Kind sein im Zeitalter der Kommunikation
von alasKAgirlFeb 3
Als Kinder waren wir manchmal nachmittags alleine zuhause. Da fanden wir es lustig Telefonstreiche zu machen. Wir haben einfach zufällig Nummer gewählt (manchmal haben wir die sogar ausgewürfelt), irgendwelchen Quatsch erzählt und wieder aufgelegt. Der Nachbarsjunge hat manchmal sogar längere Gespräche mit den Leuten geführt, Rollen gespielt und improvisiert. Und im Hintergrund immer eine Horde gackernder Kinder. Wir hatten damals kein Telefon mit Lautsprecher. Ich weiß nicht mal, ob es das schon gab. So konnten die Zuschauer die Reaktionen der Angerufenen auch immer nur erahnen. Natürlich durften wir keine Telefonstreiche machen. Aber das war vor Rufnummerübermittlung, vor CLIP und vor Einzelverbindungsnachweisen. Wir waren also völlig auf der sicheren Seite. Die Kinder heutzutage haben es damit schon schwerer. Um Telefonstreiche zu machen, müssen sie erstmal lernen, wie man das Senden der Rufnummer unterdrückt. Als nächstes müssen sie wissen, wie man die Wahlwiederholungsliste löscht und dann noch hoffen, dass die Eltern den Einzelverbindungsnachweis nicht so genau anschauen.
Ähnlich wie Telefonstreiche sind ja Telefone in den Händen kleiner Kinder. Früher hatten die Telefone noch Wählscheiben. Für kleine Hände war es bestimmt schwieriger dort eine lange Nummer zu wählen, als es auf den heutigen Tastentelefonen ist. Klar haben kleine Kinder auch mal irgendwo angerufen, aber auch hier gab es keine Rufnummerübermittlung und keine Einzelverbindungsnachweise. Und das Kind hat bei Fremden angerufen. Bei den heutigen Telefonen und Handys ist man mit zwei Tastendrücken im Adressbuch und kann da jemand anrufen. Da ruft dann das Kind nicht morgens um sechs fremde Meschen an, was einem vielleicht kurz peinlich ist, sondern es ruft Menschen an, die man kennt. Freunde, die hinterher genau sehen können, wer einen um sechs Uhr aus dem Bett gescheucht hat. Unser Kleiner hat schon mehrmals die erste Nummer in meinen Adressbuch angerufen. Glücklicherweise noch nicht um sechs Uhr morgens, aber unglücklicherweise ist es eine Nummer im Ausland. Vorsichtshalber habe ich jetzt meine eigenen Nummer ganz vorne hin gespeichert, so dass er nun mit meiner Mailbox telefonieren kann (wovon er sehr begeistert ist). Und während ich mich noch fürchte, dass er doch wieder jemandem im Ausland anruft, fällt mir ein, dass er aufgrund seines Namens wohl auch mal an erster Stelle in den Adressbüchern seiner Freunde stehen wird. Dann wird er mal derjenige sein, der von den Kindern seiner Freunde angerufen wird. Und dann gleicht sich doch alles irgendwie wieder aus. Oder nicht?
2 Kommentare
Kommentar von Antje am 3. Februar 2011 um 11:32
Wr haben eindeutig zu viele Ärzte im Telefon gepeichert.
Der Kleine ruft meistens die Frauenärztin an, aber zum Glück nach der Sprechstunde.
Kommentar von AnJu am 3. Februar 2011 um 12:00
Seltsam, was er wohl von der Frauenärztin will 😉