Wir haben neulich Unthinkable gesehen. Ein Film, bei dem es um Folter geht. Ein Terrorist deponiert Atombomben in den USA und lässt sich dann fangen um sich foltern zu lassen. Es geht los mit den üblichen Folterpraktiken, wie man sie aus Guantanamo kennt. Aber der Terrorist schweigt. Also holen sie sich einen Oberfolterer, der dann harte Geschütze auffährt. Finger abhacken und so. Und dabei ist eine FBI-Agentin, die wohl das Gewissen sein soll. Ganz am Ende verhindert sie, dass die Kinder des Terroristen vor seinen Augen gefoltert/getötet werden und deshalb geht dann eine Bombe hoch. Und ich frag mich, was das ganze soll. Ich finde in erster Linie ist das Folterpropaganda. Die FBI-Agentin äußert zwar immer wieder ihre Bedenken, verhindert aber die Folter nicht. Sie schaut zu, wie der Folterer die Frau des Terroristen tötet, regt sich auf und steht fünf Minuten später bei der nächsten Folteraktion wieder hinter dem Folterer (bildlich und im übertragenden Sinne). Der Terrorist hat sich freiwillig einfangen lassen, weiß auf was er sich einlässt. Das heißt, dass er trotz Folter nie die Fäden aus der Hand gibt. Er sagt nicht, was sie wissen wollen, sondern was sie wissen sollen. Der Film zeigt also, dass man bei Terroristen mit „normaler“ Folter nicht weit kommt. Man muss schon härtere Geschütze auffahren, z.B. seine Familie töten. Und auch wer eigentlich dagegen ist, muss sich am Ende fürs Foltern entscheiden, weil es der guten Sache dient. Verhandeln ist keine Option. Ich finde die Botschaft sehr fragwürdig und kann die vielen guten Bewertungen und Kritiken nicht nachvollziehen. Überall liest man, der Film rege zum Nachdenken an und schildert das Dilemma, wie weit man gehen darf um Menschen zu retten. Allerdings ist das geschilderte Dilemma folgendes: darf ich unschuldige Kinder foltern, weil sie zufällig einen Terrorist zum Vater haben, damit eine Million Amerikaner nicht mit einer Bombe hochgehen? Der Film fragt nicht: ist Foltern ok, wenn damit Menschen gerettet werden können, sondern er fragt: wie weit darf ich beim Foltern gehen. Das finde ich erschreckend. Sind wir in der Folterdiskussion schon so weit, dass ein bisschen Foltern sowieso ok ist? Dass am Ende die Bombe hochgeht, hat nichts damit zu tun, dass nicht bis zum letzten gefoltert wurde, sondern damit, dass mit Terroristen nicht verhandelt wird. Was wenn er nur ein Schokoeis gewollt hätte? Wer sind wir, dass wir lieber foltern als zu reden?