Sexistische Spielzeugwerbung
von alasKAgirlDez 14
Es gibt einen nationalen Pakt für Frauen in MINT-Berufen. MINT bedeutet Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik. Im Rahmen dieses Paktes gibt es verschiedene Projekte, deren Ziel es ist, mehr Frauen für technische Berufe zu beigeistern, was aus verschiedenen Gründen politisch und gesellschaftlich gewollt ist. Der jährlich stattfindende Girls Day ist so eine Maßnahme. Ein wichtiger Punkt ist immer die Schaffung neuer Rollenbilder, die sich von den klassischen Rollenbilder unterscheiden. So sollen Mädchen schon früh lernen, dass auch Mädchen Mathe mögen und Ingenieurinnen werden können. Eigentlich wäre es wünschenswert, diese klassischen Rollenbilder den Kindern, z.B. durch Werbung, gar nicht erst einzutrichtern.
Negativ aufgefallen ist uns nun die Werbung und auch die Homepage der Firma Mytoys. Hier wird Spielzeug in Jungenspielzeug und Mädchenspielzeug unterteilt. Beim Durchklicken durch die „Mädchenwelten“ findet man unter anderem die Kategorie „Ich wäre gerne…“ Zur Auswahl stehen: Arzt, Friseurin, Küchen Chef, Prinzessin, Puppenmutti, Verkäuferin. Warum bei einigen Berufen die männliche, bei anderen die weibliche Form verwendet wird, weiß ich nicht. Zu kaufen gibt es alles passende Zubehör. Als Puppenmutti braucht mal unbedingt auch Staubsauger, Putzubehör, Toaster, Kaffemaschine, Bügeleisen und Handrührgerät, da Mutti sein mit Hausfrau sein identisch zu sein scheint. Außerdem gibt es noch Putztrolleys, weil Putzfrau wohl der einzige Beruf ist, dem eine Mutti nachgehen kann. Nein, man kann ja auch noch Verkäuferin im Supermarkt werden. Dafür kann man sich dann eine Registrierkasse kaufen. Erstaunlich an diesen ganzen Angeboten ist nicht nur, dass hier handwerkliche Berufe oder naturwissenschaftliches Spielzeug komplett ausgeklammert wird, sondern auch, dass es eine vergleichbare Kategorie bei den „Jungswelten“ nicht gibt. Mädchen haben also die Auswahl zwischen sechs verschiedenen Berufen (obwohl ich hier noch die Sekretärin vermisse), während Jungs die Welt offen steht. Vielleicht gibt es auch kleine Jungs, die gerne mit Küchen spielen und die sich von rosa Werbeseiten abschrecken lassen. Und vielleicht gibt es auch Mädchen, die Werkbänke mögen, Handwerker werden möchten oder auf Agenten und Spione stehen. Ganz sicher gibt es die! Aber welcher Junge wird sich die mit „Mädchenspielzeug“ betitelten Artikel zu Weihnachten wünschen wollen?
Der deutsche Werberat hat folgendes in seinen Grundsätzen stehen:
Vor allem dürfen keine Aussagen oder Darstellungen verwendet werden,
- die Personen wegen ihres Geschlechts, ihrer Abstammung, ihrer Rasse, ihrer Sprache, ihrer Herkunft, ihres Glaubens, ihrer politischen Anschauung, ihres Alters oder ihres Aussehens diskriminieren
Unsere Meinung, dass es diskriminierend ist, dass nur Mädchen Verkäuferinnen sein sollen, teilte der Werberat allerdings leider nicht. Die finden es ok, dass Supermarktkassen Mädchenspielzeug sind. Ihr könnt mich gerne für eine Kampfemanze halten oder das für überzogen halten, aber ich finde Werbung für Kinderspielzeug sollte geschlechtsneutral gehalten sein. Jeder sollte nach seinen Interessen und nicht nach seinem Geschlecht auswählen können. Und auch wenn das alles nur Kleinigkeiten sind, die Kleinigkeiten sind es, die das große Ganze machen!
3 Kommentare
Kommentar von stilhäschen am 15. Dezember 2011 um 09:17
Absolut Deiner Meinung! Vermutlich ist der Werberat da bloß nicht der richtige Ansprechpartner – jedenfalls solange mit dieser Kategorisierung nicht „wirklich“ geworben wird, sondern „nur“ das Sortiment sortiert. Vielleicht eher die Gleichstellungsbeauftragte?
Oder eine Boy(Girl?)kot-Aktion. Ach, man müsste nur mal…
Kommentar von Tanjita am 21. Dezember 2011 um 13:59
Ich hab zu genau diesem Thema letztens diesen Artikel gelesen, und war ehrlichgesagt schockiert. http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/1624853/
Wie kommt es, dass in der Bildung soviel dafür investiert wird, dass Mädchen naturwissenschaftliche und technische Berufe ergreifen, und die „Spielzeugmafia“ solche Mädchen/Jungen Trennungen einführt?
Grüße aus KA von der Naturwissenschaflerinnenfront….
Kommentar von AnJu am 21. Dezember 2011 um 14:56
Danke für den Link. Wirklich sehr erschreckend!