Von Grundschulzeit und Klopapier
von alasKAgirlOkt 30
Mir wird immer mal wieder unterstellt, ich könnte mich an besonders viele Details aus meiner Kindheit und Jugend erinnern. Ich glaube jeder andere kann sich an ebenso viele Dinge erinnern, nur eben an andere. Aus meiner Grundschulzeit sind mir am besten die Ereignisse in Erinnerung, in denen mir bewusst wurde, dass die Lehrer nicht unfehlbar sind. Zum Beispiel als mir klar wurde, dass unserer Grundschullehrerin uns das mit Sommer und Winter falsch erklärt hatte. Oder als ich nicht fassen konnte, dass unserer Lehrerin nicht verstanden hat, dass der eine Mitschüler nur deshalb bereits seinen ganzen Webrahmen vollgewebt hatte, weil er jedes Mal, wenn er vor die Tür gestellt wurde (was oft geschah) weiterwebte, und dass das keinesfalls ein Grund ist, dass wir mit unseren Webarbeiten ebenfalls fertig sein müssen. Oder als beim Rechenkönig, den ich übrigens nie gewonnen habe, weil ich im Kopfrechnen noch nie gut war, alle vermeintlichen Schnellrechner ins Nebenzimmer geschickt wurden, damit die anderen auch mal eine Chance hätten, und ich als Schnellrechner aussortiert wurde und meine einzige Chance auf die Rechenkönigskrone vertan war.
Neulich beim Laufen fiel mir noch etwas ein. Ich lief bis zum Klärwerk des Nachbarkaffs. Und als ich so auf die Klärbecken blickte, wurde ich an einen Unterrichtsgang zum Klärwerk erinnert. Wir hatten die Funktionsweise des Klärwerks vorher im Unterricht im Detail besprochen und sollten uns das nun vor Ort anschauen. Viel habe ich davon nicht in Erinnerung. Lediglich, dass am Anfang des Klärprozesses ein Rechen grobe Teile raussiebt und es irgendein Becken gibt, wo sich Schwebeteilchen langsam absetzen. Und dann war noch irgendwas mit Bakterien, aber die tun jetzt nichts zur Sache. Diese beiden Klärstationen sind mir in Erinnerung geblieben, weil sie im Unterricht anhand von Beispielen erläutert wurden, die mich etwas irritierten. Beim Rechen, wurde uns erklärt, werden grobe Teile, wie z.B. Plastiktüten, die nicht in den Fluss gehören, ausgesiebt. Ich meine, auch große Stöcke wurden hier erwähnt. Im Schwebeteilchenbecken setzt sich dann Sand ab. Eigentlich alles einleuchtend. Plastiktüten und Sand findet man vermutlich in jedem Fluss, aber rein gehört es da nur bedingt. Nur: es wird ja gar nicht Flusswasser durch die Kläranlage gejagt, gesäubert und zurück geleitet. Und das hab ich auch als Kind schon verstanden. In der Kläranlage landet all das, was wir in den Abfluss kippen oder im Klo runterspülen und auch das, was durch die Gullis auf der Straße abfließt. Nun habe ich mal zwei Tage mit den Füßen im fließenden Abwasser stehend Messungen gemacht. Deshalb weiß ich, dass da so allerhand rumschwimmt, aber eher selten Plastiktüten. Die landen zwar manchmal im Gulli, bleiben da aber in der Regel hängen. Und wer schon mal versucht hat, eine Tamponverpackung im Klo runterzuspülen, käme niemals auf die Idee, das gleiche mit einer Plastiktüte zu versuchen. Was dafür in großen Mengen an den Gummistiefeln hängen bleibt, ist Klopapier. Und vermutlich ist es auch hauptsächlich Klopapier (so es sich noch nicht aufgelöst hat), was der Rechen rausfiltert. Kann man das Grundschülern nicht erzählen? Ist das nicht viel lebensnäher als Plastiktüten?
Das mit dem Sand hab ich als Kind auch nicht verstanden. Wo kommt denn der Sand her? Ich kippe keinen ins Klo. Inzwischen weiß ich, dass der von den Straßen kommt. Aber auch ohne das Wissen: wenn man mal zwei Kinder frisch vom Spielplatz gebadet hat, dann weiß man, dass sich große Mengen Sand im Abwasser befinden müssen!
Keine Kommentare