Heute hatte ich frei, musste aber trotzdem relativ früh aufstehen, weil zwei von drei Söhnen schon im neun einen Termin bei der Kieferorthopädin hatten zum Abdrücke machen. Die haben auch gemeckert über die frühe Uhrzeit in den Ferien.

Und als wir so durch den morgen fuhren, musste ich dran denken, wie das war, früher nach den fünf Tagen Fasnacht am Aschermittwoch wieder in die Schule zu gehen. Wie manche gar nicht geschlafen hatten, wie manche noch eine Fahne hatten und wie einige Lehrkräfte empört waren, dass niemand* die Lektüre „über die Ferien“ gelesen oder die Vokabeln wiederholt hatte.

Ich dachte drüber nach, wie Fasnacht war. Wie jeder Tag verplant war, wie wir schon Wochen vorher stundenlang für Karten für den Hexenball angestanden haben, wie wir über Kostüme nachdachten. In den fünf Tagen Fasnacht schien alles möglich. Die übliche Grüppchenbildung, die Grenzen, die zwischen den Schulen liefen, waren kurz aufgelöst. Menschen, die im Häs plötzlich viel interessanter wirkten und andere, die sich plötzlich daneben benahmen. Und am Ende küssten sich Menschen, die sich sonst nie gegrüßt hätten.

Fasnacht roch nach Alkohol, nach Rauchbomben. Fasnacht war kalte Füße und Stroh in den Haaren, verschmierte Schminke. Fasnacht war auch schwitzen in der Bar, schlechte Musik und Wodka Lemon.

Noch früher war Fasnacht vor allem der besondere Geschmack der billigen Bonbons. Donnerstag, Sonntag, Montag, Dienstag beim Umzug frieren, Süßkram sammeln, Berliner essen. Verkleidet durch die Straßen ziehen. Kinderball und Luftschlangen im Kinderzimmer.

Und dann bin ich weggezogen, wohin, wo sie Fasnacht nicht können. Nicht verstehen, dass man nicht Donnerstag bis Montag alles ignorieren kann, um am Dienstag die Innenstadt für einen Umzug zu sperren. Auch jetzt, wo wir am Rande der Fasnacht leben, ringe ich mit mir, weil Umzüge bereits Wochen vor Fasnacht stattfinden und die alles nur so halb richtig machen. Es wirkt alles so gezwungen und fühlt sich falsch an. Für mich zumindest.

Aschermittwoch also heute. Fasnacht ist was, was ich meinen Kindern nicht weiter geben kann. Ich hoffe sie finden ihr eigenen Ding.

*doch klar, manche schon. Die, die nicht mitmachen wollten bei Fasnacht.