Wenn man ein Kind hat, dann passiert es einem immer wieder, dass einen jemand, vorzugsweise andere Mütter, mit großen Augen anschaut und den Satz sagt: „Das kannst Du doch Deinem Kind nicht geben!“ Besonders häufig passiert das bei Lebensmitteln. Es gibt nämlich eine Reihe von „Regeln“, was ein Kind essen darf und was nicht und vor allem wann. Viele Mütter orientieren sich ja punktgenau an irgendwelchen Ernährungsplänen. Bloß keine Beikost (so heißt das, wenn Babys was anderes außer Milch bekommen) vor dem 7. Monat. Möglichst lange (was auch immer das heißt) keine glutenhaltigen Lebensmittel, also z.B. Brot, Zwieback, Grießbrei. Unbedingt keine Karrotte am Anfang. Fisch und Ei im ersten Lebensjahr tabu. Am besten bis zum Schulanfang nur ungewürztes Essen und keinen Zucker. Keine säurehaltigen Lebensmittel wie Orange, Ananas oder Tomate. Neulich habe ich auch noch gelesen, dass man keine harten Möhren und keine Trauben geben soll. Und Mittagessen gibts um 11 Uhr!

Wenn man sich da dann auf sein eigenes Gefühl verlässt, dann kommt es immer mal wieder vor, dass man was gefüttert hat, was man nicht „darf“. „Ihr gebt Eurem Sohn Ananas? Da wird er doch wund!“ Nein, wird er nicht und außerdem muss man das ja erst ausprobieren, bevor man es weiß. Und es schmeckt ihm gut. Warum also nicht. Und warum soll ein fünf Monate altes Kind nicht auf Weißbrot lutschen? Oder Zwieback? Und warum darf ein zehn Monate altes Kind keinen Fisch probieren oder ein hartgekochtes Ei verdrücken? Standardantwort: Wegen der Allergene. Achso. Keiner weiß was es ist, aber es hört sich böse an. Und sobald das Kind dann 12 Monate alt ist, ist jegliche Gefahr gebannt und es stehen ihm alle kulinarischen Möglichkeiten offen. Glücklicherweise habe ich jetzt neulich die Leitlinie Allergieprävention gefunden. Die wichtigsten Sätze:

Die zu der Zeit in Deutschland existierende Empfehlung, Beikost nicht vor dem vollendeten 4. Lebensmonat einzuführen, ist aus ernährungswissenschaftlicher Sicht sinnvoll. Für einen präventiven Effekt durch eine Verzögerung der Beikosteinführung über den vollendeten 4. Lebensmonat hinaus gibt es keine gesicherten Belege. Sie kann deshalb nicht empfohlen werden.

Für einen präventiven Effekt einer diätetischen Restriktion durch Meidung potenter Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege. Sie kann deshalb nicht empfohlen werden.

Es gibt Hinweise darauf, dass Fischkonsum des Kindes im 1. Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen hat.

Dankeschön! Ich hab mich nämlich schon gefragt, warum ein Kind sechs Monate gestillt werden muss sollte, wenn es doch nach vier Monaten körperlich dazu in der Lage ist, andere Lebensmittel zu verarbeiten. Noch dazu, wenn es ganz offensichtlich was anderes außer Milch haben will. Und warum ein Datum darüber entscheiden soll, wann das Kind dazu in der Lage ist, weiß ich auch nicht. „Nein, heute gibt’s nur Milch. Morgen, da wirst Du sechs Monate alt, da kannst Du dann Pastinakenbrei bekommen.“ Dabei sieht man doch, wie unterschiedlich sich Kinder entwickeln. Fast überall wird das immer wieder erwähnt, nur bei der Ernährung gibt es starre Pläne für alle Kinder.

Also liebe Mütter, macht Euch keinen Stress. Macht wie ihr denkt und wie Euer Kind will, solange ihr nicht meint, eine Milchschnitte sei eine vollwertige Mahlzweit und Bier ein gesundes Getränk für Kinder ;-). Achso, und Honig, den darf man wirklich nicht geben (steht normalerweise auch auf jedem Honig drauf). Das kann nämlich zu Säuglingsbotulismus führen.