Die letzten Tage war ich im Osten unterwegs um für meine Diss Messungen zu machen. Meine Hiwine und mein Diplomand waren dabei. Montag früh ging’s los und wir bretterten in 4 Stunden nach Dresden. Einchecken, Lage checken, essen und dann ab aufs Messgelände. Andere Kollegen haben schon ordentlich gearbeitet und wir haben uns dann dazugesellt und etwa 16 000 Punkte ausgemessen und angezeichnet. Das ganze auf angewittertem GFK (oder Euch vielleicht eher bekannt als Fiberglas). Einmal Arm auflegen und schon meint man, man hätte sich auf Brennnesseln gestützt, weil überall Glasfasern stecken. Schnell sind wir dazu übergegangen maximal die Handkanten anzulegen. Abends kalt abwaschen und die Welt ist wieder in Ordnung.
Nach dem Anzeichnen hatten wir ein bisschen Zeit und konnten uns in der Abenddämmerung alle Sehenswürdigkeiten Dresdens im Vorbeigehen anschauen. Mein Diplomand ist ortskundig und wusste einiges zu berichten. Allerdings war er nicht ortskundig genug, um zu vermeiden, dass wir uns auf der Suche nach der Neustadt verlaufen. Kein Orientierungssinn, der junge Mann. Irgendwann gegen elf haben wir endlich eine Kneipe gefunden, wo uns die Speisekarte zusagte. Wirklich wählerisch waren wir allerdings nicht mehr (obwohl das Essen dort dann sehr gut war). Zielstrebig setzten wir uns in im hinteren Teil der Kneipe in eine Ecke, studierten die Karte, suchten aus und konnten uns endlich entspannt zurücklehnen und die Blicke schweifen lassen. Mein Blick fiel auf die mir direkt gegenüber angebrachten Bilder. Ein halbbekleideter Jüngling, der lasziv in die Kamera schaut (davon hab ich auch ein Foto gemacht, dass ich sofort nachliefere, wenn ich’s habe). Sofort musste ich lachen und hab meine Hiwine drauf aufmerksam gemacht. Die grinste nur und meinte, sie hätte’s schon beim Reingehen kapiert. Der vordere Teil der Kneipe war nur mit Männern belegt und es ging wohl ein Raunen durch die Menge, als mein Diplomand reinkam. Spätestens der Porzellanpenis auf dem Bord hinter meines Diplomands Kopf wischte jeden Zweifel weg. Wir laufen stundenlang durch Dresden und landen am Ende in einer Schwulenkneipe. Ich fand’s lustig, meine Hiwine auch, mein Diplomand war aber schon etwas erschrocken. Wir meinten sogar Angst in seinem Gesicht erkannt zu haben. Jedenfalls traute er sich erstmal nicht aufs Klo. Als es dann dringend wurde, musste er wohl oder übel doch gehen. Wir haben uns fast weggeschmissen, als kurz nach ihm noch einer aufs Klo gegangen ist. Die nackte Panik hat ihn da wohl gepackt. Als er dann wiederkam, berichtete er, dass das Klo im Keller war. „Da hört mich ja niemand schreien!“ waren seine Worte. Ach was ein Spaß. Und was womit wir ihn die nächsten Wochen noch aufziehen werden. Im Nachhinein hat er natürlich den Coolen raushängen lassen und gemeint, er hätte damit kein Problem gehabt.
Was mir dabei aber wieder eingefallen ist: wenn so viele Heteromänner Angst vor Schwulen haben, und Männer ja wissen wie Männer ticken, wäre es dann nicht angebracht, dass Frauen auch grundsätzlich Angst vor Männern haben?