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Spielplatzgespräche II

Gestern am späten Nachmittag war ich mit dem Kleinen noch eine Runde draußen. Da wir ganz alleine auf dem Spielplatz waren und es auch langsam kalt wurde (der Kleine hatte schon ein rotes Näschen), wollte ich langsam wieder reingehen und hab schon mal den Buggy in Richtung Weg geschoben. Der Kleine ist auch brav nebenher gelaufen. Dann kam aber eine andere Mutter mit ihrer fünfjährigen Tochter. Zwei Kinder aus der Nachbarschaft tauchten auch gleich auf. Und dann noch ein Ehepaar aus unserem Nachbarhaus mit ihrem Zwerg, der schätzungsweise ein halbes Jahr älter ist als unserer. Da war an nach Hause gehen nicht mehr zu denken. Der Kleine ist gleich abgedüst um mit dem anderen Kleinen Ball zu spielen. Und die älteren Kinder haben sich auf den Rutschen rumgetrieben. Die Mutter fing dann ein Gespräch mit mir an. Auslöser war der seit zwei Wochen nicht geleerte Mülleimer auf dem Spielplatz. Der ist so voll, dass schon vor dem Mülleimer schmutzige Windeln und Hundehaufentüten liegen. Sie meinte es wäre eine Unverschämtheit, dass die Leute da einfach ihren Hausmüll hinschmeißen. Ich wusste aber, dass das schon vor zwei Wochen so aussah und auch, dass die Stadt manchmal vergisst, die abgelegenen Mülleimer im Flugfeld zu leeren. Ihre Tochter kam dann und meinte sie muss aufs Klo. Auf dem Spielplatz gibt es sogar eine öffentlich Toilette, aber die ist wohl sehr schmutzig und die Mutter hatte ihr Sagrotan nicht dabei. Also wollte sie mit ihrer Tochter in die Kneipe, die ein Stück entfernt ist, gehen. Die Tochter hatte keine Lust und ist erstmal wieder abgedüst. Die Gelegenheit hat die Mutter ergriffen und mir Vorträge gehalten. Über den Windeleimer, den sie früher hatten und wie toll der war, wo sie ihn bestellt hat und was sie dabei für Geld gespart hat. Dann kam ihre Tochter wieder und wollte doch aufs Klo. Allerdings hatte sie Bedenken, dass „der kleine Junge“ (meiner) ihren Roller klaut. Die Mutter meinte dann, dass der kleine Junge jetzt nach Hause geht, weil er ja auch ins Bett muss. Daraufhin erzählte sie mir, wie die Schlafgewohnheiten ihrer Tochter waren und sind. Dass sie jeden Mittag lange schläft und abends erst spät ins Bett geht. Das könne sie nur empfehlen, weil ihre Tochter wäre immer sehr groß für ihr Alter und das läge bestimmt an den ausgeprägten Ruhezeiten. Als ich dann meinte, dass unser Kleiner schon jetzt manchmal den Mittagsschlaf verweigert, hat sie gleich ein besorgtes Gesicht aufgesetzt, wissend genickt und gemeint, das wäre aber schon wichtig. Und dann soll ich mich halt dazulegen. Ich hab ihr dann erklärt, dass ich mich schon mal gar nicht dazulegen kann, weil ich arbeite. Ich hab darauf verzichtet ihr zu erläutern, dass es so einfach nicht ist. Sie kann ja gerne mal probieren sich mit einem Kleinkind zusammen hinzulegen, das schreit als würde es abgestochen, sich aus dem Arm windet, strampelt, tritt und kratzt. Klar, ein paar Minuten macht man das. Wenn er aber nicht innerhalb der paar Minuten einschläft, dann ist er einfach nicht müde. Und wenn man ihn dann wieder laufen lässt, dann hält er oft auch bis abends durch. Und wenn er müde ist, dann schläft er auch mittags. Und außerdem hat er noch nie viel geschlafen, schon als Baby nicht. Von zwölf Stunden nachts können wir nur träumen und freuen uns schon über zehn. Und wenn er dann mal mittags schläft ist das auch selten länger als 1 Stunde. Ist eben so. Achso, groß für sein Alter ist er trotzdem. Ja, ich hätte ihr das gerne erklärt, aber ihre Tochter hat sich wartend beinahe in die Hose gemacht. Und weil es dann so dringend war, musste sie doch in die Wiese pinkeln, was ihre Mutter eigentlich nicht wollte. Ich vermute ja, das Kind hätte sich in die Hose gemacht, wenn ich nicht irgendwann unterbrochen hätte: „Äh, ich glaube jetzt ist es wirklich dringend.“ Irgendwann im Monolog Gespräch erwähnte sie, dass ihr Mann unter der Woche frühestens um 20 Uhr zuhause ist. Man merkt es, dachte ich. Sie hatte so nach einem Gepräch unter Erwachsenen gelechzt.

15 Monate

15 Monate ist der Kleine Mann jetzt schon alt. Und er hat soviele Dinge gelernt in der Zeit. Er kann laufen und klettern wie ein Weltmeister. Ich wundere mich immer wieder über seine Kraft, seine Körperspannung und sein Körpergefühl. Er kann alleine auf Sofas und Stühle klettern, er tanzt zu Musik, die ihm gefällt und meistens weiß er, was er alleine kann und für was er Hilfe braucht. Menschen, die ihn nicht so gut kennen, tritt manchmal der Schweiß auf die Stirn, wenn er in der Nähe einer Treppe steht. Dabei stürzt er sich eigentlich nicht die Treppe runter. Wenn es keine Möglichkeit gibt, sich selbst irgendwo festzuhalten, verlangt er nach einer helfenden Hand. Aber das ist auch schon fast die einzige Situation, wo er es akzeptiert an der Hand gehalten zu werden. Von Anfang an wollte er alleine laufen. Wenn man seine Hand nimmt, schüttelt er sie unwillig ab. Besonders, wenn man ihn daran hindern möchte auf die Straße zu laufen. Aus irgendeinem Grund möchte er da immer hin. Auf „Stop“ hört er noch nicht besonders gut und er bekommt regelmäßig einen Wutanfall, wenn man ihn von der Straße fernhält. Ja, Wutanfälle kann er auch gut. Wenn er keine Gummibärchen/Schokolade bekommt, wenn er nicht von unserem Kaffee trinken darf, wenn man ihn wickeln oder anziehen möchte und er gerade besseres zu tun hat, wenn man ihn in den Kinderwagen setzt und er lieber rennen will, wenn man ihm das Telefon wegnimmt… Ich hatte mich ja schon gefürchtet, dass es noch schlimmer wird, wenn er in die Trotzphase kommt, nun habe ich aber gelesen, dass die Trotzphase durchaus schon im zweiten Lebensjahr beginnen kann. D.h. es bleibt jetzt eben so, aber schlimmer wird es nicht. Ich hoffe ja, dass es etwas besser wird, wenn er mehr versteht warum wir ihm Dinge verbieten. Grundsätzlich habe ich eigentlich nicht das Gefühl, dass wir besonders viel verbieten. Seine Wutanfälle sind echt filmreif. Auf den Boden legen, hauen, schreien, Sachen durch die Gegend werfen, das volle Programm.
Neulich habe ich abends Muffins gebacken. Er ist dann auf den Hocker neben mir geklettert und hat mit Hingabe mit dem Kaffeportionierer, einem Buttermesser und einem Verschlussclip in der Zuckertüte gegraben. Erst gegen Ende hat er kapiert, dass dieses weiße Zeug essbar ist und süß schmeckt. Da war ich dann aber auch schon fertig mit Backen und habe ihn fürs Bett umgezogen (natürlich unter Protest).
Ich bin immer überrascht, wie er eßbar von nicht eßbar unterscheiden kann. Woher weiß er, dass in der Schokoladenverpackung was leckeres ist? Neulich hat er entdeckt, dass er den Schrank, der hinter seiner Spielkiste steht, aufmachen kann, wenn er seine Kiste wegschiebt. Das hat er dann gemacht und alle Süßigkeiten zum Papa getragen. Dass er die Dinge zu uns bringt, wenn er sie alleine nicht aufkriegt, das macht er schon länger. Und ich sag Euch, das sieht so goldig aus, wenn so ein Zwerg mit seiner ganzen Kraft ein Glas Gurken durch die Wohnung trägt, damit man es ihm aufmacht.
Er kann auch schon ganz alleine in seinen Kinderwagen klettern. Da saß er neulich morgens drin und hat dem Kater, der auf dem Geländer vorm Fenster saß, lautstark Geschichten erzählt. Ich weiß allerdings immer noch nicht, welche Sprache er spricht. Er kann aber auch ohne Worte meistens sehr deutlich zeigen was er will. Wenn er will, dass man mitkommt, dann schiebt er einen eben, wenn er etwas haben will, zeigt er darauf und macht „mmhhhmmm“, wenn er etwas nicht will, kriegt er einen Wutanfall, wenn er möchte, dass man ein Buch mit ihm anschaut, dann bringt er es, wenn er will, dass man die beweglichen Features im Buch bewegt, dann führt ein einem die Hand da hin und wenn er sagen will „eigentlich ist es doch nicht so schlecht bei euch“, dann lässt er sich hochheben und kuschelt sich ganz eng an. In letzter Zeit übt er auch immer mehr in unserer Sprache zu sprechen. Manchmal sagt er „mamama“ oder „baba“, aber man weiß nicht, ob es nur Zufall ist. Ziemlich sicher kein Zufall ist es, wenn er dem Kater hinterherläuft und dazu „Tate, tate“ sagt. Ob der Kater es wohl zu schätze weiß, dass er des Kleinen erstes Wort war?
Und trotz der Dinge, die er schon kann, ist er immer noch so klein. Obwohl, wir schwanken immer zwischen „Der ist noch so klein.“ und „Der ist ja schon ganz schön groß“.

Versteckte Kritik

Eigentlich glaube ich schon, dass ich in der Lage bin Kritik auch anzunehmen. Besonders wenn Kritik begründet geäußert wird. Also z.B. „Ich hab gehört, dass das nicht so gut sein soll und zwar aus folgenden Gründen.“ Dann kann ich mir die Gründe anhören und mir überlegen, ob das plausibel ist. Ich kann mir schon vorstellen, dass es nicht so einfach ist, Kritik so zu äußern. Besonders nicht gegenüber jungen Eltern, die grundsätzlich meinen, die Weisheit für sich gepachtet zu haben. Ich kann aber nicht haben, wenn Kritik in der Form geäußert wird: „Es gibt Leute, die machen das anders, aber das muss eben jeder selbst wissen…“. Da kann ich dann nur sagen „Ja, das muss jeder selbst wissen. Und wir machen das eben so und ich glaube das ist auch gut so.“

Spielplatzgespräche

Wir haben hinter dem Haus einen kleine Spielplatz mit Sandkasten und Rutsche. Neulich haben der Kleine und ich dort eine Frau mit zwei Kindern getroffen. Ein kleines Mädchen, schätzungsweise drei Jahre, und ein kleiner Junge, acht oder neun Monate alt. Das Mädchen hatte kleines Sandspielzeug dabei, also sehr kleine Schaufeln und ein sehr kleines Sieb. Alles nur etwas größer als ein Löffel. Da der Kleine gerade fleißig übt das Essen selbst reinzulöffeln, hat er gleich das Sieb voll Sand geladen und ein bisschen Sand in den Mund genommen. Ich habe nicht angefangen hysterisch zu kreischen und zu schimpfen, sondern lediglich „Ihh“ gesagt. Die Frau meinte daraufhin sie hätte noch nie eine Mutter gesehen, die da so ruhig bleibt. Nach einer Pause meinte sie dann, man solle den Kindern aber schon immer gleich zeigen, dass das „falsch“ ist, sonst machen sie es ja immer weiter. Ich hab dann gemeint, dass er schon merken wird, dass Sand nicht schmeckt. Ich gehe ja nicht davon aus, dass ich im künftig Sandkuchen zum Geburtstag servieren soll. Ein großes Theater wegen ein paar Gramm gegessenem Sand fange ich bestimmt nicht an. Zumal es ihm ja gar nicht ums Sand essen, sondern ums Löffeln ging. Und Löffeln ist ja nun nichts falsches. Sie hat dann etwas später versöhnlich gefragt, ob ich da irgendwelche revolutionären Erziehungsmethoden anwende, sie könne ja schließlich auch noch was lernen. Dann hat sie das Thema gewechselt und wir haben über die Mietpreise in Deutschland und der Slowakei (da kommt sie her) geredet. Etwas später dann erwähnte sie, dass das kleine Mädchen mit einem Jahr bereits fünf Worte sagen konnte. Sie meinte, dass sie sich darum immer besonders gekümmert hätte, weil sie viel Wert darauf legt. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass das schon wieder ein Vorwurf sein sollte, weil mein Sohn mit bereits 14 Monaten außer „da“ und „ditte“ nichts (zumindest nicht auf deutsch) sagt. Dann fragte sie, wann der Kleine denn sitzen konnte. Mit sieben Monaten konnte er das. Man konnte den Neid in ihrem Gesicht sehen und sofort hat sie den kleinen Junge versucht hinzusetzen. Aber er konnte es nicht. Ich fand das etwas seltsam. Wir sind ja nicht zum Kindervergleich angetreten. Ich hätte ihr ja was darüber erzählt wie Kinder sich entwickeln, aber ihr deutsch war nicht so gut und außerdem wollte ich ihr nicht reinreden. Soll sie eben machen wie sie denkt und ich mache wie ich denke. Dann sind sie gegangen und ich habe mich gefragt, in welcher Beziehung sie zu den Kindern steht. Die Mutter ist sie nicht, soviel konnte ich heraushören. Auch, dass sie da war, als das Mädchen klein war und jetzt wieder da ist. Wahrscheinlich ist sie das Kindermädchen. Vielleicht treffe ich sie ja mal wieder, dann frage ich nach.

Kinderkunst

Mit einem Kleinkind sollte man sich selbst morgens erst unmittelbar bevor man das Haus verlässt anziehen. Sonst entdeckt man regelmäßig im Büro kleine Kunstwerke auf der Kleidung. Heute haben wir Himbeerjoghurthandabdruck auf der Schulter des schwarzen T-Shirts. Auch sehr beliebt sind Bananenfingerschlieren auf der Hose. Und das wo ich immer schon aufpasse, dass er nicht meine frisch angezogenen Klamotten beschmiert. Nutzt irgendwie nix.

1 Jahr

Jetzt ist der Kleine schon ein Jahr bei uns. Und er hat eine Menge in dem einen Jahr gelernt. Er kann laufen, laut lachen, wütend sein, Futterneid haben, mit seinem Finger auf Dinge zeigen, die er haben möchte, mit einem Finger auf schöne Sachen zeigen und dabei „däääh“ sagen, Sachen durch die Gegend schmeißen, selbst seinen Schlafsack ausziehen, auf den Balkon klettern und wieder rein, aufs Bett und vom Bett krabbeln, mit dem Löffel ordentlich Sauerei machen, auf youtube Videos anschalten, die Firefox-Hilfe öffnen, Leberwurst und Frischkäse an der Scheibe verteilen, den Kater knuddeln bis er Angst bekommt (also der Kater), …

Achja, in unser Wohnung ist übrigens alles Spielzeug. Und die Sachen, die er nicht haben darf, die sind natürlich das gute Spielzeug. Und es ist unglaublich gemein, dass wir ihm nicht das Telefon zum rumwerfen geben und auch keine Batterien zum dran lutschen. Als Kleinkind hat man es eben nicht leicht.

Impfen

Wenn man mit seinem Kind zu den Vorsorgeuntersuchungen geht, wird ganz selbstverständlich auch geimpft. Ich finde das gut, da ich Impfen für vernünftig halte. Da wir jetzt ein paar Tage ein impfkrankes Kind zuhause hatten, habe ich ein bisschen im Internet gelesen. Das Internet ist nämlich nicht nur voll von P*rn* sondern auch gefüllt mit gut(gemeint)en Ratschlägen. Und so landete ich auf einer Seite über Impfschäden. Zuerst gruselte ich mich ein bisschen, weil ich nicht sicher war, ob ich lesen mochte, was da steht. Was es da dann aber zu lesen gab, hat mich ein bisschen wütend gemacht. Da waren mehrere Eltern die davon berichteten, dass ihre Kinder nach der Masern-Mumps-Röteln-Impfung mehrere Tage Fieber hatten, schlecht schliefen, obwohl sie vorher durchschliefen, quengelig waren, obwohl sonst glücklich, beim gerade erlernten Laufen öfter hinfielen und dass sie deshalb die zweite Impfung nicht machen werden. Dass es sich bei der MMR-Impfung um einen Lebendimpfstoff handelt und es deshalb zu einer abgeschwächten Infektion kommen kann, ist eigentlich bekannt oder sollte vom Kinderarzt mitgeteilt worden sein. Das heißt es ist nicht ungewöhnlich ein paar Tage ein krankes Kind zu haben. Dass ein krankes Kind schlechter schläft, mit Fieber öfter hinfällt als sonst und viel Körperkontakt möchte ist wohl ganz normal. Jeder der selbst schon mal Fieber hatte, weiß doch, dass man sich da fühlt, wie durch den Fleischwolf gedreht. Warum meinen diese Eltern aber, dass eine echte Maserninfektion diesen paar Tagen Fieber vorzuziehen ist? Wenn das Kind die Masern bekommt ist es mit Sicherheit länger als ein paar Tage krank und wird demzufolge auch länger quengelig sein. Immerhin bei 20 -30 % der Erkrankungen kommt es zu Begleiterscheinungen und Komplikationen. Sicherlich, es gibt auch Eltern, die sagen sie kennen die Risiken und möchten ihr Kind trotzdem nicht impfen lassen. Schließlich kann es auch bei einer Impfung Komplikationen geben. Bei einer guten Durchimpfung der Bevölkerung kann das Risiko einer Impfkomplikation sogar größer werden als die Risiken einer Erkrankung. Ist ja schön und gut, wenn sich Eltern im Wissen der Risiken für ihr eigenes Kind gegen eine Impfung entscheiden. Aber sind sie auch bereit das Risiko für fremde Kinder mit zu tragen? Was ist wenn ein Kind mit einer unerkannten Maserninfektion beim Kinderarzt einen Säugling ansteckt, der dann ein paar Jahre später an den Spätfolgen (SSPE) stirbt. Vielleicht hätten ja auch dessen Eltern die Entscheidung über eine Impfung gerne selbst gefällt.