Vor einiger Zeit sagte der Herr Gartenhein zu mir, dass er, wenn er in die Schule käme, dann ja auch ganz viel im Haushalt helfen müsse. Das fände er doof. Ich war amüsiert und irritiert und fragte, wo er denn den Blödsinn her hätte. Ich finde nicht, dass Kinder Pflichten wie Spülmaschine ausräumen, Müll rausbringen usw. brauchen. Kochen, putzen, Wäsche waschen bleiben weiter unsere Aufgaben. Dennoch gibt es Dinge, von denen ich langfristig möchte, dass die Kinder die selbständig erledigen. Ich fände es schön, wenn die dreckige Wäsche im Wäschekorb landet, statt in den Zimmern zwischen Lego und Büchern zu liegen. Und wenn sie größer sind, dann sollten sie auch irgendwann mal ihre saubere Wäsche selbst in den Schrank räumen. Ich möchte, dass die Kindern ihre Jacken an den Haken hängen, statt sie auf die Treppe zu schmeißen. Außerdem sollen sie sich dran gewöhnen ihr Spielzeug in ihren Zimmern zu lassen bzw. dort wieder hin zu tragen. (Im Moment verteilt leider noch ein Fast-Kleinkind überall alles.) Grundsätzlich wünsche ich mir auch, dass die Kinder die Schule als ihre Aufgabe sehen. Ich möchte nicht an Hausaufgaben erinnern müssen und jeden Tag den Ranzen kontrollieren, ob auch nichts vergessen ist. Ich weiß, dass das heute ziemlich unüblich ist, aber ich halte es nicht für verkehrt, wenn Kinder früh verstehen, dass sie die Schule für sich und nicht für mich besuchen.
Dazu passt auch ein Gespräch, das ich neulich mit dem Herr Gartenhein hatte. Er meinte, bald würde er in die Schule gehen und müsse dann immer lernen und dürfe nicht mehr spielen. Wo hat er das her? Wer erzählt Kindern sowas? Ich erklärte ihm dann, dass Lernen was normales ist und dass es Spaß macht. Als Beispiel führte ich seinen Bruder an, der im letzten Jahr krabbeln, sitzen und laufen gelernt hat. Nicht weil er musste, sondern weil er wollte. Und genauso ist es mit der Schule. Er darf da hingehen und lernt neue Dinge. Nicht weil er muss, sondern weil er darf.

Was ich zusätzlich möchte, ist das die Kinder ein Pflichtbewusstsein entwickeln. Das heißt für mich im Moment, dass ich regelmäßige Termine der Kinder genauso wichtig einstufe, wie die eigenen. Wenn man sich fürs Kinderturnen entschieden hat, dann geht man da auch hin (außer man ist krank). Auch wenn es warm ist und man auch ins Freibad könnte, auch wenn der beste Freund keine Zeit hat und auch, wenn die Mama gar keine Lust hat hin zu fahren. (Mich wurmt noch immer, dass der Schlökerich einmal sein Turnen verpasste, weil ich dienstlich den ganzen Tag unterwegs war.) Und das ist auch der Grund, warum ich die Nachmittage der Kinder nicht so gerne mit zu vielen Dingen vollpflastere. Im Mai und Juni hatten wir Dienstags Schwimmkurs, Mittwochs Sport für den Herr Gartenhein und Donnerstags Turnen für den Schlökerich. Das war schon manchmal anstrengend. Vor allem wollte der Herr Gartenhein sich noch gerne mit seinen Freunden treffen, die ebenfalls verschiedene Nachmittagstermine haben und das wurde dann schon manchmal kompliziert.

Wie man sieht, verlange ich von meinen Kindern nur die Erfüllung von „Pflichten“, die sie direkt betreffen. Aber was mich ja wirklich mal interessieren würde ist, wer den Kindern so viel Angst macht vor der Schule. „Der Ernst des Lebens“, „nur sitzen und lernen“, usw. Das ist doch alles Blödsinn. Leben ist Lernen und Lernen ist Leben. Und der Ernst des Lebens, den trifft man nicht in der Schule, sondern überall. Und so schlimm ist er meistens auch nicht.