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Würde ich Assessmentcenter planen, dann sähe eine Aufgabe folgendermaßen aus:

Bitte bauen Sie das Lego Forstpolizeirevier auf. Hier sind 3 der 5 erforderlichen Anleitungen. Die Teile dafür finden Sie in 3 Kisten. In der blauen Kiste befinden sich, neben halb demontierten Teilen des Fortspolizeireviers, außerdem halb demontiert die Feuerwache, Emmets Roboter und das Bergwerk mit Fahrzeugen. In der kleinen lila Kiste befinden sich Klein- und Sonderteile (Räder, Achsen, Arme, Beine, Köpfe,…). In der schwarzen Kiste sind Bauplatten und Steine aller Farben und Größen, abgesehen von den 1ern. Die liegen auf dem Boden, weil die Kiste bereits ausgekippt wurde.

Klingt ja erstmal einfach. Erschwert wird das ganze dann dadurch, dass anfangs zwei, später drei Kinder unterschiedlichen Alters dabei anwesend sind. Zwei Kinder laufen etwa im Dreißigsekundentakt direkt über den Bereich, wo man Anleitung und vermutlich zugehörige Teile platziert hat. Einer von beiden stellt sich einem ständig ins Licht und fragt, wann man endlich fertig sei. Der zweite macht Hubschrauber- und Sirenegeräusche in einer Lautstärke, dass sie das Legokistenwühlgeklapper noch übertönen. Während man grade den verflixten blauen Dreier in der großen schwarzen Kiste sucht, klaut er mal eben die vergitterten Fenster, hängt sie an seinen Hubschrauber und versteckt sie im Bett. Dazu kommen kleinere Streitigkeiten zwischen den Kindern alle paar Minuten. Irgendwann pinkelt der kleinere von beiden dann auf den Boden, weil er statt einer Windel seine Badehose anbehalten wollte. Und wenn man denkt, man sei mit den Nerven am Ende, wird noch ein Kamikazebaby dazu gesetzt, dass die kleinen Legosteine, am liebsten aber Kopfbedeckungen und Legomännchenköpfe in seinem Mund verschwinden lässt und dann sabbernd das bereits fast fertige Polizeirevier mit seinem Hinterteil plattwalzt. Während man den Schaden behebt, klettert es einem auf den Schoß und wieder runter und wieder rauf und wieder runter. Dann krabbelt es jammernd über die, inzwischen ausgekippten, Legos aus der schwarzen Kiste und man muss mal wieder trösten. Wenn man am Ende seiner Nerven die letzten Steine platziert, kommt der vermeintlich erlösende Ruf: „Abendessen ist fertig!“ Aber das wäre dann wohl zuviel für die Bewerber. Wer kann danach schon noch „Gibt’s keine Würstchen?!“, „Ich will Nudeln mit Soße!“ und ein Baby, dass alle zwei Minuten in seinem Hochstuhl aufsteht ertragen!

Und falls das jetzt ein Personaler liest: Stellt Eltern ein! Was die täglich bewältigen, könnt Ihr Euch für kein Assessmentcenter ausdenken!

Muttertag

Am Wochenende war ja Muttertag. Ich mache mir da nicht viel draus. Ich hab da immer im Ohr, was eine Frau in einer dieser 90er-Jahre Nachmittagstalkshows erzählte. Da sagte ihr Mann am Muttertag zu ihr: „Ach, lass doch den Abwasch. Das kannste doch morgen machen!“ Außerdem finde ich es irgendwie absurd, dass die Kinder sich bedanken, dass man sie auf die Welt gebracht hat. Schließlich hat sie ja keiner gefragt, ob sie das wollten. Frau Frische Brise hat das sehr schön formuliert.

Sie haben es sich nicht ausgesucht, geboren zu werden. Ich erwarte von ihnen keine Dankbarkeit für mein Muttersein.

Ich bin auch grundsätzlich nicht so der Blumenstraußtyp. Auch wenn der Herr Gartenhein seiner Omi das anders erzählt hat. Ich finde das zwar hübsch anzusehen, finde es aber schade, dass man die Blumen für eine Woche in der Vase abgeschnitten hat. Vor drei Jahren hat D. mir zum Geburtstag eine Rose in den Garten gepflanzt. Die blüht jetzt immer wieder für mich. Das finde ich viel besser als einen Blumenstrauß.
Wir waren am Muttertag gar nicht zuhause. Am Samstag verkündete der Herr Gartenhein noch, dass er kein Geschenk für mich hätte. Ich fand das seltsam, da im Kindergarten doch immer was gebastelt wird. Ich fragte ihn, ob er nichts hätte oder es nicht verraten dürfe. Da gab er zu, es nicht verraten zu dürfen und dass er die Geschenke in seinem Zimmer versteckt hätte. Ich fand das sehr schön. Jetzt hat er das Prinzip von Überraschungen und Geheimnissen also verstanden. Der Schlökerich sagte, dass er auch Geschenke habe und die in seinem Rucksack seien. Das überraschte mich, da ich da noch seine Vesperdose rausgeholt hatte, aber es zeigte sich, dass ich einfach nicht so genau reingeschaut hatte.
Der Sonntag war also ein ganz normaler Sonntag bei meinen Eltern. Wir fuhren nach dem Frühstück in den Streichelzoo. Ich musste ein bisschen schmunzeln, als wir an einem Blumenfeld vorbei kamen und da mehrere Väter mit ihren Kindern noch schnell Blumen geholt haben. Im Streichelzoo konnten die Kinder Tiere anschauen, füttern und streicheln und sich anschließend auf dem Spielplatz austoben. Zuhause gab es Eis und Kuchen und die Kinder spielten mit Omi und mit Opas Tablet. Nach dem Abendessen setzte ich drei müde Kinder im Schlafanzug ins Auto und fuhr nach Hause, wo uns ein komplett geputztes Haus erwartete. Inklusive frisch bezogener Betten und gewaschener Bettwäsche. Sogar das Wohnzimmerregal hatte D. angefangen aufzuräumen (allerdings ist das eine aufwändigere Aufgabe). Auf der Terrasse waren die Tomatenpflänzchen umgetopft worden und es gab neue Gartendeko. Das hat mich sehr gefreut.
Die Muttertagsgeschenke gab es dann am Montagmorgen, weil der Herr Gartenhein aus dem Auto schlafend ins Bett getragen wurde. Das Vatertagsgeschenk gab es gleich dazu. Papierwebherzen von den Kindern bemalt/beschriftet.

9 Monate Julijunge

Lieber Julijunge,

jetzt bist Du auch schon neun Monate alt. Du krabbelst schon seit einer ganzen Weile und man muss jetzt immer aufpassen, dass die Türen zum Treppenhaus geschlossen sind. Da kletterst Du nämlich blitzschnell die Treppe hoch und dass Du da runterfällst, wollen wir nicht. Du krabbelst hin, wo Du hin kommst und bist wirklich ziemlich schnell. Einer Deiner neusten Lieblingsplätze ist die Dusche. Da krabbelst Du rein und kommst dann nicht mehr raus. Dein kleiner großer Bruder hat das in dem Alter auch gemacht. Auch sonst bist Du motorisch ziemlich fit. Du kannst Dich fast überall hochziehen und eine Hand zum Festhalten reicht Dir beim Stehen. Zeitwärts am Sofa klappt’s auch schon mit dem Laufen. Ich bin sehr gespannt, wann das soweit ist. Bisher warst Du mit allem etwas schneller als Deine Brüder.
Mit dem Essen klappt es ganz gut. Abends isst Du meistens schon bei uns am Tisch mit. Nudeln, Pizzaränder, Kartoffeln oder was es eben gerade gibt, was Du gut in der Hand halten kannst. Besonders Nudeln findest Du gut. Und Erdbeeren. Die verschwinden so schnell in Dir, dass man immer erst mal schaut, ob Du sie vielleicht runtergeworfen hast. Seit ein paar Wochen kriegst Du Deine Milch aus der Flasche und seit dem brauchst Du auch nachts meistens nichts mehr. Trotzdem schläfst Du gerade wieder sehr unruhig und findest nur schwer wieder in den Schlaf, wenn Du aufgewacht bist. Wir wissen nicht woran es liegt. Vielleicht die Zähne. Oder das Wetter. Oder der Mond. Oder einfach gar nichts. Es geht hoffentlich bald vorbei.
Du trägst schon eine ganze Weile Größe 74/80. Die 74er Sachen werden langsam knapp, die 80er sind noch etwas groß. Nachdem Du zu Beginn sogar größer als Dein großer großer Bruder in dem Alter warst, warst Du bei der letzten U fast exakt gleich wie Dein kleiner großer Bruder. Deine Haare sind eindeutig lockig. Für künftiges Haareschneiden begrüße ich das sehr. Schnittfehler fallen da einfach nicht so auf.
Du lutschst noch immer ausschließlich am Daumen und verschmähst alle Schnuller, außer die Deines Bruders. Die klaust Du ihm gerne und krabbelst damit davon. Manchmal ist das ein bisschen ungeschickt, weil Du den Daumen nicht findest, obwohl Du ihn bräuchtest. Tagsüber schläfst Du am liebsten auf Deinem Papa, der schon eine ganze Fotoserie mit daumenlutschendem und schlafendem Baby hat. Nachts bist Du unentschlossen. Zum Einschlafen wirst Du gerne gekuschelt, zum Weiterschlafen hast Du aber gerne Deine Ruhe. Das führt dann oft dazu, dass Du selbst nicht weißt, wie Du es gerne hättest und jammerst. Aber ich denke auch das wird vorbei gehen. Inzwischen schläfst Du sogar manchmal fünf oder sechs Stunden am Stück. Ich bin guter Dinge, dass das mit dem Durchschlafen bis zu Deinem 18. Geburstag irgendwann noch klappt.
Insgesamt haben wir wenig zu meckern. Mach weiter so. Noch drei Monate und Du bist kein Baby mehr. Es geht so schnell!

3 Jahre

Lieber Schlökerich,

gestern bist Du nun schon drei Jahre alt geworden und bist schon ein richtiger kleiner Junge. Seit ein paar Wochen gehst Du auch in den Kindergarten. Am Anfang war Papa mit Dir da und wird von einigen Deiner Kindergartenkollegen sehr vermisst. Du fühlst Dich im Kindergarten sehr wohl und bist oft erst als letzter nach Hause zu bewegen. Jeden Tag, wenn ich Dich frage, ob es im Kindergarten schön war, antwortest Du: „Nein, weil der Kindergarten jetzt aus ist.“ Am Sonntag warst Du empört, dass schon wieder kein Kindergarten war. Entgegen der üblichen Kindergartenpraxis, bist Du nicht in der gleichen Gruppe wie Dein Bruder. Das funktioniert aber erstaunlich gut und eigentlich ist es toll, dass so jeder seinen Bereich für sich hat, obwohl die Gruppen, abgesehen von Morgenkreis und Waldtag, ohnehin offen sind. Der Kindergarten strengt Dich noch sehr an, so dass Du hinterher erstmal freiwillig im Bett verschwindest.
Du bist immer noch ein großartiger Puzzler und hilfst manchmal den Fünfjährigen im Kindergarten beim puzzeln. Auch spielst Du problemlos fast alle Spiele für Fünfjährige mit. Zahlen auf dem Würfel lesen ist kein Problem, nur manchmal findest Du es schwierig, Dich an die Regeln zu halten. Du spielst gerne mit Playmobil und mit den Legosachen Deines großen Bruders. Manchmal bist Du ein kleiner Wüstling und schmeißt Sachen durch die Gegend. Ich hoffe, damit hörst Du bald wieder auf. Du hast einen ausgeprägten Willen und eine bemerkenswerte Ausdauer. Du kannst auch konzentriert Dinge zu Ende bringen, wenn um Dich rum der größte Trubel herrscht.
Seit letztem Herbst gehst Du zum Eltern-Kind-Turnen. Dort kletterst und rennst Du ausgiebig und springst aus erschreckenden Höhen runter. Mal sehen, ob wir einen geeigneten Sportkurs für Dich finden, den eigentlich bist Du ja nun zu alt fürs U3-Turnen.
Du bist auch immer noch ein ganz kuscheliger und magst es, wenn man Dich in den Mittagsschlaf kuschelt. Seit einiger Zeit schläfst Du aber die Nächte in Deinem eigenen Bett durch, statt nachts zu uns gekrochen zu kommen. Wenn Du wach wirst, schaltest Du einfach Dein Licht an und schläfst dann weiter. Sowieso bist Du sehr selbständig.
Du sprichst inzwischen wirklich toll und man versteht eigentlich alles, was Du sagst. Die sprichst auch sehr lange und komplizierte Sätze. Manchmal bringt uns das zum schmunzeln, wenn aus so einer kleinen Person so kluge Worte kommen.
Deinen dritten Geburtstag haben wir toll gefeiert. Vormittags wurdest Du im Kindergarten mit einem Eisenbahnkuchen gefeiert und am Nachmittag kamen Omi und Opa zu Besuch. Es gab viele Geschenke, die Dir alle gut gefallen haben. Auch Dein heißer Wunsch nach eine Flöte wurde Dir erfüllt. Ich bin noch unschlüssig, ob das so eine gute Idee war.
Mein lieber kleiner großer Schlökerich, schön, dass Du bei uns bist!

Der erste Elternabend

Gestern war Elternabend in der Schule. Für die Eltern der dieses Jahr schulpflichtigen Kinder. Der Termin wurde, vermutlich damit man sich schon mal an die Informationspolitik der Schule gewöhnt, eine gute Woche vorher bekannt gegeben. Man hat ja so als Eltern sowieso keine Hobbys, keine Verpflichtungen und grundsätzlich nichts zu tun. Nun gut. So saß ich also um 19 Uhr (ok, ein paar Minuten später) mit 40 anderen Eltern im ungeheizten Foyer der Schule und hörte mir an, wie toll die Schule ist. Nun weiß ich, dass die Lehrer sich bemühen eine angstfreie Atmosphäre zu schaffen (ist das nicht nett?), dass es Eltern gibt, die ihre Kinder ins Klassenzimmer verfolgen, um ihnen die Handschuhe auszuziehen, dass die Schüler sich saubere Toiletten wünschen und der Schulchor ganz toll ist. Außerdem weiß ich, dass Deutsch, Mathe, MNK, Englisch, Sport und Religion unterrichtet wird. MNK wurde vor zehn Jahren aus den Fächern Musik, Kunst (oder BK und TW, wie das bei uns damals hieß) und Sachunterricht zu einem Fach kombiniert. Die Schulleiterin fand offensichtlich, dass sei eine dumme Kombination und ließ die Fächer einfach weiter getrennt unterrichten. Im neuen Bildungsplan, der dann ab dem Schuljahr 2016/17 gilt, gibt es dann wieder Sachkunde, Kunst und Musik getrennt. Begründung: die Zusammenfassung zu MNK hat ja gar nichts gebracht. Vermutlich, weil die Zusammenfassung in einem Großteil der Grundschulen gar nicht stattgefunden hat. Aber ist mir im Prinzip recht oder einfach egal. Letztendlich lernen sie doch das gleiche, egal, wie die Fächer heißen.

Dann zählte die Schulleiterin auf, was man können sollte um schulfähig zu sein. „Aber machen sie da jetzt nicht im Kopf  Häkchen, was ihr Kind schon kann und was nicht!“ Ich höre zu und mache im Kopf Häkchen. Dafür, dass wir gar nicht abhaken sollen, was unsere Kinder schon können, höre ich ganz schön oft „Das sollten sie zuhause immer mal wieder spielerisch üben.“  Ich weiß jetzt auch, dass ich es nicht mehr als schön akzeptieren soll, wenn mein Sohn beim Ausmalen über den Rand malt, sondern ihn drauf hinweisen soll, dass er das besser könne. Aber klar, wer von uns ist nicht wegen unsauberen Ausschneidens und über den Rand Malens fast durchs Abi gefallen.

Der Höhepunkt des Abends: die Eltern dürfen Fragen stellen. Zuerst wird sich erkundigt, warum bei Klaus* in Klasse zwei andere Kinder Süßigkeiten in der Brotdose haben dürfen und ob man das nicht verbieten könne. Ebenso werden bei Klaus in Klasse zwei zu Geburtstagen Spielsachen verteilt statt Muffins. Warum dass den so sei. Die Schulleiterin verweist zur Beantwortung der Fragen freundlich auf den Elternabend von Klausens Klasse zwei. Anschließend fragt eine Mutter („Ich bin ja Lehrerin am Gymnasium…“) ob die Kinder denn gleich die korrekte Rechtschreibung lernten oder ob die Schule dieses furchtbare Konzept des Schreibens wie Hören verfolgte. Keine Sorge, ab Klasse zwei wird Rechtschreibung gelernt. Ein Vater fragt, warum die Kinder sich montags morgens im Foyer versammeln und nicht irgendwo anders (ich habe nur halb zugehört, denn ich musste ein Wort bei Wordfeud legen), weil er es aus irgendwelchen Gründen woanders (so wie es auch früher gewesen sei!) besser fände. Ich merke mal wieder, dass mich viele Details überhaupt nicht in dem Maße interessieren wie andere Eltern.

Schließlich sind auch die Fragen alle beantwortet und es kommt zum wichtigsten Teil des Abends: man darf sich nun seinen Termin für die Schulanmeldung abholen. Der ist in anderthalb Wochen und fest zugeteilt. Ich erkenne hier wieder deutlich die Tendenz zum späten Ankündigen von wichtigen Terminen. Aber man hat ja keine Hobbys und vor allem keine Arbeit als Eltern. Wir sind nachmittags dran. Am Geburtstag vom Schlökerich. Bin ich froh, dass wir keine Party geplant haben. Die wäre jetzt nämlich geplatzt. Da ich den Termin auch ohne Party sehr doof finde, tausche ich mit einer anderen Mutter. Jetzt sind wir früh morgens dran. Immerhin das klappt ganz unbürokratisch.

Das anschließende Klassenzimmerbegutachten spare ich mir, weil zuhause zwei Jungs aufs Gute Nacht, einer aufs Einschlafstillen und (meinem Magen am wichtigsten) eine Gemüselasagne aufs Gegessen werden warten.

Ein paar nützliche und sinnvolle Informationen gab es trotzdem. Mindestens einen vernünftigen Satz habe ich gehört, nämlich: Wenn das Kind seine Hausaufgaben nicht machen will, soll es sie eben nicht machen und das selbst mit der Lehrerin klären. Finde ich gut. Das angefügte „Da muss es sich dann selbst dafür verantworten!“ der Schulleiterin, habe ich einfach schnell vergessen. Auch steht der Einschulungstermin im September schon fest und wurde, ganz entgegen der sonstigen Informationspolitik, bekannt gegeben. Ist noch eine Menge Zeit um Urlaub zu beantragen, Memory zu spielen und ausschneiden und ausmalen zu üben. Und alle kommenden Elternabende finden hoffentlich in beheizten Räumen statt.

*Name geändert

Unruhige Nächte, die 1556.*

Der Julijunge schläft schlecht ein. Ich finde das nicht ganz so toll, aber so ist es nun eben. So richtig erstaunlich ist es nicht, schon der Schlökerich ist ein schlechter Einschläfer. Und ich weiß ja, woher sie das haben. Im Moment fühle ich mich zwar oft, als könnte ich auf der Stelle einschlafen, lieg ich dann aber mittags im Bett und im Nebenzimmer spielen die Jungs, liege ich wach. Und wenn ich nicht gerade unter jahrelangem Schlafmangel leide, brauche ich auch abends ein bisschen zum Einschlafen. Meine Abende, also die Zeit, die man mal kinderfrei genießen könnte, sehen im Moment so aus: Ich leg mich mit dem Julijunge ins Bett und stille ihn zum Einschlafen. Er schläft irgendwann ein. Ich warte noch ein bisschen und stehe dann auf. Oft wird er dabei wach und will weiter trinken bzw. nuckeln. Manchmal wird er auch erst wieder wach, wenn ich schon unten bin. Manchmal schläft er auch so lange, bis ich die Salatreste vom Abendessen aufgegessen habe. Neulich hat es gerade gereicht um 40 Waffelbecherkuchen mit Schokolade zu überziehen, aber nicht mehr, um die restliche geschmolzene Schokolade aufzuessen. Das war gemein, weil warum überzieht man überhaupt Dinge mit Schokolade, wenn man nicht die restliche Schokolade aufessen kann?! Manchmal (ok, oft) schlafe ich schon beim Warten, bis er tief eingeschlafen ist, selbst ein, wanke dann irgendwann mit halboffenen Augen nach unten und esse den Salat auf und warte bis nach spätestens einer dreiviertelstunde das Babyphon wieder anspringt. Ab ein Uhr nachts schläft er dann eigentlich ganz gut mit meistens einer Unterbrechung bis um sechs mein Wecker klingelt. Für abends muss ich mir im Moment aber nichts mehr vornehmen. Manchmal stört es mich nicht, manchmal bin ich genervt und drücke das Baby dem Papa in den Arm (wo es dann ohne Nuckeln seligst einschlummert). Ich hab versucht dem Kind Schnuller anzubieten. Sobald er den im Mund hat, fängt er an laut „wäwäwäwäwäwäwäwäwa…“ zu intonieren. Auch wenn die müden Augen schon halb zu sind. Mit Schnuller muss gewäht werden. Am besten ist es, wenn er seinen Daumen findet. Daumen rein, Augen zu. Tagsüber klappt das gut, abends eher nie. Ich denke manchmal drüber nach woran es liegt. Vielleicht, weil ich jetzt den halben Tag weg bin und er abends immer will, dass ich da bin. Oder es ist die aktuelle motorische Entwicklung. Seit ein paar Tagen sitzt er frei. Robben kann er auch, aber er würde es vorziehen zu krabbeln. Er will immer nach oben mit dem Körper. Er wippt ja schon seit Wochen auf den Knien, seit gestern patscht er nun die rechte Hand nach vorne. Bis zum krabbeln kann das nicht mehr lange dauern. Aber wer weiß schon, was in so einem Babykopf vorgeht.
Nun gut. Es ist wie es ist. Ich kriege öfter mal Schlaf vor Mitternacht (der ist doch sooo gesund!) und habe etwas Zeit zum Lesen. Die Watchlist mit Filmen und Serien in meinem Kopf wird immer länger, aber ich halte mich immer daran fest, dass irgendwann die Zeit kommt, wo die Kinder den halben Tag hinter ihren geschlossenen Zimmertüren verbringen, wo sie abends weggehen und am Wochenende ausschlafen. Da hol ich unseren dann längst antiken DVD-Player raus und hol alles nach!

*grobe Schätzung

Sechs Monate Julijunge

Lieber Julijunge,
heute bist Du nun schon sechs Monate bei uns. Ein halbes Jahr! Nach wie vor bist Du ein freundliches Kerlchen und begeisterst alle mit Deinem breiten Lächeln, dass Du beinahe jedem, der Dich anspricht, innerhalb von zehn Sekunden schenkst. Manchmal gackerst Du auch laut dabei. Du bist meistens zufrieden, wenn Du neben Deinen Brüdern spielen kannst. Seit ein paar Wochen wippst Du auf allen Vieren und setzt Dich schon fast hin. Wir sind gespannt, wann Du los krabbelst. Im Moment sieht es so aus, als lässt Du das Robben aus. Aber vielleicht kommt es noch. Du bewegst Dich rollend und rückwärts schiebend durch den Raum, kommst aber nur selten da an, wo Du hin willst.
Du bist ein großes Kerlchen und trägst bereits Größe 74. Die gleichen Sachen trug Dein kleiner großer Bruder mit knapp einem Jahr noch. Da die Beine noch immer eher kurz sind, passen die Hosen noch in 68. Deine Größe und Dein Gewicht erfahren wir bei der nächsten U in drei Wochen.
Manchmal frage ich mich, von was Du so groß wirst. Tagsüber isst Du mal ein paar Löffel Brei, trinkst ein halbes Milchfläschchen oder mal drei Minuten an der Brust. Nachts, wenn Du mich dann drei Mal weckst, weiß ich, wann Du Dir holst, was Du brauchst. Ich bin gespannt, ob Du uns später nachts den Kühlschrank plünderst.
Deine erste fiese Krankheit hast Du auch schon hinter Dir. Eine Bronchitis. Da ging es Dir hundeelend und Du konntest nur in den Schlaf getragen werden. Seitdem schläfst Du schlechter ein und rufst mich abends oft zurück ins Bett. Vielleicht willst Du auch nur nicht, dass ich zu viel Trash-TV schaue. Vielleicht sind es aber auch die Zähne. Der erste lässt sich nun deutlich spüren.
Ein halbes Jahr bist Du nun und bald stehen große Veränderungen an. Im Februar gehe ich wieder arbeiten und gleichzeitig kommt Dein kleiner großer Bruder in den Kindergarten. Zur Eingewöhnung musst Du natürlich mit. Und danach bist Du plötzlich den halben Tag mit Papa alleine. Mal sehen, wie Dir das gefällt. Ich glaube der Trubel wird Dir fehlen.
Ein halbes Jahr schon und Du bist ein richtiges Baby. Rollst durch die Gegend, sabberst alles an und findest alles unglaublich interessant. Wir sind sehr gespannt, wie Du Dich weiter entwickelt, ob aus dem einen Löckchen ein Lockenkopf wird und wann Du krabbelnd das Haus erkundest. Mach so weiter. Du bist ein tolles Baby!

Das Nintendodilemma

Der Herr Gartenhein will einen NintendoDS. Ich will das nicht, weil ich finde, mit fünf ist er noch zu jung dafür. Leider zieht das Argument nicht, weil sein bester Freund bereits seit er vier ist einen hat. Und zwei Spielekonsolen. Und ein iPad. Wir argumentieren also wie meine Eltern früher. Es ist teuer und die Spiele sind teuer und dann gibt es immer nur ein neues zum Geburtstag und so weiter und so fort. Ich verfluche täglich die Eltern, die ihren Fünfjährigen Spielekonsolen kaufen, denn nur deshalb muss ihre darüber diskutieren.
Mein Dilemma bei der Sache ist, dass ich als Kind einen Gameboy wollte. Aus oben genannten Gründen hab ich aber nie einen bekommen. Meine Schwester erfuhr das Gleiche. Wir haben uns manchmal einen ausgeliehen und gespielt bis die Daumen brannten. Oder wir standen Stunden im Supermarkt an den Ausstellungsgameboys und spielten Tetris und Dr. Mario. Der jahrelange Wunsch meines Bruders nach einer Carrera Rennbahn wurde zum 18. Geburtstag erfüllt. Ich musste ca. 20 Jahre warten, bis ich glückliche Besitzerin eines Gameboy Color mit SuperMarioLand wurde und noch mal länger, bis ich auch Dr. Mario hatte.
Aber unsere Kindheit war nicht gänzlich schlecht. Wir hatten eine Atari Spielekonsole aus den 80er Jahren. Als Kinder haben wir dort Joysticks bei Decathlon gekillt, über den Sinn von ET und Ghostbusters gegrübelt, Raumschiffe abgeschossen, mit Lily Abenteuer erlebt, uns in Summer- und Wintergames gemessen. Als Teenager haben wir die Konsole immer noch manchmal ausgepackt, obwohl sie da schon hemmungslos veraltet war. Ich habe jeweils mindestens eine Nacht gebraucht, um beim Tontaubenschießen alles zu treffen, beim Skislalom jedes Tor zu durchfahren und bei Qbert für jedes Level den besten Hüpfpfad auszuklügeln.
Als ich 16 war, habe ich meinen Vater erfolgreich davon überzeugt, dass wir bei der nächsten Aldiaktion einen Computer kaufen müssen. Damit eröffnete sich uns die Welt der Computerspiele. Ich habe nur ein paar Spiele gespielt. Dungeon Keeper, Duke Nukem und Age oft Empires. Die dann aber dafür ganze Nächte durch.
Im Studium hatte ihre für so was keine Zeit mehr. Da habe ich meine Zeit dann mit Snood (aka Frozen Bubbles etc.) und Battlemail (kennt das noch wer) verplempert. Und auch jetzt noch, kann ich zum zehnten Mal versuchen das letzte Level von Dr. Mario zu knacken, statt ins Bett zu gehen. Ein Grund dafür, dass der GameBoy nicht in Sichtweite liegt.
Worauf ich hinaus will: Ich kann sehr gut verstehen, dass der Herr Gartenhein eine Nintendokonsole will. Es macht nämlich Spaß. Ich finde aber, dass er alt genug sein soll, um das auch zu können. Gestern hat er probeweise mal meinen GameBoy bekommen. Er kommt bei SuperMarioLand manchmal bis zum 2. Pilz. Und das, obwohl die GameBoysteuerung denkbar einfach ist. Ich hab ihn dann zuschauen lassen, als ich gespielt habe. Mit dem Erfolg, dass er sich fürchtete, als die Prinzessin nicht die echte war und als Springmaus weghüpfte. Ich sag’s doch. Er ist zu jung! So teilweise sieht er das ein. Aber trotzdem gibt es immer wieder Diskussionen. Irgendwann werde ich ihm eine Konsole kaufen. Schon allein, damit er nicht in 30 Jahren darüber bloggen muss, welch schreckliche Kindheit er hatte.

Windeln wechseln ist Kikifax

Neulich sprach ich mit einer lieben Freundin übers Windeln wechseln. (Der Julijunge hatte gerade so eine Woche, wo jeden Tag einmal die Windel überlief.) Sie meinte, ich solle nicht so viel Abschreckendes erzählen. Das und dieser eine Artikel vor einiger Zeit, wo die Autorin meinte, die ersten Wochen mit Baby seien bekanntermaßen die schwierigsten, haben mich nun dazu gebracht, etwas über die wirklich schwierigen Momente mit Babys/Kindern zu schreiben. Windeln wechseln ist Kikifax. Ich brauche etwa drei Minuten, um eine durchschnittliche Babywindel (ohne Überlaufen!) zu wechseln, inklusive Strumpfhose und Hose an und ausziehen. Klar, ich hab da jetzt ein paar Jahre Routine. Und auch klar, dass es bei einem Kleinkind, das kurz vor der Stubenreinheit steht, länger dauert und, vor allem olfaktorisch, ein anderes Kaliber hat. Aber schlimm ist Windeln wechseln nicht, es ist einfach notwendig. Schlimmer finde ich persönlich ja, nachts vollgebrochene Betten zu reinigen.
Die ersten Wochen mit dem ersten Kind sind schwierig. Vor allem, weil man nicht daran gewöhnt ist, so fremdbestimmt zu sein und so oft und so früh geweckt zu werden. Schon beim zweiten Kind, sind die ersten Wochen viel weniger anstrengend. Das Kind braucht ja nix außer Nahrung und Nähe. Und geweckt wird man ohnehin früh. Es stimmt einfach nicht, dass die ersten Wochen die schwersten sind.
Die schwersten Zeiten sind nämlich die, in denen die Kinder krank sind. Ich erinnere mich an eine Impfmasernnacht mit dem Herr Gartenhein. Man sitzt hilflos da, hofft dass der Fiebersaft bald wirkt und das Kind nicht mehr leidet. Und einmal hatte er Mittelohrentzündung und Rota gleichzeitig und nicht mal Wasser blieb drin. An Ibuprofensaft war nicht zu denken. Das ganze endete in 5 Tagen Kinderkrankenhaus. Im Isolierzimmer mit 2 weiteren Magen-Darm- Kindern mit Müttern. Und dann waren da noch die Pseudokruppanfälle, die, besonders beim ersten Mal, sehr beängstigend sein können. Oder als die Neurodermitis vom Schlökerich so schlimm war, dass er nachts weinte und sich blutig kratzte. Diese Momente sind mir alle deutlich in Erinnerung. Und wenn ich daran denke, bin ich immer sehr froh, dass unsere Kinder alle nicht ernsthaft krank sind (ich klopf auf Holz!). Der Herr Gartenhein hatte mal so einen Knubbel deutlich sichtbar in der Halskuhle. War nur ein Lymphknoten. Als er uns und der Kinderärztin plötzlich größer vorkam und ich beim Hochfahren des Utraschallgeräts fragte, was denn wäre wenn, antwortete die Ärztin, dann würde sie uns nach Tübingen überweisen. Nicht in die nächste Kinderklinik, sondern gleich in die Uniklinik. Mir war die paar Minuten bis zu „Nö, genauso groß wie beim letzten Mal!“ ganz schlecht.
Volle Windeln, vollgespuckte Betten, unterbrochene Nächte – alles Kikifax. Die Sorge und das Mitleiden sind das Schwerste. Und das sagt einem vorher niemand.

Jungsupdate 21.10.

Der Herr Gartenhein ist jetzt ein Krokodil. So heißen hier im Kindergarten die Vorschulkinder. Passenderweise ist er in den letzten fünf Monaten fünf Zentimeter gewachsen. Ich bin selbst immer wieder erstaunt, wie groß er plötzlich wirkt. Letzte Woche war er das erste Mal mit einem seiner Freunde im Kindersport. Wir schauen uns das diese Woche nochmal an und dann werden wir ihn da wohl anmelden. Einen Schwimmkurs werden wir auch noch suchen, obwohl ich es ja ungeschickt finde, dass die Schwimmkurssaison mit der Mittelohrentzündungssaison übereinstimmt. Aber gut, vielleicht ist das mit dem ständigen krank sein ja mal vorbei.
Der Herr Gartenhein erfindet immer wieder wunderbare Wörter. Meine Favoriten sind Bienenschläger (=Fliegenklatsche) und Wetterwaage (=Thermometer). Von früher blieb noch der Nashornfeger (=Schornstein).
Neulich hat er einen Roller gekriegt. Mit plattem Luftreifen. Erst mussten wir den neuen Schlauch bestellen und eine Woche drauf warten und dann haben wir den Mantel nicht mehr auf die Felge bekommen. Der wenig hilfreiche Vorschlag von Puky war, Reifenheber aus Metall zu verwenden. Haben wir gar keine. Schließlich haben wir uns Hilfe im Fahrradgeschäft geholt, die allerdings auch von gestern auf heute brauchten, um den Mantel aufzuziehen. Morgen kann der Herr Gartenhein dann zum ersten Mal den Roller mit zum Kindergarten nehmen.

Der Schlökerich ist gerade ein typischer Zweieinhalbjähriger. Er kann unglaublich goldig sein und auch unglaublich anstrengend. Mit seinem neuen kleinen Bruder wusste er zuerst nicht so recht was anzufangen und war oft grob. Inzwischen ist er meistens lieb zu ihm und will viel kuscheln und küssen.
Seit Anfang des Jahres hat der Schlökerich mit Neurodermitis zu kämpfen. Schon immer bekam er beim Zahnen raue Haut und Ausschlag auf den Backen. Als es mit den Eckzähnen los ging, wurde die Haut schlimmer. Anfangs probierten wir Fettcreme, ziemlich bald dann auch welche mit Wirkstoffen. Auch am Körper bekam er Ausschlag. Wir machten Allergietests, wechselten das Waschmittel und zogen ihm wieder Schlafanzugeinteiler und Bodies an, damit er nicht so viel kratzen kann. Im Moment ist seibe Haut am Körper wieder richtig gut. Ich streichle manchmal über seine Arme und freue mich über die glatte Haut. Ich hoffe es bleibt so und verwächst sich langsam.
Der Schlökerich spricht inzwischen sehr viel. Manchmal bin ich überrascht über seinen Wortschatz. Er genießt im Moment sehr, dass er vormittags uns beide Eltern fast exklusiv hat. Wenn alles klappt, darf er am 1.2. in den Kindergarten. Genau dann, wenn ich wieder arbeite.

Der Julijunge ist meistens ein liebes Baby. Er lacht und lächelt viel, spielt auch mal allein und schläft ohne Theater manchmal einfach in der Wippe ein. Nachts liegt er im Beistellbett und weckt mich nur ein bis zwei mal. Er übt schon fleißig sich umzudrehen. Zweimal hat es schon geklappt, aber das war wohl eher Zufall. Er trägt inzwischen schon Größe 68 und ist das erste meiner Kinder, das von Anfang an gerne badet.