Archive for the ‘ Jung sein ’ Category

In Lö gibt’s keinen Kuchen

Hier war’s ruhig, ich war weg. Ich war in Lö die Frau aus Lö besuchen. Sie hatte mich als Geburtstagsgeschenk eingeladen. Und so machte ich mich am Freitag mit dem Zug auf den Weg. Nach der Wohnungsbesichtigung inklusive Marmorbad und Spiegelsaal gingen wir los zum Essen. Ich finde wir haben doch relativ schnell das gefunden, wo wir hinwollten. Jedenfalls schneller als die Kellnerin im Anschluss unseren Tisch. Es gab Känguru. Das war lecker, aber irgendwie taten sie mir leid, die goldigen Kängurus. Ja ich weiß, Lämmchen sind auch süß, aber die schmecken mir gar nicht. Und außerdem sind Kängurus manchmal auch echt böse. Nach dem Känguru gab’s noch Caipirossa. Übrigens gab’s in dem Restaurant bestimmt 10 Sorten Cachaca, was mich wieder daran erinnerte, dass neulich auf einer Party jemand fragte, ob man den Caipirinha auch mit Cachaca machen könnte statt mit Pitu. (Ist irgendwie als wenn jemand fragt, ob man sich die Nase auch mit einem Papiertaschentuch putzen könnte, statt mit einem Tempo.) Jedenfalls hat mich die Cachaca-Auswahl beeindruckt, aber probiert hab‘ ich dann keinen außer dem, der im Caipirossa war (ich nehme an, das war der billigste). Den teuren verkaufen die bestimmt nicht als Caipirinha. Das ist dann, wie wenn man im Irish Pub den teuersten Whiskey mit Cola bestellt. Und auf Cachaca pur hatte ich dann nicht so Lust. Als dann die Bürgersteige hochgeklappt wurden, was in Lö sehr früh ist, machten wir uns auf den Heimweg. Vorm Schlafengehen gab’s dann noch erschreckende Enthüllungen bezüglich des Männergeschmacks der Frau aus Lö, die ich hier nicht weiter ausführen darf, die aber für mich zu einer Nacht voll wirrer Träume führten. Andererseits hatten wir ja noch nie (bis auf ein paar Ausnahmen) den gleichen Männergeschmack.

Am Samstag ging’s gleich nach dem Aufstehen in die Schweiz. Frühstücken in Basel, obwohl’s dann eher schon mittag war. Wir haben alle wichtigen Sehenswürdigkeiten im Vorbeigehen mitgenommen, wie wir hinterher festgestellt haben, und landeten am Ende glücklich mit Ovomaltine-Brotaufstrich (eigentlich ist es das einzige Ovomaltine-Produkt, was wirklich lecker ist, und auch das einzige, was es in Deutschland nicht gibt) und Eis am Rhein. Das Eis hatte die Frau aus Lö einem Mitarbeiter der noch geschlossenen Bar abgeschwatzt. Und der Rhein war toll. Besonders toll ist, dass man in Basel im Rhein schwimmen kann. Und dann kommen zischen den Schiffen immer mal wieder Schwimmer vorbei. Die Klamotten haben sie in wasserdichten Beuteln (Fischen) dabei. Sowas hätte ich auch gern. Einfach irgendwo rein in den Rhein und irgendwo anders wieder raus. „Kommst Du mit dem Auto?“-„Nö, ich spring in den Rhein!“. Herrlich wäre das. Und wirklich anstrengend sah das Schwimmen auch nicht aus. Das war eher ein Treibenlassen.
Am Abend ging’s dann auf die Burg Rötteln. Da wurde uns „Peer Gynt“ dargeboten. Ich hatte mich vorher kein bisschen informiert, weil ich es manchmal ganz nett finde, völlig unvoreingenommen etwas anzuschauen. Irgendwie hab‘ ich dann auch den Schluss nicht so ganz verstanden. Wie sich dann aber rausstellte, die anderen auch nicht. Lag also nicht an mir. Ist aber wirklich eine tolle Kulisse fürs Theater. Und der kleine Regenguss zwischendrin war auch ganz spassig. Wie alle Leute panisch ihre Plastikfolien ausgekramt haben. Auch lustig war, dass auf unseren Plätzen schon jemand saß. Die haben dann, völlig überzeugt davon im Recht zu sein, mit ihren Karten gewedelt. Allerdings waren das Karten von einer ganz anderen Veranstaltung. Nach dem Theater habe ich noch das lokale Bier, dass einen schlechten Ruf genießt, probiert. War aber gar nicht so schlecht.

Am Sonntag haben wir uns dann noch auf den Weg nach Augst gemacht. Da gibt’s nämlich eine alte römische Siedlung, die Augusta Raurica. Vor drei Jahren war ich da schon mal auf Exkursion. Allerdings wurde uns da hauptsächlich was über Mörtel, Beton, Denkmalschutz und Hochdruckreiniger erzählt. Da war das gestern schon viel netter. Wir sind eine Runde durch die Ruinen gelaufen, haben Wollschweine und Pfauen gesehen und den Sommer genossen. Endlich mal ein Sommertag, war das, richtig schön heiß, zirpende Grillen, wie früher. Zum Abschluss wollten wir dann noch einen Sonntagskuchen verdrücken. Aber sowas gibt’s da unten im Dreiländereck nicht. Die Frau aus Lö ist schon ganz auf Entzug. Wie das eben so ist, was man nicht haben kann, will man dann unbedingt. Dafür gab’s dann Eis und Tiramisu. Für Eis bin ich immer zu haben.

Am Abend machte ich mich auf den Heimweg. In Freiburg bin ich noch für eine Stunde ausgestiegen um eine Freundin zu treffen und war dann gegen 22 Uhr zurück in KA, wo ich gleich Teil der Jury eines Lasagne-Contests wurde, aber das ist eine andere Geschichte.

Schön war’s in Lö. Danke liebe Frau aus Lö. Und unweigerlich stellt sich die Frage, warum ich’s eigentlich nicht viel früher geschafft habe, mal vorbeizukommen.

Party

Einmal muss auch ich total betrunken bloggen. Party läuft noch. Eben hat H. ein Loch in die Balkonzimmertür geboxt und versichert, dass er das bezahlt. Ich hoffe doch…

Alaska

Nennt mich Alaska Girl. Endlich ist es wieder warm genug, dass die Läden flächendeckend mit Wassereis, Stangeneis, AlaskaBoy, Bussimix, 10-Pfennig-Eis, oder wie ihr auch immer es nennt, ausgestattet sind. Eine herrliche Zeit! Sogar bei der Arbeit ist das Gefrierfach damit vollgestopft. Ich muss immer mindesten zwei hintereinander essen. Aufbeißen, Plastik spucken, Hände abfrieren, Geschmack raussaugen, abbeißen, im Mund zerdrücken und am Ende die Flüssigkeit aus dem Beutel saugen ohne sich zu verschlucken. Die künstlichen Aromen genießen. Alles wie als Kind, obwohl ich zugeben muss, dass ich auf aufbeißen und Plastik spucken verzichte, wenn es geht. Wenn man dann mindestens zwei gegessen hat, macht sich, je nach Wetterlage, ein erfrischtes Gefühl oder ein leichtes Frösteln breit (aber dagegen gibt’s ja Decken, Pullis und Jacken). Wenn man ein Gefrierfach hat, was richtig kalt macht, dann sollte man auf jeden Fall immer die bessere Sorte als zweites essen, wenn es ein bisschen angetaut ist. Langsam einfrieren ist auch besser, weil sich dann größere Kristalle bilden, und die schmecken besser. Und sowieso muss man aufpassen: aus unserem -18°C-Gefrierfach raus habe ich mal sechs hintereinander gegessen. Dabei habe ich mir dann etwas den Gaumen verkühlt. Aber das war’s auf jeden Fall wert.

Fremdgeschämt

Der Zufall wollte, dass ich in letzter Zeit ein paar mal über Fan-Fiction gestolpert bin. Im Bezug auf StarWars kannte ich das schon, allerdings hatte ich noch nie was gelesen, was sich auf reale Personen bezieht. Über was ich nun berichten will, sind Geschichten, die es da über Fußballer zu lesen gibt. Praktisch über jeden Nationalspieler und über jeden Spieler, der gut aussieht, werden Geschichten erfunden. Diese sind größtenteils haarsträubend. Ich habe ein paar gelesen mit einer Mischung aus angewiderter Faszination und Fremdschämens. Ich kann nicht aufhören zu lesen, bevor die Geschichte vorbei ist, möchte aber am liebsten schreien und den Kopf schütteln angesichts dieser hanebüchenen Ergüsse irgendwelcher prä-, post- oder einfach nur pubertierender Mädels. Dass es nicht nur mir dabei so geht, zeigte die Reaktion von D., als ich ihm gestern eine der Geschichten (sogar komplett ohne homosexuellen Inhalt) kurz zusammenfasste. Nach ein paar Minuten hat er geschrien, sich die Ohren zugehalten und mich gebeten still zu sein. Dabei war die Geschichte wirklich harmlos und ging nur um ein paar Mädels, die mit ihren Lieblingsspielern zusammenkommen und drumherum ein bisschen romantisches Hin und Her, von der Qualität eines Bravo-Liebesromans. Da hab ich da schon ganz andere Geschichten gelesen, über geprügelte Spieler und über Liebesbeziehungen zwischen Spielern in diversesten Kombinationen. Ihr könnt’s Euch ja mal antun.
Mal im Ernst: ich finde irgendwie, das geht zu weit. Für jeden Mist wird man abgemahnt, aber man darf solche Geschichten erfinden und online stellen und der Hinweis darauf, dass alles frei erfunden ist und man kein Geld damit verdient, reicht aus, dass einem niemand was kann? Ich glaube ich würde, wäre ich eine Person des öffentlichen Lebens, es nicht lustig finden, solche Geschichten über mich zu lesen. Irgendwie bleibt da doch was hängen.
Klar, beinahe jedes junge Mädchen schwärmt mal für irgendeinen Promi. Auch ich kann mich an ein paar schöne Wochen erinnern, wo meine Freundin und ich uns die Nachmittage damit vertrieben, uns von unseren fiktiven Beziehungen mit einem langhaarigen Musiker und einem langhaarigen Fernsehmoderator zu berichten. Aber irgendwie war die reale Welt dann doch bald wieder interessanter. Und der großen weiten Welt hätten wir unsere Teenie-Gedanken ja schon mal gar nicht mitgeteilt. Irgendwo gibt’s doch Grenzen, oder nicht?

Tattoo verschandelt


Mein Kollege hat vom Karneval Süßkram mitgebracht. Wir haben uns jetzt an den Billig-Kaugummis mit Tattoo versucht. Aber wir sind zu alt für sowas. Damals, als ich noch jung war, da musste man den Arm anlecken, das Bild draufdrücken und abziehen. Fertig war das Tattoo. Die besseren Tattoos gab’s in der Bravo. Die wurden auf die Haut gelegt und mit Wasser von der Trägerfolie gelöst. Die hielten dann auch schon mal ein paar Tage. Aber wie halten die heutigen Kaugummi-Tattoos? Zu dritt standen wir ratlos, probierten Wasser, Druck, Reiben, aber das Ergebnis ist trotzdem dürftig. Aber uns war ja auch nicht mal klar, was die Schutzfolie und was die Trägerfolie ist. Kennt sich jemand aus?

Wie alt bin ich?

Beim Probenwochenende haben wir, langsam wird’s zur Tradition, Psychose gespielt. Allen, die’s nicht kennen, verderbe ich jetzt vielleicht den Spaß, aber ich erkläre trotzdem mal wie es geht. Jeder, der das Spiel nicht kennt, spielt einen Psychiater. Alle anderen sitzen als Patienten im Kreis und haben alle das gleiche Problem. Was das Problem ist, sollen die Psychiater herausfinden, in dem sie den Patienten Fragen stellen. Sie dürfen fragen was sie wollen, nur nicht nach Namen oder direkt zur Krankheit. Das Problem, das alle Patienten haben ist, dass sie sich für ihren linken Nachbarn halten. Man muss also auf jede Frage so antworten, als sei man sein linker Nachbar. Bei persönlicheren Fragen, weiß man dann die Antwort nicht immer und muss sich eben schnell was ausdenken. Ist die Antwort falsch, so ruft jemand aus der Runde „Psychose“ und alle tauschen die Plätze. Das Spiel ist für alle Beteiligten lustig und vor allem lernt man die Leute besser kennen, als wenn man jeden einzeln mal fragt, was er eigentlich so macht. Allerdings gibt es hin und wieder auch Fragen, da ist das Antworten nicht so leicht. So wurde einer gefragt, was er an sich ändern würde, bzw. was ihm an sich nicht gefällt. Links von ihm saß ein Mädchen. Tja, der arme Kerl, egal was er jetzt sagt, er teilt damit allen mit, was ihm am Mädchen neben sich nicht gefällt. Er war sich des Problems wohl selbst bewusst und hat irgendwas von „Pulli“ gegrunzt, was sie ihm dann nicht übel genommen hat. Und dann rief auch schon jemand „Psychose“ und er konnte sich woanders hin setzen. Nur habe ich mir im Nachhinein Gedanken gemacht. Einer, der mich nicht kannte, musste für mich antworten, wie alt ich sei. Er sagte 27, was ja stimmt. Aber hat er 27 gesagt, weil er findet, dass ich aussehe, wie 27? Oder dachte er eigentlich ich sei älter, wollte sich aber nicht in die Nesseln setzen und hat dann ein paar Jahre abgezogen? Ich werd’s wohl nicht erfahren.

Abi 99

Dieses Jahr vor Weihnachten hat sich mein Abijahrgang getroffen. Inoffizielle Abitreffen gab’s fast jedes Jahr und dreimal sind wir auch schon mit etwa 20 Leuten in eine Hütte in die Schweiz gefahren. Dieses Mal hatten sich aber zwei Mädels wirklich reingehängt und schließlich die Adressen aller knapp 100 Abi99er aufgetrieben. Zusagen gab’s einen Monat vor dem Treffen schon über 50.
Kurz nach sechs am 22.12. standen wir dann also vor der Tür der Kneipe, wo das Treffen stattfinden sollte und in der ich, trotz des spärlichen Kneipenangebots in DS, noch nie gewesen war. D. rauchte noch eine und ich machte mir Gedanken ob ich die Leute wohl noch erkenne nach 8 Jahren. Aber alle Bedenken waren unbegründet, alles genau die gleichen Nasen wie damals. Nur einer junger Mann machte mir Kopfzerbrechen. Hippe Brille und Frisur, rosa Polohemd, wer sollte das denn sein. Ob den wohl jemand mitgebracht hat? Aber plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das war der Bauerntrampel aus der Parallelklasse, der einer der fünf pubertierenden Jungs gewesen war, mit denen ich und ein Mädel, auf das sie alle scharf waren, unsere Religionsfreistunden in der neunten Klasse verbrachten. Erstmal ins Minimal und danach anzügliche Sprüche reißen, so sahen die Freistunden aus. Das der Bauerntrampel schon beim Abi nicht mehr der pubertierende Junge, sondern ganz nett war, wurde mir von verschiedener Seite versichert. Allerdings fällt es mir schwer das zu glauben.
Wir blieben erstmal neben der Garderobe stehen, da war das Gedränge nicht so groß. Ich stand ungläubig staunend da, nur fähig zu sagen: „Mich schickt’s voll!“. Alle die Leute plötzlich wieder in einem Raum zu sehen war wirklich seltsam. Und dann saßen, aßen und tranken wir. Zur Verwirrung hatten wir D. nicht direkt neben mir platziert, aber es sprach sich doch schnell rum, dass er zu mir gehört. Auf „Und was machst Du jetzt“-Smalltalk hatte ich nicht wirklich viel Lust. Die Kommunikation innerhalb unseres Jahrgangs funktioniert so gut, dass man bei den meisten ohnehin weiß, was sie gerade machen. Allerdings gab es zwei Leute, die ich wirklich seit dem Abi nicht mehr gesehen hatte, und mit denen ich gerne reden wollte. Einen davon, das Mondkalb, wie wir ihn früher mal nannten, hat D. sich schon beim Rauchen vor der Tür gekrallt. D. wusste, dass ich in den mal verliebt war (in der 7./ 8./9. Klasse insgesamt bestimmt fast ein Jahr lang) und mischte sich so ganz nebenbei in ein Gespräch über Fahrräder ein. Als dann alle vom Rauchen wieder rein kamen, standen die beiden noch immer vor der Tür, inzwischen beim Thema Kinder, wovon der Mondkalbjunge drei hat, angekommen. Wirklich seltsam die beiden zusammen zu sehen. Die sahen nicht aus, als kennen sie sich gerade mal zehn Minuten lang. Und während wir da dann noch standen, kam auch schon der zweite, mit dem ich gerne reden wollte. Der hatte nämlich sämtliche Erdkunde-LK Stunden dafür genutzt mich einer „Sardinien-ist-toll“-Gehirnwäsche zu unterziehen, die angeschlagen hat. Sardinien ist tatsächlich toll und diese Erkenntnis wollte ich ihm nicht vorenthalten. War auch genau sein Thema und wir bekamen einen erneuten „Sardinien-ist-toll“-Vortrag, als wären keine acht Jahre vergangen seit dem letzten. Schön 🙂
Ich habe noch mit einigen anderen geredet an dem Abend, war überrascht, berührt, zurückversetzt und glücklich. Ich freue mich wirklich schon auf’s „10Jährige“ nächstes Jahr. Die Party wurde irgendwann in DIE Szenekneipe (Kleinstadt eben) verlegt und gegen drei nahmen wir eine Mitfahrgelegenheit nach Hause wahr.
D. fragte hinterher, wer denn nun alles nicht da gewesen sei. Naja, etwa die Hälfte, aber die ganzen „coolen Leute“ (Zitat einer Freundin meiner Schwester) waren da, gefehlt haben die, mit denen ich schon früher nicht wirklich was zu tun hatte.

Back to the roots

Ich poste ja seit einiger Zeit ohne Uhrzeit, deshalb sei Dir hier nun erwähnt. Es ist 5:49 Uhr und ich bin eben nach Hause gekommen. Nachdem meine Verabredung für gestern Abend krankheitsbedingt abgesagt hatte, und ich aufgrund eines spätnachmittäglichen Ausflugs nach Triberg zum Weihnachtszauber kein Alternativprogramm planen konnte, haben mein Schwesterchen und ich beschlossen in unsere Disko zu gehen um zwei arbeitende Freundinnen zu besuchen. Der Ausflug nach Triberg war ziemlich spontan gewesen und ich hatte keine Ahnung was mich dort erwartet. Als erstes trafen wir auf eine schlechte Organisation, der angekündigte Shuttle-Bus war nämlich gerade weg, was sehr viel Sinn macht, wenn nur einmal die Stunde ein Zug ankommt. Aber wir sind ja jung und einfach hingelaufen. Es ewarteten uns viele Lichter und viele Menschen. Der teilweise vereiste Wasserfall war bunt beleuchtet, was ich persönlich sehr schön fand. Wir kamen auch gerade pünktlich zur Feuershow. Ein junger Mann mit freiem Oberkörper stand in der Gischt des Wasserfalls (der Arme, das war bestimmt saukalt) und hat mit Feuer gewedelt und Feuer gespuckt. Auch das war schön, allerdings hat der Moderator der Veranstaltung mit seinem „Bitte bleiben sie nicht auf den Wegen stehen.“ und „Bitte gehen sie zügig weiter.“ etwas die Stimmung geraubt. Aber es war ein netter Ausflug. Nach dem Essen fiel mir dann siedendheiß ein, dass ich ja noch hier die roten Buchstaben finden wollte und ein Notebook gewinnen. Allerdings war’s schon ziemlich spät und wir wollten ja auch noch in die Disko. Dirk hat zwar noch schnell geholfen, aber in der Kürze der Zeit habe ich leider nur acht von zehn Buchstaben gefunden, also wird’s wohl nix mit dem Notebook. Schade.
In unsere Disko war’s dafür umso besser, aber sonst wäre ich wohl früher wieder zuhause gewesen. Es ist doch beruhigend zu wissen, dass es Orte gibt, an denen die Zeit stillzustehen scheint. Nach zwei Tagen Riesenandrang, war heute ziemlich wenig los. Wir saßen viel an der Bar. Es ist wirklich praktisch, wenn man denjenigen, der ausschenkt, kennt, dann ist alles ziemlich billig. Dumm nur, dass ich gefahren bin. Mein Schwesterchen hat viele alte Bekannte getroffen, ich leider nicht. Die Zeit, in der ich dort jeden Freitag und Samstag verbracht habe, ist wohl einfach schon zu lange her. Umso schöner ist es zu sehen, dass die junge Generation, die nachwächst, einfach genauso ist, wie wir damals waren. Das macht doch Hoffnung für die Jugend, weil aus uns ist doch auch noch was geworden. Sogar die Musik war die gleiche wie vor 8 Jahren. Ein Zeitsprung zurück für mich. Da wurden Erinnerungen wieder wach an Gesichter und Menschen, mit denen ich viel Zeit verbracht und die ich völlig aus den Augen verloren habe. Erinnerungen an Lästereien am Geländer, Gespräche auf der Treppe sitzend, die ewig nervenden Männer, die nachts um halb fünf meinen, „Guck doch nicht so traurig!“ sei ein ausgefallener Anmachspruch (Man, es ist fast fünf und ich bin müde! hat die meisten vertrieben), Peoplewatching aus allen Ecken der Disko, tiefsinnige oder sinnlose Gespräche im Café und Abtanzen auf immer die gleichen Lieder. Ich hab mich dort sehr wohl gefühlt und tu’s auch immer noch. Meine Befürchtung das Rauchverbot hätte die Atmoshpäre geklaut war unbegründet. Auch Disko-Nebel sorgt für genug Feinstaub in der Luft und behindert die Sicht.
Vielleicht gibt’s bald mehr aus meiner Disko-Vergangenheit, wenn ich mal wieder über den Soundtrack meines Lebens berichte.
Auch noch erwähnenswert ist die Kälte hier. Wir haben eben kaum die Scheiben freigekratzt bekommen. Normalerweise halte ich ja nix von MotorlaufenlassenbeimKratzen, aber es ging wirklich nicht anders. Ich hab selten so hartnäckiges Eis auf der Scheibe gehabt. Und über die verschneiten, glatten Straßen, haben wir dann noch zwei Leute in ein anderes Kaff nach Hause gefahren. Auf Schnee und Eis fahren habe ich also auch nicht verlernt in den letzten 8 Jahren.
Jetzt ist 6:18 Uhr und für mich gibt’s Matratzenhorchen. Später wird das gestern ausgefallene Treffen nachgeholt und anschließend geht’s zurück in die badische Hautpstadt, die ich jetzt zuhause nenne.

Zurück und vorwärts

Wieder geben sich Vergangenheit und Gegenwart die Hand. Am Freitag werde ich Angelo Kelly live sehen. Wer sich nicht erinnert, das ist der kleine blonde Junge, der bei der Kelly Family hinterm Schlagzeug saß. Inzwischen ist er allerdings erwachsen, verheiratet und Vater. Was aus der Kelly Family geworden ist, hat mich eigentlich nicht wirklich interessiert, seit ich meine Kelly-CD verkauft habe. Die Stulle kam dann vor einigen Wochen und erzählte, dass Angelo im Radio Oriente spielen würde. Up Close heißt die Veranstaltung und im Programm stand was von limitierten Plätzen. Für umsonst würde ich mir das schon anschauen, meinte ich zur Stulle. Und wie’s aussieht kommen wir aufgrund Stulles guter Kontakte tatsächlich umsonst rein. Gestern im Chor wurden wir zwar kollektiv ausgelacht, dass wir da hin gehen wollen, aber ich denke, dass man sich das nach über zwölf Jahren auch ganz unvoreingenommen anschauen kann. Schließlich ist der ja auch erwachsen geworden. Ich bin jedenfalls gespannt.

Zur Vorbereitung auf das Konzert hab ich dann doch mal in Netz nachgelesen, was die Großfamilie jetzt so treibt. So habe ich erfahren, dass der Liebling aller (damals) Vierzehnjährigen, also Paddy Kelly, zur Zeit in Frankreich in einem Kloster lebt. Ich finde das wirklich lustig. Vor langer Zeit hat Paddy Kelly nämlich zusammen mit Nilz Bokelberg unsere nachmittäglichen Gespräche bestimmt. Hach, was ist das lange her.

Soundtrack

Es gibt Lieder, die sind untrennbar mit Filmen verbunden oder gewinnen durch die Filme eine besondere Bedeutung. Zum Beispiel wäre My heart will go on ohne Titanic nie so bekannt geworden und es gibt bestimmt kaum jemanden, der bei dem Lied nicht sofort an den Film denkt. Jemand der wohl die besten Soundtracks für seine Filme macht und so Songs in den Kultstatus erhebt ist Tarantino.
Aber nun die Wende zu mir. Auch mein Leben hat einen Soundtrack. Zum einen gibt es Lieder, die mich schon seit Jahren begleiten, sogenannte All-Time-Favourites, zum anderen verbinde ich bestimmte Lieder mit bestimmten Phasen meines Lebens. Teilweise sind die Lieder so stark mit Stimmungen und Situationen verwoben, dass ich mich um Jahre zurückversetzt fühle, wenn ich sie höre. Eines davon, was mich in meine frühe Jugend zurückbringt ist das hier:

Mach die Augen zu von den Ärzten. Das Lied ist von 1993, da war ich gerade 13. Ich hatte damals einen Freund und meine Freundin, die im Nachbarhaus wohnte hatte auch einen. Die drei, also meine Freundin und die zwei Jungs, waren in einer Klasse, die zwei Jungs wohnten praktischerweise auch noch im gleichen Dorf. Wir vebrachten die meiste Zeit zu viert, entweder in meinem Zimmer, im Zimmer meiner Freundin oder bei einem von beiden Jungs in ihrem Kaff. Auf jeden Fall immer im Halbdunkel und dazu lief zum Beispiel Mach die Augen zu. Andere Lieder, die ich ebenfalls damit verbinde sind Anarchy in the UK von den Sex Pistols, When the children cry von White Lion und Hymn von Barclay James Harvest. Noch mehr als wir drinnen waren, waren wir allerdings draußen. Es war immer dunkel und immer kalt, so dass ich jetzt das Gefühl habe, es wäre nachts gewesen, weiß aber, dass sich fast alles vor acht Uhr abends abgespielt hat. Es war so kalt, dass mein Freund sogar einen Taschenwärmer hatte. Wir waren jung und rebellisch, haben uns am Pegelhäuschen zum Rauchen versteckt, wo übrigens auch immer die Zigaretten lagen, damit die niemand mit nach Hause nehmen muss, und manchmal sogar ein bisschen Fruchtschaumwein getrunken. Wir sind im Kaff der Jungs an verbotenen Orten herumgelaufen, haben Laternen ausgetreten und die Jungs haben Mercedessterne geklaut. Dahin zurück bringt mich dieses Lied. In eine Zeit wo’s immer dunkel und kalt war und wir uns bärenstark fühlten weil wir verbotene Dinge getan haben. Und wenn jemand über die schlimmen rauchenden und alkoholkonsumierenden Jugendlichen schimpft, muss ich immer daran denken, dass ich genauso war und trotzdem ist noch was aus mir geworden.

War das jetzt ein Schock, Papa, dass ich auch mitgeraucht habe, damals?