Ich würde sagen…
von alasKAgirlSep 30
Unglaublich viele Menschen verwenden im Gespräch unnötige Phrasen. Ich will mich da gar nicht ausschließen und weiß, dass ich oft „ich mein“ oder „irgendwie“ im Gespräch fallen lasse. Ich hatte aber schon in der Schule einen Deutschlehrer, der die Diskutiermädchen (also solche Mädels, die zu jedem Thema ihr medienbefruchtetes Halbwissen preisgeben müssen) darauf aufmerksam gemacht hat, dass es keinen Sinn macht einen Satz mit „ich würde sagen…“ zu beginnen. Entweder es ist nicht wichtig, dann hält man den Mund oder man sagt es einfach ohne eine Relativierung wie „ich würde“. Wann würde man es denn sagen wollen und in welcher Situation wenn nicht jetzt? Das hat für mich Sinn gemacht und seitdem verzichte ich auf diese Phrase. Noch schlimmer ist übrigens die schwäbische Version davon: „I däd sagä…“ (Ich täte sagen…). Ähnlich ist es mit „ich wollte fragen, ob …“. Sowas habe ich früher oft in emails geschrieben. Jetzt frage ich einfach ohne den Hinweis darauf, dass ich fragen wollte.
D. hat unsere Mitreisenden fast wahnsinnig gemacht, in dem er jedesmal, wenn eine der beiden einen Satz mit „Ehrlich gesagt“ oder „Wenn ich ehrlich bin“ begann, mit „Ich gehe davon aus, dass Du immer ehrlich zu uns bist.“ beantwortete. Nerven wollte er damit gar nicht, sondern lediglich ein Bewusstsein für die unnötigen Satzteile schaffen. Einen Informationsgehalt besitzen diese Floskeln nämlich nicht.
Ebenso inflationär wird auch „eigentlich“ verwendet. „Eigentlich finde ich das doof.“ ist so ein typischer Satz. Was hat das „eigentlich“ eigentlich da verloren? Warum kann man nicht einfach sagen „Ich finde das doof!“. Punkt. Da ist keine Relativierung nötig, es sei denn der Satz geht mit einem „aber“ weiter und rechtfertigt damit das „eigentlich“.
Im großen und ganzen ist es ja nicht schlimm, wenn man solche Phrasen verwendet. Manchmal wird es jedoch schwierig zwischen den ganzen „eigentlich“s, „ich würde“s und „ehrlich gesagt“s die eigentliche Information rauszufiltern. „Eigentlich würde ich ehrlich gesagt lieber nicht.“ kann man nämlich auch ganz kurz in einem Wort sagen: „Nein!“.
11 Kommentare
Kommentar von nina am 30. September 2008 um 10:12
Was ich anstrengend finde ist:
„Darf ich dich mal was fragen?“
oder „Tust du mir einen Gefallen?“
Warum kann man nicht gleich damit rausrücken, was man will?!
Aber ansonsten benutze ich ehrlich gesagt eigentlich auch gerne Phrasen… 😉
Kommentar von AnJu am 30. September 2008 um 10:14
Stimmt, die Leute die reinlatschen und fragen „Kann ich kurz was fragen?“ oder „Darf ich kurz stören?“. Da liegt mir immer das „Hast Du bereits!“ auf der Zunge.
Kommentar von tumulder am 30. September 2008 um 12:56
Ich hätte da eigentlich gerne mal eine Frage. Ich würde sagen „Darf ich dich mal was fragen?“ und „Tust Du mir einen Gefallen?“ sind ja eigentlich nicht anderes als vorbereitene Phrasen. Da weiß das Gegenüber, uhhh gleich wird’s ungemütlich. Und wenn ich ehrlich bin würde ich sagen, daß das eigentlich o.k. ist. Mir ist ein „Darf ich dich mal was fragen?“ lieber als ein „Hör mal ich ziehe jetzt zu Deinem Bruder, der ist einfach besser im Bett.“ Da hat man einfach keine Zeit eine Gegenstrategie zu entwerfen. Genauso so wie „Tust Du mir mal einen Gefallen?“. Das ist auch immer noch besser als „Hör mal, Du faules Stück. Räume sofort das Wohnzimmer auf. Heute Nachmittag kommt Dein Bruder vorbei.“. Ich würde sagen, das ist doch eigentlich einleuchtend. Oder?
Kommentar von AnJu am 30. September 2008 um 13:08
Meinst Du im Ernst „Darf ich Dich mal was fragen?… Ich würde gerne zu Deinem Bruder ziehen, weil der viel besser im Bett ist. Ist das ok?“ ist weniger schlimm 😉
Kommentar von nina am 30. September 2008 um 13:27
Es gibt schon Situationen, in denen diese vorbereitenden Phrasen sinnvoll sind… aber wenn Leute vor jeder vor jeder Kleinigkeit sagen „Duuu, tust du mir einen Gefallen?“ Und nur wollen, dass du das Glas rübergibst oder was ähnliches, dann nervts ;-).
Kommentar von David am 30. September 2008 um 13:28
Ich gebe ja zu, dass ich manchmal die Vox-Sendung „Unter Volldampf“ gesehen habe 🙂
Da schreiben die ihre Bewertungen auf eine Karte und sagen gleichzeitig „Ich würde hier x Punkte geben“ Das ist in dem Fall ja nicht nur überflüssig, sondern einfach falsch. Man tut es ja gerade.
Ich hoffe inständig, tumulders letzter Satz („ich würde sagen…“) war absichtlich so gewählt, auch wenn da ein Smiley angebracht gewesen wäre.
Kommentar von tumulder am 30. September 2008 um 16:33
Ich habe natürlich sehr übertriebene Beispiele benutzt. „Darf ich Dich mal was fragen?“ ist ja noch weit vor dem Stadium „Wir müssen mal miteinander reden.“ Hier ist natürlich immer allerhöchste Alarmstufe angesagt. „Darf ich Dich mal was fragen?“ ist ja sozusagen so eine vorvorbereitende Phrase. Da hat man vielleicht noch ein, zwei oder fünf Tage Zeit sich auf WMMMR einzustellen. Und wieviele „eigentlich“ dann im WMMMR Gespräch vorkommen brauche ich wohl niemanden zu erzählen. Und die ganzen „eigentlich“ kann man dann auch, sofern man sich gut vorbereitet hat, ganz schnell mit gut gesetzten „aber“ schnell ad absurdum führen. Natürlich ist dann der glorreiche Sieg nur für den Moment. Aber in der gewonnenen Zeit kann man sich ja schon mal nach einer neuen Wohnung umsehen. Sehr gut vorbereitete haben damit natürlich schon nach DIDMWF begonnen.;)
Kommentar von Frood am 30. September 2008 um 17:21
Auch ganz toll in wissenschaftlichen Arbeiten: „Ich will versuchen, blablabla darszustellen…“. Da schreib ich dann als Korrektor auch dazu: Entscheide dich und dann mach es oder lass es, aber versuch es nicht, das verschwendet nur die Zeit des Lesers.
Die von dir genannten Beispiele sind zum Teil aber auch einfach der Höflichkeit geschuldet. Steht halt nicht jede/r darauf, wenn man immer gleich mit der Tür ins Haus fällt. Die ganzen Abschwächungen sollen dann wohl dafür sorgen, dass sich niemand gleich vor vollendete Tatsachen gestellt fühlt.
Kommentar von Yjgalla am 30. September 2008 um 19:00
Ich sehe das ähnlich wie Frood.
Manche Floskeln gehen mir aber schon auch auf die Nerven. Dazu gehört: „Hast du mal eine Sekunde Zeit?“, worauf ich meistens mit „Schon vorbei“ antworte, und „Ich will ja nicht meckern/widersprechen/was-auch-immer, aber …“.
Kommentar von Nora am 1. Oktober 2008 um 16:00
Auf Spiegel Online gibt’s heute einen Artikel vom Zwiebelfisch, der sich auch genau mit diesem Thema beschäftigt:
http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,581538,00.html
Ist ehrlich gesagt eigentlich so ganz interssant 😉
Kommentar von AnJu am 1. Oktober 2008 um 16:08
Wusste ich doch, dass die bei mir abschreiben 😉