Rechte und Pflichten
von alasKAgirlJul 24
Vor einiger Zeit sagte der Herr Gartenhein zu mir, dass er, wenn er in die Schule käme, dann ja auch ganz viel im Haushalt helfen müsse. Das fände er doof. Ich war amüsiert und irritiert und fragte, wo er denn den Blödsinn her hätte. Ich finde nicht, dass Kinder Pflichten wie Spülmaschine ausräumen, Müll rausbringen usw. brauchen. Kochen, putzen, Wäsche waschen bleiben weiter unsere Aufgaben. Dennoch gibt es Dinge, von denen ich langfristig möchte, dass die Kinder die selbständig erledigen. Ich fände es schön, wenn die dreckige Wäsche im Wäschekorb landet, statt in den Zimmern zwischen Lego und Büchern zu liegen. Und wenn sie größer sind, dann sollten sie auch irgendwann mal ihre saubere Wäsche selbst in den Schrank räumen. Ich möchte, dass die Kindern ihre Jacken an den Haken hängen, statt sie auf die Treppe zu schmeißen. Außerdem sollen sie sich dran gewöhnen ihr Spielzeug in ihren Zimmern zu lassen bzw. dort wieder hin zu tragen. (Im Moment verteilt leider noch ein Fast-Kleinkind überall alles.) Grundsätzlich wünsche ich mir auch, dass die Kinder die Schule als ihre Aufgabe sehen. Ich möchte nicht an Hausaufgaben erinnern müssen und jeden Tag den Ranzen kontrollieren, ob auch nichts vergessen ist. Ich weiß, dass das heute ziemlich unüblich ist, aber ich halte es nicht für verkehrt, wenn Kinder früh verstehen, dass sie die Schule für sich und nicht für mich besuchen.
Dazu passt auch ein Gespräch, das ich neulich mit dem Herr Gartenhein hatte. Er meinte, bald würde er in die Schule gehen und müsse dann immer lernen und dürfe nicht mehr spielen. Wo hat er das her? Wer erzählt Kindern sowas? Ich erklärte ihm dann, dass Lernen was normales ist und dass es Spaß macht. Als Beispiel führte ich seinen Bruder an, der im letzten Jahr krabbeln, sitzen und laufen gelernt hat. Nicht weil er musste, sondern weil er wollte. Und genauso ist es mit der Schule. Er darf da hingehen und lernt neue Dinge. Nicht weil er muss, sondern weil er darf.
Was ich zusätzlich möchte, ist das die Kinder ein Pflichtbewusstsein entwickeln. Das heißt für mich im Moment, dass ich regelmäßige Termine der Kinder genauso wichtig einstufe, wie die eigenen. Wenn man sich fürs Kinderturnen entschieden hat, dann geht man da auch hin (außer man ist krank). Auch wenn es warm ist und man auch ins Freibad könnte, auch wenn der beste Freund keine Zeit hat und auch, wenn die Mama gar keine Lust hat hin zu fahren. (Mich wurmt noch immer, dass der Schlökerich einmal sein Turnen verpasste, weil ich dienstlich den ganzen Tag unterwegs war.) Und das ist auch der Grund, warum ich die Nachmittage der Kinder nicht so gerne mit zu vielen Dingen vollpflastere. Im Mai und Juni hatten wir Dienstags Schwimmkurs, Mittwochs Sport für den Herr Gartenhein und Donnerstags Turnen für den Schlökerich. Das war schon manchmal anstrengend. Vor allem wollte der Herr Gartenhein sich noch gerne mit seinen Freunden treffen, die ebenfalls verschiedene Nachmittagstermine haben und das wurde dann schon manchmal kompliziert.
Wie man sieht, verlange ich von meinen Kindern nur die Erfüllung von „Pflichten“, die sie direkt betreffen. Aber was mich ja wirklich mal interessieren würde ist, wer den Kindern so viel Angst macht vor der Schule. „Der Ernst des Lebens“, „nur sitzen und lernen“, usw. Das ist doch alles Blödsinn. Leben ist Lernen und Lernen ist Leben. Und der Ernst des Lebens, den trifft man nicht in der Schule, sondern überall. Und so schlimm ist er meistens auch nicht.
3 Kommentare
Kommentar von Kirsten am 24. Juli 2015 um 23:49
Darf ich fragen, weshalb Du nicht möchtest, dass Deine Kinder kleinere Aufgaben im Haushalt übernehmen? Generell nicht? Bis zu einem bestimmten Alter nicht?
Wir haben relativ spät damit angefangen (die Fünfjährige macht immer noch so ziemlich, was sie will), aber bei den Größeren erwarte ich schon gewisse Aufgaben. Mein Traum ist ja, dass sie spätestens als Jugendliche (allerspätestens mit 18, aber das müsste ja schon früher, mit 16 oder so möglich sein) echte und dann natürlich auch ziemlich gleichberechtigte Mitbewohner sind. Und dazu gehört dann natürlich ein Anteil am gemeinsamen Haushalt, wir wohnen da ja schließlich alle und machen alle unseren Teil an Dreck und Unordnung. Wie ist da Deine Meinung?
Kommentar von alasKAgirl am 25. Juli 2015 um 00:25
Ich finde eigentlich, dass die Kinder mit Schule, dem was ich erwähnt habe und ihren Zimmern (die hatte ich vergessen), genug tun. Wenn dreckiges Geschirr bei oder in der Spülmaschine landet und die Dreckwäsche den Weg in die Wäschetonne findet, reicht mir das. Das Wäsche waschen werde ich ohnehin nie abgeben, solange ich noch in den Keller laufen kann. Zu putzen bleiben am Ende ja nur Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad und Küche und das müssten wir ohne Kinder auch putzen. Gut, da wäre es vermutlich weniger schmutzig.
Später werden wir vielleicht das Modell anwenden, dass meine Eltern mit uns hatten. Als meine Mutter wieder mehr arbeiten ging, schaffte sie das Putzen nicht mehr allein. Sie hat uns dann angeboten, dass wir gegen Geld Aufgaben fest übernehmen. Ich hab für 15DM mehr Taschengeld im Monat einmal in der Woche das Bad geputzt. Meine Geschwister hatten auch Putzaufgaben, so dass für meine Mutter weniger zu putzen blieb. Die Alternative wäre eine Putzfrau gewesen. Ich finde die Lösung so genial, weil man sich dadurch jede Diskussion übers Helfen spart. Durch die Bezahlung ist es eine klare Abmachung gewesen.
Meine Erfahrung war, dass die Pflichten im Haushalt in anderen Familien ein großes Konfliktpotential hatten. Es gab Ärger, weil Aufgaben nicht oder schlecht ausgeführt wurden. Und am Ende waren die Eltern sauer und die Kinder genervt. Dafür wären mir meine Ressourcen zu schade. Statt eine halbe Stunde übers Bad putzen zu streiten, putz ich lieber selbst.
Ich glaube nicht, dass zur Persönlichkeitsbildung Pflichten im Haushalt nötig sind. Die Regeln eines guten Zusammenlebens lernt man auch so.
Aber das ist nur meine Meinung. Wenn es bei Euch gut klappt, ist es ja auch toll. Ich habe darüber auch schon mit einer Mutter mit zweistelliger Kinderzahl gesprochen. Sie meinte, wenn jedes ihrer Kinder nur 10 min hilft, hat sie 2 Stunden gespart. Das fand ich auch eine sehr einleuchtende Rechnung. Ist eben jede Familie anders. Im Moment sehe ich noch keinen Grund dazu, meine Kinder um mehr Mithilfe zu bitten. Vielleicht rede ich da in 8 Jahren schon ganz anders. Wer weiß das schon 😉
Kommentar von Kirsten am 26. Juli 2015 um 22:45
Oh, ich finde das einfach interessant, wie jede Familie das so regelt. Ich kenne eine Erwachsene, die sagte, dass ihre Mutter nicht wollte, dass sie als Kind im Haushalt mithilft, weil sie das später als Erwachsene noch lange genug machen muss. Klingt sehr liebevoll, finde ich 🙂
Für mich ist es tatsächlich entlastend, wenn die Kinder mithelfen und immer, wenn ich mal wieder den „ich kann nicht mehr“ Anfall habe, fällt mir auf, dass es mal wieder ziemlich eingeschlafen ist mit der Mithilfe.
Außerdem überlege ich, wie sinnvoll der Lerneffekt ist. Ich habe das Gefühl, ich bin in der Familie die einzige, die Wäsche richtig aufhängen kann – so, dass man sie möglichst faltenfrei wieder abnehmen kann. Das darf nicht so bleiben, das müssen andere auch lernen, genau wie ich das von meiner Haushaltsschule-gestählten Mutter gelernt habe!
Wir haben momentan eine Putzfrau, so dass viele der anderen Aufgaben grad nicht anfallen. Aber für später ist das wirklich eine Idee, den Kindern anzubieten, sich dadurch was dazuzuverdienen.