Archive for Juli, 2015

Media Monday #213

Heute ist zwar schon wieder Dienstag, aber nachdem ich die letzten Wochen den Media Monday immer komplett verpasst habe, nehme ich diesmal immerhin teil, wenn auch verspätet.

1. Irgendeine berühmte Person einmal im wahren Leben zu treffen, war/wäre vermutlich sehr aufregend. Es sei denn man kannte die Person schon vor ihrer Berühmtheit. Dann könnte man die ganze Zeit darauf hin weisen, dass man die Person schon vorher kannte. So wie die, die immer betonen müssen, eine Band schon geliebt zu haben, bevor sie kommerziell erfolgreich wurde. Ein Spaß!

2. Zeitreisefilme (und Zeitreisegeschichten allgemein) müssen sehr gut durchdacht sein, damit keine logischen Fehler auftreten.

3. Den Media Monday am Dienstag zu bearbeiten ist zwar untypisch, dadurch aber nicht gleich schlecht, denn immerhin gibt es so die Antworten, bevor schon der nächste Media Monday vorbeigezogen ist. (Die Zeit rast im Moment. Ich weiß auch nicht.)

4. Durch The Fault in our Stars (Das Schicksal ist ein mieser Verräter) erst bin ich auf Paper Towns (Margos Spuren) gestoßen, dessen Verfilmung jetzt im Kino anläuft. Ich bin sehr gespannt. Schon beim Lesen dachte ich ständig, DAS hätte man statt The Fault in Our Stars verfilmen sollen.

5. Young Adult Fiction ist zwar manchmal seicht, aber ich lese es dennoch gerne.

6. Filme, die sich mit Literatur/Literaten beschäftigen fallen mir jetzt gar keine ein, wohingegen in erstaunlich vielen Büchern über Schriftsteller und/oder Bücher geschrieben wird. Gut, man kann wohl am besten über das schreiben, was man gut kennt. Von dem her ist es eigentlich erstaunlich, dass es nicht mehr Filme über Regisseure gibt. Oder über Drehbuchschreiber.

7. Zuletzt habe ich Fackeln im Sturm gesehen und das war erstaunlich fesselnd, weil obwohl man an mancher Stelle die 30 Jahre, die die Serie auf dem Buckel hat, schon sieht. Und wenn man Game of Thrones gesehen hat, schaut man alles andere ja mit der Einstellung an: „Ach, der wird schon nicht sterben. Das ist ja nicht GoT!“ Trotzdem sehr beeindruckend, dass schon vor 30 Jahren auf so hohem Niveau Serien gedreht wurden.

1 Jahr Julijunge

Liebe Julijunge,

heute wirst Du schon ein Jahr alt . Erst gefiel es Dir so gut in meinem Bauch, dass Du gar nicht raus wolltest, aber dann hattest Du es plötzlich sehr eilig. Von Blasensprung bis auf der Welt in drei Stunden. So wünscht man sich das. Mit dem eilig haben ging es bisher weiter. Mit sechs Monaten konntest Du sitzen und krabbeln. Laufen kannst Du inzwischen auch schon seit sechs Wochen, auch wenn das trotzdem noch sehr tapsig aussieht. Nahtlos bist Du zum Klettern übergegangen. Am liebsten über die TrippTrapps Deiner Brüder auf den Esstisch. Neulich abends standest Du mit einem Fuss auf dem TrippTrapp und mit dem zweiten auf der Querstrebe der Rückelehne meines Stuhls, um irgendwas auf dem Tisch zu erreichen. Da erschrickt man sich dann schon mal kurz. Aufs Sofa schaffst Du es inzwischen auch alleine und räumst regelmäßig die CD-Regale aus. Glücklicherweise hast Du auch schon früh gelernt, dass man sich lieber rückwärts von Sofas, Betten und Stufen herunterbewegt. Was Du noch nicht begriffen hast ist, dass das nicht bei jeder Höhe geht. Mehrmals schon hast Du versucht Dich vom Wickeltisch herunter zu schieben.
Du bist ein unglaubliches Energiebündel. Laufen, klettern, ausräumen, rumschmeißen und im Hochstuhl aufstehen sind Deine Paradedisziplinen. Besonders goldig sieht es aus, wenn Du tanzt. Du wippst und winkst im Takt und drehst Dich im Kreis. Bei den Mahlzeiten stehst Du permanent in Deinem Stuhl auf, so dass vor allem das Abendessen für uns Eltern oft sehr stressig ist. Stellt man Dich auf den Boden, stehst Du kurze Zeit später neben mir und willst auf den Arm. Essen mit Dir auf dem Arm ist aber auch nicht möglich, da Deine kleinen Krakenarme überall sind, in die Soße langen und nach Gabeln und Messern angeln. Wir sind jetzt auf der Suche nach einem TrippTrapp, damit Du auch endlich wie Deine Brüder am Tisch sitzen kannst.
Ruhe findest Du tagsüber am besten auf Papas Arm, allerdings nur solange er sich nicht setzt. Setzt er sich hin und Du bemerkst es, bist Du sofort hellwach und suchst in der Umgebung nach Ausräum- und Klettermöglichkeiten. Auch abends findest Du nicht so leicht in den Schlaf. Schließlich kann man im Bett so toll rumkrabbeln. Und selbst wenn Du dann mal schlafen willst, dauert es noch eine Weile bis Du Dich eingewühlt hast.
Sehr zufrieden bist Du meistens, wenn Deine beiden Brüder da sind oder wir mit Euch unterwegs sind. Hauptsache man kann laufen, klettern und es sind andere Kinder da.
Du sprichst auch schon sehr viel, allerdings in Deiner eigenen Sprache. Wenn man Dir etwas gibt, sagt Du allerdings oft etwas, was sich wie „Danke“ anhört. Auch sonst hat man manchmal das Gefühl, dass Du Laute nachahmst, wenn man Dir Wörter vorspricht. Geräusche machen findest Du auch ganz toll. Sehr früh konntest Du klatschen und hast das mit einer Begeisterung getan, die Deine Brüder dafür nie hatten. Auch konntest Du plötzlich mit der Zunge schnalzen und sobald man Dir was vorschnalzt, machst Du mit. Einzig das Fingerschnipsen klappt nicht. Da starrst Du immer erst auf meine Finger und machst dann Deine Fäuste auf und zu. Keine Sorge, irgendwann klappt das auch.
Lieber Julijunge, jetzt bist Du kein Baby mehr. Wir sind sehr gespannt, wie Du Dich weiter entwickelst.

Rechte und Pflichten

Vor einiger Zeit sagte der Herr Gartenhein zu mir, dass er, wenn er in die Schule käme, dann ja auch ganz viel im Haushalt helfen müsse. Das fände er doof. Ich war amüsiert und irritiert und fragte, wo er denn den Blödsinn her hätte. Ich finde nicht, dass Kinder Pflichten wie Spülmaschine ausräumen, Müll rausbringen usw. brauchen. Kochen, putzen, Wäsche waschen bleiben weiter unsere Aufgaben. Dennoch gibt es Dinge, von denen ich langfristig möchte, dass die Kinder die selbständig erledigen. Ich fände es schön, wenn die dreckige Wäsche im Wäschekorb landet, statt in den Zimmern zwischen Lego und Büchern zu liegen. Und wenn sie größer sind, dann sollten sie auch irgendwann mal ihre saubere Wäsche selbst in den Schrank räumen. Ich möchte, dass die Kindern ihre Jacken an den Haken hängen, statt sie auf die Treppe zu schmeißen. Außerdem sollen sie sich dran gewöhnen ihr Spielzeug in ihren Zimmern zu lassen bzw. dort wieder hin zu tragen. (Im Moment verteilt leider noch ein Fast-Kleinkind überall alles.) Grundsätzlich wünsche ich mir auch, dass die Kinder die Schule als ihre Aufgabe sehen. Ich möchte nicht an Hausaufgaben erinnern müssen und jeden Tag den Ranzen kontrollieren, ob auch nichts vergessen ist. Ich weiß, dass das heute ziemlich unüblich ist, aber ich halte es nicht für verkehrt, wenn Kinder früh verstehen, dass sie die Schule für sich und nicht für mich besuchen.
Dazu passt auch ein Gespräch, das ich neulich mit dem Herr Gartenhein hatte. Er meinte, bald würde er in die Schule gehen und müsse dann immer lernen und dürfe nicht mehr spielen. Wo hat er das her? Wer erzählt Kindern sowas? Ich erklärte ihm dann, dass Lernen was normales ist und dass es Spaß macht. Als Beispiel führte ich seinen Bruder an, der im letzten Jahr krabbeln, sitzen und laufen gelernt hat. Nicht weil er musste, sondern weil er wollte. Und genauso ist es mit der Schule. Er darf da hingehen und lernt neue Dinge. Nicht weil er muss, sondern weil er darf.

Was ich zusätzlich möchte, ist das die Kinder ein Pflichtbewusstsein entwickeln. Das heißt für mich im Moment, dass ich regelmäßige Termine der Kinder genauso wichtig einstufe, wie die eigenen. Wenn man sich fürs Kinderturnen entschieden hat, dann geht man da auch hin (außer man ist krank). Auch wenn es warm ist und man auch ins Freibad könnte, auch wenn der beste Freund keine Zeit hat und auch, wenn die Mama gar keine Lust hat hin zu fahren. (Mich wurmt noch immer, dass der Schlökerich einmal sein Turnen verpasste, weil ich dienstlich den ganzen Tag unterwegs war.) Und das ist auch der Grund, warum ich die Nachmittage der Kinder nicht so gerne mit zu vielen Dingen vollpflastere. Im Mai und Juni hatten wir Dienstags Schwimmkurs, Mittwochs Sport für den Herr Gartenhein und Donnerstags Turnen für den Schlökerich. Das war schon manchmal anstrengend. Vor allem wollte der Herr Gartenhein sich noch gerne mit seinen Freunden treffen, die ebenfalls verschiedene Nachmittagstermine haben und das wurde dann schon manchmal kompliziert.

Wie man sieht, verlange ich von meinen Kindern nur die Erfüllung von „Pflichten“, die sie direkt betreffen. Aber was mich ja wirklich mal interessieren würde ist, wer den Kindern so viel Angst macht vor der Schule. „Der Ernst des Lebens“, „nur sitzen und lernen“, usw. Das ist doch alles Blödsinn. Leben ist Lernen und Lernen ist Leben. Und der Ernst des Lebens, den trifft man nicht in der Schule, sondern überall. Und so schlimm ist er meistens auch nicht.

Wochenrückblick in Glücksmomenten

Es ist Sommer. Die Tage sind vollgepackt und ich komme weder richtig zum Lesen, noch an den PC zum bloggen. Ich fasse jetzt hier mal die Highlights der letzten Woche als Glücksmomente zusammen.

Am Montag war der Termin fürs Entwicklungsgespräch für den Schlökerich. Weil D. um die gleiche Uhrzeit einen Termin hatte, war ich mit allen drei Jungs da. Die Großen wurden im Garten vom Azubi des KiGa unterhalten, der Julijunge war bei uns und verteilte eine Schachtel Wachsstifte auf dem Boden. Der Schlökerich ist gut angekommen im Kindergarten und in vielem, was wir aber schon wussten, sehr weit für sein Alter. Er spielt problemlos Gesellschaftsspiele für Fünfjährige mit, kann sich an Regeln halten und hat schon ein paar Freunde. Das fand ich ganz interessant, da er zuhause immer nur einen Freund erwähnt. Tatsächlich hat er aber einige SpielpartnerInnen. Da er sich viel im Rollenspielbereich (Puppenhaus, Kaufladen, Küche) aufhält, spielt er auch viel mit den Mädchen. Die älteren Kinder akzeptieren ihn als vollwertigen Spielpartner und nicht als nervigen Kleinen. Das freut mich sehr. Ab nächstem Jahr wird er auf die Liste für die Sprachförderung gesetzt. Offiziell, weil er manchmal so leise spricht, aber hauptsächlich, weil ihm die vielen Kinder manchmal zu trubelig sind und er gerne was in einer kleineren Gruppe macht. Die Sprachföderung ist im Prinzip offen für alle Kinder, nur wird darauf geachtet, dass die, die auf der Liste stehen, vermehrt daran teilnehmen. Die Sprachtrainerin nimmt sich immer ein paar Kinder raus und macht was mit ihnen. Es gibt keinen Zwang und keinen „Förderbedarf“-Stempel.

Gleich am Dienstag war dann das Entwicklungsgespräch für den Herr Gartenhein. Da zwei seiner Freunde zurückgestellt werden und ich im Gespräch mit den Müttern erfahren hatte, was in den Eignungstests* gefordert war, habe ich mir Gedanken gemacht, ob wir den Herr Gartenhein vielleicht zu unüberlegt einschulen. Aus seinem Kindergarten wird er der jüngste sein und man hört ja auch immer wieder von LehrerInnen, die sich mit den Sechsjährigen nicht so recht auseinander setzen wollen. Ich fragte also seine Erzieherin, was sie dazu meint. „Um Gottes Willen!“ waren ihre Worte. Sie wüssten gar nicht, wie sie seinem Wissendurst noch ein weiteres Jahr nachkommen sollten. Nie hätte irgendjemand Bedenken bezüglich seiner Einschulung geäußert und er sei in jeder Hinsicht schulreif. Außerdem war ich beruhigt, dass der zuhause am Tisch zappelnde, Einwortkommandos („Apfelsaft!“) gebende Sechsjährige, im Kindergarten ruhig und gesittet isst und seine Kumpels ermahnt, wenn es zu laut und zu hampelig wird. Auch seine Höflichkeit und Zugewandtheit wurde sehr gelobt. Also auch hier alles super.

Ebenfalls am Dienstag fuhren wir wegen der großen Hitze am frühen Abend noch ins Freibad. Die zwei Großen sind richtige Wasserratten. Der Herr Gartenhein macht inzwischen alles ohne Schwimmflügel, obwohl’s zum Seepferdchen noch nicht gereicht hat. Vom 1er springen und zum Rand schwimmen ist aber kein Problem. Außerdem taucht er gerne und kann mit dem Kopf unter Wasser schwimmen wie im Lehrbuch. Nur mit Kopf über Wasser klappts noch nicht so gut. Der Schlökerich paddelt mit Schwimmflügeln auch schon selbständig durchs Wasser. Es ist wirklich eine Freude den beiden zuzuschauen. Der Julijunge hält es noch eher wie sein Vater und zieht bei Wassertemperaturen unter 35°C gleich die Füße hoch. Die Jungs waren außerdem hellauf begeistert, dass sie im Schwimmbad Pommes und Wurst zu Abend essen durften. Wir blieben fast bis zum Ende der Badezeit und die Jungs gingen zuhause gleich ins Bett. Nur, dass D. zum Abschluss noch auf eine Biene getreten ist, das hätten wir uns sparen können.

Am Donnerstag haben wir es endlich mal geschafft mit Fahrrad und Anhänger zum Kinderturnen zu fahren. Der Herr Gartenhein auf seinem Fahrrad und die beiden anderen bei mir im Anhänger. Am Ende war der Herr Gartenhein unheimlich stolz, dass er die ganze Strecke (2 mal 4 km) allein gefahren ist. Das können wir jetzt langsam steigern.

Am Abend war ich noch bei einem Vernetzungstreffen unseres Frauenförderungsprogramm. Es ging (mal wieder) um Kinder und Karriere. Ich finde die Veranstaltungen immer sehr gut. Einfach das mal rauskommen und mit anderen Frauen mit ähnlichen Herausforderungen sprechen, führt bei mir immer wieder zum neu denken und umdenken.

Von Freitag auf Samstag übernachtete der Herr Gartenhein im Kindergarten. Das war die erste Nacht ohne Mama oder Papa. Alleine woanders übernachten wollte er bisher nicht. Es war schon sehr seltsam beim Abendessen und beim ins Bett bringen nur zwei Kinder da zu haben. Ich legte extra noch das Telefon in Hörweite, rechnete aber nicht wirklich mit einem Anruf. Samstag früh durften wir einen etwas müden aber glücklichen Herr Gartenhein wieder abholen. Alleine woanders übernachten will er zwar immer noch nicht, aber ich denke daran kann man arbeiten.

Am Samstagnachmittag packte ich die müden Kinder nochmal ins Auto und fuhr nach KA, wo ich mich mit ehemaligen Studienkollegen treffen wollte. Das war wirklich sehr schön. Obwohl ich einige davon seit Jahren nicht gesehen habe, war da keine Distanz. Als wäre keine Zeit vergangen. Die Kinder vergnügten sich auf dem Spielplatz, während wir im Biergarten nebenan saßen. Der Julijunge wollte immer wieder in die Küche laufen (ich weiß auch nicht, warum meine Kinder nie brav auf dem Schoß sitzen wollen), aber so bekam ich wenigstens genug Bewegung. Erst gegen 22 Uhr packte ich die Jungs wieder ins Auto. Zuhause wanderten sie komplett verdreckt in frisch bezogene Betten.

Und der Sonntag endete mit einem weiteren Glücksmoment. Weil die Kinder noch ordentlich platt waren und deshalb auch der Julijunge vor 22 Uhr schlief (ohne dass ich vorher eingeschlafen bin), konnten wir endlich mal wieder eine der lange liegenden DVDs schauen. Fackeln im Sturm schauen wir aktuell. Breaking Bad liegt auch noch da. Vielleicht wird es ja endlich mal wieder was mit regelmäßigen Film-/Serienkonsum. Jede Lektüre des Deadline Magazins würde mir mindestens fünf neue Filme für die Watchlist bescheren, wenn ich sie denn gleich aufschreiben würde.

*In Baden-Württemberg findet die Einschulungsuntersuchung anderthalb Jahre vor der Einschulung statt. Die Schulanmeldung findet ohne weitere Untersuchung statt. Lediglich die Kinder, die zurückgestellt werden sollen (z.B. aufgrund von Bedenken von Eltern, ErzieherInnen oder der Schule), machen noch einen Test.