Wenn ein Fussballprofi von anderen Vereinen, die mehr Geld zu bieten haben, umworben wird, da kriegt man es als Fan mit der Angst zu tun. Weiß er was er an uns hat oder wird er dem Ruf des Geldes folgen? Was bleibt am Ende von der Mannschaft noch übrig? Was man dabei verdrängt, ist, dass den Spielern die Entscheidungen auch nicht leicht fallen. Vielleicht wissen sie, was sie im Begriff sind zu verlieren. Aber die Zeit, Geld zu verdienen, ist im Profifussball kurz und das muss dann für den Rest des Lebens reichen. Und was, wenn etwas passiert und die Karriere vorzeitig beendet ist? Als Fan ist die Zeit der Ungewissheit schlimm. Es wird viel spekuliert, Gerüchte aus „todsicheren Quellen“ werden ausgetauscht. Heutzutage bieten sich Fans allerdings noch andere Möglichkeiten, die es so früher nicht gab. Zum Beispiel im studivz kann man den Spielern persönlich die Meinung schreiben. Und das passiert, wie so vieles im Internet (oder im Stadion), unüberlegt und aus einer spontanen Stimmung heraus, in deutlicher Sprache und auf keinen Fall fair. Man sieht den Spieler auf dem Platz und auch mal in Dreiminuteninterviews. Man kennst seine Größe, sein Gewicht und vielleicht sogar sein Lieblingsessen. Und aus dem Grund meint man, man hätte ein Recht ihn zu beschimpfen, wenn er etwas tut, oder zumindest angeblich tut, was einen als Fan verletzt. Ehrliche Worte richtete Christian Eichner im studivz an die Fans. Er bat um kritische Betrachtung von allem, was es zu lesen gibt. (Wenn ich da nur an die Schlagzeile „C.E. verklagt eigene Fans!“ denke.) Vor allem aber bat er in Zukunft mit Äußerungen über der Gürtellinie zu bleiben. Und da hat er Recht, finde ich. Zweifelsohne kann man einen Tamas Hajnal als Söldner bezeichnen, wenn er nach ner halben Saison das große Geld riecht und das Feld räumt. Wenn aber Mario Eggimann oder Christian Eichner, beschimpft werden, weil sie überhaupt andere Angebote in Betracht ziehen, dann liegt es einzig daran, dass man sich als Fan so machtlos fühlt. Gerne würde man den Spielern das bezahlen, was sie woanders bekommen. Gerne würde man die Entscheidung irgendwie beeinflussen. Und doch weiß man, dass man es nicht kann. Trotzdem tut es jedes Mal ein bisschen weh, wenn ein guter Spieler geht. Man meint, man hätte ihm mehr geben müssen, mehr an Support und Aufmerksamkeit und doch weiß man, dass es damit nichts zu tun hat. Schmerz und Machtlosigkeit. Das wird zur Wut, die die Spieler, durch die unmittelbare Präsenz und die gegebene Anonymität im Internet voll abkriegen. Deswegen sollte man sich immer die Frage stellen: Würde ich denjenigen morgen beim Einkaufen treffen, würde ich ihn dann ebenso übel beschimpfen, wie ich es nun schreiben möchte? Schließlich kennt man den Mensch hinter dem Spieler nicht, der aber das übliche Maß an Respekt verdient, wie jeder andere auch.