Neue Worte
von alasKAgirlAug 13
Dass ich tatsächlich noch was aus dem Unterschichtenfernsehen lernen kann, was über die Enthaarungsgewohnheiten von Promis und solchen, die’s gerne wären, hinaus geht, hätte ich ja nicht gedacht. Aber auch RTLII ist mal für eine Überraschung gut. Da kam gestern abend eine Reportage über den Leipziger Bahnhof. Es wurde der Alltag der Bahnmitarbeiter gezeigt. Ich fand’s lustig, weil mit Bahnfahren kenne ich mich aus. Irgendein Zug kam mit Verspätung wieder an und die Leute am Service-Point durften dann die erzürnten Fahrgäste beruhigen. Einer hat sich dermaßen aufgeregt, dass es eine Freude war. Selten habe ich jemanden so gepflegt schimpfen hören. Kein „Drecksladen, fickt Euch doch“ oder Ähnliches. Nein, der Herr schimpfte es sei eine „inferiore Frechheit“. Herrlich, das muss ich mir unbedingt für meinen nächsten Wutausbruch merken. Inferior, was für ein Wort.
Dass das keine Pendler waren, merkt man daran, dass die tatsächlich ihre Wut am Service-Personal auslassen. Die ändern doch eh nix. Das einzige, was die machen können, ist einem nen Gutschein in die Hand zu drücken. Und in der Schlange anstehen für nen 5 Euro Gutschein macht mich nur noch wütender. Also am besten immer gleich schriftlich oder per email beschweren. Nach meiner Erfahrung schreiben die tatsächlich innerhalb weniger Werktage zurück. Und Gutscheine verschenken die auch.
6 Kommentare
Kommentar von tumulder am 13. August 2008 um 15:17
Die Beschimpfungen mit Drecksladen und Fickt Euch sind aber dennoch manchesmal bei der Bahn angebracht. Z.B. wenn mich der Schaffner beruhigt, die kleine Verspätung hätte keine Auswirkung auf die Anschlußverbindung weil er dem Zugführer des Anschlußzuges bescheid gegeben hätte und er nun wartet. Wenn man dann in den Bahnhof einfährt und der wartende Zug just in dem Augenblick los fährt in dem sich im eigenen Zug die Türen öffnen, dann kann ich nur Drecksladen und Fickt Euch rufen. Aber wem erzähle ich das alles. Damals gab es dafür einen 25 Euro Gutschein per Post, das Taxi hat mich 30 Euro gekostet. War aber immer noch besser als Nachts vier Stunden am Bremer Hauptbahnhof rumzulungern.
Kommentar von AnJu am 13. August 2008 um 15:44
Klar sind Beschimpfungen hin und wieder angebracht. Hab‘ selbst schon oft genug geschimpft (deshalb fand ich’s ja so bewundernswert wie kultiviert der geschimpft hat). Aber die am Servicepoint können ja nix dafür.
Ich hab vor ein paar Monaten mal der Bahn gemailt, dass die Züge unglaublich voll sind. Daraufhin kam Standard-Blabla zurück, dass sie regelmäßig Fahrgastzählungen durchführen und so. Da wollte ich noch antworten, dass ich’s in drei Jahren pendeln noch nie mitbekommen habe, dass Fahrgäste gezählt werden. Tja, zwei Wochen später wurden wir plötzlich alle gezählt. Eine ganze Woche lang. Erstaunlich, oder? Geändert hat sich an der Situation im Zug zwar noch nichts, aber solange Sommerferien sind, ist es nicht so schlimm.
Kommentar von tumulder am 13. August 2008 um 18:12
Ist halt so wie bei allen ehemaligen Staatsunternehmen. Aus Mangel an gefühlter Konkurrenz kann man sich halt ein wenig mehr erlauben.
Kommentar von nina am 13. August 2008 um 19:03
dafür wird man in der Karlsruher Straßenbahn nachts um halb 4 gezählt/befragt…
Kommentar von d. am 14. August 2008 um 05:12
spätestens wenn die bahn einmal an der börse ist und das erste dutzend züge entgleist, wird der wert einer seriösen staatsbahn erkannt. ich habe gelesen, selbstmörder werfen sich in england nicht mehr vor den zug, sie lösen ein zugticket.
Kommentar von AnJu am 14. August 2008 um 09:25
Problematisch finde ich bei der Privatisierung, dass es sich nicht mehr lohnen wird irgendwelche kleinen Käffer auf dem Land anzufahren. Für die Leute, die da leben ist das dann ganz schön blöd. Die Engländer wünschen sich ja auch ihre Staatsbahn zurück.