Gestern haben wir uns also zur ersten Wissenschaftlerinnenkrabbelgruppe getroffen. Es waren nur zwei andere Mütter da. Ich muss noch rausfinden, was mit den anderen los war. Eine hat schon eine mail geschrieben, dass sie es nicht geschafft hat, wegen eines kranken Kindes. Ja, mit sowas muss man eben auch rechnen bei Müttern. Verspätungen wegen voller Windeln, nassem Kind, zu langem Mittagsschlaf oder ähnlichem sind da an der Tagesordnung. Aber auch zu dritt war es sehr interessant. Keine Fragen nach Schlafgewohnheiten, Essgewohnheiten, sondern danach, wie das Kind betreut ist, wer wie lange arbeitet, was die Doktorarbeiten machen. Ich wurde einerseits beneidet, dass unser Kleiner beim Papa ist, anderseits mit großen Augen angeschaut, weil ich Vollzeit arbeite. Da wurde ich dann gefragt ob ich dass „muss“. Irgendwie lustig. Ja ich „muss“ schon, wenn wir nicht jeden Cent dreimal umdrehen wollen, aber werden Männer auch gefragt, ob sie Vollzeit arbeiten „müssen“? Die Männer der anderen Mütter arbeiten nämlich auch Vollzeit.
Ein weiteres Thema war: „Was hat Dein Chef dazu gesagt, dass Du schwanger warst?“ Gerade in der Wissenschaft ist es oft schwierig wenn jemand ausfällt, da es Projekte gibt, die bearbeitet werden müssen und die Mitarbeiter direkt für die Projekte vorgesehen sind. Wenn dann jemand ausfällt, ist das schwer zu kompensieren und deshalb kann es sein, dass Chefs nicht gerade glücklich sind über Schwangerschaften ihrer Mitarbeiterinnen. Wie es aussieht, reagieren die meisten Chefs trotzdem gut. Die Ausnahme war mein damaliger direkter Vorgesetzter, der meinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern wollte. Zum Glück hatte der aber auch noch einen Vorgesetzten, der die Verlängerung dann durchgesetzt hat.
Während sich die meisten Frauen beim ersten Kind noch einen Kopf machen was der Chef sagt, ob der Zeitpunkt gut ist, ob der Einstieg in den Beruf wieder klappt, denken sie bei der Planung des zweiten Kindes schon „egoistischer“. Gestern meinte eine, dass sie hofft in eine höhere Position zu kommen und hofft dass die Vergabe der Posten passiert, ehe sie wieder schwanger ist. Aber danach richten wollte sie ihre Familienplanung nicht. Diese Einstellung habe ich schon bei einigen Frauen kennengelernt und vertrete sie selbst. Viele Arbeitgeber sehen sich selbst als die großen Gönner, die netterweise den Angestellten Arbeit bieten. Allerdings ist es oftmals genau andersrum. Qualifizierte Arbeitskräfte sind schwer zu finden und eigentlich kann der Arbeitgeber froh sein, wenn seine Angestellten die Arbeit für ihn (gerne) erledigen. Gerade im öffentlichen Dienst, wo Ingenieure im Vergleich schlecht bezahlt werden. Und der Ausfall eines Mitarbeiters für mehrere Monate muss zu kompensieren sein. Schließlich gibt es nicht nur Schwangerschaften, sondern es kann auch mal jemand ernsthaft krank werden. Man kann denn Erfolg einer Arbeitsgruppe/Firma nicht darauf aufbauen, dass alle Mitarbeiter immer verfügbar sind. Und wenn man dann Mitarbeiterinnen hat, die nach der Schwangerschaft wieder einsteigen wollen, muss man schon ein Idiot sein, wenn man dem Steine in den Weg legt.