Archive for the ‘ die Welt und Gott ’ Category

Gesammelt

Mal eben kurz zusammengefasst, was bei uns so los war in den letzten Wochen.

Gefreut:

Ich habe mich in letzter Zeit über viele Dinge gefreut. Zum einen waren da größere unerwartete Geschenke, wie z.B. ein Zuschuss zu unserem neuen Auto und zum nötigen Kindersitz für den Julijungen. Auch schön war, dass der Fahrer des Biobringdienstes eine Kiste mit Äpfeln, Karotten (bestimmt 3-4 kg) und kleinen grünen Paprikaschoten vorbeibrachte. Wir bestellen gar nicht jede Woche was, weil wir es manchmal vergessen oder einfach nichts brauchen. Trotzdem klingelt der Fahrer beinahe jede Woche und bringt was vorbei, was übrig ist. Mal sind das ein paar Brezeln oder ein Brot, mal ein Kohlkopf und zur Erntesaison, wie jetzt, eben auch mal größere Mengen. Am Wochenende gab es Apfelkuchen und Apfelmuffins und zu Mittag nehm ich mir jetzt immer Karottensalat mit.
Gefreut habe ich mich außerdem über meine Jungs, wenn ich sie den ganzen Tag (oder sogar länger) nicht gesehen habe. Auch über die skurilen Telefonate, die ich an den Auswärtsabenden mit ihnen führen durfte. Ich hab mich in der Mittagspause über Sonne gefreut und über leckeres Essen am Abend. Auch erfreulich ist es, meinen Kleiderschrank gerade neu zu entdecken. Mit ein paar Kilo weniger, bietet der plötzlich einen Haufen Klamotten, die ich lange nicht oder sogar noch nie getragen habe. Zur Hochzeit neulich trug ich z.B. mein Abiballkleid.

Gefeiert:

Ich war ein Wochenende in der Eifel und habe die Hochzeit eines Studienfreundes gefeiert. Das war ganz großartig, weil ich dort Leute auf einem Haufen wieder gesehen habe, die sich mit Abschluss des Studiums auf der ganzen Welt verstreut hatten.
Am 1. November gab es noch das traditionelle Herbstfest bei einer Freundin, die ich vor sechseinhalb Jahren im Geburtstvorbereitungskurs kennen gelernt habe. Die Kinder finden es dort toll. Es gibt Matsch, Dreck, Feuer und, wenn es dann zu kalt wird, auch noch Lego, CDs und fremdes Spielzeug. Inzwischen putzen wir den Kindern die Zähne vor dem Heimfahren und stecken zuhause die nach Qualm stinkenden, schmutzigen Kinder ins Bett, die dann komatös schlafen. Und für uns erwachsene gibt es Kaffee, Wein, gutes Essen und nette Menschen.

Gereist:

Wie schon erwähnt, bin ich zur Hochzeit in die Eifel gereist. Gleichzeitig reiste der Rest der Familie zu den Großeltern und dort Cousins und Cousine zu treffen. Am Wochenende danach reiste der Herr Gartenhein dann das erste Mal allein zu Omi und Opa, um dort Cousin und Cousine (diesmal andere) zu treffen. Wir kamen am Sonntag nach und nahmen in wieder mit nach Hause.

Ich reiste dann einmal längs durch Deutschland, um mich mit Menschen zu unterhalten und meine Schwester zu treffen. Morgen verreise ich für zwei Tage dienstlich und dann ist hoffentlich mal ein bisschen Ruhe.

Gelesen: habe ich für meinen Geschmack zu wenig. Inzwischen bin ich schon fünf Bücher hinter dem Plan für die #50bookschallenge und ich denke, das werde ich auch nicht mehr reinholen. Aber ich kann es nicht ändern, auch mein Tag hat nur 24 Stunden und auch meine Energie ist begrenzt. (D. weiß, wie oft ich abends einfach mit dem Julijunge oder auf dem Sofa einschlafe. (Oder beides.))

Gesehen:

Tatsächlich haben wir mal wieder ein paar Filme gesehen. „Der Marsianer“ fand ich übrigens sehr gut! Das macht mich immer ganz optimistisch, ob wir vielleicht auch mal die ganzen Serien auf der Liste anschauen können. Und am nächsten Abend schlaf ich dann wieder beim Julijunge ein. Aber wir arbeiten dran.

Gegangen:

Die App sagt ich sei in den letzten 30 Tagen 9 Stunden und 19 Minuten spazieren gegangen. Vor einiger Zeit, im Mai, habe ich ja mal 30 Tage Shred gemacht. Vielleicht erinnert sich jemand. Anschließend habe ich weiter gemacht und jeden morgen 20 bis 30 Minuten Sport gemacht. Das klappte ganz gut, bis ich im Juli wieder Vollzeit zu arbeiten angefangen habe. Der Ablauf morgens kostet ohnehin schon viel Zeit und ich stehe um sechs Uhr auf, damit einer pünktlich zur Schule das Haus verlässt und einer zufrieden im Kindergarten abgeliefert wird. Selbstverständlich mit Brotdosen und idealerweise auch noch Frühstück im Bauch. Für Sport müsste ich dann noch früher aufstehen und dann schliefe ich abends ja noch früher ein. Deshalb habe ich angefangen, in der Mittagspause spazieren zu gehen. Das ist echt toll. Nach fünfzig Metern bin ich im Wald. Ich kann auswählen, ob ich mehr Steigung gehen möchte, durch die Sonne laufen oder die Bäume als Regenschutz nutzen. Ich sehe Tageslicht, kriege frische Luft und manchmal geht sogar jemand der Kollegen mit. Und wenn man das mal ein paar Wochen gemacht hat, dann muss man sich auch nicht mehr dran erinnern, raus zu gehen. Das gehört jetzt eben einfach dazu und fehlt mir richtig, wenn es mal ausfällt. Sport mit Internetvideos mache ich noch am Wochenende, wenn wir nicht gerade irgendwo unterwegs sind.

Gegessen: habe ich viele leckere Dinge. D. kocht einfach so gut. Mit der kalten Jahreszeit hat ja auch die Käsefonduesaison wieder angefangen. Manchmal, wenn die Kinder schon auswärts gegessen haben oder mit Resten vom Vortag abgefüttert werden können, essen wir, wenn alle schlafen, vorm Fernseher Käsefondue. Wie früher.

Und ansonsten haben wir viel gelacht, geliebt, gelebt!

Advent bei uns

Vor einem Jahr sind wir gerade umgezogen. Da gab’s keinen Adventskranz, keine Plätzchen und einen Adventskalender auch nicht. Dieses Jahr ist das anders. Der Herr Gartenhein hat einen Adventskalender. Bisher hat er es noch nicht so richtig verstanden mit dem „jeden Tag eins“, aber glücklicherweise hängt der Kalender so hoch, dass er nicht alleine dran kommt. Einen Adventskranz habe ich auch gemacht. Das erste Mal seit Jahren. Und Plätzchen habe ich gestern noch schnell zwei Sorten gebacken. Die einen schmecken dank Vollrohrzucker ziemlich öko und bei den anderen habe ich das Backpulver vergessen, deshalb sind sie recht kompakt (aber trotzdem lecker). Letzte Woche hatten wir schon ein paar Ausstecherle gemacht, die der Herr Gartenhein vorgestern fachmännisch mit buntem Zuckerguss bemalt hat. Sogar zum Weihnachtsmarkt in Böblingen haben wir uns heute gewagt. Meine Begeisterung für Weihnachtsmärkte hält sich aber noch immer in Grenzen. Nächste Woche ist bei uns im Ort Weihnachtsmarkt. Ich bin mal gespannt, ob mir der besser gefällt. Und so gehen heute mit dem ersten Adventwochenende auch anderthalb Wochen Krankheit beim Herr Gartenhein und mir zu Ende. Erkältung und Magen-Darm-Virus kombiniert. Nicht nett! Der Herr Gartenhein hing eine Woche fiebernd und schlapp auf dem Sofa rum und war zu nichts fähig. Ich hoffe er schleppt nicht wieder gleich den nächsten Virus aus dem Kindergarten mit nach Hause.

Was wir so hatten

Mittelohrentzündung: Eingeschleppt hat sie wohl der Herr Gartenhein und war mit Antibiotika mehr als eine Woche zuhause. Der Schlökerich hatte dann kurz darauf Schnupfen und vermutlich eine Bindehautentzündung. Jedenfalls kam massenweise Schmodder aus seinen Augen. Als dann auch noch seine Temperatur stieg, sind wir mal lieber zum Arzt gefahren (das war dann der dritte Dienstagnachmittag in Folge, den wir beim Kinderarzt verbracht haben), weil ich Entzündungen so nahe am Gehirn dann doch nicht mehr so spaßig finde. Und was war? Große Überraschung – Mittelohrentzündung! Also auch Antibiotika für den Schlökerich, weil Entzündungen so nahe am Gehirn der Ärztin nicht geheuer sind. Und weil Mittelohrentzündung ja besonders spaßig ist, durften der Papa und der Opa auch noch ihre Freude dran haben.

Stromausfall: Von einem auf den anderen Tag ging in Herr Gartenheins Zimmer der Strom nicht mehr. Weder Steckdosen noch Lampen, der Nachtspeicherofen heizte zum Glück munter weiter. Wir haben das gleich am nächsten Tag unseren Vermietern mitgeteilt, die den Elektriker anrief, der sich bei uns melden wollte. Und es nicht tat. Auch nach zwei Wochen hatten wir noch keinen Strom. Ich habe mehrmals selbst erfolglos versucht den Elektriker anzurufen. Der Elektriker hatte wohl keine Zeit und so stand eines Tages der Ersatzmann vor der Tür. Ein gefühlt Hundertjähriger (mich hat er an den Opa aus „Charlie und die Schokoladenfabrik“ erinnert), der unsere Heizung reparieren wollte. Ich habe ihn dann aufgeklärt, dass es nur um den Strom geht. Und da standen wir dann und er stellte fest, dass da kein Strom ist. Mehrere Male fragte er mich, ob wir eine Lampe aufgehängt oder ein Loch gebohrt hätten. Nein, hatten wir nicht. Ich vermutete eher ein loses Kabel irgendwo. Also begaben wir uns auf die Suche nach der richtigen Verteilerdose. Die fanden wir im dritten Anlauf dann versteckt unter einer Styroportapete (hatte ich noch nie gesehen, so eine Styroportapete). Und da war dann auch das lose Kabel. Ein bisschen gruselig fand ich es aber schon, als der alte Mann auf unserem billigen IKEA-Stuhl stand und mit seinem Phasenprüfer in der Dose rumfuhrwerkte und dafür noch nicht mal die Sicherung rausgemacht hatte. Spontan musste ich dran denken, wie wir mal eine dicke Betonplatte bei Neuschnee mit dem Gabelstapler transportieren mussten. Da hatte ich auch die schlimmsten Unfallszenarien im Kopf.

Handystreik: Mein Handy hat den Dienst quittiert. Das Ladekabel wollte sich nicht mehr reinstecken lassen und ist schließlich auseinander gefallen. Dann war Aufladen nur noch über USB möglich. Und dann haben die Tasten nicht mehr funktioniert. Anrufe annehmen ging z.B. nicht mehr. Mit viel Mühe konnte ich noch meine Kontakte auf den Computer rüberziehen. Nun bin ich in Besitz eines neuen Handys. Völlig uncool ein Nokia, aber ich habe keinen Internetvertrag und wollte gerne ein Navi mit dabei haben, was ganz ohne Internet funktioniert. Und das tut’s. Anfangs dauert es immer eine Weile, bis es genug Satelliten gefunden hat, aber dann läuft es einwandfrei. Jetzt muss ich nur noch rausfinden, wie ich es dazu bringe, auch mit mir zu sprechen.

Die Schlakoomi

Bei uns in der Straße wohnt eine ältere Frau. Beinahe jedes Mal, wenn wir sie auf der Straße treffen, winkt sie uns zu sich, um dem Kleinen Schokolade zu schenken. Immer von Lindt und immer eine ganze Tafel. Viel mehr als ein knapp Dreijähriger essen kann und sollte. Wir essen zwar fleißig mit, trotzdem stapeln sich die Lindt-Tafeln im Kühlschrank. Deshalb nennt der Kleine sie Schlakoomi. Omi wegen ihres Alters und Schlako war sein Wort für Schokolade, bevor er Schokolade sagen konnte. Sieht er sie auf der anderen Straßenseite, ruft her „Hallo Schlakoomi!“. Dass ich ihm immer wieder sage, dass sie nicht so heißt, ignoriert er einfach. Treffen wir sie morgens vor dem Kindergarten, ruft er meistens: „Ich brauch keine Schokolade. Ich geh in den Kindergarten!“ Neulich trafen wir sie nach dem Kindergarten, da rief er „Schokolade schenken!“ Natürlich hat er auch welche bekommen. Außerdem Buntstifte und einen kleinen Geldbeutel mit 3 Euro drin. Obwohl er den nicht haben wollte. Sie hat ihm erklärt, damit könne er dann beim Einkaufen bezahlen, aber er meinte, er braucht das nicht. Der Meinung war ich auch, aber sie wollte es ihm unbedingt schenken. Außer Schokolade verteilt sie noch Ernährungstipps. Mehrmals hat sie mir mitgeteilt, ich solle doch mal probieren nur Dinkelbrot zu essen. Das mache sie immer so und vielleicht ist es ja gut für mich. Als sie mich mal ohne den Kleinen erwischte, hat sie mir erzählt, wo sie ihr Gemüse kauft. Fand ich zwar ganz interessant, aber ohne Auto ist das unerreichbar. Dann hat sie mir erzählt, welches Auto ich kaufen soll (einen Audi) und mich in ihr Haus gebeten, damit sie mir von ihrem Biogemüse was abgeben kann.  Wo wir schon gerade da waren, hat sie mir ihre Sportgeräte (Trampolin und Laufband) und ihr Sportprogramm vorgeführt. Außer Biogemüse gab’s dann noch eine Flasche Karottensaft (feldfrisch). Der hilft ihrer Meinung nach gegen alles und den solle ich doch am besten auch meinem damals drei Wochen alten Baby geben. Naja, mein Ding ist das nicht. Ich ess die Karotten lieber so, von mir aus auch gerne feldfrisch. Und der Bruder ist mit Muttermilch im Moment noch völlig zufrieden. Ist das normal auf dem Land, dass man ständig was geschenkt bekommt?

Man muss nicht alles verstehen

Böbelfingen ist nicht besonders schön. Der Böbl-Teil empfängt einen am Bahnhof oder bei Abfahrt von der Autobahn mit mehreren hässlichen Betonbauten. Große graue Klötze, die man sich nicht als neu und modern vorstellen kann. Einer der großen Klötze ist ein Möbelhaus, dessen Angebot ich nicht besonders überzeugend finde und dessen längerfristige Existenz ich aufgrund der nahen Konkurrenz (XXL und IKEA) anzweifle. Dann gibt es da zwei Einkaufszentren, die über eine Brücke miteinander verbunden sind. Im einen befinden sich einige wohl ganz gut gehende (zu Ketten gehörige) Läden. Dann gibt es auch vereinzelt Läden, wo man nicht weiß, wer da überhaupt was kauft und einige Geschäfte stehen auch leer. Im anderen Center stehen noch mehr Geschäfte leer und hier tummeln sich vor allem Billigläden und -ketten. Ein traditionelles Böblinger Möbelhaus, das früher mal in der „Innenstadt“ einen großen Laden hatte, kann man hier auch noch finden. Das Kleidungssortiment deutet aber eher auf ältere Kundschaft hin und läd nicht zum einkaufen ein. Die ehemalige Einkaufsstraße, die direkt am Bahnhof losgeht, ist weitgehend ausgestorben. Kleinere Läden finden sich hier noch, aber der wohl früher erfolgreiche Einzelhandel hat sich zurückgezogen. In die leeren Geschäfte ziehen dann Ramschläden und Billigbäcker ein. Irgendwie hat man also den Eindruck, dass sowohl die Böblinger Innenstadt als auch die Einkaufszentren nicht besonders attraktiv sind für Ladenbesitzer. Vermutlich liegt es auch daran, dass die Leute lieber nach Stuttgart oder ins Breuningerland zum shoppen fahren.
Nun gestaltet Böblingen gerade einiges um und der Bahnhofsvorplatz wird neu gemacht. Der ehemalige Busbahnhof liefert eine große Freifläche vor den Einkaufszentren, die momentan als Parkplatz genutzt wird. Es gab wohl verschiedene Überlegungen, wie man den Platz nutzen und Böblingen attraktiver gestalten kann. Was denkt ihr nun geschieht mit dem Platz? Richtig: es wird ein neues Einkaufszentrum, das BBC, gebaut. Genau das brauchen wir neben Möbelhausklotz, Einkaufszentrum 1 und Einkaufszentrum 2 noch. Freiflächen? Begrünung? Ach was, lieber noch ein Shoppingparadies in dem sich in ein paar Jahren Ramschladen an Ramschladen reiht, weil Böblingen noch immer nicht attraktiver geworden ist und man zum shoppen immer noch woanders hin fährt.

Meine Meinung ist ja ohnehin, da hilft nur komplett abreißen und neu bebauen um da noch was zu retten. Irgendwo gibt es ja einen hübschen Altstadtkern, der leider völlig tot ist, obwohl man da wirklich was draus machen könnte.

Die Mütterdiskussion

Im Moment wird in der Muttiblogosphäre ja mal wieder die Grundsatzdiskussion Vollzeitmama vs. Karrieremama geführt. Ich bin immer wieder erstaunt, wie wenig sachlich diese Diskussion geführt wird. Die Vollzeitmamas wettern gegen die Mütter, die ihre Kinder in „Einrichtungen“ abgeben um sich selbst zu verwirklichen und die Karrieremamas keifen die Vollzeitmamas an, dass sie ja nur zuhause die Füße hochlegen und ihren Kinder die Möglichkeit nehmen mit anderen Kindern in Kontakt zu kommen. Jede argumentiert nur vom eigenen Standpunkt aus, ohne mal über den Tellerrand zu schauen. Da wird aus der Abneigung des eigenen Kindes gegen die Kita eine allgemeine seelische Schädigung von Kindern in der Kita gefolgert. Und wer das Gegenteil behauptet, der redet es sich nur schön. Tatsächlich sind aber nicht alle ehemaligen Kitakinder der Ex-DDR seelische Wracks. Genausowenig wie die zuhause erzogenen Kinder alle noch mit 40 zuhause bei Mami leben. Die ganze Diskussion ist von der eigenen Unfehlbarkeit und ein bisschen auch von Neid geprägt. Die Mütter, die an einem sonnigen Tag im Büro sitzen, wünschen sich vielleicht auch, jetzt einfach mit den Kindern im Garten sitzen zu können und den Haushalt auf den Abend zu verschieben. Und an langen Regentagen mit quengeligen und/oder kranken Kinder, wünscht sich so manche Hausfrau vielleicht, sie könnte jetzt auch im Büro mit den Kollegen gemütlich einen Kaffee trinken. Aber, weil keine auch nur den geringsten Zweifel an ihrem eigenen Lebensmodell aufkommen lassen möchte, sagt sie zur anderen statt „Du hast es gut“ einfach „Du machst es Dir einfach“. Und den Satz mit der Selbstverwirklichung hasse ich am meisten. Warum verwirklichen sich nur die Frauen selbst, die arbeiten gehen. Genauso kann man den Vollzeitmamas vorwerfen, sie würden sich als Hausfrau und Mutter selbst verwirklichen, auf Kosten der Gesellschaft, unserer Rente und wer weiß was noch. Und nur mal so, ich fühl mich selbst schon jetzt ganz schön wirklich, zuhause auf dem Sofa wie bei der Arbeit vorm PC. Was brauch ich da noch an Selbstverwirklichung? Und wenn, dann mach ich eben ein Jodeldiplom. Vielleicht sollten wir alle einfach akzeptieren, dass alle Familien unterschiedlich sind. Es gibt keine Idealfamilie und nicht jedes Lebensmodell passt für jeden. Nicht jedem Mensch sind die gleichen Dinge wichtig und jeder setzt seine Prioritäten anders. Vielleicht sollte mal aus „Ich mach das so und jeder sollte es so machen“ „Ich mach das so. Wie machst Du das?“ werden. Und vielleicht sollte man auch nicht hinter jeder Frage einen versteckten Vorwurf vermuten. So kann die Frage „Gehst Du dann wieder arbeiten, wenn Dein Kind in den Kindergarten geht?“ ebenso wie die Frage „Kommt Dein Kind in der Kita klar? Vermisst es Dich nicht?“ einfach nur aus Interesse gestellt worden sein und stellt keine Kritik am eigenen  Lebensmodell dar. Und deswegen verlangen die Fragen auch keine Rechtfertigung.

Zuende

Ich habe gerade stressige anderthalb Wochen hinter mir. Mein Gleitzeitkonto ist aus den Miesen weit in den Plusbereich geschossen. Ich saß kaum an meinem Arbeitsplatz und hab trotzdem noch einiges weggeschafft. Ich war unterwegs und trotzdem Ansprechpartner für Gäste bei uns im Haus. Seit heute mittag ist es rum und ich laufe schon seit heute morgen mit einem Wochenendgefühl durch die Gegend, dass ich mich schon mehrmals dran erinnern musste, dass morgen auch noch gearbeitet wird. Da kann ich in Ruhe mal den Verwaltungskram der letzten Woche erledigen und mir dann überlegen, wann ich meine angesparten Stunden abgleiten will.

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Wann ging das eigentlich los mit dieser Fliegerei? Früher hat man sich für Projektbesprechungen früh morgens oder am Tag vorher in den Zug gesetzt und ist nach dem Termin wieder abgereist, so dass man vor Mitternacht wieder zuhause war. Heute setzt man sich morgens in den Flieger und ist zum Abendessen wieder zuhause. Es hat beides Vor- und Nachteile. Ein Flugticket ist heute meist nicht viel teurer als eine Bahnfahrkarte. Im Zweifelsfall spart man aber eine Übernachtung ein. Für einen Fünfstundentermin ist man mit dem Flugzeug (inklusive Anreise per ÖPNV und Rumgammeln am Flughafen) etwa nochmal fünf Stunden unterwegs. Im Zug säße man mindestens doppelt so lange. Und wenn man dann ausrechnet, was so eine Stunde Arbeitszeit kostet, dann ist das Fliegen allemal billiger als Bahnfahren. Das Beste am Fliegen ist allerdings das abends zuhause sein. Schade am Fliegen ist, dass man sowenig Zeit hat. Wenn man am Vorabend mit dem Zug angereist ist, konnte man in der fremden Stadt noch Freunde treffen oder mit den Kollegen oder dem Chef zu Abend essen. Man konnte ein bisschen in der Stadt schlendern. Und in der Bahn hatte man Zeit zum lesen oder ungestört was am Computer zu basteln. Klar ist so eine Zugfahrt anstrengend, aber ich empfinde es immer noch als unwirklich, wenn ich mich morgens zuhause auf den Weg mache, um den Tag in Berlin zu verbringen und am Abend wieder zuhause zu sein. Irgendwie war man dann gar nicht richtig dort.

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Ich habe eine Geschäftsidee. Man könnte Kinder an Topmanager vermieten. So für ein/zwei Stunden am Tag. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das gegen Burnout hilft. Wenn ich nach einem stressigen Tag von der Arbeit nach Hause komme und dann mit dem Kleinen noch nach draußen gehe, fällt nach kurzer Zeit auf dem Spielplatz aller Stress von mir ab. So ein kleines Kind fordert 100 % der Aufmerksamkeit. Da bleibt kein Platz mehr für die Arbeit. Wenn man sich drauf einlässt, ist das Entspannung pur. Und jeden Abend auf dem Spielplatz denke ich, was das für ein tolles Geschäftsmodell wäre.

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Am Wochenende wird die Uhr umgestellt. Ich gehöre zu den wenigen Menschen, die sich darauf freuen. Überall hört man das Gestöhne, dass uns eine Stunde geraubt wird. Mir wird hingegen eine geschenkt. Der Kleine wacht im Moment meistens zwischen sechs und halb sieben auf. Manchmal sogar schon vor sechs. Oft noch bevor mein Wecker klingelt. Ist zwar ganz praktisch, wenn man morgens ein bisschen Zeit hat, aber gerade am Wochenende wünscht man sich doch, dass man mal länger schlafen kann. Der Kleine (und die Katzen sowieso) lebt ja viel mehr nach seiner inneren Uhr als ich. Das bedeutet also, während mein Alltag sich schon komplett an der neuen Uhrzeit ausrichtet, richtet der Kleine sich nach seiner inneren Uhr. Für mich bedeutet das, wenn alles gut läuft, dass ich vielleicht auch mal wieder ein Wochenende bis halb acht oder acht schlafen kann. Und der zweite Punkt sind die langen Abende. Es wird nach der Zeitumstellung später dunkel, also kann ich nach der Arbeit mit dem Kleinen noch viel mehr Zeit auf dem Spielplatz verbringen. Ich kriege also Zeit geschenkt.

Juhu, wir dürfen abschreiben!

Eben bei SPON über den „Mogelminister“ gelesen.

„Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat.“ Er habe die Arbeit in einem Zeitraum von sieben Jahren neben seiner Tätigkeit als Politiker und seinen Verpflichtungen als junger Familienvater angefertigt.

Sagt der zu seinen Kindern dann auch:

„Ja, heute hast Du schon soviel Geige geübt und die Deutschhausaufgaben waren ja auch viel. Klar kannst Du da morgen die Englischhausaufgaben von deinem Banknachbar abschreiben.“

Familienvater, Politiker und dann auch noch eine Dissertation. Der Mann hat schon ein schweres Leben…
Hey, ich darf lästern, ich bin auch Familienmutter (warum gibt es dieses Wort eigentlich nicht), berufstätig und hab meine Doktorarbeit auch ohne Abschreiben hingekriegt. Ich frag mich ohnehin, was der über 400 Seiten lang zu sagen hatte. Hätte wahrscheinlich auch auf 150 Seiten gepasst und dann ohne Abschreiben. Politiker eben.

Emissionsfrei?

Erstaunlicherweise hört man immer wieder, dass etwas emissionsfrei ist, sobald es mit Strom betrieben wird. Zum Beispiel sind dann Elektrofahrzeuge umweltfreundlicher als normale Autos. Emissionsfrei wäre es allerdings nur, wenn der Strom emissionsfrei erzeugt würde. Tatsächlich wird nur ein Bruchteil unserer Energie ohne den Ausstoß von Treibhausgasen erzeugt. Zum einen liefern die fossil befeuerten Kraftwerke noch immer einen Großteil unseres Stroms. Das bedeutet, dass für unseren Strom Kohle, Öl, Gas oder andere Brennstoffe (z.B. Plastikmüll) verbrannt werden, was in jedem Fall CO2 freisetzt. Auch der oft als Alternative angepriesene Atomstrom ist nicht emissionsfrei. Beim Uranabbau, der Aufbereitung zur Nutzung und der späteren Wiederaufbereitung der Brennelemente wird Energie benötigt, die wieder in Verbrennungsprozessen gewonnen wird. Klar, für Deutschland ist das emissionsfrei, da die Emission woanders auf der Welt stattfindet, aber hier muss man ausnahmsweise mal gobal denken. Und wer jetzt denkt, er hat ja den guten Ökostrom, dem muss ich mitteilen, auch der ist nicht emissionsfrei. Schließlich müssen auch Windräder und Wasserkraftwerke erstmal gebaut werden. Hierfür müssen z.B. Materialien befördert werden und die Herstellung der Baumaterialien (Stahl, Beton) ist nicht emissionsfrei. Einzig bei Verbrennung von Biogas (Methan) kann davon gesprochen werden, dass keine Treibhausgase emittiert werden. Methan ist ein weitaus stärkeres Treibhausgas als CO2, so dass die Verbrennung hier am Ende einen positiven Effekt hat.
Bevor man sich also dazu hinreißen lässt, elektrobetriebene Geräte und Fahrzeuge als Allheilmittel zu sehen, sollte man sich bewusst machen, dass Strom eben nicht aus der Steckdose kommt, sondern vorher erzeugt werden muss.

Geschrei in der S-Bahn

Neulich in der S-Bahn war eine junge Mutter mit ihrem Säugling. Ich schätze das Baby war so sechs Wochen alt. Und es brüllte schon als ich einstieg. Die Mutter stand vor dem Kinderwagen und versuchte mit dem Schnuller zu besänftigen. Das Kind wollte sich aber nicht beruhigen lassen. Und so schrie es weiter und weiter. Irgendwann ertönte dann eine genervte Stimme: „Gebt dem Kind doch endlich ä Fläschle! Hergottsack!“. Einige Leute, z.B. ich, drehten sich empört um, wer denn da so gemein ist. Ein dicker älterer Mann war der Fiesling. „Ha, früher het mo de Kinder ä Fläschle gäbe und no waret se still!“ war dann seine Erklärung. Er erntete einige Kopfschüttler, hauptsächlich von Frauen, und den Hinweis, dass Kinder eben mal schreien. Ich hätte ihm am liebsten gesagt, dass er wohl bei seinen Kindern (falls er welche hat) nicht dabei war, als sie in der Schreiphase waren. Klar weiß ich, dass ein schreiendes Kind in der S-Bahn einem nach einem langen Arbeitstag den letzten Nerv rauben kann. Allerdings ist das für die Mutter des Schreihalses alles noch viel schlimmer. Sie ist nämlich selbst genervt vom Gebrüll, will, dass es ihrem Kind gut geht und es nicht mehr weinen muss und ist sich die ganze Zeit bewusst, dass gerade beinahe ein ganzer Waggon voll Menschen sie anstarrt, bewertet, hasst. Was soll sie schon machen? Bestimmt fährt sie nicht ohne Grund mit Kind im Feierabendverkehr. Die Arme hat dann versucht zu Stillen, was aber nicht geklappt hat, zuviel Trubel und zuviel Stress. Das Kind hat sich dann doch endlich beruhigt und ich musste auch aussteigen. Ganz im Ernst stört mich ein schreiendes Kind in der S-Bahn manchmal auch, aber immer weniger als grölende, pöbelnde und kotzende alkoholisierte Menschen jeglichen Alters.