Dieses Wochenende habe ich mal mit den Regionalbahnen die nähere Umgebung erkundet. Am Samstag durfte ich der Trauung eines Kollegen in LB beiwohnen. Heute dann, nahm ich die S3 nach Bad Schönborn. Da war nämlich Triathlon. Ich war allerdings nur zum Zuschauen da und hab mir auch nur das Laufen angeschaut, da es mir, aufgrund einer Geburtstagsparty am Vorabend, unmöglich war, mich vor elf aus dem Bett zu quälen. Und eigentlich hat mich auch nur das schlechte Gewissen hingetrieben, weil ich einem Freund vor Wochen mal versprochen hatte, ihm beim Leiden zuzuschauen. Es gab drei unterschiedliche Streckenlängen, für den unsportlichen Zuschauer selbstverstänlich alle zu lang. Ich hatte das alles so geplant, dass ich, laut Zeitplan, genau pünktlich zum Wechsel vom Radfahren zum Laufen der längsten Distanz da sein sollte. Letzendlich hat das auch geklappt, nur anfangs war ich etwas irritiert von den ganzen Läufern, die bereits auf der Strecke waren, so dass ich nicht sicher war, ob ich zu spät sei. Aber dann kam der erste der längsten Distanz von der Radstrecke. Mein Triathlet, also der, wegen dem ich da war, kam schon als neunter vom Radfahren. Ich hatte erst Sorge, dass ich ihn vielleicht gar nicht erkenne im Triathlon-Trikot und mit Helm, aber schon von Weitem konnte ich ihn identifizieren. Nachdem er mich in der Wechselhektik gar nicht gesehen hatte, habe ich mich gleich mal günstig an der Laufstrecke platziert und ihm, als er vorbeikam zugewunken. Mehr als ein gequältes Lächeln habe ich nicht bekommen. Die Laufrunde, die insgesamt drei mal durchlaufen werden musste, kreuzte meine Position zweimal. Als er zum zweiten Mal in Runde eins vorbeikam, sah er noch weniger fit aus. Das fiel sogar den Leuten, die neben mir standen, auf. Das packt er schon, der kann doch beißen, dachte ich. Und das konnte er wirklich. Als es schließlich auf die letzte Runde ging, konnte er sogar grinsend meine Hand abklatschen. Wievielter er geworden ist, weiß ich nicht, weil die Ergebnisse noch nicht raus waren, als ich gegangen bin. Aber für die ersten zwanzig sollte’s schon gereicht haben.
Jedenfalls ist mir klar geworden, dass die Triathleten schon ein seltsames Völkchen sind. Wie groß muss denn der Endorphinrausch sein, dass man sich tatsächlich 5 1/2 Stunden quält (mal ganz abgesehen von den unzähligen Trainingsstunden)? Das Laufen war nämlich bestimmt eine Qual bei dem überraschend schönen Wetter. Und dass dann noch mit 110 km Radfahren und 2500 m Schwimmen in den Beinen. Nach dem Zieleinlauf hatte ich noch Gelegenheit mit meinem Triathleten zu reden. Das Laufen war wohl nicht ganz so gut. Grinsend (muss wohl der Endorphinrausch gewesen sein) teilte er mir mit, dass er gar nicht seine Schuhe ausziehen wolle. Mein verständnisloses ‚warum?‘ beantwortete er mit einer kleinen Drehung seines rechten Fußes und präsentierte mir damit einen bereits an der Außenseite des Laufschuhs sichtbaren Blutfleck. Was soll man dazu sagen. Eben ein seltsames Völkchen diese Triathleten.
Insgesamt war’s aber sehr interessant und deutlich spassiger zum Zuschauen, als ich erwartet hatte. Beeindruckt war ich von manchen Männern, die ein doch ein recht ansehnliches Bäuchlein mit über die L-Distanz geschleppt haben. Auch nicht schlecht war ein junger Mann, dessen Laufanzug so eine unvorteilhafte Farbe hatte (apricot?), dass er vom Schweiß fast durchsichtig war und dem Zuschauer wirklich nichts verborgen blieb. Glücklicherweise konnte man die Startnummern ja auch als Lendenschurz verwenden. Aber auch ein optisches Highlight sind gelbe Trikots, vom Schweiß durchnässt, über dunklen Brusthaaren getragen. Das Beste ist aber eigentlich, dass man das ganze mit einer verständnislosen Faszination beobachtet und sich immer wieder wundert, wieviele Menschen diesen Wahnsinn mitmachen. Ich denke, ich bin auf jeden Fall mal wieder dabei, als Zuschauer selbstverständlich. Vielleicht schaffe ich’s dann auch mal zum Schwimmen und Radfahren.