Der Herr Gartenhein hat ja recht spät angefangen unsere Sprache zu sprechen. Geredet hat er schon immer viel. Richtige Ansprachen hat er gehalten und heftig dazu gestikuliert, nur leider konnte man kein Wort verstehen. Inzwischen spricht er ganz hervorragend und auch ausgesprochen viel. Nur manche Wörter verwendet er noch nicht ganz richtig. Hier eine kleine Auswahl.

auf deutsch / auf englisch: Das Anschauen von Kinderserien auf Youtube bringt mit sich, dass hin und wieder mal ein Video auf englisch (oder auch mal koreanisch) ist, was den Herr Gartenhein wenig stört. Meistens machen wir das Video dann aus und suchen es ihm auf deutsch. Dummerweise glaubt er jetzt wohl, dass „auf deutsch“ „gut“ bedeutet und „auf englisch“ „blöd“. So sagt er mir im Auto, dass er nicht die blöde Musik (Radio) hören will, sondern die Musik „auf deutsch“. Damit meint er die Beach Boys CD, die er auch begeistert mitsingt („Wockänwoll, wockänwoll!“) und die ja nun wirklich nicht auf deutsch singen. Wenn er also was „auf deutsch“ hören oder sehen will, bedeutet das, er möchte etwas bestimmtes sehen, was ihm gut gefällt.

verschimmelt heißt für den Herr Gartenhein, dass etwas unordentlich ist. Wie der Zusammenhang zustande kommt weiß ich nicht. Bemerkt er abends im Bett, dass seine Autos nicht in Reih und Glied geparkt sind (ja, die sind in seinem Bett geparkt, jeden abend so zwischen 5 und 25 Stück), fragt er mich, warum ich seine Autos so verschimmelt da hingestellt habe. „Alles verschimmelt! Boah, echt!“

steuern: Glücklicherweise sind seine Kindergartenfreunde auch eher alle Autofreaks, so dass wir in der „Ich schieß Dich tot!“-Phase noch nicht angekommen sind. Gestern lief er aber wieder mal mit einem „Steuergerät“ (es war ein abgebrochener Meterstab (früher nannte man das Zollstock)) durch die Wohnung und wollte den Tiger „steuern“. Ich glaube ja er meint damit erschießen, aus irgendeinem Grund sagt er aber hartnäckig steuern. Soll ich ihm vielleicht beibringen, dass das besser besteuern heißen sollte?

umfangen: Diese Woche waren wir im Freibad. Da hat es auch ein Rutsche. Keine ganz große, aber auch keine ganz kleine. Freigegeben ohne Begleitpersonen ab 6 Jahre. Nachdem ich einmal mitgerutscht bin, rutschte er alleine. Das ist mir lieber. Ich hab da so ein Freibad-Rutschen-Trauma aus meiner Kindheit. Die Rutsche in unserem Freibad hatte wohl früher nicht so viel Wasser und richtig gut rutschte es nur, wenn man „den Badeanzug zwischen die A****backen“ geklemmt hat. Das haben wir als Kinder natürlich immer gemacht. Zwischendurch sind manchmal Muttis mit ihren Kindern gerutscht. Die haben natürlich den Badeanzug auf den Backen gelassen und rutschen dann mit gefühlten 2 km/h die Rutsche runter. Die haben genervt und wir fanden sie furchtbar peinlich. Irgendwann als Jugendliche hörten wir deshalb auf zu rutschen. Wer will schon vor den Pubertierenden Klassenkameraden sein Hinterteil zumindest halb entblößen. (Einen ganz besonderen Anblick bot auch die Rutsche von unten, wo man dann die plattgedrückten, halbnackten Hintern durch das blaue Plastik schimmern sah.) Jedes Mal, wenn ich jetzt auf eine Freibadrutsche muss, frage ich mich, ob die auch gut rutscht, oder ob ich gleich die peinliche dicke Mutti bin, die mit ihren Kindern die Rutsche verstopft. Bisher ist das zum Glück nicht passiert. Aber ich war trotzdem ganz froh, dass der Herr Gartenhein allein rutschte. Allerdings musste ich ihn am Ausgang der Rutsche erwarten und „umfangen“. Das ist wohl eine Mischung aus auffangen und umarmen, die ich irgendwie nett finde. Vor allem wenn er sein „Und Du musst mich unten umfangen“ mit einer großen Umarmungsgeste untermalt.

Weckweckqueen: Es ist ja schon ein bisschen sadistisch, den Held aus Disney Cars auch in der deutschen Synchro Lightning McQueen zu nennen, wo die Zielgruppe 3+-Jährige Kinder sind, die in der Regel des englischen nicht mächtig sind. Und so tönt es bei uns immer „Ich bin der schnellste Cars. Ich bin Weckweckqueen!“ Wobei sich auch hier täglich Verbesserungen der Aussprache einstellen. Wer weiß, vielleicht kann er den Name bald schon richtig aussprechen.

Dinge, die der Herr Gartenhein nicht mehr essen will, sind bei ihm meistens alt. Das kommt vermutlich daher, dass man ihm manchmal den bereits abgelaufenen Joghurt mit den Worten „Der ist schon alt“ gegen einen neuen austauscht (und den alten dann selbst isst). Manchmal kommt dann von ihm „Das will ich nicht mehr essen, das ist schon alt.“ am liebsten noch mit der Ergänzung „Das kann der Schlökerich essen!“. Als alt bezeichnet er aber auch Dinge, die schmutzig sind. Da heißt es dann „Guck mal Mama, das ist ganz alt. Das musst Du abwaschen.“

Und so haben wir täglich Freude an den Ausführungen unseres Vierjährigen. Schließlich muss man es genießen, solange sie noch mit einem Reden. Oder sehe ich das falsch?