Das Nintendodilemma
von alasKAgirlJan 22
Der Herr Gartenhein will einen NintendoDS. Ich will das nicht, weil ich finde, mit fünf ist er noch zu jung dafür. Leider zieht das Argument nicht, weil sein bester Freund bereits seit er vier ist einen hat. Und zwei Spielekonsolen. Und ein iPad. Wir argumentieren also wie meine Eltern früher. Es ist teuer und die Spiele sind teuer und dann gibt es immer nur ein neues zum Geburtstag und so weiter und so fort. Ich verfluche täglich die Eltern, die ihren Fünfjährigen Spielekonsolen kaufen, denn nur deshalb muss ihre darüber diskutieren.
Mein Dilemma bei der Sache ist, dass ich als Kind einen Gameboy wollte. Aus oben genannten Gründen hab ich aber nie einen bekommen. Meine Schwester erfuhr das Gleiche. Wir haben uns manchmal einen ausgeliehen und gespielt bis die Daumen brannten. Oder wir standen Stunden im Supermarkt an den Ausstellungsgameboys und spielten Tetris und Dr. Mario. Der jahrelange Wunsch meines Bruders nach einer Carrera Rennbahn wurde zum 18. Geburtstag erfüllt. Ich musste ca. 20 Jahre warten, bis ich glückliche Besitzerin eines Gameboy Color mit SuperMarioLand wurde und noch mal länger, bis ich auch Dr. Mario hatte.
Aber unsere Kindheit war nicht gänzlich schlecht. Wir hatten eine Atari Spielekonsole aus den 80er Jahren. Als Kinder haben wir dort Joysticks bei Decathlon gekillt, über den Sinn von ET und Ghostbusters gegrübelt, Raumschiffe abgeschossen, mit Lily Abenteuer erlebt, uns in Summer- und Wintergames gemessen. Als Teenager haben wir die Konsole immer noch manchmal ausgepackt, obwohl sie da schon hemmungslos veraltet war. Ich habe jeweils mindestens eine Nacht gebraucht, um beim Tontaubenschießen alles zu treffen, beim Skislalom jedes Tor zu durchfahren und bei Qbert für jedes Level den besten Hüpfpfad auszuklügeln.
Als ich 16 war, habe ich meinen Vater erfolgreich davon überzeugt, dass wir bei der nächsten Aldiaktion einen Computer kaufen müssen. Damit eröffnete sich uns die Welt der Computerspiele. Ich habe nur ein paar Spiele gespielt. Dungeon Keeper, Duke Nukem und Age oft Empires. Die dann aber dafür ganze Nächte durch.
Im Studium hatte ihre für so was keine Zeit mehr. Da habe ich meine Zeit dann mit Snood (aka Frozen Bubbles etc.) und Battlemail (kennt das noch wer) verplempert. Und auch jetzt noch, kann ich zum zehnten Mal versuchen das letzte Level von Dr. Mario zu knacken, statt ins Bett zu gehen. Ein Grund dafür, dass der GameBoy nicht in Sichtweite liegt.
Worauf ich hinaus will: Ich kann sehr gut verstehen, dass der Herr Gartenhein eine Nintendokonsole will. Es macht nämlich Spaß. Ich finde aber, dass er alt genug sein soll, um das auch zu können. Gestern hat er probeweise mal meinen GameBoy bekommen. Er kommt bei SuperMarioLand manchmal bis zum 2. Pilz. Und das, obwohl die GameBoysteuerung denkbar einfach ist. Ich hab ihn dann zuschauen lassen, als ich gespielt habe. Mit dem Erfolg, dass er sich fürchtete, als die Prinzessin nicht die echte war und als Springmaus weghüpfte. Ich sag’s doch. Er ist zu jung! So teilweise sieht er das ein. Aber trotzdem gibt es immer wieder Diskussionen. Irgendwann werde ich ihm eine Konsole kaufen. Schon allein, damit er nicht in 30 Jahren darüber bloggen muss, welch schreckliche Kindheit er hatte.
7 Kommentare
Kommentar von Mamamotzt am 23. Januar 2015 um 12:48
Die Brillanten haben Zugriff auf meine Büro-Technik, dazu zählt das iPad und ein iPod. Inzwischen haben sie auch eigene Smartphones, die großen Brillanten zumindest.
Für unglaublich viel Daddelei langt das. Ich hege da gar kein Faible. Und möchte auch überhaupt nicht, dass noch mehr „Elektro-Kram“ ins Haus kommt.
Aber die Jugend geht zum Gegenangriff über, plant, sich vom eigenen Geld (was irgendwie reichlich geschenkt wird von Großeltern), selbst was zu kaufen.
Auf dieser Stufe hänge ich nun. Erlauben, nicht erlauben?
Durch Bevormundung in Finanzfragen ist mein Verhältnis zu Geld ziemlich gestört, ergo bin ich sehr zwiegespalten.
Über die Auswirkungen referierte ich auch zu ihnen, weil etliche Spielkameraden durch übermäßigen Konsum nicht altersgerechter Spiele (im Alter von 5 oder 6 Jahren) wirklich auffällig wurden. Mittelgutes aber verständliches weil selbst nachvollziehbares Argument.
Gutes Thema, auf jeden Fall!
Kommentar von Die Schwester mit Kindern am 23. Januar 2015 um 15:48
Wir sind an Weihnachten eingeknickt! Aber mit klaren Absprachen klappt alles ganz gut bisher. Vielleicht zieht das Argument, daß man bei vielen spielen lesen können muß?
Kommentar von alasKAgirl am 23. Januar 2015 um 16:19
@Mamamotzt: Computer gibt es hier auch. Da dürfen sie auch selbständig auf kikaninchen.de oder bei der Maus spielen. Da gibt es vieles, was auch schon kleine können und ich finde das ausreichend. Ich finde, wenn sie alt genug sind um den Wert von Geld zu kennen, dann können sie sich selbst kaufen, was sie wollen. Meistens relativiert sich das dann schnell 😉
@SchwestermitKindern: Ich weiß, dass Eure Nintendos haben. Liegt aber wohl eher am älteren Kind, oder? Der hat ja ein geeignetes Alter.
Kommentar von bullion am 23. Januar 2015 um 19:38
Ich habe als Kind mit 9 oder 10 Jahren einen Game Boy bekommen. Bestes Weihnachten ever! Auch bei den eigenen Kindern würde ich viel früher nicht so gerne sehen. Reicht ja ohnehin mit den elektronischen Medien. Doch wenn Konsole, dann Nintendo! Irgendwann halt… 🙂
Kommentar von Die Schwester mit Kindern am 24. Januar 2015 um 21:38
Aber gewünscht hat SIE sich das wie verrückt. Er hatte sich ja schon damit abgefunden, daß er warten muß, bis er 10 ist ;-). Verrückter danach ist aber jetzt eindeutig ER und beide haben schon ihr Erspartes für ein neues Spiel geopfert, mir sind die zu teuer!
Kommentar von nikafee am 25. Januar 2015 um 14:09
Zitat:
„Aber unsere Kindheit war nicht gänzlich schlecht. “
Ich bin SICHER, deine Eltern sind entzückt über dieses Statement :-)))
Zum Thema: auch als Nichtmutter frage ich mich bisweilen, wie viele media ist sinnvoll, wachsen diese Knirpse schließlich damit auf. wir, das war irgendwie Grenzland. Wir kennen noch das Sendepausebild und Zeiten mit nur drei Programmen am Röhren(!)fernseher. Wenn man dicht davor stand, konnte man die Bildpünktchen sehen.
Wir hatten Kassetten mit Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen und später den ???.
Wir hatten Kameras, in die man Filme einlegte und die nach dem letzten Klick rsmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm machten und zurück spulten.
Wir haben rechnen gelernt mit den LÜCKkästen und schreiben mit dem Klassemännchen.
Wir hatten in der achten Klasse ITG-Unterricht mit Disketten und keinahnungwasfüreinemprogramm (irgendetwas grün auf schwarz)
Wir hatten Walkmen.
Im Biounterricht sahen wir Super-8-Filme mit Menschen aus den 70ern drin.
In Erdkunde gab es Dias.
So etwas wie das www war unvorstellbar für uns.
Wir kennen noch Telefone mit Wählscheibe.
Jedenfalls sitze ich bei meiner Freundin Dr. Wunderbar und ihr Sohn – 2,5 Jahre alt – bedient ihr iPad.
Er hat Bilderbücher, die mit ihm reden, wenn er sie mit einem Stift berührt.
Er wird vermutlich ein Handy haben, wenn er eingeschult wird und auch einen Computer.
Was sein Handy dann alles kann, will ich gar nicht wissen (mit etwas Glück ist auch Telefonieren dabei).
Jedenfalls: wider den Zeitgeist geht nicht. Aber wie viel Zeitgeist…keine Ahnung.
Ich wollte übrigens auch immer einen Gb oder noch besser einen Game Gear (Sega). Kostete 300 Mark und Mama wollte es nicht im Haus haben.
Ich hatte aber auch nie Nachholbedarf. Ich spiele höchstens mal GO online oder Memory.
Kauf ihm eine.
Lass ihn limitiert spielen und freu dich, dass er in eine welt hineinwächst, die so bunt ist. War unsere ja auch!
Kommentar von alasKAgirl am 25. Januar 2015 um 23:43
@nikafee: Ach, meine Eltern wissen schon, dass das nicht ernst ist 😉
Irgendwann kriegt er schon seinen Nintendo. Aber für Fünfjährige finde ich das noch ungeeignet. Bisher gibt es eben „nur“ Computer und beim Opa Tablet zum Spielen. Ich finde es aber sehr beeindruckend, wie die Kinder mit dem Touchpad am Notebook umgehen können und ohne lesen zu können wissen, wo sie klicken müssen. Ja, sie wachsen anders auf als wir. Der größte Unterschied ist wohl die ständige Verfügbarkeit von allem: Musik, Filme, Informationen und Kommunikation. Es ist spannend!