Man glaubt es nicht, aber mit Kind verschieben sich die Prioritäten doch deutlich. Zum Beispiel war ich vor der Schwangerschaft immer viel Laufen und Schwimmen. Beim Krafttraining war ich auch lange. Jetzt mit Kind kommt das alles ein bisschen kurz. Direkt nach der Geburt darf man es ja nicht übertreiben mit dem Sport. (Da fragt man sich dann immer, warum die Promifrauen, die nach 6 Wochen wieder gertenschlank und top durchtrainiert sind, das ihrem Körper antun). In der Stillzeit ist es dann aus mehreren Gründen nicht so einfach. Also laufen scheidet da dann erstmal aus. Und Schwimmen oder Fitnessstudio verlangt ja, dass man sich für längere Zeit aus dem Haus begeben muss. Da braucht man dann jemanden, der sich ums Kind kümmert und es zum Stillen dann anreicht. Wenn man dann ein unberechenbares Kind hat, und die meisten Babys sind unberechenbar, da kann der Hunger schon unvermittelt kommen und nicht, wie früher propagiert alle vier Stunden. Das heißt, das Kind sollte auch nicht allzu weit entfernt sein. Vor allem nicht, wenn es sich, wie unser Kleiner lange, weigert aus der Flasche zu trinken.
Inzwischen ist er aber abgestillt und das steht dem Sporttreiben nicht mehr im Wege. Und trotzdem komme ich viel weniger dazu. Ein paar Mal war ich eine kleine Runde laufen, aber direkt bei uns läuft sich’s nicht so gut. Ich war auch endlich mal im Schwimmbad, aber als regelmäßigen Termin möchte ich mir das nicht einplanen. Und das hat (um endlich aufs Thema zurück zu kommen) mit den Prioritäten zu tun. Klar möchte ich gerne schwimmen gehen, aber wenn ich schon sechs Stunden zum Arbeiten außer Haus bin, dann will ich meine Familie nicht schon wieder für zwei oder drei Stunden alleine lassen. So richtig kann man das nicht erklären. Der Kleine ist ja in besten Händen und ich könnte beruhigt weggehen. Aber ich will nicht. Ich will ja den Kleinen auch ein bisschen sehen, will ihm seinen Brei geben und seine Rotznase abputzen. Will sein „nanana“, „mamama“ und „drrdrrrdrr“ hören. Will sehen wie er vor Freude juchzt, wenn der Kater mit ihm spielt. Will seine Gehversuche um den Tisch herum beobachten und schmunzeln, wenn er vorm Sofa knieend mit seinen kleinen Händen unterm Sofa rumgrapscht um an sein Spielzeug zu kommen, das er da drunter geschoben hat. Will sehen wie er versucht die dicken Fotoalben aus dem Regal zu ziehen, wie er sehnsüchtig an die Balkontür patscht und wie er seine Schnuller aus dem Fenster wirft. Und ich will mit ihm im Arm Mittagschlaf machen. Dann verschieben sich alle sportlichen Aktivitäten also auf die Zeit wenn er schläft. Und das ist selten vor 21 Uhr. Und dann hab ich auch mal Hunger und meistens bin ich auch müde. Der Tag ist eben so schnell vorbei und zu kurz für stundenlanges Sportprogramm. Die Frau aus Lö meinte dazu, sie fände es schlimm, wenn sie nicht mehr machen könnte, was sie will. Aber so ist es ja gar nicht. Klar würde ich gerne mehr schwimmen gehen, aber ich bin eben lieber bei meiner Familie. Und da ist dann kein bisschen Bedauern dabei. Ich WILL bei meiner Familie sein und irgendwann hab ich auch wieder mehr Zeit zum Sport. Die Prioritäten sind jetzt eben anders. Und was den Sport angeht: ich hab beschlossen im Sommer bei gutem Wetter die 13,5 km zur Arbeit mit dem Rad zu fahren. Ich denke das sollte mein Bedürfnis nach Bewegung dann erstmal stillen.