die eigenen Kinder am Besten und ist hier der Experte. Expertenwissen lässt sich jedoch auch auf anderen Gebieten anhäufen. Im Bezug auf Beikosteinführung, Schlafverhalten, Stillen oder nicht, Süßigkeiten, Fernsehen, Plastikspielzeug weiß man plötzlich Bescheid. Kinderlose können da nur staunen und ganz gewiss nicht mit- oder reinreden.

    Langeweile gibt es nicht
    Man kommt selten in die Verlegenheit, dass alles getan ist und man gerade etwas Leerlauf hat. Im Zweifelsfall gibt es immer noch Dreckwäsche zu waschen oder irgendwas zu putzen. Und wenn man das auch alles erledigt hat, kann man sein Haus (oder den Garten) jahreszeitlich dekorieren oder sich beim Kuchen backen verkünsteln.

    Mittagsruhe ist nicht verwerflich
    Sind die Kinder noch klein, schlafen sie vermutlich noch mittags. Ganz ohne schlechtes Gewissen kann man sich dann auch hinlegen. Oder was Lesen. Oder Mist im Fernsehen anschauen.

    Arbeit im Freien
    Bei schönem Wetter kann man Stunden auf dem Spielplatz, im Schwimmbad oder im Garten verbringen und kriegt so eine natürliche Bräune, auf die jeder Solariumgänger neidisch wäre. Man muss zwar die Kinder im Auge behalten, aber man ist draußen und kriegt die Sonne ab, die man sonst sehnsüchtig durchs Bürofenster betrachten müsste.

    „Kunden“resonanz ist direkt und ehrlich
    Kinder sind in ihren Reaktionen meistens sehr direkt. Falscher Aufstrich auf dem Brot => sofortiges Gemecker und Geheule. Analysen und Befragungen zur Kundenzufriedenheit sind überflüssig. Man kann sofort seine Konsequenzen ziehen und aus Fehlern lernen.

    Kein Bangen um Folgeaufträge
    Auch wenn die spontane Reaktion der Kinder auf eine falsch ausgeführte Tätigkeit (z.B. das Ausschalten des Fernsehers) ist „Du bist niemals wieder mein bester Freund!“ muss man nicht fürchten bereits 10 Minuten später fürs ins Bett bringen nicht gebucht zu werden. Kinder sind treue Kunden.

    Freie Zeiteinteilung bei fast allen Tätigkeiten
    Abgesehen von ein paar festen Terminen (z. B. Kindergarten), von denen man sich einige noch selbst gemacht hat (z.B. Krabbelgruppen), kann man seine Tätigkeiten zeitlich frei einteilen. Es gibt keine Deadline für saubere Klos und gewaschene Wäsche. Und wenn das Wetter schön ist, kann man getrost mal alles liegen lassen und die Sonne genießen.

    Fehler sind kaum nachzuweisen
    Das einzige Langzeitprojekt sind die Kinder. Sollten die sich am Ende nicht wunschgemäß entwickeln, sind die Gründe dafür nicht eindeutig. Neben Eltern können auch Schule, Gesellschaft, Fernsehen  oder die individuelle Persönlichkeit dafür verantwortlich gemacht werden.

    In den Bereichen, in denen Studierte heute tätig sind, wird oft projektbezogen gearbeitet. Ergebnisse sieht man erst zum Projektende nach Wochen, Monaten oder gar Jahren. Arbeitszeiten sind, abgesehen von Gleitzeitregelungen, fest. Während der Arbeitszeit wird nicht geschlafen, aus dem Fenster gestarrt oder mit Freunden Kaffee getrunken. In der Regel hat man Vorgesetzte, muss Arbeiten termingerecht abgeben und die Konsequenzen für Fehler tragen. Im Kundenkontakt werden Probleme stets diplomatisch oder gar nicht angesprochen. Ist es da nun wirklich schwer zu verstehen, dass viele Frauen das Hausfrauendasein dem vorziehen?

    Anmerkung: Ich arbeite übrigens trotz der oben genannten Vorteile Vollzeit.

    (Und morgen dann: Warum Hausfrauen mit Kleinkindern mit ihrem Job unzufrieden sind!)