Archive for the ‘ Jung sein ’ Category

Partymüde

Ich war über Nacht bei meiner Schwester in der Kurpfalz. Die kleine ist letzte Woche 26 geworden und hat noch dazu erfolgreich ihr Diplom abgeschlossen. Das war Grund genug zum Feiern.
Mein Ex-Ritter aus Urzeiten hat mich abgeholt. Wir waren die ersten und die Partygäste trudelten erst nach und nach ein, aber Leute, die um Punkt zwanzig Uhr bei Partys auftauchen waren mir schon immer suspekt. Aus irgendeinem Grund habe ich nach dem ersten Rothaus gemeint, ich müsste ein Becks Gold probieren. Grauenhaft! Kann ich keinem empfehlen, auf jeden Fall nicht in Verbindung mit guten Bier. Danach hab‘ ich mich lieber an den Havanna gehalten.
Mein Schwesterchen hat schon seltsame Freunde. Da wurden z.B. die Frage diskutiert, warum Frauen beim lesbischen Sex Umschnalldildos verwenden (wenn sie’s denn überhaupt tun) und was in einem Darkroom so abgeht. Aber lustig war’s und um halb sieben war die Party beendet und wir zu dritt quer im 1,40m-Bett. Mein Schwesterchen als Anstandsmurmeltier in der Mitte (sonst muss sie sich von D. die nächsten hundert Jahre anhören, dass sie mich nur einlädt um mich mit meinen Ex-Freunden zusammenzubringen). Schläft sich schon seltsam mit den Füßen über der Bettkante. Aber schlimmer war das alkoholbedingte Schnarchen des männlichen Übernachters und sein Abräumen des Nachttisches mit den Füßen. Dementsprechend müde bin ich jetzt und gammel mit dem Notebook auf dem Sofa rum, verzweifelt bemüht noch ein paar Sätze für die Arbeit aufs virtuelle Papier zu bringen.

Wochenende (Teil 2)

Am Samstag stand erstmal ausschlafen auf dem Programm. Danach hatte ich große Pläne. Unsere Wohnung sollte aufgeräumt werden, die Schranktüren angeschraubt und das Schlafzimmerregal aufgehängt werden. Was daraus wurde? Nicht viel. Nach dem Geschirr spülen und gediegen rumgammeln (da kommen Folgen von Malcolm mittendrin, die ich noch nicht kenne) sind wir in die Stadt gegangen, haben Hosen anprobiert und doch nur Bücher gekauft. Und bis wir dann wieder zuhause waren, war’s höchste Zeit nen Kuchen zu backen und Abendessen zu machen. Später am Abend war ich noch verabredet. Und das war ein Spaß. Wir sind in die Katakombe gegangen. Da war ich das letzte Mal vor über sechs Jahren, aber trotzdem hat mir die Atmoshpäre gleich wieder gefallen. Wie früher zuhause in der Disco. Allerdings war das Publikum auch so alt wie ich damals, als ich zuhause in die Disco ging. Einer der jungen Leute hat sich gleich an uns rangetraut und A. mit dem wirklich dämlichsten Spruch angesprochen: „Sag mal, bist Du nicht eigentlich Bedienung?“. Was hat er sich davon nur versprochen? Die Antwort „Äh, nein…“ hat ihn jedenfalls etwas verstört. Richtig alt kamen wir uns vor, als bei einem Lied, das uns allen völlig unbekannt war, fast das ganze Publikum synchron drei mal klatschte.
Aber es gab noch ältere als wir. Einer war mit einer Waynes-World-Frisur da, die A. zu der Aussage veranlasste, die Frisur sei doch schon lange out. Da konnte ich nur antworten, dass unsere Frisuren, die nicht ein Auge bedecken, in der Kombe auch nicht gerade topaktuell sind. Da meine Haare noch immer ungeschnitten sind, spiele ich jetzt mit dem Gedanken mir eine dieser hippen Emo-Frisuren zuzulegen.
Zeit zu gehen war’s, als Korn und Guano Apes als Rausschmeißer gespielt wurden. Damals, als ich jung war, da waren das noch die Highlights des Abends!
Aber ich hab wieder was gelernt: Wo der Kopf durchpasst, passt auch der Körper durch und die Protestanten haben keine Jungfrauen, aber das ist eine andere Geschichte.

Achja, eh ich’s vergesse. Ich habe eine Red Sonja getrunken. Für alle, die wissen wollen, was das ist (das hier war’s nämlich nicht): Das ist Weizen-Bier mit Blutorange. Wer bei Moninger sich diesen grandiosen Namen ausgedacht hat, weiß ich auch nicht.

Die Erwachsenen von morgen

Mein Neffe ist jetzt etwa anderthalb. Da der am anderen Ende von Deutschland lebt, kann ich seine Entwicklung hauptsächlich auf Fotos und am Telefon verfolgen. Beim letzten Telefonat mit meiner Schwester fragte ich nach seinen sprachlichen Fortschritten. Die sind toll, wurde mir berichtet. Er sagt bereits verschiedene Wörter, z.B. heiß, Arm, Hunger und Dracula. Dracula? Das Kind wächst ohne Zweifel in einem Goten-Haushalt auf. „Na wir haben da ja ein Dracula-Poster hängen und er fragt eben, was da drauf ist und wir sagen dann Dracula.“ war die Antwort auf mein erstauntes Nachfragen, warum er denn ausgerechnet das Wort kennt. Er fragt auch bei dem StarWars-Poster und mein Schwager erklärt ihm gerne immer wieder, was da zu sehn ist. Schon bei der Erwähnung von StarWars hörte ich den Kleinen im Hintergrund die Laute nachformen. Uns so kommt es, dass er neben „Wie macht der Hund?“, „Wie macht die Kuh?“ eben auch noch „Wie macht der Darth Vader“ und „Wie macht der Chewbacca?“ lernt. Mit meinen eigenen Ohren habe ich’s gehört, dass er das kann.
Für’s nächste Kind habe ich dann den Kinderwagen, den Isnochys schon mal vorgestellt hatte, vorgeschlagen.

Verschickte Schickung

Bei der Arbeit bemühe ich mich stets eine angemessene Sprache zu verwenden, d.h. ich verzichte fast immer auf Begriffe, die eher der Jugendsprache zuzuordnen sind, auf derbe Schimpfwörter (so fluche ich stets Mist statt Ficken) oder Umschreibungen (Der spinnt wohl! statt Der hat ja wohl den Arsch offen!)und versuche stets den Genitiv richtig zu verwenden. Nicht verzichte ich dabei auf Formulierungen aus dem Dialekt, wie „das ist dem … seins“ oder das berühmte „der, wo…“ . Die sind ja in der Regel auch allgemein verständlich (zumindest hier im Süden).
Hin und wieder überkommt es mich einfach und ich rede dann wie daheim. Neulich erzählte ich einem Kollege, dass ich einen voll verschickten Film gesehen habe. Damit wusste er nichts anzufangen. Auch jeden zum gleichen Wortstamm gehörenden Ausdruck, wie Schickung, das schickt mich, schickig, kannte er nicht. Und dabei ist der nur drei Jahre älter als ich und ich benutze diese Worte schon seit mehr als drei Jahren. Immerhin hat er dadurch was dazu gelernt und berichtete mir stolz, dass im Flugzeug sein Nebensitzer auch etwas verschickt fand und er, dank mir, das Wort kannte. Etwas ähnliches hatte ich letztes Jahr schon mit dem Wort verranzt erlebt.
Wo krieg ich nur diese Worte her und warum kriegt sie da nicht jeder andere auch her? Bin ich so jung? Hänge ich mit den falschen Leuten rum?
Ich hab keinen Blassen! Aber ich werd’s mal beobachten! Auf Jeden!