Schwabenguide Teil 1
von alasKAgirlJul 16
Menschen, die nicht aus dem südwestdeutschen Raum stammen, haben oft Probleme Badner und Schwaben voneinander zu unterscheiden und wissen oft nicht einmal in welchem Teil des Landes sie sich gerade aufhalten. Sprachliche Unterschiede sind zwar sehr deutlich, aber für den norddeutschen (Norddeutschland fängt nördlich von Mannheim an, schon klar, oder?) oft trotzdem nicht erkennbar. Deswegen gibt es hier jetzt die ultimativen Tipps, wie ihr zweifelsfrei einen Schwaben erkennen könnt.
Wenn im Herbst Laub vor dem Gebäude liegt und einer sich aufregt, dass es keiner mal wegfegt, dann muss es ein Schwabe sein. Das ist nämlich nur eine andere Formulierung für „Wer ist eigentlich dran mit Kehrwoche? Und warum hat der noch nicht gefegt?“
Wenn es einer öffentlichen Gaststätte oder in der Firmenkantine Linsen mit Spätzle oder Maultaschen gibt, dann hat das bestimmt jeder echte Schwabe auf dem Teller, auch wenn die Alternativgerichte jeden Gourmet vom Hocker reißen würden. Außerdem wird er Euch erzählen, dass zu den Maultaschen Kartoffelsalat gehört und zwar nur der Schwäbische! Schwäbische Kinder kann man im Restaurant daran erkennen, dass sie nicht, wie jedes vernünftige Kind, Pommes mit Ketchup bestellen, sondern Spätzle mit Soße.
Wenn man auf der Straße unterwegs ist und ein Wegbier dabei hat, kommt irgendwann der Punkt, wo man die leere Flasche gerne loswerden will. Da wir alle Kinder der Pfandgesellschaft sind, kommt es uns wie Frevel vor, die Flasche in einen öffentlichen Mülleimer zu tun (obwohl man damit ja den Flaschensammlern was Gutes tut). Trotzdem muss es manchmal sein. Ist man jedoch mit Schwaben unterwegs, so sollte man auf jeden Fall denjenigen, der das Bier bezahlt hat, fragen, ob er die Flasche wieder mit nach Hause nehmen möchte. Definitiv mit einem Schwaben zu tun, hat man es, wenn darauf die Antwort kommt: „Ach was, kannsch mir au acht Cent geben.“
Um auf ein weiteres Schwabenphänomen zu kommen, muss ich weiter ausholen. Wir machen jedes Jahr einen Betriebsausflug und jedes Jahr erklären sich die Chefs bereit, für das Essen aufzukommen. Vor zwei Jahren waren wir beim Bowling und jedes Spiel, was über die bereits bezahlten zwei pro Person hinausging, und die Getränke sollten selbst bezahlt werden. Die Schwaben waren dann die, die nach den zwei Spielen aufhörten, an einem Tisch ein kleines Mineralwasser konsumierten und dabei meckerten, dass kein Programm geboten wird. Die Besagten haben ihr Mineralwasser dann bezahlt und sich schließlich verdrückt um noch ein bisschen spazieren zu gehen. Später beim Essen wurde dann klar, dass die Chefs auch die Getränke mitbezahlen würden. Wer dann die Frage stellt: „Und was ist mit den Getränken, die wir schon bezahlt haben?“, der ist auf jeden Fall ein Schwabe.
So, das war’s erst mal, aber Fortsetzung folgt bestimmt.
9 Kommentare
Kommentar von isnochys am 16. Juli 2008 um 23:40
Du solltest aber auch unbedingt einen Badnerguide herausgeben:))
Kommentar von tumulder am 17. Juli 2008 um 10:55
Ich kenne Leute, deren Kinder dürfen nicht ins Kino weil der Film ja eh in vier Jahren im Fernsehen kommt. Sind aber keine Schwaben, die Wurzeln liegen Hessen. Verrückt:D
Kommentar von Georg am 17. Juli 2008 um 11:12
Pfandflaschen gehören nicht in den Mülleimer sondern daneben. So müssen Bedürftige nicht ekelig im Dreck wühlen. Zumindest macht man das in Köln so.
Um den Schwaben ein wenig beizustehen: Sie können sich recht schnell assimilieren. Die Schwaben die ich hier im Rheinland kenne sind schnell von der Sparschiene abgekommen und reihen sich nahtlos in das Jeder-zahlt-ne-Runde. Nur die fürchterliche Bildung des Plurals ist ihnen nicht so schnell auszutreiben: Ich sage nur „Wägen“ oder „Ärme“. Und schon stellen sich meine Nackenhaare auf…
Kommentar von AnJu am 17. Juli 2008 um 23:13
@tumulder: Die müssen Wurzeln in Schwaben haben 😀
@Georg: Ich stell die Flaschen eigentlich auch eher neben die Mülleimer oder einfach auf ne Bank oder an ne Hauswand.
Wenn ein Schwabe es geschafft hat, seine Heimat hinter sich zu lassen und ins weit entfernte Rheinland zu ziehen, dann gehört er schon mal nicht zu den Klischeeschwaben, die nicht weiter als 30 km von ihrem Heimatort wegziehen. Dann sind auch die anderen Schwabeneigenschaften nicht so ausgeprägt. Die Pluralbildung ist in der Tat gewöhnungsbedürftig. Häufen als Mehrzahl von Haufen finde ich auch ganz gräßlich. Bei den Armen ist es aber „ein Arm“ und „zwei Ärm“, also ohne ‚e‘, oder?
Kommentar von Yjgalla am 18. Juli 2008 um 11:04
Hey, auf badisch heißt es aber auch „Ärm“ („Häufen“ zum Glück nicht). Die Kunst dabei ist, es nicht so zu sagen, wenn man mit einem Hochdeutschen spricht. Sonst hält der einen wieder für einen Schwaben.
Kommentar von AnJu am 18. Juli 2008 um 18:22
@Yjgalla: Klar heißt das auch „Ärm“, aber das muss man ja keinem sagen 😉
Kommentar von Tobias am 19. Juli 2008 um 23:28
Sind Schwaben und Badender nicht das gleiche? 😉
Ich gehöre ja zu den Norddeutschen, denen die Trennung schwerfällt. An der Sprache kann ich nicht unterscheiden. Auch wenn ich in Stuttgart wohne, habe ich doch mit erfreulich wenigen Schwaben zu tun. Wobei ich hier „Eingeborene“ kenne, die nicht sicher sagen können, ob sie Schwaben oder Badener sind (kommen aus einem Grenzort).
Kommentar von AnJu am 20. Juli 2008 um 20:29
@Tobias: Zieh doch einfach mal für ein paar Jahre nach Baden und sag dann nochmal, dass es keinen Unterschied gibt 😉
Kommentar von Tobias am 20. Juli 2008 um 22:38
Du wirst Lachen, aber ich hatte zwei Einladungen zu Vorstellungsgesprächen in Baden, bevor ich den Job in Böblingen angenommen hatte. Zum Gespräch in Pforzheim wollte ich aber nicht mehr, nachdem sich die Firma als Militär- und Geheimdienstzulieferer entpuppte. Ich war aber bei dem Personalvermittler, über den das lief, in Karlsruhe. Die Einladung für ein Gespräch in Mannheim kam zu spät, zwei Tage nachdem ich meinem jetzigen Arbeitgeber zugesagt hatte. Fast wäre im Badischen gelandet 😉 .