Archive for the ‘ Kinder ’ Category

2 Jahre Sohn3

Lieber Julijunge,

heute wirst Du schon zwei! Noch immer hast Du den Kopf voll blonder Locken. Und voller Unsinn. Du trägst, wenn Du mal Schuhe trägst, Größe 24. Eigentlich würdest Du nämlich am liebsten immer barfuß laufen. Auch bei 10 °C Außentemperatur. Wie groß Du bist, erfahren wir bei Deiner U, die erst nach unserem Urlaub stattfindet. Zumindest trägst Du Klamotten in Größe 92. Da Dein kleiner großer Bruder eher klein ist, können wir manche Sachen direkt aus seinem Schrank in Deinen räumen. Und manchmal vertauschen wir auch Eure Sachen und sie passen trotzdem knapp.

Du bist ein richtiges Familienkind. Immer wieder zählst Du alle Familienmitglieder auf und morgens schaust Du zuerst in die Zimmer Deiner Brüder. Am Wochenende, wenn alle zuhause sind, verpasst Du oft Deinen Mittagschlaf vor lauter Freude, dass alle da sind. Abends musst Du immer Deinem großen großen Bruder „Nach sagen!“ und dann knuddelt ihr Euch. Und auch sonst stürmst Du immer Deinen Brüdern hinterher. Besonders mit Deinem kleinen großen Bruder spielst Du richtig schön zusammen.

Du bist ein ständig in Bewegung. Man sieht dich ständig rennen, klettern, hüpfen. Dummerweise geht das auch manchmal schief und Du hattest inzwischen schon vier Verletzungen im Gesicht, die mit Klammerpflastern versorgt werden mussten. Dafür kannst Du aber auch schon sehr viel. Treppenlaufen ist schon lange kein Thema mehr. Schräge Leitern auf Spielplätzen auch nicht. Im Moment versuchst Du Dich an den senkrechten Leitern. Jede Rutsche willst Du runter. Zum Glück allerdings nicht alleine. Erstaunlicherweise kannst Du auch schon sehr lange Rutschen auf der Rutschbahn wieder hoch klettern. Ich mag gar nicht so richtig hinschauen, wenn Du die 5 Meter hohe Rutsche auf einem Eurer Lieblingsspielplätze hochläufst.

Dein Wortschatz ist beeindruckend. Deine Brüder waren in dem Alter noch recht wortkarg (aber davon merkt man jetzt auch nichts mehr). Du sprichst bereits in der Ich-Form und in langen Sätzen. Einer Deiner Lieblingssätze, der uns regelmäßig den Schweiß auf die Stirn treibt, ist: „Ich mach das!“. So sagst Du uns, dass Du am liebsten alles selbst machen willst. Z.B. Orangensaft einschenken (gelernt: in den Standard-IKEA-Plastikbecher passt kein halber Liter Saft), ins Auto einsteigen, Kuchen backen, Käse abschneiden, Zähne putzen,… Abends im Bett erzählst Du mir oft noch was vom Tag. Wie Du mit Papa beim Spielplatz warst oder im Schwimmbad ins Wasser gegangen bist. Eigentlich versteht man immer, was Du erzählst.

Du hast ganz klar Deinen eigenen Kopf und Deine eigene Vorstellungen. Das kann schon morgens beim Anziehen losgehen, wenn es unbedingt nicht dieser Body sein soll. Tagsüber willst Du selbst entscheiden, wann, wohin und in welchem Tempo Du läufst. Beim Einkaufen willst Du zwischen den Regalen durchflitzen und packst immer wieder seltsame Dinge in den Einkaufswagen. Immerhin manchmal kann man Dich von „das brauchen wir nicht!“ überzeugen. Den Rest stellt man eben schnell heimlich zurück, während Du unterwegs bist, um 2 kg Dosenwurst (oder was auch immer) zu holen. Abends brauchst Du auf jeden Fall Löffel und Gabel zum Essen, auch wenn es Pizza gibt. Und beim Thema Schlafanzüge, darf man gerne mal alle verfügbaren vorzeigen, bist Du jedem „Nein, ander!“ gesagt hast.

Du bist ein Quatschkopf und ein Charmeur. Du hast die seltsamsten Eigenheiten. Zum Beruhigen steckst Du einen Daumen in den Mund und die andere Hand und Deine Zehen (deshalb willst Du auch im Winter keine Socken!) in T-Shirt-Säume. Am liebsten in fremde, zur Not aber auch in die eigenen. Du bringst uns immer wieder zum lachen (und manchmal auch an den Rand unserer Geduld). Wir sind sehr gespannt, wie Du Dich weiter entwickelst!

Sohn1 lud ein

Am Sonntag war Sohn1s Geburtstagsparty anlässlich seines 7. Geburtstags.  Nachdem wir letztes Jahr Ninjago als Thema hatten, wollte er dieses Jahr eine Lego Movie Party.  War mir recht. Und so klickte ich an einem Sonntagnachmittag mal eben die Einladungskarten zusammen.

legomovie

Sechs von sieben eingeladenen Kindern sagten zu. Da am Tag direkt vor der Party das Jubiläumschorkonzert des Schulchors von Sohn1 stattfand, bei dem ich auch mitsang, und ich die vier Tage davor in München war, gab es gar nicht so viel Zeit zum Vorbereiten der Party. Für gutes Wetter hatten wir aber zwei unterschiedliche Planungen. Da die Wetterprognose dann tatsächlich gut war, machte ich mir nicht mehr so viele Sorgen. Ich hatte schon einige Zeit vorher Legopappteller, -pappbecher, -servietten und -luftrüssel bestellt. Von der ursprünglichen Idee einen Legokuchen zu machen, bin ich dann wieder abgekommen und machte einfach Schokominimuffins und D. machte Erdbeertörtchen. Zusammen mit den Schokomuffins, schob ich noch Legolollis in den Ofen. Wir haben neulich Legostein- und Legomännchen-Silikonformen gekauft. Eigentlich sind die für Eiswürfel, aber sie sind auch hitzebeständig und können in den Ofen. Also legt man einfach Fruchtbonbons in die Formen und lässt sie im Ofen schmelzen. Ich hatte sie bei 180°C Umluft mit drin. Da dauert es ca. 10 min. In die Legosteinform passten 3 Fruchtbonbons, in die Legomännchen 1,5 Fruchtbonbons. Wenn man sie rausnimmt, steckt man einen Zahnstocher rein und dreht ihn nach ein paar Minuten noch mal nachträglich fest. Bestimmt ist es hübscher mit echten Lollistielen, aber die hatte ich eben nicht. Die Lollies waren bei den Kindern der Renner!

wp-1466665579242.jpgDie Feier startete auch nicht mit dem üblichen Kuchenessen, sondern damit, dass alle Kinder nach oben verschwanden, um sich Sohn1s neues Kindertablet anzuschauen. Das war ein Geschrei und Gekreische und ich schritt ein, um das geplante Programm zu starten. Als erstes verteilte ich eine Runde LegoMovie Masken, die man z.B. hier runterladen kann. Ich hatte die auf 160g-Papier ausgedruckt (die Anleitung des Druckers sagte, dass er mehr nicht kann) und Gummibänder angeknotet. Für die Haltbarkeit ist es ratsam, die Löcher für das Gummiband mit Klebeband zu verstärken.

Nachdem sich jeder einen Held ausgesucht hatte, scheuchte ich alle nach draußen zu einer Schnitzeljagd. Die erste Station war am Ende unserer Straße. Da hatte ich einen Luftballon mit Zettel drin angebunden. Den Luftballon hatten sie schnell zerplatzt, das Hinweis lesen dauert immer noch etwas. Ich hatte immer wieder Straßennamen als Ortsangaben gewählt, so dass sie auch gezwungen waren die Straßenschilder zu lesen. An der zweiten Station hatte ich den Hinweis auf einem Brett angeschraubt. Jeder durfte mit dem Akkuschrauber eine Schraube herausdrehen. Und alle wollten die Schrauben hinterher wieder reindrehen. Ich vermute, mit Akkuschrauber und Schrauben könnte man schon einen halben Kindergeburtstag füllen.

Weiter ging es zum Spielplatz. Hier musste der „Stein des Widerstands“ im Sand ausgegraben werden. In vier Teilen und mit jeweils einem Teil des nächsten Hinweises. Ebenfalls auf dem Spielplatz hatte ich mit Kreide ein böses Legomännchen an die Kletterwand gemalt. Das musste nun mit Wasserbomben vernichtet werden. Die Wasserbomben hatte ich im Vorfeld in der Nähe deponiert. Das Wasserbomben werfen war ein großer Spaß!

wp-1466665488408.jpgAnschließend ging es weiter und den Berg nach oben. Eigentlich war noch ein weiterer Hinweis versteckt und die Kinder sollten den Stein den Widerstands auf Löffeln den Berg hoch transportieren. Allerdings rannten sie am Hinweis einfach vorbei und dann ließen wir das eben aus. Oben angekommen war dann der Äktschen-Tag der Kirchengemeinde. Mit Hüpfburg, Kistenklettern, Tischtennis,… Sohn1 setzte schon zum Meckern an: „Mama, ich hab mir das ganz anders vorgestellt. Das find ich jetzt echt doof. Eigentlich… oh, eine Hüpfburg!!!“ Dann waren alle erstmal weg. D. brachte Erdbeertörtchen und Capri Sonne und alle aßen begeistert. Um 17 Uhr war der Äktschen-Tag vorbei und es wurde abgebaut. Die Kinder fanden die Straßenmalkreide, die ich noch im Rucksack hatte und begannen damit zu malen. Das beschäftigte sie noch eine Weile. Schließlich trieb ich sie an und wir gingen zurück zu uns noch Hause. Einer kletterte auf jede Mauer und sogar auf die Kleidercontainer, einer spielte den ganzen Heimweg Monster und schrie alle 30 Sekunden laut. Ich war ganz schön froh, dass ich sie über 3 km hatte laufen lassen. Ich weiß nicht, wo bei uns in der Wohnung die Energie hätte hingehen sollen. Süß war das einzige eingeladene Mädchen, die beinahe den ganzen Weg an meiner Hand ging und mir erläuterte, dass sie sich leider nicht entscheiden könnte, welchen ihrer beiden Kindergartenfreunde sie mal heiraten wolle. Zuhause gab es dann noch Chicken Nuggets, Pommes, Fäkalhumor und gegenseitiges Überschreien (ich glaub das muss so) und dann war die Party auch schon vorbei. Die Kinder waren sehr begeistert von geschälten Bundmöhren, an denen noch etwas Grün war. Die mümmelten sie wie Kaninchen. Ich denke die Kinder hatten Spaß. Für uns war es zwar anstrengend, aber ich finde das Rausgehen und Laufen entspannt schon immer etwas. Sohn2 hat angekündigt, dass er bei seinem Geburtstag im März genau das gleiche machen wolle. Mal sehen, ob ich die Kirchengemeinde überreden kann, da einen Äktschen-Tag zu planen 😉

„Also, wenn ich Kinder hätte…

„… dann würde ich mich auch drum kümmern wollen!“ Das ist ein Satz, den ich erstaunlich oft höre. Meistens merkt mein Gegenüber gar nicht, dass mir damit gerade mein Lebensmodell schlecht geredet wird. Mich meinen sie damit nämlich nicht. Schließlich ist bei uns ja der Papa zuhause und das sei ja dann genau so gut. Ich kann über sowas nur noch schmunzeln. Wo kommt dieser Irrglaube her, man würde sich, weil man arbeiten geht, nicht um die Kinder kümmern. Oder sich nicht drum kümmern müssen. Weil Väter das früher so gemacht haben? Haben Sie das denn? Denken die, ich komme von der Arbeit nach Hause, setze mich hin und wimmele die Kinder ab, weil ich mein 8h-Soll fremdbestimmter Zeit schon erfüllt habe? Der Tag hat allerdings 24 Stunden. Selbst wenn ich 9,5 Stunden außer Haus bin (Arbeit, Pause, Fahrzeit), bleiben immer noch 14,5 Stunden, die ich mich um meine Kinder kümmern darf. Wenn ich am Nachmittag nach Hause komme, stehen manchmal alle drei da und wollen was von mir. Einer will Hilfe bei den Hausaufgaben, einer will zum Spielplatz gehen und der dritte vor Freude hoch springen und mich 100 Mal fragen, ob ich mit dem „Atto fahn?“ bin. Natürlich ist das nicht jeden Tag so. Manchmal ist einer unterwegs bei Freunden, einer schläft auf dem Sofa, weil er „gar nicht müde“ war und der dritte kriegt einen Wutanfall, weil er kein neues Eis kriegt, nachdem er seins in einem anderen Wutanfall durch die Gegend geschmissen hat. Was ich damit sagen will: ich bin einen Teil des Tages nicht da, aber ich habe dennoch nicht das Gefühl, mich nicht um meine Kinder zu kümmern. Ich kontrolliere Rechenaufgaben, mache Vesperbrote, putze schmierige Hände ab, wechsele Windeln, stehe nachts auf, wenn jemand weint, klebe Pflaster auf. Genauso, wie D. das auch macht. Und wie alle anderen Eltern das auch machen. Die Liste lässt sich beliebig erweitern. Ich mache das alles eben nicht 24 Stunden am Tag, sondern nur 14,5 Stunden. In der Zeit, in der ich bei der Arbeit bin, ist Sohn1 6,5 Stunden in Schule inkl. Wegzeit und Kernzeitbetreuung. Etwa einmal die Woche geht Sohn1 direkt nach der Schule einen Freund besuchen und anschließend zum Sport. Zuhause ist er dann gegen 19 Uhr, etwa 11,5 Stunden, nachdem er morgens das Haus verlassen hat. Und er wird gerade erst sieben. Je älter und selbständiger er wird, umso mehr Zeit wird er ohne uns unterwegs sein. Sohn2 ist theoretisch ebenfalls 6,5 Stunden betreut (praktisch ist er nicht gleich morgens um 7:30 Uhr dort) und mit Wegezeiten mindestens 7 Stunden unterwegs. Oft schläft er nachmittags ein. Wir reden hier beim „nicht selbst um die Kinder kümmern“ also um 2,5 bis 3 Stunden täglich, in denen die Kinder frei wären für Kümmern und in denen ich nicht da bin. Gut, wir haben auch noch Sohn3, der bisher nicht in den Kindergarten geht und deshalb die volle Zeit (minus Mittagschlaf) zum Kümmern verfügbar ist. Da die U3-Gruppe in unserem Kindergarten letztes Jahr geschlossen wurde (ja, hier auf dem Land gab es zu viele Betreuungsplätze), ist Kindergarten im Moment auch keine Option. Er würde aber gerne gehen, das könnt ihr mir glauben. Und dann gälte das ganze auch für ihn.

Um zum Punkt zu kommen: Sich um Kinder zu kümmern ist nicht gleichbedeutend damit, sich mit den Kindern gleichzeitig am gleichen Ort aufzuhalten. Man kann sich nämlich auch erstaunlich gut NICHT um Kinder kümmern, obwohl man anwesend wäre. Es kümmert mich IMMER, wie es unseren Kindern geht. Tag und Nacht. Ich muss nicht zuhause sein, um Termine für die Kinder zu machen oder Fahrdienste abzuklären. Sich um Kinder kümmern heißt nicht, den ganzen Tag neben ihnen zu sitzen und ihre Händchen zu halten. Wenn man mir also mal wieder jemand durch die Blume unterstellen will, ich würde mich zugunsten meiner Karriere (muahaha) nicht um die Kinder kümmern, kann ich nur wissend lächeln. Die wissen nämlich nichts!

Anderthalb

Lieber Julijunge,
seit fast einer Woche bist Du eineinhalb Jahre alt. Genau so lange liegt dieser Beitrag auch schon halb fertig im Entwürfeordner. Immer wieder denke ich, dass ich bestimmt wichtige Details vergessen habe und noch viel mehr schreiben könnte. Damit Du nicht erst zwei wirst bevor ich fertig bin, veröffentliche ich es jetzt mit dem Risiko auf Unvollständigkeit.

Du bist vermutlich zwischen 85 und 90 cm groß, hast 10 Zähne und den Kopf voller Locken. Am Hinterkopf sind Deine Haare richtig kraus und verfilzen immer wieder. Du bist agil und rennst und kletterst wie wild durch die Gegend. Deine Kletterei ist manchmal ganz schön nervig und manchmal gefährlich. Mehrmals täglich kletterst Du auf den Esstisch und baust aus den dort stehenden Trinkgefäßen Türme. Meistens mit dem Ergebnis einer mittelgroßen Überschwemmung. Küchenpapierhersteller lieben uns.

Du hast so viele seltsame Eigenheiten, die uns immer wieder zum Lachen bringen. Wenn man Dich auf dem Arm hat und Du müde bist, steckst Du Dir den linken Daumen in den Mund. Deine rechte Hand schiebst Du in den Ärmel des Shirts der Person, die dich auf dem Arm hat. Bei T-Shirts streichelst Du den Oberarm, bei Langarmshirts das Handgelenk. Wenn der Halsausschnitt näher liegt und es zulässt, nimmst Du auch mal den. Auf jeden Fall aber, muss es ein Jerseyshirt sein. Trage ich z.B. eine Fleecejacke zerrst Du „Gracke“-zeternd am Reißverschluss rum, bis ich die Jacke ausziehe. Ebenso gerne wie Du Arme streicheln, setzt Du Dir Trinkbecher auf den Fuß. Am besten mit Henkel. Das geht besonders gut, wenn man Dich auf dem Schoß hat. Die dritte Möglichkeit ist, dass Du Dir etwas auf einen Deiner Finger steckst. Dazu eignen sich Lego Duplosteine, Helme von Legomännchen oder, Dein Favorit, der Kopf eines Fischertechnik Männchens. Manchmal versuchst Du auch alles gleichzeitig, was aber in der Regel nicht gut funktioniert.

Zur Zeit spielst Du am liebsten mit Papa oben in den Kinderzimmern. Du versteckst Dich im Kriechtunnel oder lässt Dich mit einem ferngesteuerten Auto verfolgen. Mehrmals am Tag zerrst Du an seinem Finger, sagts freundlich „mibm!“ (heißt wohl „mitkommen“) und „hoch“. Wie sich am Wochenende rausstellte, muss es auf jeden Fall der Papa sein. Ich bin mit den Abläufen (Licht an, Heizung an, Radio an,…) zu wenig vertraut. Eine weitere große Leidenschaft ist das Backen. Schon morgens, wenn ich die Brotdosen packe, zerrst Du die Rührschüssel zur Küchenmaschine raus und versuchst einen Rührer einzubauen. Wenn man Dir den Gefallen tut (was ich morgens natürlich nie tue) und die Küchenmaschine rührt, stehst Du daumenlutschend daneben. Eigentlich wartest Du nur drauf, dass Du am Ende die Rührer ablecken kannst. Und weil Du in Deinen Forderungen so schrecklich penetrant sein kannst, gab es in letzter Zeit Donuts, Langos, Waffeln, Käsekuchen, Muffins, Donuts, Pfannkuchen, Pizza, Donuts, …

Außerdem hilfst Du mir gerne bei der Wäsche. Fast jeden Wutanfall kann man mit „Hilfst Du mir bei der Wäsche?“ unterbrechen. Du schaltest Maschine und Trockner an und man muss nur aufpassen, dass dann alles drin ist, was man gewaschen/getrocknet haben wollte und das Programm richtig gewählt ist. Beim Trockner befüllen versuchst Du außerdem nach jedem Kleidungsstück die Tür zu schließen. Ganz wichtig ist allerdings, dass Du VOR mir den Keller wieder verlässt. Einmal liefst Du noch mal zurück, während ich schon den Wäschekorb hochtrug. Als ich dann zwei Stunden später in den Keller kam, um Waschmaschine und Trockner zu leeren, musste ich feststellen, dass Du ganz pflichtbewusst beide Geräte ausgeschaltet hattest, als ich schon nach oben ging. Gut wäre es außerdem, wenn Du jetzt noch das Wäsche falten lernst. Dann kannst Du das bald alleine machen. Mit dem Einräumen klappt es auch noch nicht so richtig gut. Immerhin übst Du beinahe täglich und räumst die Socken und Unterhosen Deines kleinen großen Bruders aus dessen Schrank in Deine Kommode.

Autos sind eine Deiner großen Leidenschaften. Du schaffst es auf dem zehnminütigen Fußweg zum Kindergarten, auf jedes Auto zu zeigen und freudig „Atto“ zu krähen. Abends schläfst Du mit Daumen im Mund und Auto in der Hand ein. Aber auch Deine Puppen („Bebe“) hast Du sehr gern und schiebst und trägst sie durch die Gegend.

Du bist ein ganz goldiger und wir lachen täglich viel wegen Dir. Schön wäre, wenn die Rumschmeißphase und Auskippphase bald vorbei wären, aber ich bin guter Dinge, dass wir die auch noch rumkriegen.

Du schläfst noch immer mit in unserem Bett, aber ich glaube, bis zum Abitur hast Du ein eigenes Bett.

Sandwich-Kind

Der Schlökerich erstaunt mich immer wieder mit den ganzen Dingen, die er schon kann. In einem viertel Jahr wird er vier. Er zählt bis 12 und kann alle Ziffern lesen und Mengen zuordnen. Zusätzlich kann er die runden 10er Zahlen lesen, also 20, 30, 40, usw. Wenn ich ihn frage, wie alt seine Brüder nächstes Jahr werden, antwortet er korrekt mit 7 und 2 Jahren. Und neulich, da fing er schon an Zahlen zu schreiben. Im Mathe-Vorschulheft hat er schon selbständig kleinere Aufgaben gelöst und sehr geweint, weil das mit dem Zahlen schreiben rein motorisch noch nicht so gut klappt. Er spielt problemlos jedes Gesellschaftsspiel ab 5 oder 6 Jahren mit. Würfeln und zählen sind kein Problem. Uno oder MauMau ebenfalls nicht. Er hat ein bemerkenswertes räumliches Vorstellungsvermögen. Ist er einen Weg einmal gegangen, muss man keine Sorgen haben, dass er sich verläuft. Immer wieder überrascht er uns mit Aussagen, wie: „Letztes Mal, sind wir einen anderen Weg gefahren.“ Ich finde das alles großartig. Was mich aber immer wieder ärgert, ist wenn das dann mit „Ach, da merkt man eben, dass er einen großen Bruder hat.“ abgetan wird. Natürlich lässt sich nicht sagen, ob er die Dinge genauso könnte, wenn er keinen großen Bruder hätte. Zumindest hätte er nicht in gleichem Maße Zugriff auf z.B. Brettspiele für ältere. Er kann ja aber die Dinge nicht, weil er einen großen Bruder hat, sondern weil er eben ist wie er ist. Ich möchte da nichts relativiert haben. (Ich glaube auch nicht, dass der Julijunge deshalb mit zehn Monaten bereits gelaufen ist, weil er immer seine zwei Brüder laufen sieht. Dafür kenne ich genug zweite und dritte Kinder, die auch mit 14 Monaten noch nicht frei laufen.) Manches macht er vielleicht gut, weil er einen Bruder hat, vielleicht aber auch nicht. Anderes macht er sogar besser als sein Bruder. Zum Beispiel ist für ihn das „jeden Tag ein Tütchen“-System des Adventskalenders kein Problem. Grundsätzlich ist er fast immer zufrieden, wenn man Dinge, für die keine Zeit sind, auf den nächsten Tag verschiebt. Sein großer Bruder will immer am liebsten alles und sofort. Sie sind zwar Brüder, aber sie sind trotzdem unterschiedlich. Und so möchte ich sie auch gesehen haben.

(Es ist nicht auszuschließen, dass mich das ganze nur deshalb stört, weil ich selbst zwei ältere Geschwister hatte und manchmal das Gefühl hatte, dass meine Leistungen immer irgendwo untergehen.)

Was ich alles nicht mache…

… oder warum ich diese Meckerposts über die eigenen Ehemänner nicht verstehe.

In einem Haushalt mit Kindern fällt unendlich viel Arbeit an. Oft hört man dann die Mütter meckern, dass sie alles tun müssten und die Männer faul sind. Ich weiß nicht, ob ich jetzt ein positives Vorzeigemodell geheiratet habe oder ob es an unserer Familiensituation mit arbeitender Mutter und Hausmann liegt, aber in unserem Haushalt, gibt es unzählige Dinge, die ich nie oder nur selten tue. Und ich habe sicher nicht das Gefühl nichts zu tun, sondern rotiere auch den ganzen Tag. Hier also mal eine kleine Auswahl der Dinge, die ich nicht tue:

  • Einkaufen und Kochen: Ich glaube ich erwähne nicht zum ersten Mal, dass ich in den letzten 14 Jahren so selten gekocht habe, dass man es vermutlich noch an zwei Händen abzählen kann. D. kümmert sich darum und kocht sehr gut. Auch das Einkaufen fällt nur selten in meinen Aufgabenbereich und ohne klare Anweisungen (aka Einkaufszettel), stehe ich da eher planlos in der Gegend rum. Wenn ich nicht weiß, was wann gekocht wird, weiß ich eben auch nicht, was gebraucht wird.
  • Mülltonnen: D. kümmert sich immer darum, dass die richtige Mülltonne am richtigen Tag draußen steht und der passende Müll vorher noch reingepresst wurde. Mehrmals habe ich Montag früh panisch die Haustür aufgerissen, weil ich dachte, wir hätten die Mülltonne vergessen, und jedesmal steht sie schon brav an der Straße. Und seit D. einen Führerschein hat, übernimmt er auch kommentarlos die Fahrten zum Häckselplatz oder Wertstoffhof.
  • Terrasse und Flur: Ich glaube ich habe diesen Sommer nicht ein einziges Mal auf der Terrasse aufgeräumt und gefegt. Auch das Staubsaugen im Flur mache ich nur äußerst selten
  • Holz: D. kümmert sich drum, dass Brennmaterial da ist, zerkleinert zu große Stücke, kümmert sich ums Hoch- und Runtertragen und heizt den Ofen.
  • Warmwasser: D. hat im Blick, wann die Kinder in die Badewanne müssen und drückt rechtzeitig den Knopf am Warmwasserbereiter. Der macht nämlich standardmäßig so wenig Wasser, dass es nur für zwei Personen reicht. An Badetagen brauchen wir mehr davon.
  • Bettwäsche: Jedesmal, wenn ich denke, die Betten müssten auch mal wieder frisch bezogen werden, hat D. das schon erledigt. Ganz ohne Aufforderung.
  • Fenster: Ich glaube ich habe seit wir im Haus wohnen (seit fast 4 Jahren) einmal einen Teil der Fenster geputzt.

Edit: Ich wurde darauf hingewiesen, dass da noch mehr relevante Dinge sind, die ich nicht mache:

  • Urlaubsplanung: Mein Part bei der Urlaubsplanung ist, an geeigneter Stelle „Ja, sieht schön aus da!“ zu sagen und (bisher) den Mietwagen zu fahren. Ich kann mir sicher sein, dass D. dann sämtliche in Frage kommenden Wohnungen im Urlaubsort begutachtet hat und die Anreisetermine mit den Flugdaten so angepasst hat, dass es für uns am günstigsten ist. An- und Abfahrt zum Flughafen sind ebenfalls geplant und Koffer nach den Gepäckregelungen der jeweiligen Airline ausgesucht. Besser als jedes Reisebüro und viel günstiger!
  • Klamottenkauf: Ich steh ja nicht so auf Shopping. Deshalb ist es auch sehr angenehm, dass immer mal wieder Pakete mit Hosen und Shirts für mich ankommen, die D. bestellt hat. Was passt und gefällt wird behalten, der Rest zurückgeschickt. In der Regel bestellen wir reduziert oder Second Hand. Auch bei den Kindern hat er im Blick was fehlt und kümmert sich drum. Mein Part hier ist lediglich hin und wieder das Überweisen von Rechnungen.

    Und nur damit hier nicht der Eindruck entsteht, ich wäre die faule Mutter, analog zu den faulen Vätern, hier eine Liste der Dinge, die ich tue:

    • Morgengestaltung: Ich mache morgens für alle die Brotdosen, ziehe die Kinder an oder scheuche sie zum anziehen und schicke/bringe die Kinder rechtzeitig und hoffentlich vollständig ausgerüstet weg. Allerdings kommt es auch manchmal vor, dass ich morgens nicht da oder schon weg bin. Dann macht D. das alles.
    • Termine: Ich habe auch so grob die Termine der Kinder in Kindergarten und Schule im Kopf, damit ich weiß, wer wann was mitbringen soll.
    • Wäsche: Ich sortiere und wasche die Wäsche, hänge auf, was aufgehängt werden muss, falte die Wäsche und räume sie weg. Das ist bei einer fünfköpfigen Familie nicht gerade wenig. Oft wasche ich am Wochenende fünf bis sechs Maschinen. Wenn ich weiß, dass am Wochenende keine Zeit ist, wasche ich unter der Woche. Meistens programmiere ich die Waschmaschine abends für morgens und morgens für Abends.
    • Steuer/Finanzen/Schriftverkehr: Ich bin außerdem zuständig für den ganzen Behördenquatsch und die Steuererklärung. Das raubt schon auch einige Abende.
    • Krankheiten/Verletzungen: Ich kümmere mich meistens um die Arztbesuche der Kinder, klebe, sofern ich zuhause bin, Pflaster auf, versorge blutende Wunden und angestoßene Köpfe. Das liegt daran, dass ich beim Umgang mit Blut gelassener bin und nicht selbst gleich blass werde. Das gleiche gilt auch für Spritzen beim Arzt.

    Die restlichen Aufgaben verteilen sich je nachdem, wer grade Zeit hat. Aufräumen und Staubsaugen macht man, wenn’s gerade reinpasst. Ich putze öfter das Bad, D. dafür öfter die Küche. Die Spülmaschine macht unter der Woche D. und am Wochenende ich.

    Ich bin auch gar kein Verfechter von „jeder muss alles können“. Warum sollten sich z.B. zwei Personen mit der Steuererklärung rumplagen und warum sollte eine/r kochen, dem/der das keinen Spaß macht und dann auch noch das Ergebnis schlechter ist. Ich bring mein Auto ja auch in die Werkstatt und bestehe nicht darauf, dass ich das selbst reparieren können muss. Allerdings gibt gibt es grundlegende Dinge, die beide Partner können sollten. So, wie jeder auch lesen und schreiben können sollte, auch wenn er nicht selbst ein Auto repariert. Dazu gehört das Versorgen der Kinder: anziehen, essen, sauberhalten. Ich verstehe die Mütter (in der Regel sind es die Mütter die meckern) nicht, die sich dann beschweren, dass die falsche Strumpfhose angezogen wurde, die Brotdose falsche gepackt wurde und am Ende noch die Jacke im Kindergarten liegen blieb (wo der Vater dann nicht mal wusste, dass sie überhaupt dabei gewesen ist). Da gibt es nämlich kein falsch, solange es den Kindern gut geht.

    Ich sehe nun bei diesen Väterbashing zwei Dinge, die schief laufen. Zum einen ist es dieses Fremdwahrnehmung – Selbstwahrnehmungsproblem. Die Mütter haben das Gefühl „alles“ zu machen. Ich bin aber überzeugt, die Väter denken auch, dass sie viel für die Familie leisten. Wie sich die Belastung individuell anfühlt, kann man nun mal nicht wissen. Es hilft aber, wenn man sich immer mal wieder vor Augen hält, was man alles nicht macht. Das sind nämlich die Dinge, die der Partner tut. Still und leise und ohne meckern. Was aber sicher nicht hilft, ist drüber im Internet zu meckern, womit wir auch beim zweiten Punkt wären. Warum sagen die Frauen dem Partner nicht einfach, was ihrer Meinung nach schief läuft? Manchmal lassen sich Dinge ganz einfach lösen.

    Was ich allen empfehle, ist eine große Portion Gelassenheit. Der Partner hat dem Kind den Ringelbody zur Ringelhose angezogen und wie sieht das denn aus?! Na und?! Der Partner hat die Brotdosen der Kinder vertauscht? Was soll’s?! Der Partner hat vergessen, dass das Kind nicht um 8:15 Uhr mit den Großen zum Turnen geht, obwohl man es MEHRMALS gesagt hat? So what!? Das Kind ist angezogen, pünktlich und mit Vesper abgeliefert. Wen interessieren da die Details? Mich zumindest nicht.

    Vom Jungs haben

    Es gibt ja so ein paar Dinge, von denen glaubt man im Allgemeinen, man hätte weniger damit zu tun, wenn man nur Söhne hat. Eins davon ist Nagellack. Ich selbst habe gar keinen. Das letzte Mal, dass ich meine Fingernägel lackiert habe, war fürs Wave Gotik Treffen 2000, damit man nach 3 Tagen zelten im Dreck, die dreckigen Fingernägel nicht sieht. Rein praktische Gründe also. Spätestens seit der Herr Gartenhein mit knapp 3 mal versucht hat, den (ungenutzen) Nagellackentferner zu trinken, gab es weder Nagellack noch Entferner in unserem Haushalt. Nun fing der Herr Gartenhein an, sich jeden Tag, vor dem Hausaufgaben machen, erstmal die Fingernägel mit Filzstift zu bemalen. Das fand ich nun nicht so toll, weil er die Finger ja auch gerne in den Mund steckt und dann den FIlzstift wieder ablutscht. Wir haben uns also darauf geeinigt Nagellack zu kaufen. Und das taten wir dann auch. Ich lackierte seine Nägel, erst blau und dann silberglitzernd drüber. Er fand es toll. Der Schlökerich wollte erst auch, dann musste ich den Lack aber gleich wieder runter machen. Wir waren gespannt, wie es in der Schule werden würde und bereiteten ihn darauf vor, dass vielleicht ein paar Kinder blöde Sachen wie „Das ist nur für Mädchen!“ sagen würden. Eigentlich rechnete ich damit, dass er den Lack nur kurz tragen würde. Aber, was soll ich sagen, er geht nun seit Wochen mit Nagellack in die Schule. Inzwischen hat er mehrere Farben und einmal die Woche wird neu lackiert. Seine Freunde haben erst mal gelacht, aber nicht bösartig, sondern so, wie man eben lacht, wenn man etwas sieht, was man nicht erwartet hat. Zwei Jungs in seiner Klasse versuchen ihn wohl deshalb zu ärgern, aber da dreht er sich dann um und schaut woanders hin, sagt er. Obwohl es ihn trotzdem ärgert. Ein Mädchen wollte ihn aufklären, dass Nagellack nur für Mädchen sei. Da fragte er sie, warum denn dann Jungs auch Fingernägel hätten. Ich bin ehrlich beeindruckt, wie selbstbewusst er damit umgeht, in der Hinsicht nicht dem Stereotyp zu entsprechen. Ansonsten orientiert er sich nämlich viel an anderen und erfüllt er viele der Jungklischees: trägt gerne blau und schwarz, steht auf Superhelden, StarWars und Ninjago, spielt mit seinen Freunden am liebsten „kämpfen“, usw.

    Der Schlökerich ist da anders und lässt sich oft wenig beeindrucken von dem, was andere sagen. Er trägt gerne seine rosa Socken mit Minnie Maus und seine Lieblingspullis waren lange Zeit der rot-blau-geringelte (sieht von weitem aus wie lila) Raketenpulli von dm und ein furchtbar hässlicher Pulli mit Glitzer und Pferden. Viele der dunklen Sachen seines Bruders mag er nicht anziehen, obwohl da z.B. Spider Man drauf ist.  Seit einiger Zeit wollte er auch seine Haare nicht mehr schneiden. Ich glaube, wir haben die Haare in seinem Leben ohnehin erst zwei oder drei Mal geschnitten. Ich verstehe das sehr gut, weil er tolle Haare hat. Ganz glatt, weich und glänzend. Und wenn er den Kopf schüttelt, dann fliegen sie. Inzwischen reichen die Haare bis auf die Schultern und sind auch vorne inzwischen so lang, dass sie nicht mehr ständig in die Augen hängen. Da die Haare sich nachts gerne verknoten, besitzen wir seit einiger Zeit Leichtkämmspray und eine Anti-Ziep-Bürste. Noch so was, wovon ich dachte, dass ich mit Jungs damit nicht zu tun haben würde. Es hat sich schnell herausgestellt, dass das Leichtkämmspray oder die Sprühkur (beides Alverde) auch für den Herr Gartenhein gute Dienste leisten, um seine Strubbelhaare in Form kämmen zu können. Wir haben dem Schlökerich auch schon Haarspangen und Haarreifen gekauft, aber das lässt er immer nur fünf Minuten drin. Man könnte auch schon einen Pferdeschwanz machen, aber er trägt die Haare am liebsten offen.

    Das nächste, was bei uns einzieht und nach landläufiger Meinung eher ein „Mädchending“ ist, sind Bügelperlen. Bisher haben mich die Kombination von tausenden winzigen Perlen und einem Kleinkind abgeschreckt, aber die zwei Großen fragen hartnäckig nach Bügelperlen. Der Schlökerich belegt im Kindergarten monochromatische Herzen, Kreise und Sterne. Der Herr Gartenhein wünscht sich Waffen aus Bügelperlen zu basteln. Von wegen, nur für Mädchen.

    Wir lassen unsere Jungs in der Hinsicht machen was sie wollen. Sie können anziehen was sie wollen und spielen was sie möchten, auch wenn andere das vielleicht seltsam finden. Lediglich bei wetterbedingt nicht angepasster Kleidung schreite ich ein. Allerdings auch nicht so vehement wie D. Der Herr Gartenhein wurde schon gefragt, ob wir das mit dem Nagellack erlaubt hätten. Klar, warum auch nicht. Es ist ja nur Nagellack, kein Tattoo. Da kann er ruhig rumprobieren, soviel er möchte.

    Jungsupdate 09/15

    Der Herr Gartenhein geht jetzt in die Schule. Bisher klappt es ganz gut und er macht sogar die Hausaufgaben ohne Aufforderung. Bisher waren das auch meistens nur ein paar Minuten was ausmalen. Mal sehen ob sich das ändert, wenn er mal mehr auf hat. Er läuft morgens mit seinen Klassenkameraden zur Schule und findet das super. Ich finde es auch super. Um kurz vor halb acht schicke ich ihn los, ein paar Häuser weiter trifft er seinen Freund und gemeinsam holen sie noch einen dritten Freund ab. Nach der Schule geht er bis 13:30 Uhr zur Kernzeitbetreuung. Das ist praktisch, weil er danach direkt zum Kindergarten laufen kann, wo D. ihn und den Schlökerich dann abholt. Die Kernzeitbetreuung findet er toll und er hat schon ein bisschen Einradfahren gelernt. Ich finde vor allem toll, dass er so gleich noch ein bisschen Zeit zum Spielen mit seinen Freunden hat. Am ersten Tag hat er sich allerdings unter die Kinder, die zur Hausaufgabenbetreuung bleiben gemischt, sein Freund ist ohne ihn zum Kindergarten los gelaufen und alleine laufen wollte er nicht. Ich war ihm entgegen gegangen und stand dann pünktlich, als auffiel, dass er eigentlich weg sein sollte, an der Schule und konnte ihn mitnehmen. Seitdem klappt es aber gut und er läuft auch alleine bis zum Kindergarten, wenn seine Freunde nicht dabei sind. Wann er seine Hausaufgaben macht, überlassen wir ihm selbst. Wenn er nachmittags keine Lust hat, macht er sie eben abends.

    Der Schlökerich hat sich am Wochenende spektakulär mit dem Laufrad hingelegt, als er versuchte am Spielplatz einen Berg runter zu fahren. Ein halb abgebrochener Schneidezahn, geprelltes Zahnfleisch und geschwollene Lippen waren das Ergebnis. Wenn er sich selbst im Spiegel sieht, erschrickt er immer ein bisschen, weil zwischen Nase und Lippe die Haut abgeschürft ist. Nächste Woche wird ihm, wenn alles klappt, das Stück Zahn ersetzt, damit er nicht bis zum Zahnwechsel mit halber Lücke rum laufen muss.
    Im Kindergarten ist er manchmal ein bisschen traurig, dass sein großer Bruder nicht mehr da ist. Mich hat das etwas überrascht, da die beiden im Kindergarten kaum miteinander gespielt haben. Aber er war wohl schon sehr froh, dass sein Bruder auch da war.
    Dem Schlökerich beim Spielen zuzuschauen macht viel Spaß. Er braucht nicht viel und spinnt ein großes Phantasiegebilder drumherum. Neulich lief er mit einem Fahrradschloss um den Hals herum und war ein Feuerwehrmann und er baut die tollsten Häuser aus Regenschirmen, Decken und Wäschekörben. Problematisch ist, dass er oft seinem großen Bruder hinterherläuft, der gerne seine Ruhe hätte. Da gibt es dann Streit und Gekreische. Ich hoffe das wird bald besser. Bisher mag er gar nicht verstehen, dass sein Bruder allein sein will.

    Der Julijunge ist gerade in einer sehr anstrengenden Phase. Er hat einen ausgeprägten eigenen Willen und eine beeindruckende Ausdauer. Er klettert überall hoch. Wenn man nicht immer alle Stühle weit weg vom Tisch schiebt, kann man ihn alle drei Minuten vom Esstisch pflücken, wo er dann gerne die Trinkgefäße seiner Brüder auskippt und Teller vom Tisch schmeißt (zwei hat er schon auf dem Gewissen). Sowieso muss immer alles erst mal rumgeschmissen werden. Trauben, Melone, Trinkflaschen, Bauklötze, Schienen der Holzeisenbahn, Zahnbürsten, Quetschmus, eben alles, was er in die Finger kriegt. Aufräumen ist in seiner Anwesenheit quasi unmöglich, weil er schneller alles wieder ausräumt, als man einräumen kann. Wäsche aufhängen ist auch nicht ganz einfach, weil er sich gackernd nasse Wäsche klaut, um sie rum zu schmeißen. Besonders draußen muss man dann schnell sein, sonst landet die frische Wäsche im matschigen Beet. Ich bewundere jeden, der mit so einem Kleinkind mehr als nur eine Grundordnung in der Wohnung aufrecht erhalten kann.
    Und dann gibt es diese Momente, wo ich mich wundere, wann aus dem Baby ein Kind geworden ist, dass ohne sprechen zu können, schon so gut äußern kann, was es will. Nachdem er neulich kaum Mittagschlaf gemacht hatte, brachte ich ihn früher als gewohnt ins Bett. Die Rolläden waren nicht ganz geschlossen und es schien noch Licht durch. Er zeigte auf die Fenster, beschwerte sich und wollte wieder aufstehen. Gerade mal 14 Monate und will schon mit mir über Bettgehzeiten diskutieren. Ich bin mal gespannt, wie das noch weiter geht.
    Seit ein paar Nächten lege ich ihn nachts in sein eigenes Bett. Bisher klappt es ganz gut. Zwischen fünf und sechs kommt er dann zu uns rübergekrabbelt und schläft dort weiter.

    Eingeschult

    Nun ist der Herr Gartenhein eingeschult. Für seine Schultüte hatten wir einen blauen runden Rohling bestellt. Die achteckigen Wellpapperohlinge gefallen mir nicht so gut. Dann hatte ich aus Tonpapier fünf Ninjagos gebastelt und der Herr Gartenhein hat einen ausgedruckten Bösewicht angemalt. Das haben wir dann alles auf die Schultüte geklebt.

    Der Schlökerich sollte eine kleine Trosttüte kriegen. Hierfür hatte ich auch einen Rohling, aber den hat sein kleiner Bruder in die Finger bekommen, so dass D. noch eine kleine Star Wars Tüte gekauft hatte. In die Schultüte vom Herr Gartenhein kamen Nüsse und Süßigkeiten und ein Überraschungsei, die wir in letzter Zeit nicht mehr gekauft haben. Außerdem haben wir ihm eine neue Edelstahltrinkflasche geschenkt und eine Lego-Armbanduhr. Eigentlich kann er die Uhr noch nicht richtig lesen, aber er wollte so gerne eine haben und lief seit Tagen mit einer alten Uhr am Arm herum. Zusätzlich gab es noch neue Turnschuhe, die er für den Sport und die Kernzeitbetreuung in der Schule braucht.

    Der Einschulungstag begann mit einem Gottesdienst. Den Schlökerich brachten wir in den Kindergarten. Seine Schultüte musste mit, aber ich sagte ihm, er dürfe sie erst nach dem Kindergarten auspacken. Eigentlich dachte ich, er hält das nicht durch, aber als wir ihn um zwei abholten, war die Tüte noch zu. Beeindruckend! Der ist doch erst drei. (Ich glaube er würde den Marshmallowtest bestehen.)

    Im Gottesdienst saßen die Erstklässler vorne und die Eltern mit Ranzen und Schultüten hinten. Der Gottesdienst war schön und kindgerecht. Danach ging es weiter zur Turnhalle der Schule. Die Erstklässler saßen unten und wir Eltern auf der Tribüne. D. kam mit dem Julijunge direkt zur Turnhalle. Gottesdienst mit agilem Kleinkind ist nicht so toll. Der Schulchor sang, die Einradfahrer führten ihr Können vor und die Viertklässler sangen und tanzten für die Einschüler. Dann wurden sie einzeln aufgerufen und gingen mit ihren Lehrerinnen in die Klassen. Wir Eltern hatten 45 Minuten Pause und Zeit zum Kaffeetrinken und Schwätzchen halten. Nach ihrer ersten Schulstunde durften wir die Erstklässler dann wieder abholen und noch Fotos machen.

    Zuhause plünderte der Herr Gartenhein seine Schultüte. Dann holten wir den Schlökerich vom Kindergarten ab und die beiden verschwanden in Herr Gartenheins Zimmer. Wir räumten in der Wohnung rum, ich wusch über den Tag vier Maschinen Wäsche und um viertel vor Vier musste der Herr Gartenhein los zum Sport. Wir nutzen die Stunde und kauften ein IVAR-Regal bei IKEA. Beim Abholen bekamen wir den aktuellen Stundenplan für den Sport mit und ich stellte fest, dass der Kurs um eine Stunde vorverlegt wurde. Hmpf. Das ist so früh, dass wir beim Fahren zu 100 % auf eine andere Mutter angewiesen wären, weil ich noch bei der Arbeit bin. Das finde ich nicht so gut, da das in der Vergangenheit auch nicht immer so zuverlässig geklappt hat. Leider ist sie auch gerade in Urlaub, so dass ich nun nicht weiß, ob wir den Turntag auf Montag tauschen sollen. Er geht da so gerne hin, dass ich es schade fände, wenn er das aufgeben muss.

    Nach dem Sport gab es noch eine Runde Fernsehen, Abendessen, Badewanne und dann war Schlafenszeit. Ich schlief unfreiwillig beim Julijunge ein und vermute, dass ich an diesem Tag als erste geschlafen habe. Wie es jetzt weiter geht mit Schule und vor allem Hausaufgaben, werden wir sehen. Bisher findet der Herr Gartenhein die Schule ganz toll und will „nie in eine andere Schule“ gehen. Hoffentlich hält sich die Euphorie.

    Wir haben jetzt ein Schulkind. Krass, oder?

    Rechte und Pflichten

    Vor einiger Zeit sagte der Herr Gartenhein zu mir, dass er, wenn er in die Schule käme, dann ja auch ganz viel im Haushalt helfen müsse. Das fände er doof. Ich war amüsiert und irritiert und fragte, wo er denn den Blödsinn her hätte. Ich finde nicht, dass Kinder Pflichten wie Spülmaschine ausräumen, Müll rausbringen usw. brauchen. Kochen, putzen, Wäsche waschen bleiben weiter unsere Aufgaben. Dennoch gibt es Dinge, von denen ich langfristig möchte, dass die Kinder die selbständig erledigen. Ich fände es schön, wenn die dreckige Wäsche im Wäschekorb landet, statt in den Zimmern zwischen Lego und Büchern zu liegen. Und wenn sie größer sind, dann sollten sie auch irgendwann mal ihre saubere Wäsche selbst in den Schrank räumen. Ich möchte, dass die Kindern ihre Jacken an den Haken hängen, statt sie auf die Treppe zu schmeißen. Außerdem sollen sie sich dran gewöhnen ihr Spielzeug in ihren Zimmern zu lassen bzw. dort wieder hin zu tragen. (Im Moment verteilt leider noch ein Fast-Kleinkind überall alles.) Grundsätzlich wünsche ich mir auch, dass die Kinder die Schule als ihre Aufgabe sehen. Ich möchte nicht an Hausaufgaben erinnern müssen und jeden Tag den Ranzen kontrollieren, ob auch nichts vergessen ist. Ich weiß, dass das heute ziemlich unüblich ist, aber ich halte es nicht für verkehrt, wenn Kinder früh verstehen, dass sie die Schule für sich und nicht für mich besuchen.
    Dazu passt auch ein Gespräch, das ich neulich mit dem Herr Gartenhein hatte. Er meinte, bald würde er in die Schule gehen und müsse dann immer lernen und dürfe nicht mehr spielen. Wo hat er das her? Wer erzählt Kindern sowas? Ich erklärte ihm dann, dass Lernen was normales ist und dass es Spaß macht. Als Beispiel führte ich seinen Bruder an, der im letzten Jahr krabbeln, sitzen und laufen gelernt hat. Nicht weil er musste, sondern weil er wollte. Und genauso ist es mit der Schule. Er darf da hingehen und lernt neue Dinge. Nicht weil er muss, sondern weil er darf.

    Was ich zusätzlich möchte, ist das die Kinder ein Pflichtbewusstsein entwickeln. Das heißt für mich im Moment, dass ich regelmäßige Termine der Kinder genauso wichtig einstufe, wie die eigenen. Wenn man sich fürs Kinderturnen entschieden hat, dann geht man da auch hin (außer man ist krank). Auch wenn es warm ist und man auch ins Freibad könnte, auch wenn der beste Freund keine Zeit hat und auch, wenn die Mama gar keine Lust hat hin zu fahren. (Mich wurmt noch immer, dass der Schlökerich einmal sein Turnen verpasste, weil ich dienstlich den ganzen Tag unterwegs war.) Und das ist auch der Grund, warum ich die Nachmittage der Kinder nicht so gerne mit zu vielen Dingen vollpflastere. Im Mai und Juni hatten wir Dienstags Schwimmkurs, Mittwochs Sport für den Herr Gartenhein und Donnerstags Turnen für den Schlökerich. Das war schon manchmal anstrengend. Vor allem wollte der Herr Gartenhein sich noch gerne mit seinen Freunden treffen, die ebenfalls verschiedene Nachmittagstermine haben und das wurde dann schon manchmal kompliziert.

    Wie man sieht, verlange ich von meinen Kindern nur die Erfüllung von „Pflichten“, die sie direkt betreffen. Aber was mich ja wirklich mal interessieren würde ist, wer den Kindern so viel Angst macht vor der Schule. „Der Ernst des Lebens“, „nur sitzen und lernen“, usw. Das ist doch alles Blödsinn. Leben ist Lernen und Lernen ist Leben. Und der Ernst des Lebens, den trifft man nicht in der Schule, sondern überall. Und so schlimm ist er meistens auch nicht.