Archive for April, 2014

Zeit für sich

„Das hört sich immer so an, als hätte man gar keine Zeit mehr für sich.“ sagte die liebste Schulfreundin neulich im Bezug auf das Kinder haben. Stimmt das? Hat man als Eltern wirklich keine Zeit mehr für sich? Und hatte man die vorher und wie hat man sie genutzt? „Zeit für mich? Klar! Unter der Dusche und auf dem Klo!“ könnte ich antworten, aber die Eltern unter Euch wissen, dass das gelogen ist. Selbst wenn man zu zweit zuhause ist, hält das Kinder nicht davon ab, einen selbst da zu beehren. Und abgeschlossene Türen? Da kann man ja wunderbar dran rütteln, klopfen und davor „Mama, Mamaaaa!“ schreien. Wann findet man also Zeit für sich? Im Tagesablauf mit Kindern gibt es immer auch wieder Zeiten, wo sie schlafen oder sich selbst beschäftigen. Diese Zeiten sind nur bedingt planbar und meistens neigt man dazu, sie dazu zu nutzen Chaos zu beseitigen, statt bewusst etwas zu tun, was man gerne tut. Im Alltag mit Kindern ist z.B. die Wäsche immer unerledigt. Entweder kann man welche waschen, aufhängen, falten oder wegräumen. Die Waschmaschine läuft bei uns pro Person ca. 1 Mal pro Woche. Bedeutet bei uns also vier Maschinen regelmäßige Wäsche. Nicht dabei sind da Bettwäsche, außerplanmäßige Aktionen (z.B. bei Krankheit) oder saisonbedingte Waschladungen (z.B. die Winterjacken am Ende des Winters). Im Prinzip gibt es also jeden Tag Wäsche. Ein weiteres Thema ist schmutziges Geschirr. Die Spülmaschine ein und ausräumen und Geschirr und Krümel zu beseitigen, sind auch permanente Aufgaben. Ebenso Spielzeug vom Boden aufheben und, vor allem im Sommer, Sand wegsaugen. Und wer uns kennt weiß, dass das wir beleibe keine sehr ordentlichen Menschen sind. Bis zu einem gewissen Punkt kann ich Chaos ignorieren und mich einfach hinsetzen und ein Buch lesen, aber meistens versuche ich doch, die sinnvollen Dinge erst zu erledigen.
Und egal was man tut, man weiß, dass man jederzeit unterbrochen werden kann. Mich stört es beim Lesen permanent unterbrochen zu werden, deshalb tue ich das lieber, wenn die Kinder schlafen, statt über den Tag immer mal wieder ein paar Minuten zu lesen. Ich finde es nicht verwunderlich, dass viele Mütter z.B. anfangen zu backen, Marmelade zu kochen und dergleichen. Das sind Tätigkeiten, die sich mit dem Kinderhüten meistens gut vereinbaren lassen und sie befriedigen, weil am Ende etwas Sinnvolles dabei rausgekommen ist. In der Küche einen Kuchen backen ist also auch irgendwie Zeit für mich.
Ganz bewusst erlebe ich Zeit für mich, wenn ich alleine unterwegs bin. Als der Herr Gartenhein gerade ein Jahr alt war, war ich übers Wochenende alleine auf einer Hochzeit in Portugal. Am ersten Morgen war ich früh wach (die Gewohnheit…) und bin eine Weile alleine am Atlantikstrand spazieren gegangen. Das war toll und unglaublich ungewohnt. Genauso ist es, wenn ich dienstlich unterwegs bin und morgens früh aufstehe um laufen oder schwimmen zu gehen. Zeit nur für mich.

Ja, man hat als Eltern weniger Zeit für sich, aber die Zeit, die man hat, wird einem viel bewusster und auch wertvoller. Beinahe alle Eltern fragen sich, was sie eigentlich ohne Kinder den ganzen Tag gemacht haben und warum sie früher soviel Zeit sinnlos vertrödelt haben. Ich möchte nicht behaupten, dass ich nichts vermisse. Am meisten fehlt mir wohl das morgens von alleine wach werden, weiterdösen und dann aufstehen, wenn ich möchte. Aber ich weiß ja, dass das alles nur vorübergehen so ist. Ein paar Jahre wird man stark in Anspruch genommen, aber irgendwann werden die Kinder selbständig, haben ihre Hobbys und schlafen am Wochenende aus. Dann ist sie wieder da, die Zeit, die man für sich hat. Dann gibt es wieder Morgende, wo man einfach im Bett liegen bleibt, bis man von alleine wach wird. Und dazu hat man die vielen Momente mit seinen Kindern. Und dafür lohnt es sich, auf ein bisschen Zeit für sich zu verzichten.

(Grade zum Beispiel kam der Schlökerich zum kuscheln an und jetzt hilft er mir beim Bloggen. )

Pettersson und Findus: Review

Ich war mit dem Herr Gartenhein im Kino. Da wir die Schlafenszeit des Schlökerichs abwarten wollten, blieb am Ende nur „Pettersson und Findus“ zur Auswahl. (Lego wäre sonst die Alternative gewesen, aber ich fürchte da kommt der Herr Gartenhein dann mit einem unendlich langen Wunschzettel aus dem Kino.) Pettersson und Findus mag ich eigentlich gerne. Der Herr Gartenhein lässt sich die Bücher vorlesen und hört die Hörpspiele. Ein paar Zeichentrickfolgen hat er auch schon mal gesehen. Den Realfilm fand ich dagegen eher nur naja. Im Film werden die Geschichten aus vier Büchern erzählt. Für meinen Geschmack war das eine zuviel. Gerade die Geschichte mit dem Hahn fand ich überflüssig. Und Die Szene wo Gustavsson mit dem Hackebeil über dem Hahn steht, war selbst für unseren gruselresistenten Herr Gartenhein ein bisschen viel. Insgesamt waren mir die Geschichten zu hastig erzählt. Die liebevolle Beziehung zwischen Pettersson und Findus, die ja die Bücher ausmacht, wurde nicht wirklich vermittelt. Stattdessen wurden die 90 Minuten mit Slapstickszenen gefüllt, wo Gustavsson gefühlt zum 40. Mal über die Hundeleine stolpert und sein Hund nicht tut was er soll. Und der Running Gag mit Petterssons schlechtem Kaffee, war auch schon beim ersten Mal nicht so richtig gut. Die Figur der Beda Andersson fand ich grundsätzlich zu dominant und mit der Beda Andersson aus den Büchern hat die nichts zu tun. Man hat den Eindruck, dass mit Gustavsson und Beda Andersson zusätzliche Hauptfiguren schaffen wollte, dabei sind für die Bücher Pettersson und Findus völlig ausreichend und unterhaltsam genug. Das schlimmste aber: im Film wurde gesungen. (Ok, es sind nicht viele Gesangsszenen, aber trotzdem.)Das finde ich, außer in Musicalfilmen, immer etwas nervig. Vor allem, wenn die Lieder dann noch nicht mal gut sind. Hat da einer von der Produktion gesagt „Hey, bei Disney singen die auch immer. Das macht man so in Kinderfilmen!“? Muss man aber echt nicht! Vielleicht hätten sich die Macher mal Filme anschauen sollen, die seit Jahren Kinderherzen begeistern. Und die Bücher richtig lesen.

Fazit: Kinderunterhaltung ist dann gut, wenn man sie als Erwachsener auch gerne mag. Klar lachen Kinder, wenn jemand stolpert, aber das allein kann nicht einen ganzen Film tragen. Ich selbst wünschte mir im Kino das Ende des Filmes herbei, obwohl der nur 90 Minuten ging. Und sogar der Herr Gartenhein fragte etwa 10 Minuten vor Schluss, wann das denn endlich vorbei sei. Man kann den Film durchaus anschauen, aber so richtig gut, ist er nicht.

Geschwister

Heute ist Weltgeschwistertag. Wusste ich auch noch nicht, dass es sowas gibt, aber Mama Miez hat es gewusst. Ich habe drei Geschwister (zwei Schwestern und einen Bruder) und bin froh darüber. Leider wohnen alle drei weit weg von uns, zwischen 350 km und 650 km. Irgendwie zieht es alle drei eher in den Norden, während ich aus dem Süden eigentlich nicht weg will. Und da auch alle berufstätig sind und drei von uns mittlerweile selbst Kinder haben, fährt man so eine Strecke eben nicht einfach mal so und auch nicht so oft. Meistens treffen wir und zuhause bei meinen Eltern, wo meine großen Geschwister regelmäßig Urlaub machen. Treffen mit allen gleichzeitig sind da aber nicht mehr machbar. Da bräuchten wir mittlerweile Schlaf- und Sitzplätze für 17 Personen. Hin und wieder klappt es auch eine Dienstreise mit einem Besuch zu verbinden. Und obwohl meine Geschwister räumlich weit weg sind, sind sie mir immer nah. Wir reden oft wochenlang nicht miteinander, aber das ist auch irgendwie nicht wichtig. Wenn wir uns sehen, ist da keine Distanz. Ich finde es lustig, wenn ich dann zufällig feststelle, dass meine Schwestern und ich die gleiche Gesichtscreme benutzen, die gleiche Haarbürste gekauft haben oder das gleiche Buch lesen. Mir ist es unverständlich, wenn sich Geschwister bis aufs Blut zerstreiten, beispielsweise über das Erbe. Ich kann mir eigentlich nichts vorstellen, was mich dazu bringen könnte, mit meinen Geschwistern zu brechen.
Mit drei Geschwistern, gibt es einiges auf das man verzichten muss. Austauschjahre im Ausland gab es bei uns nicht. Dafür konnten wir alle am Schüleraustausch und bei allem Schullandheimaufenthalten mit der Schule teilnehmen. Bei uns gab es Joghurt aus dem 500g-Becher statt aus Portionsbechern und Eis aus der Literpackung statt aus der Eisdiele. Bei Ausflügen hatten wir immer unser Vesper dabei und Urlaub fand immer in der Ferienwohnung statt. Wir hatten wenig Markenklamotten und haben auch als Teenager noch aussortierte Klamotten von der großen Schwester aufgetragen. Wir hatten auch kein großes Taschengeld, aber wir hatten immer alles was wir brauchten. Ich habe zumindest nichts vermisst (außer Joghurt aus Portionsbechern).
Als der Herr Gartenhein auf der Welt war, fand ich den Gedanken, er würde vielleicht keine Geschwister bekommen, beinahe unerträglich. Wenn man in einer Familie mit Kinderüberzahl aufgewachsen ist, kann man sich nicht vorstellen, wie es ist, wenn die Erwachsenen die Überzahl haben. Ich fand die Vorstellung, wir würden ihn nach unserem Tod alleine lassen, sehr traurig. Deshalb bin ich froh, dass sie sich hier bald zu dritt prügeln und gegenseitig überschreien können. Schließlich lernen sie auch beim Streiten was. Und wenn dann morgens der Schlökerich dem Herr Gartenhein ein Küsschen aufdrückt und dazu sagt „Mogn. Gu sla?“ (Guten Morgen, hast Du gut geschlafen?), dann freue ich mich immer sehr. Der Schlökerich fragt immer wieder nach seinem Bruder, wenn der im Kindergarten ist oder noch schläft. Und der Herr Gartenhein möchte seinen Bruder auch nicht mehr hergeben. Wenn ich einem von beiden was Süßes gebe, bestehen sie immer ein auf ein zweites für den Bruder. Heute war ich mit dem Schlökerich in der Apotheke, wo er drei Traubenzucker bekam. Ich fragte ihn, ob er dem Herr Gartenhein dann was abgeben würde, worauf er vehement „Nei! Meins!“ antwortete. Als wir dann zuhause waren, hat er dem Herr Gartenhein dann doch unaufgefordert einen abgegeben.
Geschwister haben ist was Tolles und ich bin froh, dass meine Kinder auch Geschwister haben!

Media Monday #145

Heute habe ich es auch mal wieder geschafft, die Fragen zum Media Monday zu beantworten.

1. Ausschlaggebend, um mein Interesse an einem Film (wahlweise auch: Buch) zu wecken, ist zumeist eine Buch- oder Filmbesprechung, ein Trailer (wobei ich Trailer für Bücher total behämmert finde) oder eine persönliche Empfehlung.

2. Auf den ersten Blick abstrus scheinende Genre-Verquickungen ergeben manchmal auch abstrus doofe Filme. Cowboys gegen Aliens oder Nazis auf dem Mond? Also ich weiß ja nicht.

3. Matthias Schweighöfer mag ja schauspielerisches Talent besitzen, aber davon hat er leider in seinen letzten Filmen nicht viel gezeigt.

4. Heath Ledger trauere ich noch immer hinterher, denn den mochte ich in jedem seiner Filme.

5. Das/die Filmplakat(e) zu vielen Filmen liegen bei uns auf dem Dachboden und im Bücherregal, weil wir die früher immer in der Videothek mitgenommen haben.

6. A Game of Thrones (Buch) konnte mich endlich mal wieder mit einem ungewöhnlichen Plot überraschen, denn kleine Kinder aus Fenstern schmeißen, finde ich echt krass. Und ich bin noch ganz am Anfang.

7. Zuletzt gelesen habe ich Ein ganzes halbes Jahr von Jojo Moyes und das war nur ganz nett, weil der Anfang sich las wie bei Ziemlich beste Freunde abgeschrieben und der Rest doch sehr vorhersehbar war. Beinahe auch nur eine weitere schnulzige Liebesgeschichte.

Ich bin Feministin

Das ist ja vielleicht nichts Neues, aber angestoßen durch eine twitter-Frage von Glücklich Scheitern, hat sich auch schon Mama Miez zu dem Thema geäußert und da wollte ich gerne auch meinen Senf dazu abgeben.
Ich bin mit der Zeit Feministin geworden. Als ich noch zur Schule ging, war ich auch oft der Meinung, wir hätten doch im Bezug auf Gleichberechtigung schon alles erreicht. Seit ich denken kann, war ich gleichermaßen mit Jungs und Mädels befreundet. Ich hab mit Puppen gespielt und fand Barbie doof. Ich kann mich nicht erinnern eine ausgeprägte Rosaphase gehabt zu haben und zu Grundschulzeiten fand ich rosa völlig inakzeptabel. Ich hatte lange Jahre meiner Kindheit kurze Haare. Das heißt, um den ganzen Jungs-Mädchen-Quatsch habe ich mich immer wenig gekümmert. Deshalb hab ich mir auch nie viele Gedanken darüber gemacht, dass ich gut in Mathe war und hab auch bei der Studienwahl nicht drüber nachgedacht, ob da wohl andere Frauen in meinem Semester sein werden. Das soll aber nicht heißen, dass ich nicht schon zu Schulzeiten damit konfrontiert wurde, dass das eben nicht in allen Köpfen so ist. Als ich in der zwöften Klasse in allen sechs Matheklausuren 15 Punkte schrieb‘, war das wohl so eine Sensation, dass sogar die 13er davon Wind bekamen. Einer von denen äußerte sich sehr ungläubig und meinte, ein Mädchen, dass so gut sei in Mathe, das könne er nicht glauben.
Das Grundstudium habe ich mit den Physikern absolviert. Der Frauenanteil lag bei 25 %. In den ersten Semestern wurden in den physikalischen Fächern spezielle Tutorien für Frauen angeboten. Bei uns hat das niemand wahr genommen und verstanden was das soll, habe ich damals auch nicht. Im Tutorium muss man an der Tafel Aufgaben vorrechnen. Es gibt wohl Frauen, die sich da weniger trauen, wenn Männer anwesend sind.
In meinem Hauptfach waren wir zu sechst, ich war die einzige Frau. Mir war das egal. Ich hatte auch hier noch nicht den Eindruck, dass man als Frau viel anders behandelt wird. Trotzdem kam es immer wieder vor, dass man Professoren erlebte, die sich in Prüfungen Frauen gegenüber unmöglich verhielten oder das Praktikumsbetreuer völlig von der Rolle waren, wenn man im Sommer bei über 30 °C im kurzen Rock und Trägertop auftauchte.
Ich hatte auch bei meiner Bewerbung nach dem Studium keine Probleme. Ein Gespräch und den Job hab ich immer noch. Zuerst arbeitete ich im Bauingenieurwesen, jetzt im Maschinenbau. Durch meine Teilnahme an einem Mentoring-Programm zur Frauenförderung als Mentee und in einem Online-Mentoring-Programm für Schülerinnen als Mentorin, habe ich gelernt, dass es erstaunlich viele Mädchen gibt, die sich nicht trauen sich in technischen Bereichen zu bewerben. Im Moment ist es in der Tat so, dass die Frauen, die sich in Männerdomänen durchsetzen, vielleicht wenig Probleme mit Diskriminierung oder diesbezüglich ein dickes Fell hatten. Es ist aber sehr wichtig der kommenden Generation beizubringen, dass sie alles tun können, was sie wollen, unabhängig von ihrem Geschlecht. Deshalb störe ich mich an geschlechterspezifischem Spielzeug, an Mädchen- und Jungsfarben und überhaupt daran, dass es heute sogar Klebstoff und Badezusatz in rosa und blau für Prinzessinnen und Piraten gibt. Ich möchte, dass Kinder lernen, dass es wichtig ist, klug und selbstbewusst zu sein, statt hübsch oder stark.
Das heißt aber nicht, dass ich meinen Söhnen geschlechtsneutrales Spielzeug aufzwinge. Der Herr Gartenhein interessiert sich von kleinauf hauptsächlich für Autos. Niemand von uns hat ihm das vorgelebt, wir hatten lange Zeit nicht mal ein Auto. Trotzdem hat er mit etwa einem Jahr beim benachbarten Autohaus mit den Maseratis gekuschelt. Der Schlökerich interessiert sich viel stärker für Rollenspiele (z.B. Playmobil), für Babys (Puppen) und fürs Kochen. Er ist sehr fürsorglich, bringt einem Kissen und Decken, wenn man auf dem Sofa liegt. Kinder sind eben unterschiedlich. Ich erlaube ihnen sich mit den Dingen zu beschäftigen, die sie interessieren, ganz egal, ob das „Jungs“- oder „Mädchenspiele“ sind. Ich bin sehr froh, dass meine Kinder nicht die klassische Rollenverteilung kennen lernen, sondern sehen, dass der Papa einkauft, kocht und putzt, während die Mama arbeitet, Auto fährt und Fahrräder repariert.
Wir haben die umgekehrte Rollenverteilung nicht deshalb gewählt, weil ich ein besonderes Karrierebedürfnis habe (obwohl ich schon immer gesagt habe, dass ich mal arbeiten will, auch wenn ich Kinder habe), sondern einfach aus dem Sachzwang heraus, dass ich der Hauptverdiener war und bin. Dazu kommt, dass ich eigentlich gerne zur Arbeit gehe und D. sehr dankbar bin, dass er mir meine Arbeit in der Form ermöglicht. Dadurch, dass er zuhause ist, was er übrigens auch gerne macht, kann ich ohne größere Probleme an Fachtagungen teilnehmen oder auch mal im Außendienst unterwegs sein. Mir ist aber durchaus bewusst, dass wir ein ungerechtes Modell nur umgekehrt leben. Dem Feminismus liegt daran, dieses ungerechte Modell zu verbessern. Warum muss jemand, der entscheidet ein paar Jahre bei seinen Kindern zu verbringen im Alter dafür büßen, weil er zwar die Rentenzahler großgezogen hat, dafür aber keinen Beitrag in die Rentenkasse gezahlt hat.

In der Arbeitswelt ist die Gleichberechtigung leider noch nicht überall angekommen und wer das denkt, ist naiv. Selbst der als ach so frauenfreundlich gepriesene öffentliche Dienst, ist hier nicht besser. Da werden auch schon mal Mütter aus technischen Bereichen in die Verwaltung versetzt, weil die besser teilzeitgeeignet sei. In der Wissenschaft werden Frauen immer dann vorgeschickt, wenn es gilt etwas zu präsentieren. Damit auch alle sehen, wie frauenfreundlich man ist. Am Ende sind es aber dann doch die männlichen Kollegen, die die festen Stellen und die Professuren besetzen. Die fallen nämlich beim Kinder kriegen in der Regel nicht aus. Selbst wenn man nur ein paar Monate aussetzt, verpasst man doch für mindestens ein Jahr alle relevanten Fachtagungen. Erst, weil man mit Stillkind nicht ohne Begleitung eine Tagung besuchen kann und die Reisekosten für eine Begleitperson privat bezahlen muss und später dann, weil man in den paar Monaten Pause keinen wissenschaftlichen Output erzeugt hat, der es wert wäre präsentiert zu werden.
In der Industrie/Wirtschaft ist das alles noch schwieriger. Frauen in Führungspositionen verlieren ihre Position, sobald das erste Kind kommt. Bewirbt man sich mit Anfang dreißig kinderlos auf eine Stelle, wird man nicht eingestellt, da anzunehmen ist, man fällt demnächst schwanger aus. Bewirbt man sich mit Kindern auf eine Stelle, wird man aussortiert, weil man als Mutter nicht flexibel genug ist. Da in Vorstellungsgesprächen solche Themen in der Regel ausgeklammert werden, kommt man noch nicht mal in die Position, sein Lebensmodell erklären zu können. Meistens wird man einfach nicht mal eingeladen.
In den männerdominierten MINT-Bereichen werden Frauen seltener eingestellt, auch bei nachgewiesener höherer Qualifikation. Natürlich gibt es hier auch andere Beispiele und Frauen, die es trotzdem geschafft haben, aber man sollte nicht die Minderheit als Normalität darstellen, wie es unsere Ex-Familienministerin Schröder getan hat. Sie meinte z.B. eine Frauenquote wäre unnötig, weil  sie und ihre Freundinnen hätten es ja auch alle so geschafft. Es geht aber nicht um die, die es so schaffen, sondern um die, die immer wieder daran scheitern, dass sie das falsche Geschlecht haben.

Ich könnte auch sagen, mir geht es gut. Ich habe einen Job, der uns ernährt, der zwar befristet ist, die Verträge aber immer verlängert werden. Trotzdem sehe ich aber, dass immernoch einiges schief läuft bei der Gleichstellung von Frauen (und Männern) die Familienarbeit leisten. Ich fürchte, dass die starke Abgrenzung von Jungs und Mädchen im Kindesalter, sich später negativ auswirkt. Wie soll man gleichberechtigt mit anderen Menschen zusammenarbeiten, wenn man zeitlebens gelernt hat, dass die anders sind als man selbst. Ich möchte gerne, dass die Menschen als Menschen gesehen werden und nicht als Frauen und Männer. Deshalb bin ich Feministin.