Archive for the ‘ Kinder ’ Category

Immer wieder neues

Der Kleine kann jetzt Türen aufmachen. Und Licht anmachen. Und aus seinem Bett klettern. Das bedeutet, er steht jetzt alleine auf, wenn er wach ist. Ganz leise, so dass noch nicht mal das Babyphone anspringt. Da kann es dann schonmal passieren, dass man irgendwann wach wird, im Wohnzimmer Licht und Fernseher an ist und der Kleine sich da ganz brav alleine vergnügt. Oder er kommt einem im dunklen Flur entgegen, wenn man sich morgens aus dem Bett quält. Wir müssen jetzt nur immer aufpassen, dass die Wohnungstür abgeschlossen ist und abends keine halbausgetrunkenen kinderuntauglichen Getränke stehenbleiben.

Von Ratgebern

Lesen bildet, heißt es. Aber Lesen verunsichert auch. Ich habe neulich hier im Netz beim Stöbern was zu den Wachstumsschüben von Babys gelesen. Es gibt da wohl so ein Buch, in dem „Wachstumsschübe“ zu verschiedenen Zeitpunkten beschrieben werden. Der letzte beim 17 Monate alten Kind. Wir sind da also schon komplett drüber weg. Tatsächlich sind diese Wachstumsschübe wohl Entwicklungsschübe. Die Kinder sind dann unruhig, wollen nicht essen oder schlafen schlecht. Und da gibt es tatsächlich Mütter, die sich an diesem Buch entlanghangeln und sich vor dem nächsten Schub fürchten. Also mein Kind hat jetzt alle diese Schübe mitgemacht und ich hab’s nicht mitgekriegt. Klar, war er manchmal quengelig und klar gab es Zeiten wo er schlecht schlief. Aber irgendwie habe ich mir jetzt keinen Kopf darüber gemacht und mich mit irgendwelchen Ratgeberbüchern rückversichert, dass das auch alles so richtig ist. Wenn er schlecht schläft, kann das natürlich an einem Entwicklungsschub liegen. Oder an einem neuen Zahn, einem querliegenden Pups, einer sich anbahnenden Erkältung oder einem schlechten Traum. Und wenn er nicht essen will, kann das auch an einem Entwicklungsschub liegen. Oder daran, dass er keinen Hunger hat, keinen Appetit auf das angebotene Essen oder schlicht keine Lust. Klar, manchmal googelt man was, aber diese Ratgeberbücher wie eine Bibel zu behandeln, ist mir fremd. Ich hab auch nicht viele davon gelesen. Wir haben Babyjahre, aber das ist auch schon alles. Am Anfang hatte ich mal Ambitionen das Buch ganz zu lesen, dann hab ich doch nur das gelesen, was mich betraf. Und jetzt seit einer ganzen Weile nichts mehr. Irgendwie ist das Ratgeber lesen doch ähnlich wie der Kindervergleich auf dem Spielplatz. Mein Kind kann mehr, als es können müsste und mehr als Deins sowieso. Das führt doch nur dazu, dass man auf Dinge wartet, bzw. Dinge von seinem Kind erwartet. Dabei lebt man mit der Einstellung „mein Kind kann, was es kann“ viel besser. Unser Kleiner ist früh gelaufen. Manchmal kam mir der Gedanke, dass es doch furchtbar anstrengend sein muss, wenn ein Kind mit fast anderthalb noch nicht läuft. Und im Gegenzug habe ich mich dann immer gleich gefragt, ob Mütter mit spät laufenden und früh plappernden Kinder die Vorstellung anstrengend fänden, ein Kind zu haben, dass mit anderthalb nur drei Worte spricht. Vermutlich ist beides anstrengend. Aber man wächst ja mit seinen Aufgaben, bzw. ist es so gewohnt, wie es ist. Und solange man nicht das  Gefühl hat, mit dem Kind stimmt was nicht, bringt das ständige Lesen in Ratgebern nichts. Wobei vermutlich der Kinderarzt hier dem Ratgeberbuch vorzuziehen wäre. Aber zurück zu „mein Kind kann, was es kann“. Nicht, dass das hier jetzt missverstanden wird. Das heißt nicht, dass man sein Kind nicht fördern oder ermutigen sollte. Man soll ihm schon zeigen, wie man Legotürme baut oder den Brummkreisel dreht, aber man sollte nicht krampfhaft versuchen, dass Kind zum Türmchen bauen zu motivieren, nur weil die Lisa aus der Krabbelgruppe das schon so toll kann oder in einem schlauen Buch steht, dass es das nun können muss. Einfach anbieten und wenn es dann will, wird es schon machen.

Als Kinder waren wir manchmal nachmittags alleine zuhause. Da fanden wir es lustig Telefonstreiche zu machen. Wir haben einfach zufällig Nummer gewählt (manchmal haben wir die sogar ausgewürfelt), irgendwelchen Quatsch erzählt und wieder aufgelegt. Der Nachbarsjunge hat manchmal sogar längere Gespräche mit den Leuten geführt, Rollen gespielt und improvisiert. Und im Hintergrund immer eine Horde  gackernder Kinder. Wir hatten damals kein Telefon mit Lautsprecher. Ich weiß nicht mal, ob es das schon gab. So konnten die Zuschauer die Reaktionen der Angerufenen auch immer nur erahnen. Natürlich durften wir keine Telefonstreiche machen. Aber das war vor Rufnummerübermittlung, vor CLIP und vor Einzelverbindungsnachweisen. Wir waren also völlig auf der sicheren Seite. Die Kinder heutzutage haben es damit schon schwerer. Um Telefonstreiche zu machen, müssen sie erstmal lernen, wie man das Senden der Rufnummer unterdrückt. Als nächstes müssen sie wissen, wie man die Wahlwiederholungsliste löscht und dann noch hoffen, dass die Eltern den Einzelverbindungsnachweis nicht so genau anschauen.

Ähnlich wie Telefonstreiche sind ja Telefone in den Händen kleiner Kinder. Früher hatten die Telefone noch Wählscheiben. Für kleine Hände war es bestimmt schwieriger dort eine lange Nummer zu wählen, als es auf den heutigen Tastentelefonen ist. Klar haben kleine Kinder auch mal irgendwo angerufen, aber auch hier gab es keine Rufnummerübermittlung und keine Einzelverbindungsnachweise. Und das Kind hat bei Fremden angerufen. Bei den heutigen Telefonen und Handys ist man mit zwei Tastendrücken im Adressbuch und kann da jemand anrufen. Da ruft dann das Kind nicht morgens um sechs fremde Meschen an, was einem vielleicht kurz peinlich ist, sondern es ruft Menschen an, die man kennt. Freunde, die hinterher genau sehen können, wer einen um sechs Uhr aus dem Bett gescheucht hat. Unser Kleiner hat schon mehrmals die erste Nummer in meinen Adressbuch angerufen. Glücklicherweise noch nicht um sechs Uhr morgens, aber unglücklicherweise ist es eine Nummer im Ausland. Vorsichtshalber habe ich jetzt meine eigenen Nummer ganz vorne hin gespeichert, so dass er nun mit meiner Mailbox telefonieren kann (wovon er sehr begeistert ist). Und während ich mich noch fürchte, dass er doch wieder jemandem im Ausland anruft, fällt mir ein, dass er aufgrund seines Namens wohl auch mal an erster Stelle in den Adressbüchern seiner Freunde stehen wird. Dann wird er mal derjenige sein, der von den Kindern seiner Freunde angerufen wird. Und dann gleicht sich doch alles irgendwie wieder aus. Oder nicht?

Der große Kleine

Der Kleine wird größer und immer wieder kann er Neues. Zwar redet er noch immer hauptsächlich in fremder Sprache, aber immerhin versteht er auch unsere. Er setzt sich auf seinen Stuhl, wenn man sagt er soll sich wieder hinsetzen. Er schaut was auf dem Tisch steht, wenn man sagt, dass es Essen gibt. Er antwortet mit „nein“, wenn man ihn fragt ob er satt ist, müde ist oder ins Bett will („ja“ sagt er nur am Telefon). Er jammert wieder „ooohh neeeiii“, wenn was runterfällt (oder er etwas runterwirft). Er benennt auch wieder die Katzen („Tata“) und versucht zu bellen, wenn er einen Hund sieht. Außerdem kennt er alle möglichen Anwendungsmöglichkeiten von „auf“: aufstehen, mach das auf, hör auf. Er sagt „Apf“ zum Apfel und man hört in seinem Gebrabbel ganz deutlich, wann er was erzählt und wann er etwas fragt. Er sagt „aua“, wenn er sich wehtut und wenn er einen haut. Aber das wirklich beeindruckenste war, als ich ihn neulich gefragt habe, was er so den Tag über erlebt hat. Da ist er aufgestanden, zum Schrank gelaufen. Hat ihn auf und zugemacht und Aua gesagt. Über die Bedeutung wurde ich dann auch aufgeklärt. Er hatte sich nachmittags in der Schranktür den Finger eingeklemmt. Ich bin gespannt was als nächstes kommt.

In alter Frische

Hier gab es eine krankheitsbedingte Pause. Seit Anfang des Jahres war der Kleine erkältet. Husten, Schnupfen, Ohrenweh und (hohes) Fieber. Er hat kaum was gegessen. Als er dann am Feiertag auch noch angefangen hat ganz fürchterlich zu kotzen (nicht mal Wasser wollte drin bleiben), hat uns unsere Kinderärztin in die Kinderklinik geschickt. Ich sag Euch, das ist wirklich kein Vergnügen. Wir kamen also Freitag mittags in der Kinderklinik an. Unsere Kinderärztin hatte uns schon angemeldet, was aber völlig egal ist, wie wir später erfuhren. Wir durften erstmal warten, dass ein Arzt unseren Kleinen anschaut. Ich selbst hing auch ziemlich in den Seilen, mit den gleichen Symptomen. Nachdem der Arzt ihn dann angeschaut hatte, durften wir wieder an der Anmeldung Platz nehmen. Für eine weitere Stunde. Neben uns wartete eine Mutter mit einem Säugling ebenfalls über anderthalb Stunden, obwohl ihr Arzt sie angemeldet hatte. Ich hing auf dem einen Stuhl, mein Kreislauf total am Ende. D. und der Kleine hingen auf dem Stuhl daneben. Der Kreislauf des Kleinen ebenfalls am Ende. Irgendwann wurden wir von der Station abgeholt. Der Kleine hatte inzwischen über 40° Fieber, ich vermutlich auch nicht viel weniger. Er bekam einen Zugang und wir durften in unser Zimmer. Da waren schon zwei andere Kinder mit Müttern. Eigentlich sind die Zimmer für die Belegung mit sechs Personen eindeutig zu klein. Dabei hatten sie das Elternbett der einen Mutter vergessen, so dass sie bei ihrem Sohn mit im Bett geschlafen hat. Die erste Nacht war dann auch so schrecklich, dass ich am liebsten nach Hause gegangen wäre. Um 19 Uhr waren die Kinder im Bett und das Licht aus. Mich hat’s nicht gestört, da ich ohnehin total neben der Kappe war. Irgendwann kam dann eine Schwester, um beim Kleinen Fieber  zu messen. Und das hat sie nicht so richtig hingekriegt. Fünfmal hat sie das Ohrthermometer angesetzt, bis es geklappt hat und der Kleine wach war. Der hat natürlich wie am Spieß geschrien. Er wird nicht so gerne aus dem Schlaf gerissen. Die Schwester hat sich wortlos aus dem Staub gemacht und ich hab versucht mein Kind zu beruhigen. Mit wenig Erfolg. Er kann sich nämlich manchmal nur selbst beruhigen. Tat mir für die anderen fünf Personen im Zimmer echt leid, aber ich hab ihn ja schließlich nicht aufgeweckt. Während mein Kleiner noch schrie, ging der Alarm an der Infusion eines anderen Kindes los. Die Mutter klingelte nach der Schwester, aber es kam einfach niemand. Nach ein paar Minuten kam eine unfreundliche Ansage aus der Sprechanlage, was denn wäre und dass schon jemand kommen würde. Aber es kam keiner. Die Mutter suchte auf dem Gang nach einer Schwester, aber bekam dort auch nur unfreundliche Bemerkungen zu hören. Wir lagen da also zu sechst in einem Zimmer mit einem piepsenden Alarm und einen schreienden Kleinkind und es passierte einfach minutenlang nichts. Was wäre denn, wenn es wirklich ein Notfall gewesen wäre? Und dazu kamen dann viele andere Kleinigkeiten. Zum Beispiel, dass man zwar im Infektionszimmer liegt, einen aber niemand auf die Hygieneregeln hinweist (Toiletten und Hände desinfizieren), dass zwar jeden Tag der Boden gewischt wird, der Esstisch aber nur ein einziges Mal abgeputzt wurde, dass ich mehrmals nach einen frischen Laken gefragt (der Kleine war in meinem Bett übergelaufen) und keins bekommen habe und mir am letzten Tag eine andere Mutter erklärte, dass im Schrank welche sind, dass es zwar Windeln gibt, aber niemand die Größen 4 und 4 + (was die gängigsten Kleinkindgrößen sind) auffüllt, dass man aus dem Infektionszimmer zwar nicht rausdarf, aber seine Essenstabletts selbst wegtragen soll (was mit einem Kleinkind auch nicht so einfach ist), dass die Schwestern fürs Essen bringen zuständig sind, obwohl es in anderen Kliniken des gleichen Verbunds extra Personal dafür gibt, dass man auf Station isoliert wird, an der Anmeldung aber stundenlang mit anderen Patienten sitzen muss (vielleicht liegt es auch daran, dass es zu Beginn unseres Aufenthalts ein Infektionszimmer gab und am Ende fünf). Einiges lässt sich dadurch erklären, dass die Klinik komplett überbelegt war. Sogar das Stillzimmer und einer der Aufenthaltsräume waren bereits belegt. Aber so richtig zum Wohlfühlen war das da nicht, obwohl die Schwestern fast alle lieb und nett und hilfsbereit waren. Und so richtig zum Ausruhen ist es da auch nicht. In der ersten Nacht waren es drei Kinder mit Infusionen, die irgendwann leer waren und eine andere Mutter mit Durchfall, die alle halbe Stunde aufs Klo gedackelt ist. In der zweiten Nacht waren es nur noch zwei Kinder. Die dritte Nacht war vorerst die ruhigste, da wir uns das Zimmer nur mit einem Teenagermädel teilten. Allerdings kam um fünf Uhr noch ein Kleinkind mit Mutter, Tante und Oma. Mutter, Tante und Oma haben sich dann erstmal auf das Elternbett gesetzt und sich ausgiebig flüsternd unterhalten. Das Flüstern alleine wäre ja noch gegangen, aber das Kleinkind kam natürlich nicht zur Ruhe und hat nicht geflüstert. So lange, bis die Schwester diejenigen Personen, die nicht da bleiben wollten, freundlich nach draußen gebeten hat. Am Nachmittag hatten sie Erbarmen und haben das Teenagermädel in ein anderes Zimmer geschoben. (Obwohl ich nicht sicher bin, ob sie ihr etwas Ruhe gönnen wollten, oder ob sie festgestellt haben, dass sie einen Virus hat, mit dem sie völlig isoliert liegen muss.) Die zwei kleinen Jungs waren nämlich nicht so richtig ruhig. Die letzte Nacht hat mein Kleiner ruhig durchgeschlafen, während der andere Zwerg mehrmals nach seiner Mutter gerufen hat. Die musste ihn dann immer rausnehmen und beruhigen. Da war ich doch froh, dass wir das nächtliche aus dem Bett heben zum Trösten schon lange eingestellt haben. Es hat schon Vorteile, wenn der Kleine alleine und ohne größeres Theater in seinem Bett einschläft. Das war dann also unsere erste Kinderklinikerfahrung. So richtig toll war’s nicht und so bald muss ich das bitte nicht nochmal haben. Außerdem hat der Kleine gleich den nächsten Magen-Darm-Virus mit nach Hause gebracht. Wir hatten wieder ein paar Abende ein vollgekotztes Kinderbett und am Freitag hat’s uns auch noch erwischt. Zwischen Kinderkotze aufputzen und auf dem Sofa liegen und leiden, hatte ich keine Zeit zum Bloggen. Achso, und natürlich deshalb, weil wir angefangen haben Lost zu schauen 😉

Rollenbilder in Kinderliedern

Eigentlich will man ja versuchen Kindern nicht nur die klassischen Rollenbilder zu vermittelt. Deshalb wurden auch schon Schulbücher geändert, damit auch mal ein Mann kocht oder eine Frau einen Schraubenzieher benutzt. So sollen die Kinder sehen, dass das normal ist. Aber da gibt’s ja noch diese Kinderlieder und da sind die meisten ganz schlimm. Auf unserer Rolf Zuckowski-CD kommen nicht viele Frauen vor. Eine davon ist die Oma, die für Opa und Enkel kocht und das andere ist eine Henne, die den Osterhase ausbrüten will. Also eine Glucke und eine gute Hausfrau. Wir haben seit einer Woche noch andere CDs, aber auch da sieht es oft nicht besser aus. Da gibt es das Lied Pudl-di-Wudl. Thema der ersten Strophe ist, dass Papa für die Familie kocht. Es riecht seltsam und seine Ausrede ist dann, dass es ein Pudl-di-Wudl ist. Also die Botschaft: wenn Papa kocht gibt es ein Chaos, das in einem Desaster endet. Warum macht sich keiner Gedanken über die Rollenbilder, die in Kinderliedern vermittelt werden? Gerade die kleinen Kinder kriegen doch in der Regel die klassische Rollenverteilung vorgelebt. Warum dann auch noch in den Liedern? Manchmal bin ich schon froh, dass unser Kleiner das umgekehrte als „normal“ lernt.

Weniger ist mehr

Es gibt ja heutzutage einen Haufen elekronisches Spielzeug für Kleinkinder. Das blinkt, macht Musik und bewegt sich. Dem Kind macht es bestimmt Spaß. Schließlich ist es toll einen Knopf zu drücken und es passiert was. Und wenn es das dann ausnahmsweise mal an einem Spielzeug statt am Computer, der Spülmaschine, der Waschmaschine (ganz toll ist es, wenn er an der Waschmaschine der Nachbarn die Temperatur verstellt…) oder dem Herd. Aber warum nimmt dieses Spielzeug immer für sich in Anspruch pädagogisch wertvoll zu sein. Wenn da eine Taste mit den Informationen „das ist ein Kreis“, „das ist eine 1“ und „das ist eine Biene“ belegt ist, die immer abwechselnd und im Wechsel mit irgendwelcher Musik abgespielt werden, dann frag ich mich, wie ein Kleinkind das verstehen soll. Schließlich kommen ständig verschiedene Sachen, wenn man die selbe Taste drückt. Ich glaube, dass ein Kind das erst kapiert, wenn es weiß, was eine Biene, ein Kreis und eine Eins ist. Wo ist dann der pädagogische Wert? Warum schreiben die nicht einfach drauf: „Ist ein Blinke-Piep-Spielzeug. Sonst nichts.“?

Krabbelgespräche

Gestern haben wir uns also zur ersten Wissenschaftlerinnenkrabbelgruppe getroffen. Es waren nur zwei andere Mütter da. Ich muss noch rausfinden, was mit den anderen los war. Eine hat schon eine mail geschrieben, dass sie es nicht geschafft hat, wegen eines kranken Kindes. Ja, mit sowas muss man eben auch rechnen bei Müttern. Verspätungen wegen voller Windeln, nassem Kind, zu langem Mittagsschlaf oder ähnlichem sind da an der Tagesordnung. Aber auch zu dritt war es sehr interessant. Keine Fragen nach Schlafgewohnheiten, Essgewohnheiten, sondern danach, wie das Kind betreut ist, wer wie lange arbeitet, was die Doktorarbeiten machen. Ich wurde einerseits beneidet, dass unser Kleiner beim Papa ist, anderseits mit großen Augen angeschaut, weil ich Vollzeit arbeite. Da wurde ich dann gefragt ob ich dass „muss“. Irgendwie lustig. Ja ich „muss“ schon, wenn wir nicht jeden Cent dreimal umdrehen wollen, aber werden Männer auch gefragt, ob sie Vollzeit arbeiten „müssen“? Die Männer der anderen Mütter arbeiten nämlich auch Vollzeit.
Ein weiteres Thema war: „Was hat Dein Chef dazu gesagt, dass Du schwanger warst?“ Gerade in der Wissenschaft ist es oft schwierig wenn jemand ausfällt, da es Projekte gibt, die bearbeitet werden müssen und die Mitarbeiter direkt für die Projekte vorgesehen sind. Wenn dann jemand ausfällt, ist das schwer zu kompensieren und deshalb kann es sein, dass Chefs nicht gerade glücklich sind über Schwangerschaften ihrer Mitarbeiterinnen. Wie es aussieht, reagieren die meisten Chefs trotzdem gut. Die Ausnahme war mein damaliger direkter Vorgesetzter, der meinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern wollte. Zum Glück hatte der aber auch noch einen Vorgesetzten, der die Verlängerung dann durchgesetzt hat.
Während sich die meisten Frauen beim ersten Kind noch einen Kopf machen was der Chef sagt, ob der Zeitpunkt gut ist, ob der Einstieg in den Beruf wieder klappt, denken sie bei der Planung des zweiten Kindes schon „egoistischer“. Gestern meinte eine, dass sie hofft in eine höhere Position zu kommen und hofft dass die Vergabe der Posten passiert, ehe sie wieder schwanger ist. Aber danach richten wollte sie ihre Familienplanung nicht. Diese Einstellung habe ich schon bei einigen Frauen kennengelernt und vertrete sie selbst. Viele Arbeitgeber sehen sich selbst als die großen Gönner, die netterweise den Angestellten Arbeit bieten. Allerdings ist es oftmals genau andersrum. Qualifizierte Arbeitskräfte sind schwer zu finden und eigentlich kann der Arbeitgeber froh sein, wenn seine Angestellten die Arbeit für ihn (gerne) erledigen. Gerade im öffentlichen Dienst, wo Ingenieure im Vergleich schlecht bezahlt werden. Und der Ausfall eines Mitarbeiters für mehrere Monate muss zu kompensieren sein. Schließlich gibt es nicht nur Schwangerschaften, sondern es kann auch mal jemand ernsthaft krank werden. Man kann denn Erfolg einer Arbeitsgruppe/Firma nicht darauf aufbauen, dass alle Mitarbeiter immer verfügbar sind. Und wenn man dann Mitarbeiterinnen hat, die nach der Schwangerschaft wieder einsteigen wollen, muss man schon ein Idiot sein, wenn man dem Steine in den Weg legt.

Wissenschaftlerinnenkrabbelgruppe

Heute nachmittag trifft sich zum ersten Mal eine von mir initiierte Krabbelgruppe. Naja, eigentlich treffen wir uns nicht zum Krabbeln, aber das Ergebnis ist das gleiche. Ich bin seit ein paar Jahren Mitglied im Mentoring-Programm zur Frauenförderung an der Uni. Vor einiger Zeit habe ich einen Workshop zum Thema „Kind und Karriere“ mitgemacht. Damals war ich gerade schwanger, wie auch einige der anderen Teilnehmerinnen. Andere hatten bereits kleine Kinder. Vor zwei Monaten habe ich die anderen Mädels aus dem Workshop angeschrieben, ob wir uns nicht nochmal treffen möchten. Schließlich sind wir inzwischen fast alle praktisch mit dem Thema „Kind und Karriere“ beschäftigt. Es haben sich gleich eine Menge Mädels gemeldet und wenn alle kommen, die eigentlich Zeit hätten, dann treffen wir uns heute zu siebt. Mit Kindern. Ich hatte das Gefühl, dass einige der Anderen wirklich froh darüber waren. Es ist doch so, dass die meisten Mütter, die man auf Spielplätzen und in Krabbelgruppen trifft, andere Probleme haben, als Mütter, die in der Wissenschaft arbeiten. Einerseits hat man Vorteile an der Uni. Teilzeitstellen und flexible Arbeitszeiten sind meistens kein Problem. Allerdings ist man auch eher mal dienstlich den ganzen Tag oder sogar mehrere unterwegs. Projekttreffen und Fachtagungen sind eben nicht für Teilzeitwissenschaftler. Ich bin jedenfalls gespannt was die anderen heute erzählen, wie sich die Kinder verstehen und vielleicht entwickelt sich ja was regelmäßiges daraus.

Spielplatzbegegnung

Neulich war ich gegen Abend mit dem Kleinen noch auf dem Spielplatz. In der Abendsonne hat er da seinen Ball durch die Gegend gekickt. Irgendwann hatte er keine Lust mehr und ist lieber im Gras rumgerannt. Da kamen zwei Kinder, ein türkisches Geschwisterpärchen aus dem Nachbarhaus, und fragten ob sie mit dem Kleinen Fussball spielen dürften. Ich war etwas überrascht, weil ich dachte Grundschüler haben nicht besonders viel Freude daran mit Kleinkindern Ball zu spielen. Klar durften sie mit ihm Fussball spielen. Allerdings war es ihnen dann doch zu langweilig. Das Mädchen wollte lieber Volleyball spielen. Da sie das selbst nicht kann, haben ihr Bruder und ich mit dem Ball gespielt und sie hat unseren Kleinen durch die Gegend geschleppt. Richtig schön hat sie das gemacht. Ihr Bruder aber auch. Da merkt man dann, dass die türkischen Kinder noch mehr an das Zusammenleben mit Kindern aller Alterstufen gewöhnt sind. Schon neulich habe ich die beiden auf dem Spielplatz getroffen. Da hat sich unser Kleiner ihren Ball geklaut und ihn durch die Gegend gekickt, was sie nicht weiter gestört hat. Normalerweise reagieren fremde Kinder meistens damit, dass sie betonen, dass es ihr Ball ist und das „der kleine Junge“ den wieder hergeben soll, auch wenn sie ihn selbst gerade nicht brauchen. Wirklich nett waren die beiden. Der Kleine hat sich ohne Klagen von dem Mädchen herumtragen lassen, obwohl sie ganz schön mit seinem Gewicht zu kämpfen hatte. Zusammen sind sie auf dem Karussel rumgekrabbelt. Ihr Bruder war begeistert vom Ballspielen mit mir, obwohl Ballspiele nicht so meins sind. Nebenbei haben wir uns auch ein bisschen unterhalten. Sie fragte zum Beispiel, ob der Kleine mit den „gedrehten Haaren geboren ist“. Locken bei Kleinkindern kannte sie wohl nicht. Irgendwann beim Ball spielen erzählte sie dann unvermittelt: „Meine Oma hatte mal Krebs. Und dann ist sie gefallen und wir haben Lieder mit Allah gesungen bei der Beerdigung.“ Hilfreich kam der Bruder dazu. „Die ist tot.“ Ach, das hatte ich mir jetzt fast gedacht. Es gibt ja wirklich Arschlochkinder (ein Mädchen, dass manchmal bei uns zwischen den Häusern spielt ist so eins), aber die beiden waren anders, höflich und verantwortungsvoll. Da freu ich mich dann drauf sie wieder zu treffen.