Immer wieder ist man erstaunt, wenn gut ausgebildete Frauen ihre Berufe für ein Dasein als Hausfrau und Mutter aufgeben. Dabei gibt es dafür einen ganz einfachen Grund: die Arbeitszufriedenheit als Hausfrau und Mutter ist, zumindest solange die Kinder noch klein sind, sehr hoch. Und da Frauen eher als Männer dazu neigen, für einen Job der sie erfüllt auf Geld zu verzichten, ist die Wahl Hausfrau und Mutter zu sein plötzlich nicht mehr so abwegig.

Ergebnisse der eigenen Arbeit sind schnell sichtbar
Beispiele: Kuchenteig machen=> Kuchen fertig in weniger als 2 Stunden, Staubsaugen => Boden sauber quasi sofort, Spülmaschine einräumen => Esstisch und Küche von Geschirr befreit, sofort, Geschirr gespült in (je nach Programm) unter zwei Stunden.

Man ist sein eigener Chef
Auch wenn es manchmal aussieht als hätten die Kinder das Sagen, ist es doch so, dass die Eltern entscheiden wann was gegessen wird, wann was im Fernsehen geschaut wird. Und wenn man eben gerade einfach überhaupt keine Lust hat Fussball zu spielen, dann spielt man eben nicht und macht Alternativvorschläge, die einem selbst angenehmer sind. Oder man schiebt eine andere Tätigkeit vor, die jetzt eben noch dringend erledigt werden muss, z.B. die Wäsche, die aufgehängt werden will.

Man ist Experte
Zweifelsohne kennt man die eigenen Kinder am Besten und ist hier der Experte. Expertenwissen lässt sich jedoch auch auf anderen Gebieten anhäufen. Im Bezug auf Beikosteinführung, Schlafverhalten, Stillen oder nicht, Süßigkeiten, Fernsehen, Plastikspielzeug weiß man plötzlich Bescheid. Kinderlose können da nur staunen und ganz gewiss nicht mit- oder reinreden.

Langeweile gibt es nicht
Man kommt selten in die Verlegenheit, dass alles getan ist und man gerade etwas Leerlauf hat. Im Zweifelsfall gibt es immer noch Dreckwäsche zu waschen oder irgendwas zu putzen. Und wenn man das auch alles erledigt hat, kann man sein Haus (oder den Garten) jahreszeitlich dekorieren oder sich beim Kuchen backen verkünsteln.

Mittagsruhe ist nicht verwerflich
Sind die Kinder noch klein, schlafen sie vermutlich noch mittags. Ganz ohne schlechtes Gewissen kann man sich dann auch hinlegen. Oder was Lesen. Oder Mist im Fernsehen anschauen.

Arbeit im Freien
Bei schönem Wetter kann man Stunden auf dem Spielplatz, im Schwimmbad oder im Garten verbringen und kriegt so eine natürliche Bräune, auf die jeder Solariumgänger neidisch wäre. Man muss zwar die Kinder im Auge behalten, aber man ist draußen und kriegt die Sonne ab, die man sonst sehnsüchtig durchs Bürofenster betrachten müsste.

„Kunden“resonanz ist direkt und ehrlich
Kinder sind in ihren Reaktionen meistens sehr direkt. Falscher Aufstrich auf dem Brot => sofortiges Gemecker und Geheule. Analysen und Befragungen zur Kundenzufriedenheit sind überflüssig. Man kann sofort seine Konsequenzen ziehen und aus Fehlern lernen.

Kein Bangen um Folgeaufträge
Auch wenn die spontane Reaktion der Kinder auf eine falsch ausgeführte Tätigkeit (z.B. das Ausschalten des Fernsehers) ist „Du bist niemals wieder mein bester Freund!“ muss man nicht fürchten bereits 10 Minuten später fürs ins Bett bringen nicht gebucht zu werden. Kinder sind treue Kunden.

Freie Zeiteinteilung bei fast allen Tätigkeiten
Abgesehen von ein paar festen Terminen (z. B. Kindergarten), von denen man sich einige noch selbst gemacht hat (z.B. Krabbelgruppen), kann man seine Tätigkeiten zeitlich frei einteilen. Es gibt keine Deadline für saubere Klos und gewaschene Wäsche. Und wenn das Wetter schön ist, kann man getrost mal alles liegen lassen und die Sonne genießen.

Fehler sind kaum nachzuweisen
Das einzige Langzeitprojekt sind die Kinder. Sollten die sich am Ende nicht wunschgemäß entwickeln, sind die Gründe dafür nicht eindeutig. Neben Eltern können auch Schule, Gesellschaft, Fernsehen  oder die individuelle Persönlichkeit dafür verantwortlich gemacht werden.

In den Bereichen, in denen Studierte heute tätig sind, wird oft projektbezogen gearbeitet. Ergebnisse sieht man erst zum Projektende nach Wochen, Monaten oder gar Jahren. Arbeitszeiten sind, abgesehen von Gleitzeitregelungen, fest. Während der Arbeitszeit wird nicht geschlafen, aus dem Fenster gestarrt oder mit Freunden Kaffee getrunken. In der Regel hat man Vorgesetzte, muss Arbeiten termingerecht abgeben und die Konsequenzen für Fehler tragen. Im Kundenkontakt werden Probleme stets diplomatisch oder gar nicht angesprochen. Ist es da nun wirklich schwer zu verstehen, dass viele Frauen das Hausfrauendasein dem vorziehen?

Anmerkung: Ich arbeite übrigens trotz der oben genannten Vorteile Vollzeit.

(Und morgen dann: Warum Hausfrauen mit Kleinkindern mit ihrem Job unzufrieden sind!)