Seit sechs Jahren warte ich darauf, dass endlich einer meiner Söhne, naturgemäß der älteste, die magische Grenze von 1,20 m erreicht hat, die ihm die Tore zu (fast) allen Fahrgeschäften im Europapark öffnet. Den Europapark, den liebe ich nämlich schon sehr lange.
Unsere Eltern waren nie mit uns im Europapark, zum einen, weil sie wohl nicht so sehr auf Achterbahnen stehen und zum anderen, weil das mit vier Kindern schon ordentlich ins Geld geht. Wir kannten den Park also erst mal nur aus Erzählungen. Dann kam es, dass die Patentante meines Schwesterchens ihr jedes Jahr einen Ausflug zum Geburtstag schenkte. Und irgendwann beschloss meine Schwester, dass der Ausflug in den Europapark gehen sollte. Und weil auch die Patentante es mit Achterbahnen nicht so hatte, durften unser Bruder und ich als Fahrbegleitung auch mit. Ich weiß nicht, wie viele Jahre wir die Tour zusammen gemacht haben. Ich kann mich aber erinnern, wie wir anfangs von allem fasziniert waren und alles fahren wollten. Wir fuhren mit dem Bähnle und mit dem Monorail (was damals wohl noch recht neu war). Einmal haben wir bei Milka Schokofiguren gegossen. Im Eurosat hatte ich immer am meisten Angst, dass mein Schwesterchen rausfällt. Warum auch immer. Kleiner als ich, war sie schon lange nicht mehr. Wir fuhren alles, was ging. Shows haben wir (bis auf ein einziges Mal im 3D Kino) keine besucht, wenn ich mich richtig erinnere.
Irgendwann waren die jährlichen Ausflüge dann vorbei. Ich erinnere mich noch sehr gut an einen Besuch im Europapark, während einer mehrtägigen Radtour mit Freunden (also eigentlich mit der evangelischen Jugend, aber das spielte dabei keine Rolle). Wir übernachteten in der Nähe und konnten dann einen ganzen Tag im Park nutzen. Mehrmals fuhren wir mit dem Fjord Rafting Booten und jedemal wurde einer zum Kapitän ernannt und die Kapitänsleistung am Ende an der Zahl überholter Boote bewertet. Nicht, dass man da Einfluss drauf hätte, aber lustig war es trotzdem. Bei diesem Besuch fuhren wir auch mehrmals mit der Schiffschaukel und saßen, für mehr Airtime, immer ganz oben. Nur Amateure sitzen in der Mitte. Während die beste Schulfreundin und ich das schwerelose Gefühl toll fanden, jammerten die Jungs dabei ständig und erlegten sich als Strafe für die eigene Dummheit, nochmal eingestiegen zu sein, auf, mehrere Seiten im damals populären Sophies Welt zu lesen. Das fanden sie nämlich wirklich schrecklich. Außerdem erinnere ich mich an eine epische Wasserbombenschlacht. Erstaunlich, was früher alles in einen Europaparktag gepasst hat.
Im Jahr, als das Euro-Mir eröffnet wurde (es muss 1997 gewesen sein), war ich auch noch mal dort. Wir fuhren gleich sieben Mal und wunderten uns, wie wir das Eurosat jemals gut gefunden hatten. Als 2000 die Wasserachterbahn Poseidon neu war, war ich mit der besten Schulfreundin an einem schönen Septembertag nach den Sommerferien dort. Wir hatten quasi keine Wartezeiten, fuhren mehrmals und staunten trotzdem über den Wartebereich, in dem noch immer gemalt und dekoriert wurde. Wir hatten auch problemlos Zeit uns Shows anzusschauen. Und so fand auch mein nächster Besuch im September statt. Das war 2004, in unserem Hochzeitsjahr. Wir haben hinterher immer gerne erzählt, wir waren auf Hochzeitsreise in ganz Europa. Mit uns dabei waren drei von meinen Chormädels. Inzwischen gab es auch Silver Star. Ich wäre gerne mehr als einmal gefahren, aber alle andern meinten, das müssten sie jetzt nicht noch mal machen. So kam es dann, dass wir eine halbe Stunde vor Parkschluss auf irgendeiner Bank saßen und nicht wussten, was wir noch machen sollen. Sowas ist mir vorher nie passiert. Was für Banausen!
Die nächsten beiden Sommer kam uns meine, damals 13 bzw. 14jährige Cousine besuchen und wir fuhren mit ihr in den Europapark. Die jammerte zwar immer fürchterlich „Ich fall bestimmt raus! Ich hab Angst!“ ist aber am Ende immer mehr als einmal mit mir Silver Star gefahren.
Dann kriegten wir ein Kind und zogen um. Als der Herr Gartenhein ein Jahr war und mein Bruder mit Familie auf Heimaturlaub war, ließen wir den Rest der Familien bei Omi und Opa, um spontan den Europapark zu besuchen. Das Blue Fire war damals noch relativ neu. Wir standen anderthalb Stunden an, aber es hat sich soo gelohnt. In meinen Augen ist das eine der besten Achterbahnen überhaupt. Ganz am Ende fuhren wir nochmal.
Ich war auch schon mal in anderen Freizeitparks. Alton Towers in England fand ich toll. Der Heidepark war auch ganz schön. Eher klein und trashig fand ich den Holiday Park, der mir von pfälzischen Kommilitonen immer in den blumigsten Farben beschrieben worden war. (Genauso schwärmen die Schwaben immer von Tripsdrill und da traue ich mich jetzt gar nicht hin.) Allerdings muss ich zugeben, dass die Achterbahn Expedition GeForce schon Maßstäbe setzt und zu Recht mehrmals zur besten Achterbahn der Welt gewählt wurde. Inzwischen gibt es auch eine Katapultachterbahn. Vielleicht wagen wir uns ja doch mal wieder hin.
Tja, und nun wartete ich, dass endlich die Söhne mit in den Europapark können. Unter 1,20 m darf man nur wenige der Fahrgeschäfte fahren, unter 1,00 m quasi nichts. Also lohnt es sich nicht unter 1,20 m. Und, was soll ich sagen, diesen Sommer hat der Herr Gartenhein mit Schuhen und Haaren endlich die 1,20 m geknackt und wir waren im Europapark. Es war ganz toll und morgen könnt ihr dann davon lesen.