Tagebuchbloggen im Oktober
von alasKAgirlOkt 5
Nachdem ich den Tagebuchfünften im September wegen urlaubsbedingter Internetlosigkeit ausgelassen habe, bin ich heute wieder dabei.
Mein Tag beginnt um sieben Uhr, als ich höre, dass der Herr Gartenhein aufsteht. Ich fange ihn im dunklen Treppenhaus ab und wir gehen runter. Unten werde ich langsam wach und räume erst mal die Spülmaschine ein. Unter der Woche macht D. das abends noch, am Wochenende mache ich das morgens. Während der Herr Gartenhein sich auf Kikaninchen.de Pipi Langstrumpf anschaut, verschwinde ich unter der Dusche. Dann erklärt der Herr Gartenhein, dass er Hunger hat und Gummibärchen frühstücken will. Ich will das nicht. Wir einigen uns auf Toast mit Schokocreme. Das isst er nicht so oft. Das letzte Glas hat bestimmt ein halbes Jahr gehalten.
Draußen regnet es ununterbrochen und der Nebel hängt sehr tief. Gut, dass ich ausgerechnet heute zum Wandern verabredet bin. Ich grübele, was ich anziehen soll und beschließe meine Regenjacke noch zu imprägnieren. Hatten wir nicht neulich im Keller das Spray gefunden? Also suche ich im Keller nach dem Spray und finde erstmal nur ein Anti-Fussgeruchspray, unbenutzt. Warum haben wir sowas? Schließlich finde ich auch das Imprägnierspray, aber leider weigert es sich aus der Dose zu kommen. Die ist vermutlich so alt, dass kein Treibmittel mehr in der Dose ist. Naja, also wandern ohne imprägnierte Jacke. Dann entscheide ich spontan, dass es bestimmt sinnvoll ist, Wanderschuhe anzuziehen. Die einzigen in unserem Haushalt verfügbaren, hat mein Schwesterchen mal mitgebracht, weil sie ihr zu klein sind. Da meine kleine Schwester etwa 1,5 Schuhgrößen größere Füße hat als ich, probiere ich die Schuhe und entscheide, dass das schon gehen wird. Dann packe ich meinen Wanderrucksack und suche die Regenhose. Zwischendurch wird der Schlökerich wach und ich ziehe ihn an. Außerdem wecke ich D., weil ich gleich los muss, nehme meine Wandersachen und sage den Kindern tschüss. Mit dem Auto geht’s nach Bad Liebenzell. Ich komme kurz vor dem Zug mit meinen Wanderfreunden um 10:09 Uhr an und kann noch kurz Geld holen und Regenhose und Wanderschuhe anziehen. Dann geht es los. Wir wollen heute durch das „wildromantische“ Monbachtal wandern. „Wildromantisch“ im Bezug auf Wanderwege, bedeutet meist, man wird dreckig, nass oder zerreißt sich die Klamotten. Oder alles zusammen. Am Anfang führt der Weg noch über normale, gut ausgebaute Waldwege stetig bergauf. Den Monbach sieht man im Tal unter sich plätschern. Schließlich kommen wir zu dem Teil des Weges, wo man direkt rechts oder links des Bachbettes läuft, diverse Bachquerungen inbegriffen. Die Bachquerungen sind wohl für schöne Sommertage konstruiert. Bei strömendem Regen sind die teilweise überflutet. Wir springen also von einem halb überfluteten Stein zum anderen. Die Wanderschuhe sind dicht, aber leider läuft irgendwann das Wasser oben rein. Mit normalen Schuhen hätte ich kaum eine Chance gehabt auf den glitschigen Steinen zu laufen. Und das ganze setzt Adrenalin frei. Vor allem, weil hin und wieder mal ein Stein wackelt. Ich denke drüber nach, dass es eine gute Idee gewesen wäre, Wechselklamotten mitzunehmen und diese in einem fremden Rucksack zu deponieren. Die letzte Bachquerung ist so überflutet, dass sich zwei Drittel der Wandergruppe nicht rüber trauen. Wir krackseln also am gegenüberliegenden Bachufer lang, wo definitiv kein Weg ist. Wir ducken uns unter Zweigen, halten uns an Bäumen fest, klettern auf allen vieren Steile Abhänge hoch, balancieren auf (teilweise wackeligen) Steinen direkt über dem Wasser. Also eher wild als wildromatisch. Ein Abenteuer. Schließlich kommen wir zur wohl komfortabelsten Bachquerung, einer Brücke. Dort werden wir mit dem mutigeren Drittel der Wandergruppe wieder vereint. Der wilde Teil ist nun vorbei und außer nassen Füßen und regennassen Jacken sind wir alle trocken geblieben. Zwei Wanderer hinter uns hatten nicht so viel Glück und einer von beiden stürzte in den Monbach. Am Ende des Weges entdecken wir auch das Hinweisschild zur Hochwasserumgehung unseres Wanderwegs. Nunja, jetzt ist es zu spät. Ohne Dauerregen (und deshalb stark wasserführendem Monbach) ist das bestimmt wirklich eine wunderschöne Tour.
Nun geht es die letzten 600 m bergauf, bis wir in Monakam, unserer Raststation, ankommen. Ein Anwohner schaut uns klatschnasse Wandergruppe etwas belustigt an. Wer wandert schon im strömenden Regen durchs Monbachtal?! Eingekehrt wird im „Hirsch“, wo ich das einzige vegetarische Hauptgericht auf der Karte bestelle: Kässpätzle (ich hatte extra gefragt, ob die auch echt ohne Fleisch sind). Die anderen essen verschiedenes Fleisch mit Beilage. Gemüse braucht man wohl in Schwaben nicht. Aber es sind alle zufrieden. Dazu gibt’s Federweißer. Nachtisch gibt es keinen, also wechseln wir die Location. Im Café Monachorum gibt es beeindruckenden hausgemachten Kuchen und sehr leckeres Eis. Ich esse nur zwei Kugeln Eis, die anderen testen mehrere Kuchen. Und weil wir ja die Irren sind, die im Regen im Monbachtal wandern, sitzen wir auch im Monachorum draußen. Pünktlich zum nächsten Regenguss sind wir fertig und machen uns auf den Weg zurück nach Bad Liebenzell. Der direkte Weg ist nicht so weit. Einfach immer bergab und dann sind wir wieder in Bad Liebenzell. Bis der Zug der Wanderfreunde nach Hause fährt, haben wir noch kurz Zeit und trinken in der Kneipe gegenüber des Bahnhofs noch einen grottenschlechten Kaffee. Wie kann es sein, dass Kaffee aus dem Vollautomat schmeckt wie Instantkaffee?
Um kurz vor fünf verabschiede ich die Wanderfreunde am Zug und fahre durch dichten Nebel zurück nach Hause, wo mich meine Jungs schon freudig erwarten. Der Dauerregen hat endlich aufgehört und die Jungs wollen noch zum Spielplatz. Wir entscheiden zum Spielplatz im Flugfeld zu fahren, da dort die Wassermassen schneller versickern. Dort treffen wir auf Bekannte von früher, halten einen kurzen Schwatz und werfen einen Blick auf ein neues Baby. Die Jungs klettern, „rutschen“ (bei 100 % Luftfeuchte mit Baumwollhosen auf Metallrutschen nur bedingt möglich) balancieren, rennen und spielen Fußball bis es dunkel wird. Dann fahren wir weiter zum real, die Kinder essen jeder ein Fleischkäsebrötchen, wir kaufen ein, was wir noch brauchen und schauen uns in der Spielzeugabteilung um.
Gegen viertel vor neun sind wir wieder zuhause. Die Jungs spielen noch kurz, ich schaue, was es neues im Internet gibt und D. fängt an zu kochen. Nachdem sich der Schlökerich, wie jeden Abend, die Windel befüllt hat, werden die Schlafanzüge angezogen und die Jungs ins Bett gesteckt. Das mache ich ausnahmsweise alleine, da D. noch in der Küche steht. Klappt erstaunlich gut. Als beide im Bett liegen, gibt es auch für uns Abendessen. Nudeln mit Pilzen und Salat, sehr lecker. Dazu ein paar Minuten „2012“ (mein Gott, ist der schlecht!) und dann Papillon auf rbb, den ich müdigkeitsbedingt nicht zu Ende schaue.
Und so geht er zu Ende der 5. Oktober. Mit Abenteuerwanderung, erstaunlich wenig Blasen trotz unbekannter Wanderschuhe, mit vielen Neuigkeiten der Wanderfreunde, mit Lachen, mit Spielplatztoben und leckerem Essen. Nur mit Sonne wär’s noch besser gewesen.
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