Wir waren heute in Hoffenheim Mannheim und haben den KSC verlieren sehen. Und trotzdem war es kein Spiel, nach dem man unbefriedigt nach Hause geht. Vielmehr war es ein Spiel, was deutlich gezeigt hat, dass wir auf der richtigen Seite stehen. Ich fang mal ganz von vorne an zu erzählen. Wir hatten keine Karten im Gästeblock, durften also mitten unter den „Hoffenheimern“ stehen. Da wir uns auch nicht für den Fanzug entschieden hatten, durften wir auch ohne Verzögerung in unseren Block und wurden Zeugen des Vor-Spiel-Programms. Da wurde erstmal eine Statistik gezeigt, wie viele Minuten jeder Hoffenheim-Spieler bisher auf dem Platz stand. Dann kam das Maskottchen, ein Elch mit Bierbauch, und hat lächerlich vor den Fans rumgehampelt. Die Fans, ganz so, wie gewünscht, klatschten brav mit. Dann hampelte das Maskottchen vor den nächsten Fans und auch die klatschten brav mit. Wir haben brav ins uns rein gegrinst. Natürlich mussten sich die Hoffenheimer auch noch in ihrem eigenen Erfolg suhlen und so wurden die Tore des letzten Spiels auf der Leinwand gezeigt. Unpassenderweise kam dazu das Lux Aeterna aus Requiem for a dream. Also ich kann mir keine Tore zu der Musik anschauen. Aber der Durchschnittshoffenheimer hat da wohl keine Probleme damit. Als nächstes kam dann noch The Three Lions und die Hoffenheimer grölen mit „Football’s coming home…“. Unsererseits gab’s da nur Kopfschütteln. Die spielen in Mannheim im Carl-Benz-Stadion und singen was von „coming home“? Der Stadionsprecher freute sich dann besonders, dass wir vor diesem „badischen“ Derby alle zusammen das Badnerlied singen können. Badner sind das aber nicht. Die singen nämlich das Badnerlied falsch. Und keiner von denen ist auf die Aufforderung „Wer nicht hüpft der ist ein Schwabe!“ mitgehüpft. Achja, und sie singen das Badnerlied falsch. Dann ging endlich das Spiel los, nachdem der Stadionsprecher noch die „Hardcore-Fans“, die alteingessenen gelobt hatte. Die sind so hardcore, die brauchen keinen Vorsänger. Da reicht schon das Maskottchen oder die Stadionregie. Auch die Fangesänge sind sehr einfach gehalten. Ausser „Hoffe“, „TSG“, „Ole“ muss man da nichts singen. Kein Wunder, dass die Karlsruher Fans da lauter waren. Und dann fällt ein Tor. Die Stadionregie schaltet die Musik an und es wird brav im Takt geklatscht. Kein „Ja“, dass sich aus 20.000 Herzen gleichzeitig den Weg nach draußen bahnt. Keine Männer, die sich in den Armen liegen. Keine vor Freudentränen glitzernden Augen. Das soll Fussball sein? Ein Stadion voll Erfolgsfans, die meinen, ein guter Fan zeichnet sich durch die Anzahl der Schals aus, die er sich umgewickelt hat. Stimmung? Nö, wer braucht das schon.

Die Halbzeitpause ließ auch zu wünschen übrig. Die einzige Unterhaltung, die geboten wurde, war die gleiche Statistik über die Spielminuten der einzelnen Spieler, wie vor dem Spiel, noch nicht mal ergänzt durch die aktuellen fünfundvierzig Minuten. Aber klar, die Halbzeitpause ist ja auch dafür da, sich neue Getränke (Antialkoholisches teurer als im Wildpark, das Bier untrinkbar) in Einwegbechern (!) zu besorgen.

Das Lachen ging aber noch weiter. Auf den Aufruf hin „Steht auf, wenn ihr Hoffe seid!“, stand fast das ganze Stadion. Wir grübeln noch immer über das Wort „Hoffe“. Meinen die, es sollen alle aufstehen, die aus Hoffenheim sind? Dann haben ungefähr 20.000 Leute gelogen. So viele Einwohner hat Hoffenheim nämlich nicht. Wahrscheinlich ist „hoffe“ in dem Fall ein Adjektiv und hat eine uns unbekannte Bedeutung.

Nach dem 4:1 versuchten die „Hardcore-Fans“ eine Welle zu starten. Vier oder fünf mal. Doch schon bis zum Ende der Gegengerade war die verebbt. Peinlich.  Da kam bei einigen die Antwort auf „Zweite Liga, Karlsruh‘ ist dabei!“ aus tiefsten Herzen: „Lieber zweite Liga als Ihr!“. Lieber in der zweiten Liga mit ein paar Fans von Herzen als in der Champions League mit einem Stadion voll Erfolgsfans. Einer, der vor uns stand, meinte, als sich die KSC-Fans über die VfB-Niederlage freuten: „Da freuen sich die Karlsruher, wenn der VfB verliert.“ Wären die Hoffenheimer Badner, dann würden sie sich darüber auch freuen, aber die singen ja auch das Badnerlied falsch. Wie’s zu erwarten war, verließen einige der „Hoffenheimer“ schon vor dem Abpfiff das Stadion. Man will ja schnell zum Auto und nach Hause und das Spiel ist ja eh gelaufen.

In der S-Bahn durften wir dann ins Herz eines „Hoffe“-Fans blicken. Da saß eine Dame, die mitteilte, Spiele ohne Tore seien langweilig, zumindest für sie. Naja, ich würde ein 0:0 einer Niederlage immer noch vorziehen, aber so sind die „Hoffe“-Fans wohl nicht. Der nächste Satz war dann sehr bezeichnend: „Früher war ich ja VfB-Fan“. Noch Fragen?

So haben wir heute wieder was gelernt. Wir sind froh, dass wir nicht hoffe sind.