Im Moment steht der Kleine mit mir auf oder besser ich mit ihm (ich hätte ja nichts dagegen noch 20 Minuten im Bett zu snoozen). Das ist zwar ganz schön, weil ich früh wach bin und eigentlich pünktlich weg komme, allerdings gibt es immer ein paar nicht planbare zusätzliche Tätigkeiten. Heute morgen war das so:

Wecken um 5:55 Uhr. (Mir graut schon vor nächster Woche, wenn die Uhr umgestellt ist und der Biorythmus den Kleinen schon vor 5 Uhr weckt.) Aus dem Schlafsack hat er sich schon halb selbst rausgewunden. Ich weiß auch nicht, warum manche Hersteller immernoch Reißverschlüsse, die von unten nach oben schließen, verwenden. Ich befreie ihn vom Rest und wir kuscheln ein bisschen.  Noch etwas husten und jammern und dann der Katze hinterher („daaa, tata!“). Licht an im Wohnzimmer. Ich befreie den Wohnzimmertisch (vermeintlich) von allem, was der Kleine nicht haben soll. Er stürmt erstmal zur Stereoanlage. Naja, dann eben mal wieder Rolf Zuckowski zum aufwachen. Meint ihr eigentlich, dass zu exzessiver Rolf Zuckowski Konsum im Kleinkindalter zu einer späteren Affinität zu Schlagern führt? Ich bin nicht sicher. Wir sammeln erstmal das Geschirr von gestern abend ein und räumen die Spülmaschine aus. Da hilft der Kleine sehr gerne. Ist auch gar nicht so unpraktisch. Man muss nur immer im Auge behalten, was er als nächstes ausräumt. Wenn man da zu lange braucht um den Topf weg zu stellen, dann kann man sich schon mal kurz gruseln, weil man denkt, der schöne Teller zerschellt gleich auf den Fliesen. Heute versucht er nicht mal, das anschließend eingeräumte Geschirr wieder auszuräumen. Nein, er räumt sogar selbst einen Katzenteller ein. Ich schalte die Spülmaschine an und stelle fest, dass jemand (vermutlich mit kleinen Wurstfingern) „Intensive Care“ gedrückt hat. Keine Ahnung wie man im laufenden Betrieb das Programm wechselt, aber ich hoffe das Geschirr hält es aus. Während ich noch in der Küche herumräume ist der Kleine verschwunden. Es ist ruhig und ich schaue lieber mal, was er treibt. Schön, er hat das Salz in der Hand und schüttet es freudig auf den Teppich. Keine Ahnung wie er dran gekommen ist, oder ob es doch wieder auf dem Wohnzimmertisch stand. Also Salz wegnehmen, den kurzen Wutanfall ignorieren und den Staubsauger bemühen. Der steht zum Glück noch vom gestrigen Salzspaß (ja, man sollte meinen wir lernen daraus) in der Nähe. Bevor ich unter die Dusche komme wird noch gewickelt und angezogen. Ich bin dann also im Bad. Der Kater kommt und benutzt seine Toilette. Der Kleine hinterher, setzt sich vor die Öffnung und lacht den Kater aus. Ich bitte ihn den Kater in Ruhe zu lassen. Hilft nix. Und als der Kater fertig ist, schaut der Kleine etwas zu interessiert ins Katzenklo. Also hebe ich ihn weg. Dann macht er den Deckel vom Mülleimer auf und angelt ein altes Wattestäbchen heraus. Ich nehm’s ihm weg und schimpfe. Der Kleine kriegt einen Wutanfall. Aber vor lauter Wutanfall vergisst er dann zum Glück den Mülleimer. Dann bin ich geduscht und angezogen. Der Kleine verlangt nach Gummibärchen. Ich gebe ihm ein halbes und mache dann Frühstück. Ein Brot für ihn, eins für mich. Er will seins nicht essen und beißt auch nur einmal von meinem ab. Er will raus aus seinem Stuhl, will Gummibärchen. Gibt’s aber nicht. Ich sage ihm, er könne sein Brot essen oder nichts. Er ärgert sich, versucht mich am Finger zum Gummibärchenlagerort zu ziehen, geht um den Stuhl herum und versucht mich vom Stuhl zu schieben. Ich find’s lustig, aber Gummibärchen gibt’s trotzdem nicht. Er nimmt stattdessen seinen Schnuller, setzt sich auf den Boden und zwickt sich in den Hals. Müde ist er. Als hätte ich ihn gezwungen vor sechs aufzustehen. Ich wecke D., ziehe Jacke und Schuhe an und verlasse mit dem Windelmüll von gestern die Wohnung. Der Kleine beschwert sich lautstark, dass ich ohne ihn gehe.

Und so kommt es, dass ich morgens bestimmt eine halbe Stunde länger brauche, wenn der Kleine auch wach ist. Aber ich freue mich immer, wenn ich ihn noch sehe. Und außerdem gehen die Verzögerungen auch ohne Kind weiter. S-Bahn ausgefallen, Personenunfall, Tunnel gesperrt, warten, warten, hoffen, dass der Tunnel irgendwann wieder frei ist, warten, völlig überfüllt weiterfahren, an jeder Haltestelle ewig stehen, weil immer jemand in der Lichtschranke steht. Mir persönlich sind die Verzögerungen wie Salz wegsaugen lieber.