Die Überschrift klingt jetzt, als würde ich über Teenager oder junge Erwachsene schreiben. Aber ich schreibe über unsere zwei Jungs (knapp 4 und gut 1 Jahr alt). Die erstaunen mich immer wieder. Im Moment besonders der Kleine, der Schlökerich.
Gestern abend wartete er ungeduldig darauf, dass endlich das Abendessen fertig sei, nur brauchte das noch etwas im Ofen. Und während ich mich suchend umsah, was ich ihm jetzt als kleinen Snack noch reichen könnte, da er wirklich langsam ungehalten wurde, da war er plötzlich still. Er hatte sich die Tortenhaube organisiert, saß gemütlich zwischen Heizung und Papiermülleimer darauf und aß einen Apfel. So mit Schale und allem. Mit seinen viereinhalb Zähnchen. Ob er den von der Arbeitsplatte (vermutlich unter Zuhilfenahme der Tortenhaube) oder aus der Biokiste gemopst hatte, weiß ich nicht. Er war glücklich, hat mehr als die Hälfte davon gegessen und ihn sogar dem leckeren Auflauf vorgezogen.
Seit neuestem hat er auch kapiert, dass wenn jemand Teller zum Tisch bringt, das Essen auch gleich kommt. Dann rennt er zum Tisch und versucht den TrippTrapp vom Herr Gartenhein ranzuschieben. Der steht nämlich meistens an der Wand, weil der Schlökerich sonst hochklettert und auf dem Tisch Schabernack treibt (Gläser um- und rumwerfen, Wasser ausschütten, die Autos seines Bruders anfassen). Er selbst sitzt noch in so einem Kombi-Stuhl-Tisch-Hochstuhl. Wir haben keinen Kleinkindbügel oder -einsatz für den TrippTrapp und deshalb steht sein TrippTrapp (hab ich mal erzählt, dass wir für unsere zwei Original TrippTrapps insgesamt 25 Euro bezahlt haben?) gerade noch bei den Großeltern als Sitzgelegenheit für verschiedene Enkel. Da er aber viel lieber auf dem TrippTrapp sitzt (sobald sein Bruder aufgegessen hat und aufgestanden ist, will er auch aus seinem Stuhl und entert den seines Bruders), müssen sich die Großeltern wohl davon trennen und ihn uns mitbringen.
Und Einschlafen, das leidige Thema, kann er plötzlich. Ohne, dass wir ihn haben in seinem Bettchen alleine plärren lassen. Von heute auf morgen, kann man einfach aus dem Zimmer gehen, nachdem er die Milch getrunken hat. Manchmal macht er sich das Licht wieder an und spielt noch was, manchmal schläft er gleich ein. Seit dieser Woche schläft er auch mit Decke und wenn er beim in sein Bettchen rüberlegen nicht wach wird, meistens auch komplett in seinem Bett. Wenn das so weiter geht, kann er vielleicht doch bald in sein eigenes Zimmer ziehen.
Das Schlökerichzimmer war früher das Zimmer vom Herr Gartenhein. Als der Herr Gartenhein ein großes Bett gekriegt hat und wir feststellten, dass das da nirgendwo anständig hinpasst (zuviel Dachschrägen), hat er auch gleich das Zimmer gewechselt. Sein Kleiderschrank ist damals nicht mit umgezogen. Und da knapp Vierjährige manchmal schwer einzuschätzen sind in ihren Reaktionen, habe ich neulich angefangen den Herr Gartenhein drauf vorzubereiten, dass sein Kleiderschrank bald in sein Zimmer zieht, damit der Schlökerich das andere Zimmer haben kann. Ich hatte Protest erwartet, stattdessen wollte er das Umräumen gleich machen. Und weil Sonntag war und es draußen geregnet hat, haben wir das gleich gemacht. Jetzt fragt er täglich, wann denn der Schlökerich nun ins andere Zimmer zieht. Wir werden sehen.
Wir wohnen in einem Haus mit zwei Stockwerken. Zwangsläufig gibt es da eine Treppe. Treppen und wackelig laufende Kleinkinder sind ja keine gute Kombination. Deshalb haben wir oben an der Treppe ein Gitter, was aber, muss ich gestehen, schon lange nicht mehr zu war. Das Treppenhaus ist nämlich auch noch durch Türen von den Fluren abgetrennt. Solange die Türen zu sind, ist alles kein Problem. Dumm nur, wenn man einen fast Vierjährigen hat, der die Türen schon mal offen stehen lässt, weil ihm grade was wichtiges eingefallen ist. Mit dem Treppengitter wäre das aber nicht anders. Gestern abend wollte der Herr Gartenhein noch kurz einen Aufkleber von unten holen, weil er im Dunkeln in seinem Zimmer sehen wollte, wie der leuchtet. Wieder in seinem Zimmer habe ich mit ihm den Aufkleber bewundert und ihn noch mal an der Glühbirne aufgeladen. Der Schlökerich war derweil im Schlafzimmer. Dachte ich zumindest. Als ich rüberging, war er nicht da. Und dann sah ich als nächstes die offene Tür zum Treppenhaus. Mir blieb fast das Herz stehen. Ich habe eine ausgeprägte Phantasie und genug Horrorfilme gesehen um mir gräßliche Szenarien auszumalen. Und was war? Vergnügt krabbelte der kleine Mann rückwärts die Treppe runter. Ja, er ist zwar ein Rabauke, der Schlökerich, aber ein vorsichtiger. Stufen krabbelt er immer rückwärts runter, es sei denn er kann sich festhalten, dann läuft er. Er klettert zwar überall hoch, ruft aber, wenn er sich nicht sicher ist, den Abstieg zu schaffen. Was mich aber wirklich gruselt ist, wenn beide Jungs gleichzeitig auf dem Sofa/Sessel/Bett hopsen. Im Geiste sehe ich sie immer zusammenstoßen und runterfallen.
Der Herr Gartenhein ist gerade in einer ausgeprägten Redephase. In einer Tour erzählt er, was im Kindergarten passiert ist, wer welches Spielzeug hat, was er gerade auf Kikaninchen.de angeschaut hat. Und das alles durcheinander und vermischt mit Erinnerungen an alte Begebenheiten. Manchmal ist dem schwer zu folgen. Heute, morgen, gestern, irgendwann kann er noch nicht wirklich auseinanderhalten. Trotzdem schön, vor allem wenn man bedenkt, dass er vor einem Jahr noch hauptsächlich in Dreiwortsätzen gesprochen hat.
Hach, sie werden größer. Aber wie auch Frau Brüllen, sehe ich das nicht mit Wehmut. Toll, was sie schon alles können und toll, dass sie mich nicht mehr für alles brauchen!