Die Zeit vergeht, ein Monat vorbei und Frau Brüllen fragt, was wir den ganzen Tag gemacht haben.
Ich stehe um 6:20 Uhr auf. Als erstes muss ich Brotdosen und Frühstück vorbereiten und um 6:45 Uhr die Kinder wecken. Um sieben wecke ich 2/3 nochmal. Dummerweise schlafen genau die beiden, die um 7:20 Uhr los müssen gerne länger, während der, der zur zweiten Stunde hat, schon wach ist. Sie schaffen es dann aber noch jeder ein Stück Kuchen zu essen, bevor sie sich auf den Weg machen. Sohn1 muss um acht zum Bus. Ich klappe schon vorher meinen Rechner auf und fange an zu arbeiten.
Draußen regnet es. Ich denke drüber nach, ob ich laufen gehen will, lasse es aber dann, wegen Regen und zu viel Arbeit. Ich muss heute eine Projektskizze fertig kriegen und habe die Kommentare, die letzte Woche eingefügt wurden, noch nicht mal angeschaut.
Zwischendurch rühre ich eine Hefeteig zusammen und backe Johannisbeerstreusel. Seit ich gelesen habe, dass es in Berlin einen Laden gibt, der nur Streusel verkauft, hab ich ständig Lust auf Streusel. Die Johannisbeeren sind aus dem Garten. Da habe ich letzte Woche 3 kg geerntet. Johannisbeeren sind echt toll für Gartenmuffel. Ich mach damit genau gar nichts, außer einmal im Jahr ernten. Die Stachelbeeren sind zwar ähnlich pflegeleicht, haben aber halt Stacheln, die beim Ernten sehr unangenehm sind. Die Johannisbeeren werden in den nächsten Tagen entsaftet und zu Gelee verarbeitet. Ein paar werde ich noch abzupfen und einfrieren für künftige Streuseltaler.
Neben der Projektskizze telefoniere ich ein paar mal und tausche mich mit meinen Mitarbeitenden über die Lage vor Ort und aktuelle Aufträge aus.
Gegen 13 Uhr kommt Sohn2 nach Hause. Sohn3 hole ich um 13:30 Uhr ab. Habe ich ihm heute früh versprochen. Er geht sein ein paar Tagen wieder zur Kernzeitbetreuung bis halb zwei. Seit Wochen jammert er, dass er wieder gehen will. Jetzt bei den niedrigen Inzidenzen habe ich es erlaubt. Wer weiß, wie lange es möglich sein wird.
Die Kinder essen Reste von gestern, ich Reste von vorgestern. Dann mache ich meine Projektskizze fertig.
Um 14:45 fahre ich los zu meinem zweiten Impftermin. Den ersten hatte ich in Tübingen, wo das Impfzentrum nun nach einem Unwetter geschlossen ist. Mein Termin wurde deshalb näher zu uns verlegt. Ich fahre zum Impfzentrum, checke dann noch mal die Adresse in der E-Mail und stelle fest, dass ich woanders hin muss. Es stellt sich raus, dass es hier ein zweites Impfzentrum gibt. Es befindet sich in einer Turnhalle, an der wir auf dem Weg zum Freibad immer vorbei kommen. Schon ein paar mal hatte ich mich gefragt, was da für eine Veranstaltung stattfindet, die Parkeinweiser braucht, mitten in einer Pandemie! Jetzt weiß ich es. Es ist ein Impfzentrum.
15:28 Uhr bin ich geimpft und nach 15 Minuten lesen wieder auf dem Heimweg. Nach der ersten Impfung war irgendwie mehr Euphorie. Vor sechs Wochen sanken die Zahlen und es gab Hoffnung auf einen guten Sommer und Urlaub. Inzwischen steigen überall die Zahlen, während man hier noch von Öffnungen redet. Die Kinder sind nicht geimpft und werden es vermutlich auch bis Herbst nicht sein. Unseren Urlaub haben wir zwar noch nicht storniert, aber bereits abgehakt. Wird nicht stattfinden. Ob es Ende August noch Möglichkeiten gibt, irgendwohin zu fahren, sehen wir dann. Im Moment bin ich pessimistisch.
Zuhause mache ich Hausaufgaben mit Sohn3. Der geht dann mit D. noch eine Runde zum Sportplatz zum Fußball spielen. Sohn2 hat seine Aufgaben selbständig bearbeitet. Sohn1 ist inzwischen auch zuhause und muss um 17 Uhr beim Break Dance sein. Er ist sehr glücklich, als er wieder kommt.
Ich gehe noch eine Runde spazieren und treffe die Mutter eines Grundschulfreunds von Sohn1. Wir tauschen uns über die vergangenen Monate aus. Seit die Kinder nicht mehr zusammen in der Schule sind, kriegt man das ja nicht mehr so mit.
Mein Arm tut etwas weh. D. kommt nach Hause und macht Abendessen. Ich lese die Projektskizze noch mal durch und schicke sie weg. Deadline ist morgen, aber was weg ist, ist weg. Wer weiß schon, wie es mir morgen geht. Dann scheuchen wir die Kinder ins Bett. Sohn1 ist bereits nach dem Essen auf dem Sofa eingeschlafen. Ich lese noch etwas und esse Streuseltaler.