In unserem Wohngebiet gibt es einen großen Spielplatz auf dem wir viel Zeit verbringen. Meistens kommen wir erst am frühen Abend, da der Spielplatz den ganzen Tag in der prallen Sonne liegt. Der Kleine kennt den Weg schon von alleine und hat ein paar Freunde dort. Das Miteinander der Kinder klappt hier meistens sehr gut, auch wenn die Kinder zwischen anderthalb und zehn Jahre alt sind. Spielzeug wird getauscht und geteilt und es wird Rücksicht genommen. Ganz anders ist das alles am Wochenende. Da kommen sehr viele Familien, die den Spielplatz als Station oder Ziel ihres Wochenendausfluges nutzen. Hier sind erstaunlich oft doofe Kinder dabei. An einem heißen Tag neulich steuerte unser Kleiner gleich auf die Wasserrinne im Sandkasten zu. Dort hopst er gerne in die von anderen Kindern gegrabenen Tümpel und schaufelt Sand hin und her. Nur war da diesmal schon ein anderer kleiner Junge. Der kriegte sofort die Panik in die Augen, als er sah, dass da jemand in „seiner“ Wasserrinne spielen wollte. Er hat sich dann in der folgenden Zeit immer in einem Abstand von unter einem Meter zu unserem Kleinen aufgehalten und ihm regelmäßig mitgeteilt, an welchen Stellen er graben darf und an welchen Stellen nicht. Dabei hat der Junge dort nirgends etwas gebaut gehabt. Manchmal bauen ältere Kinder ganz kunstvolle Wasserlandschaften und da weisen wir den Kleinen dann darauf hin, dass er nichts kaputt machen soll. Aber bei einem Junge, der einfach nur die Wasserrinne bewacht, damit niemand sonst damit spielt, sehe ich keine Veranlassung meinen Sohn vom Buddeln abzuhalten. Die Eltern des Jungen wiesen ihn auch immer wieder darauf hin, dass das nicht seine Rinne wäre und andere Kinder da genauso spielen können. Schließlich meinte die Mutter, sie hoffe, dass ihm mal jemand für sein Verhalten eine reinhaut. Das fand ich schon etwas hart. Naja, sie sind dann einfach gegangen und der Kleine konnte plantschen wo er wollte.
Als nächstes kam dann Sammy. Sammy wohnt sogar auch irgendwo in unserem Wohngebiet, lässt sich aber nur sehr selten auf dem Spielplatz sehen. Der Kleine spielte immernoch in der Wasserrinne und inzwischen war auch eine seiner großen Freundinnen gekommen. Sie schaufelten Sand und Wasser und kochten Suppe. Sammy kam dann dazu, hat sich das kurz angeschaut und dann erstmal eine Schaufel Wasser über das Mädchen gekippt. Die brachte das an den Rand ihrer Fassung, weil sie weder schmutzige noch nasse Klamotten mag. Sammys Mutter wies ihn darauf hin, dass sie doch ausgemacht hätten, dass er sowas nicht macht. Sammy war wenig beeindruckt und kippte wenig später eine Schaufel Wasser über unseren Kleinen, der das aber nur mit einem empörten „Heee!“ kommentierte. Sammy spielte dann eine Weile mit seinem Wassereimer und die beiden anderen kochten weiter Suppe. Irgendwann war Sammy wohl wieder langweilig und er kippte einen ganzen Eimer Wasser über das Mädchen, die daraufhin anfing zu weinen und sich nicht beruhigen wollte. Sammys Mutter kündigte an nach Hause zu gehen, wenn er damit nicht aufhörte. Aber auch als unser kleiner einen Eimer Matschwasser abbekam, bewegte sich die Mutter nicht von ihrem Fleck. Das erstaunlichste an Sammy war aber, mit welcher Boshaftigkeit er die Wasseraktionen startete. Das war kein Nassspritzen zum Spaß, sondern ein Nassspritzen, damit der andere sich ärgert. Wenn seine Mutter rief er solle aufhören, murmelte er mit ernstem Gesicht und so, dass seine Mutter es nicht hörte „Nein!“. Später nahm Sammy sich dann den Bagger des Kleinen. Ich dachte mir nichts dabei, da Spielzeug verleihen unter den Kindern sonst kein Problem ist und normalerweise ja auch die Eltern drauf schauen, dass das Spielzeug nicht mutwillig beschädigt oder weggetragen wird. Während wir dann an anderer Stelle auf dem Spielplatz waren, hat Sammy ausgiebig mit dem Bagger gespielt. Ich kam gerade zurück, als er mit dem Bagger auf den Rutschenturm klettern wollte. Dreimal habe ich ihm mitgeteilt, dass ich nicht möchte, dass er mit dem Bagger da hoch geht. Da oben ist nämlich nichts zum baggern und irgendwie hatte ich die Befürchtung, dass er lediglich die Flugeigenschaften des Baggers aus drei Metern Höhe testen wollte. Es ist zwar nur ein Second Hand Bagger, aber der Kleine liebt ihn. Und neu kosten die Dinger 40 Euro, also kein Ein-Euro-Made-in-China-Wegwerfplastikprodukt. Widerwillig gab er den Bagger dann her. Die Ladeklappe war abgerissen und der Laderaum mit Matsch zuzementiert. Glücklichweise habe ich die Klappe gleich wiedergefunden, aber etwas geärgert habe ich mich schon. Über Sammy, der so wenig sorgsam mit fremdem Spielzeug umgeht und über die Mutter, der es völlig egal war, was ihr Sohn treibt. Ich bedaure es nicht, dass Sammy nicht öfter auf dem Spielplatz ist.
Wenn ich mir diese Kinder so anschaue, dann entsteht bei mir der Eindruck, dass einigen einfach Spielplatzerfahrung fehlt. Sie haben nie gelernt Spielraum und eigenes Spielzeug zu teilen. Sie kennen den Umgang mit kleineren Kindern nicht. Im Kindergarten ist es ja nicht das Gleiche. Da sind immer die Erzieher da, die eingreifen und das Spielzeug gehört dem Kindergarten. Und es bestärkt mich darin, dass unser Kleiner Sozialverhalten sehr gut auf dem Spielplatz lernen kann und es kein Mangel ist, dass er erst mit zweieinhalb in den Kindergarten kommt.