Liebe Julijunge,

heute wirst Du schon ein Jahr alt . Erst gefiel es Dir so gut in meinem Bauch, dass Du gar nicht raus wolltest, aber dann hattest Du es plötzlich sehr eilig. Von Blasensprung bis auf der Welt in drei Stunden. So wünscht man sich das. Mit dem eilig haben ging es bisher weiter. Mit sechs Monaten konntest Du sitzen und krabbeln. Laufen kannst Du inzwischen auch schon seit sechs Wochen, auch wenn das trotzdem noch sehr tapsig aussieht. Nahtlos bist Du zum Klettern übergegangen. Am liebsten über die TrippTrapps Deiner Brüder auf den Esstisch. Neulich abends standest Du mit einem Fuss auf dem TrippTrapp und mit dem zweiten auf der Querstrebe der Rückelehne meines Stuhls, um irgendwas auf dem Tisch zu erreichen. Da erschrickt man sich dann schon mal kurz. Aufs Sofa schaffst Du es inzwischen auch alleine und räumst regelmäßig die CD-Regale aus. Glücklicherweise hast Du auch schon früh gelernt, dass man sich lieber rückwärts von Sofas, Betten und Stufen herunterbewegt. Was Du noch nicht begriffen hast ist, dass das nicht bei jeder Höhe geht. Mehrmals schon hast Du versucht Dich vom Wickeltisch herunter zu schieben.
Du bist ein unglaubliches Energiebündel. Laufen, klettern, ausräumen, rumschmeißen und im Hochstuhl aufstehen sind Deine Paradedisziplinen. Besonders goldig sieht es aus, wenn Du tanzt. Du wippst und winkst im Takt und drehst Dich im Kreis. Bei den Mahlzeiten stehst Du permanent in Deinem Stuhl auf, so dass vor allem das Abendessen für uns Eltern oft sehr stressig ist. Stellt man Dich auf den Boden, stehst Du kurze Zeit später neben mir und willst auf den Arm. Essen mit Dir auf dem Arm ist aber auch nicht möglich, da Deine kleinen Krakenarme überall sind, in die Soße langen und nach Gabeln und Messern angeln. Wir sind jetzt auf der Suche nach einem TrippTrapp, damit Du auch endlich wie Deine Brüder am Tisch sitzen kannst.
Ruhe findest Du tagsüber am besten auf Papas Arm, allerdings nur solange er sich nicht setzt. Setzt er sich hin und Du bemerkst es, bist Du sofort hellwach und suchst in der Umgebung nach Ausräum- und Klettermöglichkeiten. Auch abends findest Du nicht so leicht in den Schlaf. Schließlich kann man im Bett so toll rumkrabbeln. Und selbst wenn Du dann mal schlafen willst, dauert es noch eine Weile bis Du Dich eingewühlt hast.
Sehr zufrieden bist Du meistens, wenn Deine beiden Brüder da sind oder wir mit Euch unterwegs sind. Hauptsache man kann laufen, klettern und es sind andere Kinder da.
Du sprichst auch schon sehr viel, allerdings in Deiner eigenen Sprache. Wenn man Dir etwas gibt, sagt Du allerdings oft etwas, was sich wie „Danke“ anhört. Auch sonst hat man manchmal das Gefühl, dass Du Laute nachahmst, wenn man Dir Wörter vorspricht. Geräusche machen findest Du auch ganz toll. Sehr früh konntest Du klatschen und hast das mit einer Begeisterung getan, die Deine Brüder dafür nie hatten. Auch konntest Du plötzlich mit der Zunge schnalzen und sobald man Dir was vorschnalzt, machst Du mit. Einzig das Fingerschnipsen klappt nicht. Da starrst Du immer erst auf meine Finger und machst dann Deine Fäuste auf und zu. Keine Sorge, irgendwann klappt das auch.
Lieber Julijunge, jetzt bist Du kein Baby mehr. Wir sind sehr gespannt, wie Du Dich weiter entwickelst.