Es ist schon wieder soweit. Es ist der fünfte und Frau Brüllen will wissen, wie wir den Tag rumgebracht haben.

Mein Wecker klingelt um 5:55 Uhr und um 6:10 Uhr stehe ich auf. Sohn1 ist schon wach. Anscheinend hat er die Zeitumstellung inzwischen kompensiert. Er ist grundsätzlich immer eher früh wach. Wir gehen runter, wo ich die übliche Morgenroutine durchlaufe: Bad, Tee kochen, Brotdosen, Kinder mit Frühstück versorgen, zwischendurch zweimal Sohn2 wecken, meine Haare kämmen, Sohn2s Haare kämmen, Schuhe an und um 7:18 verlasse ich das Haus, um um 7:23 den Bus zu erreichen. Im Bus treffe ich einen Freund von Sohn1, der zur Waldorfschule fährt. Der grinst jedes Mal wie ein Honigkuchenpferd, wenn ich einsteige und hält mir einen Platz frei. An der S-Bahn trifft er dann einen Freund und wir verabschieden uns. Ich drehe am Pokestop und gehe dann zum Bahnsteig. In der Bahn schreibe ich erst ein paar Sätze zu gestern in die Tagebuchapp und lese dann bis zu meiner Haltestelle.

Um viertel nach acht bin ich am Schreibtisch. Als erstes bespreche ich mit den Kollegen, die die letzten Tage im Außendienst waren, wie es so gelaufen ist. Dann setze ich mich an ein Paper, dass eigentlich bereits seit Sonntag fertig sein sollte. Ich habe endlich die letzte Zuarbeit bekommen und möchte das heute finalisieren. Wie das so ist im Großraumbüro, werde ich immer wieder abgelenkt und eigentlich kann ich grundsätzlich am Nachmittag besser schreiben als vormittags. Ich verschiebe unsere Sicherheitsunterweisung nächste Woche von Montag auf Dienstag, weil Kollegen spontan in den Außendienst müssen. Für mich macht das den Dienstag stressiger, aber dann sind wenigstens alle dabei.

Gegen Mittag werde ich ins Labor gerufen, weil ein Projektpartner einen Testkörper zurück gebracht hat. Er bleibt noch auf einen Kaffee und wir besprechen das weitere Vorgehen. Anschließend gehe ich wieder hoch und esse mein Vesper. Da bin ich noch guter Dinge, dass ich es heute früher nach Hause schaffe. Ist ja nur noch das Paper fertig zu machen. Und dann klingelt das Telefon. Der Chef ist dran. Ein Versuch unseres Forschungsprojekts meldet einen Fehler. Da der in einer großen Anlage steht, deren Stillstand sehr viel Geld kosten würde, sind alle etwas aufgeregt. Der Projektverantwortliche hat natürlich Urlaub und der Chef telefoniert alle im Projekt involvierten ab. Ich versuche selbst den Verantwortlichen zu erreichen und er kommt schließlich selbst rein. Als das alles geklärt ist, kann ich am Paper weiter machen. Leider wird das nicht fertig und ich komme nicht wie gehofft früher nach Hause.

Um halb sechs bin ich zuhause. D. und ich trinken einen Kaffee und reden über die Immobiliensituation. Es ist frustrierend! Wir wohnen außerhalb ohne S-Bahn-Anschluss und trotzdem kosten hier Doppelhaushälften 700.000 € zum Kauf und Reihenhäuser zur Miete 1800 € kalt pro Monat. Ich brauche mit öffentlichen Verkehrsmitteln 45 min von Tür zu Tür. In diesem Radius ist sämtlicher Wohnraum so teuer. Ich arbeite Vollzeit, unbefristet im ö.D. und bin in der Gehaltstabelle fast ganz oben und kann das nicht bezahlen. Wie weit weg muss man ziehen, um ein Haus für 5 Personen bezahlen zu können? Wie kann überhaupt jemand ohne geerbt zu haben im Großraum Stuttgart irgendwelchen Wohnraum kaufen? Dazu kommt dann diese diffuse Sorge, dass wir von unserer Rente später nur entweder Wohnung oder Lebensmittel bezahlen können. Und irgendwo zwischendurch sollten wir noch die Welt retten, weil die alten weißen Männer an der Macht sich weigern was zu tun. Aber Schluss mit dem Exkurs und zurück zu meinem Tag.

Sohn2 bringt das Tablet und beschäftigt sich anschließend damit, mit Buchstabenstempeln das Alphabet zu stempeln. Sohn1 ist mit einem Freund unterwegs und Sohn3 wuselt rum. Er war am Nachmittag Kinder in der Nachbarschaft besuchen und darf noch etwas Fernsehen. Dann geht er in die Badewanne. Sohn1 kommt heim, D. macht Abendessen. Sohn2 isst eine Gabel und verkündet, es schmecke ihm nicht. Das macht er momentan bei allem außer Pizza und Pfannkuchen. Auch bei Sachen, die er früher gegessen hat. Sohn3 isst sowieso beinahe nichts. Schließlich isst Sohn3 ein Fischstäbchen von gestern und Sohn2 Cini Minis. Ausgewogen. Nunja. Sohn1 isst dafür gerne und alles, das darf ruhig auch mal erwähnt werden.

Weil Wochenende ist, gehen die Großen erst gegen 21:30 ins Bett. Ich schlafe bei Sohn3 mit ein und stehe nur noch mal auf, um den Rest Salat zu essen und die Wäsche aufzuhängen. Und dann ist der Tag auch für mich beendet.