Neulich hatte ich ein Gespräch mit einer Kindergartenmutti. Sie erzählte mir, dass sie mit dem Kindergarten nicht so zufrieden sei. Beim Elternabend im Herbst wurde gefordert, die Kinder sollten öfter in den Wald gehen. Beim letzten Elternabend wurde nun angekündigt, dass die Erzieherinnen dem Wunsch nachkommen wollen. Meine Gesprächspartnerin war auch der Meinung die Erzieherinnen sollten mehr mit den Kindern machen, mehr rausgehen, mehr in den Wald. Ihr Argument war, beaufsichtigen könnte sie ihr Kind ja auch zuhause. Das Kind ginge ja schließlich in den Kindergarten damit da jemand mit ihm bastelt, die Umwelt erklärt und es in jeder Hinsicht fördert. Dafür bezahle man ja auch Geld. Seltsamerweise ist mein einziger Anspruch an den Kindergarten, dass der Herr Gartenhein da Spaß hat. Und wenn er den ganzen Tag mit den anderen Jungs mit Autos spielt, dann ist es eben so. Der Kindergarten hat ein großes Außengelände wo sie jeden Tag draußen sind und auch eigenes Gemüse anpflanzen. Im Sommer haben sie einen Wasserspielplatz. Der Herr Gartenhein läuft jeden Tag den Weg vom Kindergarten nach Hause, hat also jeden Tag noch zusätzlich einen zwanzigminütigen Spaziergang. Wenn wir wollen, dass er im Wald spielt, dann gehen wir mit ihm in den Wald. Ich habe nicht die Erwartung, dass der Kindergarten mein Kind gezielt fördert. Vielmehr gehe ich davon aus, dass das Zusammensein mit anderen Kindern verschiedenen Alters, das Teil einer Gruppe sein, ihm wichtige Dinge beibringt. Dinge, die ich ihm nicht zuhause vermitteln kann. Ich finde es albern seine Kinder einerseits mit dem Auto zu bringen und zu holen und gleichzeitig zu fordern, die Erzieherinnen sollten mit den Kindern spazieren gehen. Ich erwarte auch nicht, dass bei der aktuellen Personalsituation im Kindergarten eine Erzieherin Zeit hat mit einem einzelnen Kind ein großes Bastelprojekt zu realisieren. Der Kindergarten ist ein Regelkindergarten mit Betreuungszeiten von 7:30 bis 13:30. Der Herr Gartenhein ist einer der wenigen, die (inzwischen jeden Tag (beinahe)) die vollen sechs Stunden in Anspruch nehmen. Die meisten Kinder kommen gegen 9:00 und werden um 12:30 wieder abgeholt. Erwarten die Eltern in diesen dreieinhalb Stunden Wunder? Was soll man denn für Aktionen planen, wenn die letzten Kinder um kurz vor halb zehn (9:15 wird eigentlich die Tür zugemacht) eintrudeln und um zwanzig nach zwölf schon die ersten Muttis vor der Tür warten? Warten bis 45 Kinder die Hausschuhe aus und die Straßenschuhe an haben, schauen dass jeder seinen Rucksack dabei hat, dann muss noch jemand aufs Klo, die ganze Gruppe nach draußen scheuchen, usw. Ich glaube das ist mehr Aufwand, als sich die meisten bewusst machen.
Natürlich sind einige Kritikpunkte berechtigt. So hat man den Eindruck das im Kindergarten prinzipiell wenig geplant wird und viel aus der Situation heraus entschieden wird. Das führt dann dazu, dass oft einfach nur gespielt wird, was mir recht ist, solange der Herr Gartenhein Spaß hat. Terminankündigungen kommen allerdings auch oft erst recht spät. Meiner Meinung nach sollten Termine wie Elternabende, Erntedank, Laternenumzug, Weihnachtsfeier, Fasnacht (hier wurde eine Woche vorher das Motto angekündigt. Glücklichweise hatten wir ein zum Motto passendes Kostüm) und Sommerfest mit den zugehörigen Aktivitäten schon am Anfang des Kindergartenjahres festzusetzen und mitzuteilen sein. Wenn ich einen Termin erst zwei Wochen im Voraus erfahre, ist der bei mir dann eben eventuell schon belegt. Beim Ankündigen sind sie in letzter Zeit schon besser geworden, so dass ich eigentlich nichts zu meckern habe, solange der Herr Gartenhein nichts zu meckern hat. Vielleicht ändert sich meine Meinung auch, wenn ich das x-te Kind im Kindergarten habe, aber dann steht mir noch immer frei einen Kindergarten zu wählen, dessen Konzept mir besser passt.