„… dann würde ich mich auch drum kümmern wollen!“ Das ist ein Satz, den ich erstaunlich oft höre. Meistens merkt mein Gegenüber gar nicht, dass mir damit gerade mein Lebensmodell schlecht geredet wird. Mich meinen sie damit nämlich nicht. Schließlich ist bei uns ja der Papa zuhause und das sei ja dann genau so gut. Ich kann über sowas nur noch schmunzeln. Wo kommt dieser Irrglaube her, man würde sich, weil man arbeiten geht, nicht um die Kinder kümmern. Oder sich nicht drum kümmern müssen. Weil Väter das früher so gemacht haben? Haben Sie das denn? Denken die, ich komme von der Arbeit nach Hause, setze mich hin und wimmele die Kinder ab, weil ich mein 8h-Soll fremdbestimmter Zeit schon erfüllt habe? Der Tag hat allerdings 24 Stunden. Selbst wenn ich 9,5 Stunden außer Haus bin (Arbeit, Pause, Fahrzeit), bleiben immer noch 14,5 Stunden, die ich mich um meine Kinder kümmern darf. Wenn ich am Nachmittag nach Hause komme, stehen manchmal alle drei da und wollen was von mir. Einer will Hilfe bei den Hausaufgaben, einer will zum Spielplatz gehen und der dritte vor Freude hoch springen und mich 100 Mal fragen, ob ich mit dem „Atto fahn?“ bin. Natürlich ist das nicht jeden Tag so. Manchmal ist einer unterwegs bei Freunden, einer schläft auf dem Sofa, weil er „gar nicht müde“ war und der dritte kriegt einen Wutanfall, weil er kein neues Eis kriegt, nachdem er seins in einem anderen Wutanfall durch die Gegend geschmissen hat. Was ich damit sagen will: ich bin einen Teil des Tages nicht da, aber ich habe dennoch nicht das Gefühl, mich nicht um meine Kinder zu kümmern. Ich kontrolliere Rechenaufgaben, mache Vesperbrote, putze schmierige Hände ab, wechsele Windeln, stehe nachts auf, wenn jemand weint, klebe Pflaster auf. Genauso, wie D. das auch macht. Und wie alle anderen Eltern das auch machen. Die Liste lässt sich beliebig erweitern. Ich mache das alles eben nicht 24 Stunden am Tag, sondern nur 14,5 Stunden. In der Zeit, in der ich bei der Arbeit bin, ist Sohn1 6,5 Stunden in Schule inkl. Wegzeit und Kernzeitbetreuung. Etwa einmal die Woche geht Sohn1 direkt nach der Schule einen Freund besuchen und anschließend zum Sport. Zuhause ist er dann gegen 19 Uhr, etwa 11,5 Stunden, nachdem er morgens das Haus verlassen hat. Und er wird gerade erst sieben. Je älter und selbständiger er wird, umso mehr Zeit wird er ohne uns unterwegs sein. Sohn2 ist theoretisch ebenfalls 6,5 Stunden betreut (praktisch ist er nicht gleich morgens um 7:30 Uhr dort) und mit Wegezeiten mindestens 7 Stunden unterwegs. Oft schläft er nachmittags ein. Wir reden hier beim „nicht selbst um die Kinder kümmern“ also um 2,5 bis 3 Stunden täglich, in denen die Kinder frei wären für Kümmern und in denen ich nicht da bin. Gut, wir haben auch noch Sohn3, der bisher nicht in den Kindergarten geht und deshalb die volle Zeit (minus Mittagschlaf) zum Kümmern verfügbar ist. Da die U3-Gruppe in unserem Kindergarten letztes Jahr geschlossen wurde (ja, hier auf dem Land gab es zu viele Betreuungsplätze), ist Kindergarten im Moment auch keine Option. Er würde aber gerne gehen, das könnt ihr mir glauben. Und dann gälte das ganze auch für ihn.
Um zum Punkt zu kommen: Sich um Kinder zu kümmern ist nicht gleichbedeutend damit, sich mit den Kindern gleichzeitig am gleichen Ort aufzuhalten. Man kann sich nämlich auch erstaunlich gut NICHT um Kinder kümmern, obwohl man anwesend wäre. Es kümmert mich IMMER, wie es unseren Kindern geht. Tag und Nacht. Ich muss nicht zuhause sein, um Termine für die Kinder zu machen oder Fahrdienste abzuklären. Sich um Kinder kümmern heißt nicht, den ganzen Tag neben ihnen zu sitzen und ihre Händchen zu halten. Wenn man mir also mal wieder jemand durch die Blume unterstellen will, ich würde mich zugunsten meiner Karriere (muahaha) nicht um die Kinder kümmern, kann ich nur wissend lächeln. Die wissen nämlich nichts!