Warum immer Geschenke?
von alasKAgirlMai 10
Heutzutage haben Kinder meistens wahnsinnig viel Zeug. Ich sehe auch bei uns, dass wir bei den Kindern die „Brauchen wir das wirklich?“-Frage zugunsten von „Oh, er würde sich so freuen!“ zurückstellen. Dabei ist das oft unnötig. Wenn das Kind gerne auf einem Pfannenwender Gitarre spielt, heißt das nicht, dass es eine Plastikgitarre braucht und darauf lieber spielen würde. Und wenn mir im Chinaramschladen das tausendste Auto mit der dringenden Aufforderung „Brauchen das!“ unter die Nase gehalten wird, fällt mir auch manchmal schwer nein zu sagen. Wir haben uns allerdings entschieden lieber weniger und hochwertiger zu kaufen. Lieber Lego oder Playmobil als Chinaplastik, lieber zwei Siku-Autos statt dem Zehnerpack Billigautos, lieber zwei Schleichtiere als einen ganzen Stall voll billiger Chinaplastiktiere. Was aber nicht heißt, dass bei uns im Kinderzimmer nicht auch schon viel Zeug steht. Bei uns gibt es auch genug Verwandtschaft, die gerne schenkt. Und auch wir schenken immer mal wieder was einfach so, ohne Geburtstag oder Weihnachten. In letzter Zeit habe ich aber immer öfter gesehen, dass von Eltern zusätzliche Geschenkanlässe geschaffen werden. Zu Ostern oder Nikolaus haben schon in meiner Kindheit viele Kinder Geschenke bekommen. Jetzt gibt es aber auch Geschenke zur Geburt eines Geschwisterchens, wenn Windel, Schnuller oder Milchflasche abgegeben wird oder wenn unangenehme Termine überstanden wurden. Damit kann ich mich so gar nicht anfreunden. Mir widerstrebt meine Kinder daran zu gewöhnen, dass jede Leistung materiell belohnt wird. Was ist aus dem guten alten Lob und einer Umarmung geworden? Warum reicht es nicht zu sagen „Das hast Du toll gemacht!“, warum muss immer gleich ein Spielzeug als Belohnung her? Im späteren Leben werden die Kinder oft die Erfahrung machen, dass es nicht mal jedes Mal eine Belohnung gibt, wenn sie etwas überstanden haben. Vor allem aber, sollen meine Kinder nicht lernen, Dinge nur deshalb zu tun, weil es eine Belohnung gibt. Lieber sollen sie lernen, für Leistungen selbst auf sich stolz zu sein. Viele dieser Geschenkanlässe leuchten mir auch gar nicht ein. Warum soll das neue Geschwisterchen Geschenke bringen? Hoffen die Eltern, dass es weniger Eifersucht gibt und dass das neue Geschwisterchen geliebt wird, weil es so ein tolles Geschenk gebracht hat? Dabei lernt man doch schon im Kindergarten, dass man sich Freundschaft nicht kaufen kann. Oder soll das große Geschwister, wenn es traurig ist, dass die Mama keine Zeit hat, dann in seinem Zimmer das Spielzeug knuddeln gehen? Ich glaube auch nicht, dass dem Kind das Einschlafen ohne Schnuller leichter fällt, nur weil die Nuckifee dafür ein Geschenk dagelassen hat. Vielmehr glaube ich, dass die Geschenke dafür da sind, dass die Eltern sich besser fühlen. Wer will schon sein Kind leidend wissen, sei es aufgrund weniger Exklusivzeit wegen eines Geschwisterchens oder weil man sein Kind nicht noch mit Schnuller einschulen will. Eigentlich sollte man es ja besser wissen und nicht glauben, dass Geschenke da helfen, aber es ist eben so einfach ein langersehntes Spielzeug zu kaufen. (Ihr dürft mich auch gerne naiv nennen, weil ich es lieber ohne Bestechung Geschenke probieren möchte.)
5 Kommentare
Kommentar von die schwester mit kindern am 13. Mai 2012 um 09:31
Als E. mir erzählt hat, daß Kindergartenfreund XY für JEDEN ausgefallenen Zahn von der Zahnfee was von Playmobil bekommt (für ca. 10-15 Euro), hab ich schonungslos verkündet, daß es keine Zahnfee gibt und die Eltern das machen und daß es bei mir als Kind keine Zahnfee gab und auch bei uns keine auftauchen wird. Das ist das Schlimmste, schlimmer noch als Schnullerfee und Co.: Belohnungen für Dinge, die unweigerlich von selber passieren. Ich finds auch zum K*****!
Kommentar von AnJu am 13. Mai 2012 um 12:22
Wahrscheinlich wäre das Geld besser in eine Zahnzusatzversicherung investiert als in Playmobil 😉
Ich wollte als Kind meine Zähne lieber selbst behalten, statt sie irgendeiner dubiosen Zahnfee anzuvertrauen.
Die anderen Mütter werden Dich hassen, weil Du das verraten hast.
Kommentar von das schwesterchen am 14. Mai 2012 um 14:35
… irgendwie merkt man doch, dass die eigene Erziehung später durchkommt… Ich hab zwar noch keine Kinder zu erziehen, aber ich seh das mit den Geschenken genauso. Ein Hoch auf die intrinsische Motivation 😉 .
Aber wahrscheinlich liegt das daran, dass wir es als Kinder auch nicht anders erfahren haben.
Kommentar von Mamagie am 16. Mai 2012 um 20:47
Ich sehe das genauso wie du: Weniger (und dafür Gutes) ist mehr. Ich finde auch nicht, dass jeder einzelne Schritt belohnt werden muss. Auf der anderen Seite entwickeln sich die Kleinen in den ersten Jahren so schnell, dass „nur“ Weihnachten und Geburtstag etwas wenig sind, um immer altersgerechtes Spielzeug zu haben. Wir (Eltern) schenken daher zu diesen Anlässen immer nur eine Kleinigkeit, da kommen ja schon so viele Geschenke von der Verwandtschaft. Dafür kaufen wir dann mal was zwischendurch. Und eine Sachen mache ich auch selbst (z.B. aus Recycling-Material), dann gibt es immer wieder neue Anregungen. Belspiele gibt´s auf meinen Blog, falls es dich interessiert. 😉
Liebe Grüße Karin
Kommentar von AnJu am 17. Mai 2012 um 09:54
Hallo Karin,
ich habe nichts gegen Geschenke zwischendurch. Wir haben auch schon vieles zwischendurch gekauft, z.B. hat der Kleine sich plötzlich für Bahnschranken interessiert. Da haben wir für seine Lego Duplo Bahn eine besorgt und er hat lange und ausdauernd damit gespielt. Ich finde nur die selbstverständliche Verknüpfung von Geschenken mit Leistungen/Erfolgen nicht gut. Man kann auch stolz sein auf seine Kinder, ohne dass man den Stolz in Form eines Geschenks ausdrückt. Und genauso kann man auch einfach so was schenken, nur um eine Freude zu machen.
Selbstmachen finde ich auch gut! Selbstgemacht habe ich z.B. einen Herd. Heutzutage steht ja in jedem Kinderzimmer eine Spielküche mit allem Zubehör. Wir wollten erstmal ausprobieren, ob der Kleine sowas mag. Ich habe auf einen alten Karton zwei schwarze Papierkreise geklebt und aus Moosgummi Drehknöpfe drangebastelt. Töpfe gab’s aus der Küche und gekocht hat er seine Bauklötze. Er spielt nur selten damit, deshalb bin ich froh, dass wir keine teure Spielküche angeschafft haben. Für die paar Mal, die er was kochen will, tut es der Pappherd. Und wenn er nicht damit spielt, kann man immernoch seine Autos drin aufbewahren.