Unsere aktuelle Familienministerin Kristina Schröder macht mir Kopfzerbrechen. Ich würde mich echt gerne mal mit ihr unterhalten, weil ich gerne wüsste, was jemand in meinem Alter dazu gebracht hat, so zu sein. Es fängt an mit der Frauenquote, die sie nicht für so wichtig hält, sie verbindlich einzuführen. Ihre Argumentation „Ich und meine Freundinnen haben es ja auch so geschafft.“ Deshalb hat sie auch was gegen Feminismus oder hält ihn nicht für wichtig. Nur leider stehen sie und ihre Freundinnen nicht für alle Frauen. Und vielleicht sitzt sie auch nur auf dem Posten, weil sie eine Frau ist. Neulich sagte meine Chefin, sie sei auch mal so naiv gewesen zu glauben, man hätte als Frau in einem männlich dominierten Umfeld keine Nachteile und man müsse sich eben nur anstrengen. Aber immer wieder sieht man, dass Männer, die sich weniger anstrengen stattdessen befördert werden. Wenn man den Gesichtsausdruck vieler älterer Herren in der Chefetage sieht, wenn man mit einem Säugling in Besprechungen auftaucht, wenn die Chefs glauben, die Weiterbildung von Müttern lohnt nicht, weil die eh nicht mehr flexibel und verfügbar sind, wenn man auf Fachtagungen ungläubig gefragt wird, ob man seine Kinder „so lange allein“ lassen könne, dann glaubt man irgendwann nicht mehr, dass Männer und Frauen gleichgestellt sind. Und wenn man dann noch zu hören kriegt, im öffentlichen Dienst würden Frauen bevorzugt behandelt, kann man nur noch den Kopf schütteln. Und dann haben wir da diese Familienministerin, die selbst ein Kind hat. Da ist mal eine, die das alles selbst erlebt in einer Position etwas zu ändern. Und was macht sie? Will nach der Wahl nicht mehr Ministerin sein, weil sie mehr Zeit für ihr Kind will. Ich weiß nicht, ob ich schreien soll oder in die Tischplatte beißen. Ich bin sicher, dass das Ministeramt sich schwer mit Kindern vereinbaren lässt, aber statt sich einfach zurück zu ziehen, hätte sie auch versuchen können, die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass es geht. Wie wäre es denn mit MinisterInnen in Teilzeit? Warum keine Jobsharingkonzepte für MinisterInnen? Da gäbe es dann gleich doppelt so viele Posten zu vergeben. Warum keine rechtlichen Rahmenbedingungen für das Mitnehmen von Kindern (zumindest unter drei Jahren) und Begleitpersonen auf Dienstreisen schaffen. Hiermit wäre nicht nur Politikern sondern auch uns Wissenschaftler geholfen. Da ist es nämlich besonders schlecht, wenn man ein halbes oder ein ganzes Jahr die Fachtagungen verpasst, weil man ein Stillkind hat. Alles wäre so einfach, wenn das Kind einfach dabei sein könnte und am besten noch jemand, der das Kind stundenweise übernimmt. Das alles selbst zu bezahlen, überlegt man sich natürlich sehr gut. Warum nicht dafür Mittel bereitstellen? Und nein, der Besuch einer Fachtagung wäre kein vom Staat finanzierter Familienurlaub. Aber klar, unsere Ministerin macht das, was die Frauen schon immer gemacht haben. Die Karriere zurückstellen für die Kinder. Dabei hätte sie dazu beitragen können, dass Kinder und Karriere keine Gegensätze mehr sind, sondern Karriere nicht trotz, sondern mit den Kindern zu machen ist.