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Wenn Kinder selbständig werden

Die Überschrift klingt jetzt, als würde ich über Teenager oder junge Erwachsene schreiben. Aber ich schreibe über unsere zwei Jungs (knapp 4 und gut 1 Jahr alt). Die erstaunen mich immer wieder. Im Moment besonders der Kleine, der Schlökerich.

Gestern abend wartete er ungeduldig darauf, dass endlich das Abendessen fertig sei, nur brauchte das noch etwas im Ofen. Und während ich mich suchend umsah, was ich ihm jetzt als kleinen Snack noch reichen könnte, da er wirklich langsam ungehalten wurde, da war er plötzlich still. Er hatte sich die Tortenhaube organisiert, saß gemütlich zwischen Heizung und Papiermülleimer darauf und aß einen Apfel. So mit Schale und allem. Mit seinen viereinhalb Zähnchen. Ob er den von der Arbeitsplatte (vermutlich unter Zuhilfenahme der Tortenhaube) oder aus der Biokiste gemopst hatte, weiß ich nicht. Er war glücklich, hat mehr als die Hälfte davon gegessen und ihn sogar dem leckeren Auflauf vorgezogen.

Seit neuestem hat er auch kapiert, dass wenn jemand Teller zum Tisch bringt, das Essen auch gleich kommt. Dann rennt er zum Tisch und versucht den TrippTrapp vom Herr Gartenhein ranzuschieben. Der steht nämlich meistens an der Wand, weil der Schlökerich sonst hochklettert und auf dem Tisch Schabernack treibt (Gläser um- und rumwerfen, Wasser ausschütten, die Autos seines Bruders anfassen). Er selbst sitzt noch in so einem Kombi-Stuhl-Tisch-Hochstuhl. Wir haben keinen Kleinkindbügel oder -einsatz für den TrippTrapp und deshalb steht sein TrippTrapp (hab ich mal erzählt, dass wir für unsere zwei Original TrippTrapps insgesamt 25 Euro bezahlt haben?) gerade noch bei den Großeltern als Sitzgelegenheit für verschiedene Enkel. Da er aber viel lieber auf dem TrippTrapp sitzt (sobald sein Bruder aufgegessen hat und aufgestanden ist, will er auch aus seinem Stuhl und entert den seines Bruders), müssen sich die Großeltern wohl davon trennen und ihn uns mitbringen.

Und Einschlafen, das leidige Thema, kann er plötzlich. Ohne, dass wir ihn haben in seinem Bettchen alleine plärren lassen. Von heute auf morgen, kann man einfach aus dem Zimmer gehen, nachdem er die Milch getrunken hat. Manchmal macht er sich das Licht wieder an und spielt noch was, manchmal schläft er gleich ein. Seit dieser Woche schläft er auch mit Decke und wenn er beim in sein Bettchen rüberlegen nicht wach wird, meistens auch komplett in seinem Bett. Wenn das so weiter geht, kann er vielleicht doch bald in sein eigenes Zimmer ziehen.

Das Schlökerichzimmer war früher das Zimmer vom Herr Gartenhein. Als der Herr Gartenhein ein großes Bett gekriegt hat und wir feststellten, dass das da nirgendwo anständig hinpasst (zuviel Dachschrägen), hat er auch gleich das Zimmer gewechselt. Sein Kleiderschrank ist damals nicht mit umgezogen. Und da knapp Vierjährige manchmal schwer einzuschätzen sind in ihren Reaktionen, habe ich neulich angefangen den Herr Gartenhein drauf vorzubereiten, dass sein Kleiderschrank bald in sein Zimmer zieht, damit der Schlökerich das andere Zimmer haben kann. Ich hatte Protest erwartet, stattdessen wollte er das Umräumen gleich machen. Und weil Sonntag war und es draußen geregnet hat, haben wir das gleich gemacht. Jetzt fragt er täglich, wann denn der Schlökerich nun ins andere Zimmer zieht. Wir werden sehen.

Wir wohnen in einem Haus mit zwei Stockwerken. Zwangsläufig gibt es da eine Treppe. Treppen und wackelig laufende Kleinkinder sind ja keine gute Kombination. Deshalb haben wir oben an der Treppe ein Gitter, was aber, muss ich gestehen, schon lange nicht mehr zu war. Das Treppenhaus ist nämlich auch noch durch Türen von den Fluren abgetrennt. Solange die Türen zu sind, ist alles kein Problem. Dumm nur, wenn man einen fast Vierjährigen hat, der die Türen schon mal offen stehen lässt, weil ihm grade was wichtiges eingefallen ist. Mit dem Treppengitter wäre das aber nicht anders. Gestern abend wollte der Herr Gartenhein noch kurz einen Aufkleber von unten holen, weil er im Dunkeln in seinem Zimmer sehen wollte, wie der leuchtet. Wieder in seinem Zimmer habe ich mit ihm den Aufkleber bewundert und ihn noch mal an der Glühbirne aufgeladen. Der Schlökerich war derweil im Schlafzimmer. Dachte ich zumindest. Als ich rüberging, war er nicht da. Und dann sah ich als nächstes die offene Tür zum Treppenhaus. Mir blieb fast das Herz stehen. Ich habe eine ausgeprägte Phantasie und genug Horrorfilme gesehen um mir gräßliche Szenarien auszumalen. Und was war? Vergnügt krabbelte der kleine Mann rückwärts die Treppe runter. Ja, er ist zwar ein Rabauke, der Schlökerich, aber ein vorsichtiger. Stufen krabbelt er immer rückwärts runter, es sei denn er kann sich festhalten, dann läuft er. Er klettert zwar überall hoch, ruft aber, wenn er sich nicht sicher ist, den Abstieg zu schaffen. Was mich aber wirklich gruselt ist, wenn beide Jungs gleichzeitig auf dem Sofa/Sessel/Bett hopsen. Im Geiste sehe ich sie immer zusammenstoßen und runterfallen.

Der Herr Gartenhein ist gerade in einer ausgeprägten Redephase. In einer Tour erzählt er, was im Kindergarten passiert ist, wer welches Spielzeug hat, was er gerade auf Kikaninchen.de angeschaut hat. Und das alles durcheinander und vermischt mit Erinnerungen an alte Begebenheiten. Manchmal ist dem schwer zu folgen. Heute, morgen, gestern, irgendwann kann er noch nicht wirklich auseinanderhalten. Trotzdem schön, vor allem wenn man bedenkt, dass er vor einem Jahr noch hauptsächlich in Dreiwortsätzen gesprochen hat.

Hach, sie werden größer. Aber wie auch Frau Brüllen, sehe ich das nicht mit Wehmut. Toll, was sie schon alles können und toll, dass sie mich nicht mehr für alles brauchen!

Gestern schrieb ich darüber, warum viele Frauen gerne Hausfrauen und Mütter sind. Natürlich trifft das nicht auf alle Mütter zu und manch eine empfindet die angeführten Vorteile als Nachteile.

Ergebnisse der eigenen Arbeit sind schnell sichtbar Ergebnisse der eigenen Arbeit sind schnell zunichte gemacht
Der Erfolg von Putzen, Waschen und Kochen ist nur sehr temporär sichtbar. Schneller als man schauen kann ist wieder mal vors Klo gepinkelt, das Essen runtergeschlungen (oder schlimmer: verschmäht) und die nächste Garnitur Klamotten mit Matsch/Tomatensoße/Wasserfarbe verkleckert.

Man ist sein eigener Chef Man muss alles entscheiden
Wenn man in der Position ist, alles zu entscheiden, ist man auch für die Konsequenzen verantwortlich. Das ständige Abwägen möglicher Konsequenzen kann sehr nervenaufreibend und verunsichernd sein.

Man ist Experte Man weiß nie genug
Zwangsläufig hat man mit anderen Eltern zu tun, die selbstverständlich ebenfalls Experten sind. Man wird permanent mit neuesten Studien und fremden persönlichen Erfahrungen konfrontiert und stellt sein eigenes Wissen infrage. Unsicherheit ist die Folge.

Langeweile gibt es nicht Man ist nie fertig
Setzt man sich nach getaner Arbeit hin, weiß man, dass irgendwo noch ein Berg Schmutzwäsche lauert oder die Spülmaschine ausgeräumt werden muss.

Mittagsruhe ist nicht verwerflich Ohne Mittagschlaf geht gar nichts mehr
Auf Abruf zu allem bereit von 0 bis 24 Uhr täglich. Kein Wochenende zum Ausschlafen (Anmerkung für Kinderlose: Ausschlafen ist alles was später als 8 Uhr ist.) Da ist der Mittagschlaf kein Geschenk, sondern schlicht eine Notwendigkeit.

Arbeit im Freien Auch bei Regen muss man raus
Kleine Kinder haben oft noch keinen Begriff von gutem oder schlechten Wetter. Bei Regen kann man herrlich in Pfützen platschen und im Sand matschen. Man selbst steht daneben und friert, weil man keine wasserdichte Kleidung hat, und denkt schon daran, dass man die nassen, matschigen Kinder dann wieder baden und umziehen muss.

“Kunden”resonanz ist direkt und ehrlich „Kunden“resonanz ist unverhältnismäßig
Eltern von trotzenden Kindern kennen es: man macht alles so, wie das Kind es wollte und es ist doch nicht richtig. Da wird dann geheult, gejault und gezetert, als hätte man das Lieblingsspielzeug zertreten. Beim gefühlt hundertsten Trotzanfall am Tag zerrt das an den Nerven.

Kein Bangen um Folgeaufträge Unliebsame Aufträge wird man nie los
Auch nach einem Streit muss man doch wieder die Windeln wechseln, das Essen zubereiten und die liebe Mama sein.

Freie Zeiteinteilung bei fast allen Tätigkeiten Es gibt keinen Feierabend
Da Arbeit und Freizeit nicht klar getrennt sind, ist man auch nachts zuständig, wenn mal wieder ein Bett nassgepinkelt oder ein Schnuller verloren ist. Ein schlechter Traum des Nachwuchses nimmt auch keine Rücksicht auf die Sendezeiten von Lieblingsserien der Eltern (DVDs sind ein Segen!). Bereitschaftsdienst 24/7.

Fehler sind kaum nachzuweisen Zweifel sind immer da
Ob man wirklich alles richtig gemacht hat, weiß man erst nach vielen Jahren. So gibt es viele Momente wo man an eigenen Entscheidungen zweifelt und fürchtet seinem Kind mit einer falschen Entscheidung für immer geschadet zu haben.

Unterschiedliche Menschen empfinden die gleichen Dinge ganz unterschiedlich. Es gibt kein Lebensmodell, das für alle gelten kann. Es gibt Mütter, die gerne arbeiten und es gibt Mütter, die gerne zuhause bleiben. Wünschenswert wäre ein Modell, das jeder Familie das Lebensmodell ermöglicht, das sie sich wünscht. Ich glaube nicht, dass bei der Einführung einer angemessenen Entlohnung für Familienarbeit keine Frau mehr arbeiten wollen würde. Genauso wenig glaube ich, dass die Einführung einer flächendeckenden flexiblen Kinderbetreuung alle Frauen dazu brächte Vollzeit zu arbeiten. Vielleicht sollte man es mal probieren eine echte Wahlfreiheit zu schaffen. Ganz ohne Verunglimpfungen  a la Betreuungsgeld = Herdprämie oder Berufstätigkeit = Selbstverwirklichung. Mich würde interessieren was dabei herauskäme.

Immer wieder ist man erstaunt, wenn gut ausgebildete Frauen ihre Berufe für ein Dasein als Hausfrau und Mutter aufgeben. Dabei gibt es dafür einen ganz einfachen Grund: die Arbeitszufriedenheit als Hausfrau und Mutter ist, zumindest solange die Kinder noch klein sind, sehr hoch. Und da Frauen eher als Männer dazu neigen, für einen Job der sie erfüllt auf Geld zu verzichten, ist die Wahl Hausfrau und Mutter zu sein plötzlich nicht mehr so abwegig.

Ergebnisse der eigenen Arbeit sind schnell sichtbar
Beispiele: Kuchenteig machen=> Kuchen fertig in weniger als 2 Stunden, Staubsaugen => Boden sauber quasi sofort, Spülmaschine einräumen => Esstisch und Küche von Geschirr befreit, sofort, Geschirr gespült in (je nach Programm) unter zwei Stunden.

Man ist sein eigener Chef
Auch wenn es manchmal aussieht als hätten die Kinder das Sagen, ist es doch so, dass die Eltern entscheiden wann was gegessen wird, wann was im Fernsehen geschaut wird. Und wenn man eben gerade einfach überhaupt keine Lust hat Fussball zu spielen, dann spielt man eben nicht und macht Alternativvorschläge, die einem selbst angenehmer sind. Oder man schiebt eine andere Tätigkeit vor, die jetzt eben noch dringend erledigt werden muss, z.B. die Wäsche, die aufgehängt werden will.

Man ist Experte
Zweifelsohne kennt man die eigenen Kinder am Besten und ist hier der Experte. Expertenwissen lässt sich jedoch auch auf anderen Gebieten anhäufen. Im Bezug auf Beikosteinführung, Schlafverhalten, Stillen oder nicht, Süßigkeiten, Fernsehen, Plastikspielzeug weiß man plötzlich Bescheid. Kinderlose können da nur staunen und ganz gewiss nicht mit- oder reinreden.

Langeweile gibt es nicht
Man kommt selten in die Verlegenheit, dass alles getan ist und man gerade etwas Leerlauf hat. Im Zweifelsfall gibt es immer noch Dreckwäsche zu waschen oder irgendwas zu putzen. Und wenn man das auch alles erledigt hat, kann man sein Haus (oder den Garten) jahreszeitlich dekorieren oder sich beim Kuchen backen verkünsteln.

Mittagsruhe ist nicht verwerflich
Sind die Kinder noch klein, schlafen sie vermutlich noch mittags. Ganz ohne schlechtes Gewissen kann man sich dann auch hinlegen. Oder was Lesen. Oder Mist im Fernsehen anschauen.

Arbeit im Freien
Bei schönem Wetter kann man Stunden auf dem Spielplatz, im Schwimmbad oder im Garten verbringen und kriegt so eine natürliche Bräune, auf die jeder Solariumgänger neidisch wäre. Man muss zwar die Kinder im Auge behalten, aber man ist draußen und kriegt die Sonne ab, die man sonst sehnsüchtig durchs Bürofenster betrachten müsste.

„Kunden“resonanz ist direkt und ehrlich
Kinder sind in ihren Reaktionen meistens sehr direkt. Falscher Aufstrich auf dem Brot => sofortiges Gemecker und Geheule. Analysen und Befragungen zur Kundenzufriedenheit sind überflüssig. Man kann sofort seine Konsequenzen ziehen und aus Fehlern lernen.

Kein Bangen um Folgeaufträge
Auch wenn die spontane Reaktion der Kinder auf eine falsch ausgeführte Tätigkeit (z.B. das Ausschalten des Fernsehers) ist „Du bist niemals wieder mein bester Freund!“ muss man nicht fürchten bereits 10 Minuten später fürs ins Bett bringen nicht gebucht zu werden. Kinder sind treue Kunden.

Freie Zeiteinteilung bei fast allen Tätigkeiten
Abgesehen von ein paar festen Terminen (z. B. Kindergarten), von denen man sich einige noch selbst gemacht hat (z.B. Krabbelgruppen), kann man seine Tätigkeiten zeitlich frei einteilen. Es gibt keine Deadline für saubere Klos und gewaschene Wäsche. Und wenn das Wetter schön ist, kann man getrost mal alles liegen lassen und die Sonne genießen.

Fehler sind kaum nachzuweisen
Das einzige Langzeitprojekt sind die Kinder. Sollten die sich am Ende nicht wunschgemäß entwickeln, sind die Gründe dafür nicht eindeutig. Neben Eltern können auch Schule, Gesellschaft, Fernsehen  oder die individuelle Persönlichkeit dafür verantwortlich gemacht werden.

In den Bereichen, in denen Studierte heute tätig sind, wird oft projektbezogen gearbeitet. Ergebnisse sieht man erst zum Projektende nach Wochen, Monaten oder gar Jahren. Arbeitszeiten sind, abgesehen von Gleitzeitregelungen, fest. Während der Arbeitszeit wird nicht geschlafen, aus dem Fenster gestarrt oder mit Freunden Kaffee getrunken. In der Regel hat man Vorgesetzte, muss Arbeiten termingerecht abgeben und die Konsequenzen für Fehler tragen. Im Kundenkontakt werden Probleme stets diplomatisch oder gar nicht angesprochen. Ist es da nun wirklich schwer zu verstehen, dass viele Frauen das Hausfrauendasein dem vorziehen?

Anmerkung: Ich arbeite übrigens trotz der oben genannten Vorteile Vollzeit.

(Und morgen dann: Warum Hausfrauen mit Kleinkindern mit ihrem Job unzufrieden sind!)

Mein Kind spielt im Kindergarten

Neulich hatte ich ein Gespräch mit einer Kindergartenmutti. Sie erzählte mir, dass sie mit dem Kindergarten nicht so zufrieden sei. Beim Elternabend im Herbst wurde gefordert, die Kinder sollten öfter in den Wald gehen. Beim letzten Elternabend wurde nun angekündigt, dass die Erzieherinnen dem Wunsch nachkommen wollen. Meine Gesprächspartnerin war auch der Meinung die Erzieherinnen sollten mehr mit den Kindern machen, mehr rausgehen, mehr in den Wald. Ihr Argument war, beaufsichtigen könnte sie ihr Kind ja auch zuhause. Das Kind ginge ja schließlich in den Kindergarten damit da jemand mit ihm bastelt, die Umwelt erklärt und es in jeder Hinsicht fördert. Dafür bezahle man ja auch Geld. Seltsamerweise ist mein einziger Anspruch an den Kindergarten, dass der Herr Gartenhein da Spaß hat. Und wenn er den ganzen Tag mit den anderen Jungs mit Autos spielt, dann ist es eben so. Der Kindergarten hat ein großes Außengelände wo sie jeden Tag draußen sind und auch eigenes Gemüse anpflanzen. Im Sommer haben sie einen Wasserspielplatz. Der Herr Gartenhein läuft jeden Tag den Weg vom Kindergarten nach Hause, hat also jeden Tag noch zusätzlich einen zwanzigminütigen Spaziergang. Wenn wir wollen, dass er im Wald spielt, dann gehen wir mit ihm in den Wald. Ich habe nicht die Erwartung, dass der Kindergarten mein Kind gezielt fördert. Vielmehr gehe ich davon aus, dass das Zusammensein mit anderen Kindern verschiedenen Alters, das Teil einer Gruppe sein, ihm wichtige Dinge beibringt. Dinge, die ich ihm nicht zuhause vermitteln kann. Ich finde es albern seine Kinder einerseits mit dem Auto zu bringen und zu holen und gleichzeitig zu fordern, die Erzieherinnen sollten mit den Kindern spazieren gehen. Ich erwarte auch nicht, dass bei der aktuellen Personalsituation im Kindergarten eine Erzieherin Zeit hat mit einem einzelnen Kind ein großes Bastelprojekt zu realisieren. Der Kindergarten ist ein Regelkindergarten mit Betreuungszeiten von 7:30 bis 13:30. Der Herr Gartenhein ist einer der wenigen, die (inzwischen jeden Tag (beinahe)) die vollen sechs Stunden in Anspruch nehmen. Die meisten Kinder kommen gegen 9:00 und werden um 12:30 wieder abgeholt. Erwarten die Eltern in diesen dreieinhalb Stunden Wunder? Was soll man denn für Aktionen planen, wenn die letzten Kinder um kurz vor halb zehn (9:15 wird eigentlich die Tür zugemacht) eintrudeln und um zwanzig nach zwölf schon die ersten Muttis vor der Tür warten? Warten bis 45 Kinder die Hausschuhe aus und die Straßenschuhe an haben, schauen dass jeder seinen Rucksack dabei hat, dann muss noch jemand aufs Klo, die ganze Gruppe nach draußen scheuchen, usw. Ich glaube das ist mehr Aufwand, als sich die meisten bewusst machen.
Natürlich sind einige Kritikpunkte berechtigt. So hat man den Eindruck das im Kindergarten prinzipiell wenig geplant wird und viel aus der Situation heraus entschieden wird. Das führt dann dazu, dass oft einfach nur gespielt wird, was mir recht ist, solange der Herr Gartenhein Spaß hat. Terminankündigungen kommen allerdings auch oft erst recht spät. Meiner Meinung nach sollten Termine wie Elternabende, Erntedank, Laternenumzug, Weihnachtsfeier, Fasnacht (hier wurde eine Woche vorher das Motto angekündigt. Glücklichweise hatten wir ein zum Motto passendes Kostüm) und Sommerfest mit den zugehörigen Aktivitäten schon am Anfang des Kindergartenjahres festzusetzen und mitzuteilen sein. Wenn ich einen Termin erst zwei Wochen im Voraus erfahre, ist der bei mir dann eben eventuell schon belegt. Beim Ankündigen sind sie in letzter Zeit schon besser geworden, so dass ich eigentlich nichts zu meckern habe, solange der Herr Gartenhein nichts zu meckern hat. Vielleicht ändert sich meine Meinung auch, wenn ich das x-te Kind im Kindergarten habe, aber dann steht mir noch immer frei einen Kindergarten zu wählen, dessen Konzept mir besser passt.

Schub, schub, schubidu

Der Schlökerich hat einen Entwicklungsschub gemacht. Das war wohl der Grund für die unruhigen Nächte letzte Woche. Seit ein paar Tagen ist er plötzlich viel mehr Kind und kaum noch Baby. Autos werden nicht mehr in den Mund gesteckt, sondern über den Boden geschoben. Beim Abendessen versucht er nicht mehr auf den Tisch zu klettern, wenn er mehr zu essen will, sondern er hebt die Hand, begleitet von einem fragenden „Mh?“. Er kommt mit Büchern auf den Schoß geklettert. Er zeigt mit seinem Finger auf Dinge und sagt „da“. Er löffelt selbst Joghurt. Er will keine Milch trinken, wenn wir anderen Kekse essen. Er ruft begeistert „Mama“ wenn ich nach Hause komme und läuft auf mich zu. Und das beste überhaupt: er hat jetzt zwei Nächte hintereinander in seinem Bett geschlafen. Ich hoffe das bleibt so. Ich schlafe einfach besser, wenn ich mehr als 30 cm Platz im Bett habe.

Unruhige Nächte

Ich weiß nicht was den Schlökerich umtreibt, aber er schläft nachts schlecht. Abends braucht er lange bis er einschläft und wenn er nachts wach wird, findet er auch nicht mehr in den Schlaf. An Müdigkeit mangelt es ihm nicht. Wenn ihm abends die Augen schon fast zufallen, reibt er sie sich, setzt sich hin und fängt an Geschichten zu erzählen. Und so kann er damit schon mal eine Stunde verbringen, bevor er endlich seine Augen zumacht. Versucht man ihn wach hinzulegen und den Raum zu verlassen, weint er verzweifelt.

Der Herr Gartenhein war in seinem Schlafverhalten ganz anders, obwohl wir eigentlich nichts anders gemacht haben. Beide haben die ersten Monate tagsüber am liebsten mit Körperkontakt geschlafen. Der Herr Gartenhein hat sein erstes Lebensjahr fast nur wach verbracht. Schon früh hat er ausschließlich im fahrenden Kinderwagen oder nach dem Stillen mal ein Stündchen geschlafen. Später haben wir uns mit ihm hingelegt und ihn festgehalten, bis er geschlafen hat. Mittagschlaf war nie länger als eine Stunde. Aber schon mit gerade einem Jahr hat er manchmal den Mittagschlaf komplett verweigert. Abends war es dafür einfach. Milch getrunken, Augen zu und geschlafen. Mit einem halben Jahr hat er meistens durchgeschlafen und schon mit vier Monaten wollte er nicht mehr in unserem Bett schlafen.

Der Schlökerich schläft tagsüber meistens problemlos. Man legt sich mit ihm hin, er quakt vielleicht noch kurz und schläft dann ein. Wenn er schläft, kann man meistens auch aufstehen ohne dass er wach wird. Oder er schläft auf dem Heimweg vom Kindergarten im Kinderwagen ein. Dann lassen wir ihn draußen stehen und er schläft dort weiter. Abends hält er sich dann krampfhaft wach. Er ist von Anfang an nicht beim Stillen oder Milch trinken eingeschlafen und das passiert ihm auch jetzt nur sehr selten. Beim Einschlafen hat er gerne Körperkontakt oder er möchte einen Anfassen. In seinem Bett hat er zwar auch schon ganze Nächte durchgeschlafen, im Moment wird er schnell wach, wenn er in seinem Bett liegt und jammert dann. In unserem Bett schläft er dann meistens sofort wieder ein. In den letzten Tagen klappt das nun nicht mehr so gut. Diese Nacht hat er sich ab vier Uhr unruhig hin und her gewälzt, gejammert, Schnuller gesucht. Und ich bin dann natürlich auch wach. Um fünf hab ich ihm eine Milch warm gemacht. Nachdem er die getrunken hatte, war er ganz ruhig und ich dachte er schläft ein. Aber schon nach ein paar Minuten ging das Rumgewälze weiter. Um kurz vor sechs habe ich ihn dann mit runter genommen und mit tiefen Augenringen im Wohnzimmer rumlaufen lassen während ich geduscht habe und die Brotdosen für den Herr Gartenhein und mich fertig gemacht habe. Um kurz nach sieben hab ich ihn dann wieder ins Bett gebracht, wo er sofort eingeschlafen ist (und vermutlich noch bis mindestens zehn süß schlummert). Vorgestern nacht hatten wir schon das gleiche Spiel. Da ist er allerdings pünktlich zu meinem Weckerklingeln wieder süß eingeschlummert. Wenn er so weitermacht bin ich in Zukunft die erste die abends im Bett liegt.

Ich weiß nicht, was man machen kann. Irgendwelche Alleineinschlaftrainings sind ja sehr umstritten. Und eigentlich glaube ich auch nicht, dass das was anderes ist als Dressur. Klar hören die Kinder irgendwann auf zu weinen, wenn keiner kommt. Aber eigentlich möchte ich nicht, dass meine Kinder denken ich würde ihr Weinen ignorieren. Und es gibt auch ganz klar Unterschiede zwischen weinen und jammern. Jammern würde ich ihn schon lassen. Einschlafen und allein schlafen lernen die Kinder irgendwann. Auch Kinder, die die ersten Jahre im Familienbett verbringen, schlafen irgendwann im eigenen Bett, ohne dass man sie ausquartiert hat. Und ebenso wenig, wie man Kindern laufen oder sprechen beibringen kann, kann man ihnen Einschlafen beibringen. Man würde Eltern deren Kind noch nicht läuft ja auch nicht raten das Kind einfach nicht mehr zu tragen, dann würde es schon selbst laufen. Demnach bleibt nur zu hoffen, dass der Schlökerich das Einschlafen bald gelernt hat. Oder dass es nur eine Phase ist. (Vielleicht liegt auch irgendwas in der Luft (der Frühling vielleicht?). Der Herr Gartenhein war in den letzten Nächten auch immer einmal kurz wach, obwohl er eigentlich durchschläft.)

Mama Ing.

Da freut sich das Ingenieursherz, wenn der Nachwuchs schon mit einem Jahr ganz von selbst drauf gekommen ist, in welchem Winkel er seine Wasserflasche auf den Boden drücken muss, dass sich die Öffnung am Trinklernsauger öffnet und eine große Pfütze auf dem Boden entsteht. „Ganz die Mama!“ möchte man stolzgeschwängert ausrufen. Und dann holt man doch nur ein Handtuch um die Pfütze aufzuwischen. (Aber natürlich erst, wenn die Flasche ganz leer ist. Soll ja auch ein Erfolgserlebnis haben, der kleine Mann.)

Wie alt ist denn die Kleine?

Am Mittwoch wurde mir diese Frage gleich zweimal gestellt. Warum der Schlökerich gerne für ein Mädchen gehalten wird, weiß ich auch nicht. Vielleicht, weil er so goldige große braune Augen hat? Oder weil sich seine Haare hinter den Ohren locken? Oder weil das winzige Fleckchen rosa auf seiner beigen Jacke jedem sofort ins Auge springt? Oder weil es einfach besser ins Bild passt, Sohn und Tochter zu haben statt zwei Söhne? Oder einfach weil er so unglaublich goldig ist? Schließlich hatten wir auch beim Herr Gartenhein den Satz „Der ist so hübsch, der könnt glatt ein Mädchen sein!“ zu hören bekommen. Ja, goldig ist er, der Schlökerich. Mit seinen knapp 13 Monaten ist er auch schon erstaunlich klar in seinen Äußerungen. Er zeigt auf Dinge, die er haben will, zeigt in Richtungen in die er getragen werden will und regt sich furchtbar auf, wenn er nicht kriegt was er will. Und da ist er sehr hartnäckig. Gestern saß er zeternd auf meinem Schoß, weil er gerne mit einem Löffel in der (noch gefüllten) Keksdose rühren wollte und ich ihn nicht gelassen habe. Da lässt er sich dann auch nicht ablenken. Außerdem entdeckt er grade Ursache und Wirkung. Licht an, Licht aus findet er unglaublich spannend. Und da man ja kleinen Kindern bei der Erforschung physikalischer Grundprinzipien nicht im Wege stehen will, steh ich dann eben immer mal wieder mit dem Schlökerich vor den Lichtschaltern und lasse ihn das Licht an und ausschalten. Wenn er schon für ein Mädchen gehalten wird, dann doch zumindest für ein technikinteressiertes.

1 Jahr Schlökerich

Lieber Schlökerich,

am Samstag bist Du nun schon ein Jahr alt geworden, d.h. Du bist schon gar nicht mehr so richtig ein Baby. Seit ein paar Wochen läufst Du wackelig durch die Wohnung und Dein liebstes Spielzeug ist alles, was Du nicht haben darfst, z.B. Fernbedienungen, Computer, Stereoanlage und die Spülmaschine. Fast immer sieht man Dich mit einem Plastiklöffel in der Hand. Neulich hast Du, in der Kommode liegend, versucht Schrauben damit auf zu schrauben. Auch toll findest Du die Treppe. Sobald man die Tür zum Flur offen lässt, bist Du auf dem Weg nach oben. Das klappt auch ganz gut, nur runter kommst Du dann nicht mehr. Du kletterst auch sehr gerne, bist aber in der Regel eher vorsichtig, so dass man sich selten Sorgen machen muss, dass Du irgendwo runterfällst. Wenn Du nicht mehr runterkommst, dann jammerst Du, bis man dich abholt.
Du liebst Musik. Sobald irgendwo Musik läuft, tanzt Du. Im Sitzen, im Knien, im Stehen mit oder ohne festhalten. Da wird mit dem Kopf gewackelt, mit den Knien gewippt, der Oberkörper gewiegt und das alles mit einem für Einjährige seltenen Taktgefühl. Du entdeckst auch Musik, wo wir sie nicht wahrnehmen. So tanzt Du z.B. auch zum Klang der Dusche oder des Handrührgeräts. Den Staubsauger findest Du auch toll. Sobald man saugt, stellst Du Dich hintendran und lässt Dich von der warmen Luft durchpusten.
Du bist allerdings auch ein kleiner Wüterich. Wenn Dir was nicht passt, stampfst Du mit dem Fuß und schreist wie wild. Manchmal kriegst Du dann schon blaue Lippen, wenn Du vor lauter Schreien das Atmen vergisst. (Mir graut schon vor der Trotzphase…)
Deinen Bruder findest Du nach wie vor toll. Inzwischen spielt, tobt und tanzt ihr sehr gerne zusammen. Manchmal seid ihr so wüst, dass ich kaum hinschauen möchte.
Du isst inzwischen mit großen Appetit am liebsten das, was Du selbst essen kannst. Und Du willst auch schon das, was wir essen. Kriegst Du dann auch. Deinen Bruder müssen wir manchmal noch bremsen. Neulich hat er Dir ein Smartie nach dem anderen in den Mund gesteckt und gestern durftest Du dank ihm die ersten Chips Deines Lebens probieren.
In mancher Hinsicht bist Du wie ich. Immer hast Du Angst etwas zu verpassen, und Müdigkeit ist dafür schon gar kein Grund. Vormittags, vor allem wenn Dein Bruder nicht da ist, schläfst Du gut und lange. Nachmittags dafür dann oft nicht mehr. Und abends bietest Du mir immer noch ein einstündige Show mit Rumkullern, Schnuller rumwerfen, Geschichten erzählen, pupsen, Schnuller rumwerfen. Und zwar ganz egal wie müde Du bist und wie spät ich Dich ins Bett bringe. Manchmal kannst Du vor Müdigkeit kaum sitzen, aber an Schlafen ist trotzdem nicht zu denken. Wenn ich nicht selbst so wäre, müsste ich wohl immer seufzen ich verstünde das nicht. So ist es eben. Dein Vater und Dein Bruder sind mit der Fähigkeit gesegnet innerhalb von Minuten einzuschlafen. Wir beide eben nicht.
Und bevor ich hier noch die technischen Daten vergesse. Du bist aktuell 74 cm groß und knapp 10 kg schwer. Das sind erstaunliche 4 cm und 1 kg weniger als Dein Bruder in dem Alter hatte. Im Nacken locken sich Deine Haare so goldig und wenn Du einen mit Deinen braunen Knopfaugen anschaust, kann man Dir auch gar nicht lange böse sein, auch wenn Du mal wieder Blödsinn gemacht hast.
Mein kleiner Wüterich Schlökerich, wir sind sehr glücklich, dass Du bei uns bist!

Die (Un)ordnung im Universum

Manchmal habe ich den Eindruck (oder eigentlich die Befürchtung), dass diese Babys ein Verständnis vom Universum und allem was darin vorgeht haben, was wir irgendwo verloren haben. Wie sonst lässt es sich sonst erklären, dass Babys z.B. ein völlig anderes Ordnungsverständnis haben. Unerträglich sind für den Schlökerich sorgsam gefaltete Feuchttücher in der Verpackung. Er ist erst zufrieden, wenn er alle rausgezupft und auf dem Boden verteilt hat. Oder der Badezimmerschrank. Zielstrebig krabbelt er drauf zu und räumt alle dort lagernden Duschgel- und Shampooflaschen auf den Boden. Ist der Schrank leer und die Flaschen in (für ihn vermutlich wohlgeordneter) Unordnung auf dem Boden verteilt, wendet er sich anderen Aufgaben zu (z.B. den verschiedenen Tamponpackungen). Wehe man räumt den Schrank wieder ein. Minuten später ist er wieder dort, um sein Werk zu wiederholen. Was ist nun, wenn er recht hat und die Flaschen auf den Boden müssen und die Feuchttücher aus der Packung? Vielleicht wäre das dann das Allheilmittel gegen Schuppen im Haar, kalte Füße und Global Warming. Und nur weil wir Ordnung anders verstehen geht alles den Bach runter.