Archive for the ‘ Alltag ’ Category

Die Jungs

Über einen Monat ist der Bruder jetzt schon bei uns. Noch immer schläft er gerne auf mir, aber nachts liegt er inzwischen oft schon fast die ganze Nacht in seinem Bettchen. Unser Bett hat nur einsvierzig Breite und für zwei Erwachsene plus Baby plus meistens noch eine ausgewachsene Katze auf meinen Beinen ist das zuwenig. Entspannt schlafen ist anders. Der Bruder macht nachts Geräusche, die man zur Untermalung von Horrorfilmen verwenden könnte. Da wird gefiept, geknarzt und mit verstopfter Nase geröchelt. Wüsste man nicht, dass da ein Baby liegt, könnte man auch ein Alien vermuten. Tagsüber lässt er sich wach auch immer mal wieder ablegen. So kann man die Spülmaschine ausräumen, duschen oder essen ganz ohne Babygeschrei. Das war beim großen Kleinen zu dem Zeitpunkt noch nicht möglich. Er schaut dann sehr wach durch die Gegend, guckt seinem Musikmobile nach und kann auch schon wunderbar lächeln. Die Klamotten in Größe 56 sind schon sehr klein und morgen kann ich wohl mal die 62er Sachen in die Wickelkommode packen.

Der große Kleine hat sich an den neuen Mitbewohner einigermaßen gewöhnt. Er mag das Geschrei nicht, schreit aber nur noch selten mit oder dagegen. Allerdings vertritt er die Meinung, das Baby gehört der Mama und sieht es nicht gerne auf Papas Arm. Dafür besteht er aber schon drauf, dass das Baby beim ins Bett bringen dabei ist. Außerdem überrascht er uns fast täglich mit neuen Sätzen und Wörtern. Die Nachbarschaft hat er im Flug erobert. Die Nachbarn auf der einen Seite hat er als Großeltern adoptiert und hilft „Opa“ gerne bei der Gartenarbeit. Zum Mittagessen hat er sich dort auch schon eingeladen. Gestern verschwand er dann bei den anderen Nachbarn und ward für Stunden nicht gesehen (nur gehört). Immerhin hat er aufgehört diese Nachbarin ebenfalls Omi zu nennen und nennt sie nun bei ihrem Namen. Die ist nämlich noch nicht ganz im Omialter. Außerdem kann er ja nicht das ganze Dorf Omi nennen. Es gibt nämlich noch die Schlakoomi, die ihm mehrmals die Woche tafelweise Schokolade schenkt, nur weil sie ihn goldig findet. In ein paar Wochen darf er dann in den Kindergarten. Wegen der Eingewöhnung mach ich mir keine Gedanken, so selbständig wie er ist. Allerdings ist es bestimmt seltsam nur das Baby zuhause zu haben vormittags. So groß ist der Kleine schon, dass er jetzt bald Dinge ohne uns macht.

Der Nashornfeger

Seit Tagen fragen wir uns, was der Kleine meint, wenn er in das Loch für den Anhänger einen Schraubenzieher an sein Bobbycar steckt und erzählt das sei ein Nashornfeger. Heute gab es die Auflösung, als er mir den Schornstein seiner Lego Duplo Lok zeigte und den ebenfalls Nashornfeger nannte. Nashornfeger = Schornstein. Wie soll man da auch von selbst drauf kommen…

Belagerung

Ich werde seit über einer Woche quasi dauerbelagert. Wie es aussieht schlägt der kleine Bruder ganz nach dem großen und ist zufrieden, solange es Milch und Körperkontakt gibt. Mit einer Hand ist tippen deutlich mühsamer, deshalb ist es hier so still. Inzwischen sind wir auch wieder zuhause angekommen, nachdem die Entbindung planmäßig (wenn auch etwas später) in Baden stattgefunden hat. Das Haus steht noch und der große Kleine bespielt ausgiebig alle seine Spielsachen.

Mysterium Nachtspeicheröfen

Ich habe in den letzten 12 Jahren in vielen verschiedenen Wohnungen gewohnt und viele verschiedene Heizungsarten kennengelernt: Gasetagenheizung, Gaseinzelöfen, Öleinzelöfen, Ölzentralheizung und Fußbodenheizung über Fernwärme. In unserem Haus haben wir jetzt Nachtspeicheröfen und zum Zuheizen noch zwei Holz-/Kohleöfen. Diese Nachtspeicheröfen sind mir ein Rätsel. Zum einen kann man am Ofen einstellen, wieviel er speichern soll. Da gibt es verschiedene Stufen. Dann gibt es in jedem Zimmer ein Thermostat, wo man die gewünschte Raumtemperatur einstellen kann. Aber irgendwie sind die Öfen immer warm, egal was man da einstellt. Nur wenn die Temperatur unter den eingestellten Wert fällt, fängt der Ofen an zu brummen. Was auch immer das dann heißt. Und auch nur, wenn die unbeschrifteten Schalter am Thermostat umgelegt sind. Anleitungen dazu haben wir keine. Das allwissende Internet hatte auch nur folgenden Tipp auf Lager: „Stell irgendwas ein und hoffe, dass es warm ist.“ Nachtspeicheröfen scheinen auch im weltweiten Netz ein Mysterium zu sein. Bisher fahren wir damit ganz gut und das Wohnzimmer beheizen wir fast täglich mit Holz. (Wir haben es gerne warm.) Im oberen Stockwerk halten wir uns nicht so viel auf, aber bisher war es auch dort immer warm genug. Nun stand ich neulich mit unserem Vormieter vor den Sicherungen und Stromzählern, weil der nochmal den Stand ablesen wollte. Da fiel eine Abdeckung ab und er erklärte mir, dass die darunter befindlichen Drehrädchen zum Einstellen der Nachtspeicheröfen wären, dass man da aber lieber die Finger davon lassen soll. Das hätte ein Elektriker eingestellt und da sollte man nicht dran rumpfuschen. Nun frag ich mich, was ich eigentlich mit der Einstellerei am Ofen und am Thermostat für einen Einfluss habe? Entscheidet die Schaltung am Sicherungskasten nicht ohnehin, wann wieviel geheizt wird. Ich bin verwirrt. Kein Wunder sind Nachtspeicheröfen ein Auslaufmodell. Ich geh dann mal Holz nachlegen…

Noch 4 Wochen

Heute sind es noch vier Wochen bis zum errechneten Entbindungstermin. Das heißt ich bin schon seit zwei Wochen zuhause und in Mutterschutz. Ich hab es sogar schon geschafft unsere Steuererklärung von 2010 fast fertig zu machen. Vielleicht haben wir Glück und kriegen doch noch ein bisschen was wieder statt nachzahlen zu müssen. Der Kleine hat seine Schlafgewohnheiten netterweise meiner Anwesenheit angepasst und schläft im Moment immer bis nach acht Uhr. Schön wäre es, wenn das Wetter sich auch ein bisschen angepasst hätte. Immer nur grau und Regen. Neulich morgens schien die Sonne. Der Kleine zeigte ganz ungläubig auf den Himmel und sagte: „Hey Mama, was’n das?“ – „Das, mein Sohn, ist blauer Himmel.“ Jetzt ist wieder alles beim alten, grau in grau und jeden Tag fragt man sich aufs neue, mit was man den Kleinen den ganzen Tag beschäftigen soll.

Wir werkeln immer mal wieder ein bisschen im Haus. Lampen und Bilder müssen noch aufgehängt werden. Fürs Bad fehlt noch ein Spiegel und Beleuchtung. Gestern haben wir uns den Lampen in der Küche gewidmet. Unsere Vormieter haben die Verkabelung in der Küche geändert und statt einem Anschluss an der Decke, gibt es vier Anschlüsse in der Wand. Zwei Lampen habe ich erfolgreich verkabelt. Bei der dritten habe ich mir dann einen Stromschlag geholt. Keine Ahnung warum hier auf einem Kabel noch Strom war, wo die Kabel am gleichen Kreislauf hängen, wie die Kabel der anderen Lampen, deren Strom erfolgreich abgeschaltet war. Hier sieht man mal wieder, dass unsere Vormieter bei der Renovierung zwar vieles gut gemeint, aber leider wenig Ahnung und zwei linke Hände haben. (Das sieht man auch an anderen Stellen in der Küche.) Naja, da saß ich nun, stromgeschockt in der 36. Woche. Wir haben als erstes google befragt, ob das schlimm ist. Antwort war, vermutlich nicht. Ich hab dann trotzdem mal im Kreißsaal angerufen und die meinten ich solle doch lieber mal vorbei kommen. Also machte ich mich auf in die Klinik. Um 19:44 Uhr lag ich verkabelt am CTG und war sehr guter Dinge um 20:44 Uhr den Bus nach Hause nehmen zu können. Nunja, ich hatte nicht mit dem Klinikalltag gerechnet. Nach dem CTG ließ die Ärztin eine halbe Stunde auf sich warten. Während der Anamnese musste sie kurz ein Kind auf die Welt bringen und ich wartet wieder. Beim Ultraschall musste sie dann ein weiteres Kind auf die Welt holen und ich wartete wieder. Und so durfte ich dann erst um 22 Uhr die Klinik mit der Aussage „alles bestens!“ wieder verlassen. Immerhin hab ich so ganz nebenbei erfahren, dass der Muttermund schon etwas offen ist. Am Dienstag beim Arzttermin war noch alles zu, gestern dann ein Zentimeter offen. Der Kleine Mann im Bauch hat wohl vor unsere Pläne durcheinander zu schmeißen und doch als Schwabe geboren zu werden. Geplant ist in zwei Wochen das Schwabenland zu verlassen und ihn die Heimat zu reisen. Mal sehen ob er sich noch so lange geduldet. (Ich erzähle ihm schon täglich, was der 21.02.2012 für ein grandios tolles Datum wäre!) Ich hab jedenfalls beschlossen, dass es wohl nicht verkehrt wäre doch mal einen Klinikkoffer zu packen. Nur weil der erste kleine Mann neun Tage zu spät kam, muss das ja sein Bruder nicht nachmachen.

Weihnachtsurlaub beendet

Irgendwie reicht es langsam mit dem Schmuddelwinter. Seit Wochen ist es grau. So kinderlos kann einem das ja egal sein. Da verkriecht man sich mit nem guten Buch aufs Sofa und ignoriert alles. Wenn man aber ein Kind hat, dass bewegt werden will und das am liebsten an der frischen Luft, muss man sich ständig neues Bespaßungsprogramm ausdenken. So haben wir jetzt in meinem Weihnachtsurlaub das Entertainmentprogramm auf dem Land in Richtung Calw ausprobiert. Erstaunlicherweise kommt man da mit öffentlichen Verkehrsmitteln einfacher hin als zu vergleichbaren Angeboten in Böbelfingen.

Z.B. waren wir in Calw im Kinderparadies. War mein erstes Mal auf dem (im?) Indoorspielplatz. Auf den ersten Blick fand ich die Halle eher klein, was aber doch ein Vorteil ist, weil man sein Kind nicht so leicht aus den Augen verliert. Der Kleine fand’s weltklasse. Die hatten da einen großen Dinosaurier, dem man in den Mund klettern konnte. Den Mund hat er dann zugemacht. Davon erzählt er uns jetzt täglich und jedesmal muss ich ihm mitteilen, dass wir leider keinen Dinosaurier zum Reinklettern haben. Außerdem fand er die Autorennspiele toll, wo man nach Geldeinwurf rennen gegeneinander fahren kann. Mit Pedalen und Lenkrad. Ewig konnte er da sitzen und schalten und lenken (an die Pedale kam er gar nicht ran). Es hat ihn nicht mal gestört, dass wir kein Geld eingeworfen haben. Auch gut war der Ballpool im Kleinkindbereich. Allerdings fand ich erstaunlich, wieviele Leute nicht lesen können. Im Kleinkindbereich war auch ein Trampolin, auf dem groß stand, dass es nur bis drei Jahre ist. Wenn ich dann noch Mütter sehe, die versuchen darauf zu springen, kann ich nur den Kopf schütteln. Außerdem wurde darum gebeten, den Bereich so zu verlassen, dass andere auch dort spielen können. Wir sind ja weiß Gott nicht die Ordentlichsten, aber wenn mein Sohn zehn Minuten lang voll Wonne Bälle aus dem Ballpool wirft, dann darf er die auch hinterher wieder einsammeln und zurückwerfen. Komischerweise waren wir wohl die einzigen mit der Einstellung. Naja, wir werden trotzdem mal wieder kommen. Der Kleine tobt sich aus und wir trinken gemütlich nen Kaffee dazu. Die Eintrittspreise fand ich mit 8 Euro für uns drei noch ganz ok.

Außerdem waren wir in Gechingen im Hallenbad beim Planschitag. Gechingen ist ein ziemliches Dorf und dementsprechend ist auch das Hallenbad winzig. Im einzigen Becken kann der Boden im Nichtschwimmerbereich verstellt werden. Einmal in der Woche stellen sie den für zweieinhalb Stunden auf dreißig Zentimeter und es ist Planschitag. Eine Rutsche gibt es dann und viele Wasserfahrzeuge zum Drauf- und Reinsitzen. Uns hat es Spaß gemacht, obwohl es aufgrund des späten Mittagsschlafes unsere Kleinen recht kurz war. Nächstes Mal müssen wir da um Punkt 16 Uhr auf der Matte stehen.

Vorgestern habe ich meine Männer dann zum Fasnetsauftakt geschleppt. Hier im Dorf gibt es verschiedene Narren, die sich zum Maskenabstauben getroffen haben. War eher eine kleine Veranstaltung, aber es gab Guggenmusik. Der Kleine war begeistert, als vier Neuhexen zur Taufe zwanzig Meter durch die Aid schwimmen mussten. Er wollte auch gerne die Rutsche ins Wasser probieren und schwimmen, obwohl es saukalt war und dann auch noch anfing zu regnen. Ja, man muss die Kinder früh heranführen an die Fasnet, sonst werden sie mal Fasnachtsmuffel. Dieses Jahr darf der Kleine sogar mal die richtige Fasnet in meiner Heimat kennenlernen, wenn sein Brüderchen sich nicht entscheidet viel früher zu kommen.

Ansonsten waren wir im Regen auf dem Spielplatz im Sand baggern, auf der Terrasse Fussball spielen, in der Bücherei, mit dem Bus beim Baumarkt, Verpackungsmüll zum Wertstoffhof bringen und was man eben so treibt den ganzen Tag. Ab morgen muss ich wieder arbeiten und D. muss das Bespaßungsprogramm alleine stemmen. Gleich zu Beginn hab ich wieder zwei sehr lange Tage, wo ich aufgrund von Geburtsvorbereitungskurs und Arzttermin sehr spät nach Hause komme. Aber immerhin ist das Ende in Sicht. Nur noch eine Woche bis zum Mutterschutz! Wird auch langsam Zeit. Der Kleine Mann im Bauch ist nämlich ein ordentlicher Treter (kann mich nicht erinnern, dass es in der ersten Schwangerschaft so arg war) und die schon aus der ersten Schwangerschaft bekannten Hüftschmerzen wecken mich nachts mehrmals auf. Da bin ich dann doch froh, dass ich bald wieder Urlaub habe.

Feiertage

Weihnachten ist vorbei. Ich habe die letzten Tage zuhause in der Heimat verbracht und mich weitestgehend vom Computer ferngehalten. Ich habe mit der Familie gefeiert, Freunde getroffen, meistens schlecht aber dafür lange geschlafen, zugeschaut wie unser Kleiner (der bald der Große sein wird) sich mit seiner Cousine um Spielzeug gestritten hat, bin im Schwimmbad gefühlte 150 mal die Treppe zur Wasserrutsche hochgestiegen (und natürlich aus runtergerutscht) und seit gestern wieder zurück in unserem Häuschen. Der Kleine hat heute freundlicherweise bis fast 9 Uhr geschlafen (er war wohl geschafft von den letzten Tagen) und macht jetzt noch einen späten Mittagsschlaf. Heute abend schmeißt D. den Grill an, den er extra noch besorgt hat. Vor dem Umzug hatte er angekündigt an Silvester auf der Terrasse zu grillen. Heute regnet es zwar in einer Tour, aber wir werden es wohl trotzdem wagen. Ich hatte zwar eher an Käsefondue gedacht, aber wir sind uns nicht sicher wieviel  von Schnaps und Wein im Käse hinterher noch drin ist und der Zwerg im Bauch soll davon ja noch ein paar Jahre ferngehalten werden. Der Zwerg im Bauch tritt ordentlich. Manchmal frage ich mich, wie das noch knapp zwei Monate so weitergehen soll.

Ich wünsche Euch allen ein schönes Silvesterfest. Wir lesen uns im neuen Jahr!

Urlaubsreif

Die letzten Wochen waren irgendwie doch anstrengend. Seit Ende Oktober hatte ich fast im Zweiwochenrhythmus irgendwelche Auswärtstermine. Entweder waren die mit einer Auswärtsübernachtung verbunden oder mit Aufstehen vor fünf Uhr morgens, manchmal auch mit beidem. Dazu kamen dann noch die regelmäßigen Arzttermine, die Arbeits- und Freizeit rauben, Weihnachtsfeiern und der Geburtsvorbereitungskurs. Bei der Arbeit liegt auch nicht gerade wenig, was noch vor meinem Mutterschutz erledigt sein möchte. Halbjahres-, Jahres- und Abschlussberichte (so ein Mist, als würde da nicht überall das Gleiche drinstehen) und dann auch noch ein Student, der seine Arbeit betreut haben möchte und sich dabei einen Tick zu studentisch verhält. Achja, und dann war da ja noch der Umzug. Glücklicherweise habe ich einen fleißigen Mann, der, während ich nur dick und müde rumsitze, alle Regale aufgebaut, Kisten an ihren Bestimmungsort getragen, sämtliche Küchenkisten ausgepackt, alleine die Möbel im Schlafzimmer gerückt, das Babyzimmer bewohnbar gemacht, den Schornsteinfeger bestellt und empfangen, Beerensträucher besorgt und eingepflanzt hat und durch perfekte Bedienung unseres Holzofens immer ein warmes Haus schafft. Und das alles schafft er mit dem kleinen Mann dabei, der abwechselnd Apfel, Nisse (Nüsse), Noknok (Joghurt), Wuass (Wurst), Beeze (Brezel) und Schlako (Schokolade) verlangt, grundsätzlich mit den Werkzeugen spielen will, die gefährlich sind oder die man gerade braucht und zwischendurch berichtet, dass seine „Winne stink“ oder er „nochma Biena“ spielen will. Nicht zu vergessen die alterstypischen Wut- und Tränenausbrüche aus unerfindlichen Gründen. Obwohl ich also viel rumsitze und meistens auch dran denke, dass ich zwei Minuten mehr für die Wege zur S-Bahn einplanen sollte, weil ich doch nicht mehr ganz so schnell zu Fuß unterwegs bin, sehne ich mich gerade nach Ruhe und nach Zuhause sein. Der Kleine schläft zur Zeit morgens so lange, dass ich schon aus dem Haus bin, wenn er wach wird. Wenn ich dann auch noch zwei Tage aus irgendwelchen Gründen abends später komme, habe ich am Wochenende das Bedürfnis auch mal was Schönes mit ihm zu machen. Und so kam es, dass wir dieses Jahr doch noch was gebacken haben. Eigentlich war die Weihnachtsbäckerei in diesem Jahr gestrichen worden. Aber da die Küche schon in so hervorragendem Zustand ist und wir seit neuestem sogar ein Wellholz besitzen, wollte ich dem Kleinen mal zeigen, dass man damit auch anderes als Pizza backen kann. Unsere schlecht ausgerüstete Backküche gab sogar alles her, um ganz einfache Nussplätzchen zu backen. Zwei Bleche hat der Kleine begeistert ausgestochen, den Rest hab ich dann alleine gemacht. Ging schnell, wir hatten Spaß und die Kekse sind so unglaublich lecker. Mein Traum wäre jetzt noch eine Schokoverzierung, aber dafür hatten wir nichts da. Aber auch so sind die Kekse sehr gut. Schmecken sehr ähnlich wie die Nussstängeli von Migros (falls die jemand kennt) nur nicht so hart. Bin mal gespannt, wie lange die reichen. Ich vermute nicht allzu lange. Diese Woche ist schon Weihnachten. Um meine verbleibenden Arbeitstage bis zum Mutterschutz abzuzählen, braucht man bald keine zwei Hände mehr. Ich freu mich drauf.

3. Advent

Wie ein Sonntag nicht anfangen sollte:

um 7:38 tapsen kleine Füße ins Schlafzimmer. Ich schlage die Decke zurück um mit dem kleinen Zwerg im warmen Bett noch ein bisschen zu kuscheln. Er legt sich dazu und ich stelle sofort fest: er ist nass. Also erstmal zum Wickeltisch, wickeln und anziehen, und das alles mit Augen, die ich noch kaum aufkriege. Gut, denke ich, legen wir uns unten noch ne Runde aufs Sofa zum Wachkuscheln und Weiterdösen. Tja, Pech gehabt. Auf das Sofa hat sich nachts eine der Katzen erbrochen. Also heißt es erstmal Sofa säubern. Danach bin ich dann wach genug, dass ich aufs Wachkuscheln und Rumgammeln auf dem Sofa verzichten kann.

Die Wohnung wird so langsam. Gestern haben wir die Regale in Wohn- und Kinderzimmer an der Wand fixiert. Heute habe ich Bücher, DVDs und CDs eingeräumt und eine Seite des Schrankzimmers ist mit Regalen ausgestattet und eingeräumt. Die Kisten leeren sich also langsam. Außerdem war der Schornsteinfeger diese Woche da, hat unsere Öfen kontrolliert und Tipps zum Anheizen gegeben. Ich kämpfe noch immer etwas mit einer Erkältung. Im Moment versuche ich die Heiserkeit mit Salbeitee zu bekämpfen, aber so langsam glaube ich ja, dass meine Stimme jetzt einfach immer so klingt. Immerhin habe ich am Mittwoch damit auf einer Tagung einen Vortrag gehalten. Allzu schlimm ist es wohl nicht.

Morgen stürze ich mich dann in die seltsame Welt der Geburtsvorbereitungskurse. Dicke Frauen sitzen bei gedämpftem Licht auf Sportmatten und beraten über die besten Gebärpositionen. Die wirklich wichtigen Dinge bleiben meist ungesagt, aber die kriegt man ja noch früh genug selbst mit.

Auf dem Spielplatz

In unserem Wohngebiet gibt es einen großen Spielplatz auf dem wir viel Zeit verbringen. Meistens kommen wir erst am frühen Abend, da der Spielplatz den ganzen Tag in der prallen Sonne liegt. Der Kleine kennt den Weg schon von alleine und hat ein paar Freunde dort. Das Miteinander der Kinder klappt hier meistens sehr gut, auch wenn die Kinder zwischen anderthalb und zehn Jahre alt sind. Spielzeug wird getauscht und geteilt und es wird Rücksicht genommen. Ganz anders ist das alles am Wochenende. Da kommen sehr viele Familien, die den Spielplatz als Station oder Ziel ihres Wochenendausfluges nutzen. Hier sind erstaunlich oft doofe Kinder dabei. An einem heißen Tag neulich steuerte unser Kleiner gleich auf die Wasserrinne im Sandkasten zu. Dort hopst er gerne in die von anderen Kindern gegrabenen Tümpel und schaufelt Sand hin und her. Nur war da diesmal schon ein anderer kleiner Junge. Der kriegte sofort die Panik in die Augen, als er sah, dass da jemand in „seiner“ Wasserrinne spielen wollte. Er hat sich dann in der folgenden Zeit immer in einem Abstand von unter einem Meter zu unserem Kleinen aufgehalten und ihm regelmäßig mitgeteilt, an welchen Stellen er graben darf und an welchen Stellen nicht. Dabei hat der Junge dort nirgends etwas gebaut gehabt. Manchmal bauen ältere Kinder ganz kunstvolle Wasserlandschaften und da weisen wir den Kleinen dann darauf hin, dass er nichts kaputt machen soll. Aber bei einem Junge, der einfach nur die Wasserrinne bewacht, damit niemand sonst damit spielt, sehe ich keine Veranlassung meinen Sohn vom Buddeln abzuhalten. Die Eltern des Jungen wiesen ihn auch immer wieder darauf hin, dass das nicht seine Rinne wäre und andere Kinder da genauso spielen können. Schließlich meinte die Mutter, sie hoffe, dass ihm mal jemand für sein Verhalten eine reinhaut. Das fand ich schon etwas hart. Naja, sie sind dann einfach gegangen und der Kleine konnte plantschen wo er wollte.

Als nächstes kam dann Sammy. Sammy wohnt sogar auch irgendwo in unserem Wohngebiet, lässt sich aber nur sehr selten auf dem Spielplatz sehen. Der Kleine spielte immernoch in der Wasserrinne und inzwischen war auch eine seiner großen Freundinnen gekommen. Sie schaufelten Sand und Wasser und kochten Suppe. Sammy kam dann dazu, hat sich das kurz angeschaut und dann erstmal eine Schaufel Wasser über das Mädchen gekippt. Die brachte das an den Rand ihrer Fassung, weil sie weder schmutzige noch nasse Klamotten mag. Sammys Mutter wies ihn darauf hin, dass sie doch ausgemacht hätten, dass er sowas nicht macht. Sammy war wenig beeindruckt und kippte wenig später eine Schaufel Wasser über unseren Kleinen, der das aber nur mit einem empörten „Heee!“ kommentierte. Sammy spielte dann eine Weile mit seinem Wassereimer und die beiden anderen kochten weiter Suppe. Irgendwann war Sammy wohl wieder langweilig und er kippte einen ganzen Eimer Wasser über das Mädchen, die daraufhin anfing zu weinen und sich nicht beruhigen wollte. Sammys Mutter kündigte an nach Hause zu gehen, wenn er damit nicht aufhörte. Aber auch als unser kleiner einen Eimer Matschwasser abbekam, bewegte sich die Mutter nicht von ihrem Fleck. Das erstaunlichste an Sammy war aber, mit welcher Boshaftigkeit er die Wasseraktionen startete. Das war kein Nassspritzen zum Spaß, sondern ein Nassspritzen, damit der andere sich ärgert. Wenn seine Mutter rief er solle aufhören, murmelte er mit ernstem Gesicht und so, dass seine Mutter es nicht hörte „Nein!“. Später nahm Sammy sich dann den Bagger des Kleinen. Ich dachte mir nichts dabei, da Spielzeug verleihen unter den Kindern sonst kein Problem ist und normalerweise ja auch die Eltern drauf schauen, dass das Spielzeug nicht mutwillig beschädigt oder weggetragen wird. Während wir dann an anderer Stelle auf dem Spielplatz waren, hat Sammy ausgiebig mit dem Bagger gespielt. Ich kam gerade zurück, als er mit dem Bagger auf den Rutschenturm klettern wollte. Dreimal habe ich ihm mitgeteilt, dass ich nicht möchte, dass er mit dem Bagger da hoch geht. Da oben ist nämlich nichts zum baggern und irgendwie hatte ich die Befürchtung, dass er lediglich die Flugeigenschaften des Baggers aus drei Metern Höhe testen wollte. Es ist zwar nur ein Second Hand Bagger, aber der Kleine liebt ihn. Und neu kosten die Dinger 40 Euro, also kein Ein-Euro-Made-in-China-Wegwerfplastikprodukt. Widerwillig gab er den Bagger dann her. Die Ladeklappe war abgerissen und der Laderaum mit Matsch zuzementiert. Glücklichweise habe ich die Klappe gleich wiedergefunden, aber etwas geärgert habe ich mich schon. Über Sammy, der so wenig sorgsam mit fremdem Spielzeug umgeht und über die Mutter, der es völlig egal war, was ihr Sohn treibt. Ich bedaure es nicht, dass Sammy nicht öfter auf dem Spielplatz ist.

Wenn ich mir diese Kinder so anschaue, dann entsteht bei mir der Eindruck, dass einigen einfach Spielplatzerfahrung fehlt. Sie haben nie gelernt Spielraum und eigenes Spielzeug zu teilen. Sie kennen den Umgang mit kleineren Kindern nicht. Im Kindergarten ist es ja nicht das Gleiche. Da sind immer die Erzieher da, die eingreifen und das Spielzeug gehört dem Kindergarten. Und es bestärkt mich darin, dass unser Kleiner Sozialverhalten sehr gut auf dem Spielplatz lernen kann und es kein Mangel ist, dass er erst mit zweieinhalb in den Kindergarten kommt.