Es gibt Lieder, die sind untrennbar mit Filmen verbunden oder gewinnen durch die Filme eine besondere Bedeutung. Zum Beispiel wäre My heart will go on ohne Titanic nie so bekannt geworden und es gibt bestimmt kaum jemanden, der bei dem Lied nicht sofort an den Film denkt. Jemand der wohl die besten Soundtracks für seine Filme macht und so Songs in den Kultstatus erhebt ist Tarantino.
Aber nun die Wende zu mir. Auch mein Leben hat einen Soundtrack. Zum einen gibt es Lieder, die mich schon seit Jahren begleiten, sogenannte All-Time-Favourites, zum anderen verbinde ich bestimmte Lieder mit bestimmten Phasen meines Lebens. Teilweise sind die Lieder so stark mit Stimmungen und Situationen verwoben, dass ich mich um Jahre zurückversetzt fühle, wenn ich sie höre. Eines davon, was mich in meine frühe Jugend zurückbringt ist das hier:

Mach die Augen zu von den Ärzten. Das Lied ist von 1993, da war ich gerade 13. Ich hatte damals einen Freund und meine Freundin, die im Nachbarhaus wohnte hatte auch einen. Die drei, also meine Freundin und die zwei Jungs, waren in einer Klasse, die zwei Jungs wohnten praktischerweise auch noch im gleichen Dorf. Wir vebrachten die meiste Zeit zu viert, entweder in meinem Zimmer, im Zimmer meiner Freundin oder bei einem von beiden Jungs in ihrem Kaff. Auf jeden Fall immer im Halbdunkel und dazu lief zum Beispiel Mach die Augen zu. Andere Lieder, die ich ebenfalls damit verbinde sind Anarchy in the UK von den Sex Pistols, When the children cry von White Lion und Hymn von Barclay James Harvest. Noch mehr als wir drinnen waren, waren wir allerdings draußen. Es war immer dunkel und immer kalt, so dass ich jetzt das Gefühl habe, es wäre nachts gewesen, weiß aber, dass sich fast alles vor acht Uhr abends abgespielt hat. Es war so kalt, dass mein Freund sogar einen Taschenwärmer hatte. Wir waren jung und rebellisch, haben uns am Pegelhäuschen zum Rauchen versteckt, wo übrigens auch immer die Zigaretten lagen, damit die niemand mit nach Hause nehmen muss, und manchmal sogar ein bisschen Fruchtschaumwein getrunken. Wir sind im Kaff der Jungs an verbotenen Orten herumgelaufen, haben Laternen ausgetreten und die Jungs haben Mercedessterne geklaut. Dahin zurück bringt mich dieses Lied. In eine Zeit wo’s immer dunkel und kalt war und wir uns bärenstark fühlten weil wir verbotene Dinge getan haben. Und wenn jemand über die schlimmen rauchenden und alkoholkonsumierenden Jugendlichen schimpft, muss ich immer daran denken, dass ich genauso war und trotzdem ist noch was aus mir geworden.

War das jetzt ein Schock, Papa, dass ich auch mitgeraucht habe, damals?