Ich arbeite heute noch. Nicht so lange wie sonst. Die ersten Kollegen haben sich bereits letzte Woche in den Weihnachtsurlaub verabschiedet. Heute wären wir laut Plan zu dritt gewesen und wollten die Einsamkeit mit einem Sekt begießen. Leider ist die Sektspenderin krank geworden und mein anderer Kollege ist seit Stunden verschwunden und ich frage mich, ob er nochmal wieder kommt. Nun bin ich also allein. Es ist schon seltsam, dieses Arbeiten vor Weihnachten, bzw. das Nichtarbeiten. Schon zu Studienzeiten waren die Vorlesungen ab dem 20. Dezember sehr schlecht besucht. Und hier bei der Arbeit ist es jetzt genau das Gleiche. Die S-Bahnen morgens und abends sind auch ungewohnt leer. Ich bin überhaupt nicht auf die Idee gekommen, den 23. schon komplett frei zu nehmen. In der Vergangenheit habe ich sogar einige Male am 24. (und am 31.) gearbeitet.

Noch zu Schulzeiten haben wir bei einer Werkzeugfirma im Lager Inventur gemacht und an Heiligabend immer den halben Tag dort verbracht. Der Job war für damalige Schülerjobverhältnisse ganz gut bezahlt. Und wir hatten immer eine Menge Spaß dort. (Ich glaube die Lagerarbeiter auch mit uns). In Euroboxen sitzen und ölige Metallteile zählen klingt zwar nicht sehr spannend, aber für uns war es lustig. Wenn die anderen in der Mittagspause waren, haben wir Hubwagenrennen durch die Gänge gemacht und die riesigen Säcke mit Styroporflocken gewogen. Und wir haben ständig gelacht und uns vor dem Chef versteckt. „Pull vert“ haben wir ihn genannt. Ich weiß nicht mal, ob ich ihn jemals gesehen habe, aber die Legende sagte, er trüge immer grüne Pullover.

Im Studium habe ich Briefe zugestellt und die müssen in der Regel auch am 24. zugestellt werden. Ich kann mich nicht erinnern, ob ich tatsächlich mal am 24. gearbeitet habe (je nachdem wie die Feiertage lagen, fiel die Arbeit auch aus), auf jeden Fall aber ab dem 27. und auch an Silvester. Ich habe es nie schlimm gefunden arbeiten zu „müssen“, aber ich empfinde es jetzt als puren Luxus, dass ich ab morgen zwei Wochen frei habe. Zwei Wochen um sie mit meinen Männern zu verbringen, Familie und Freunde zu treffen, zu lesen, zu laufen und in der Wohnung zu werkeln. Noch immer ist mir nicht wirklich klar, warum für viele Menschen Weihnachten so stressig ist. Schließlich kann man doch selbst entscheiden, ob man Stress möchte oder nicht. Ich hab jetzt auch noch drei Weihnachtspäckchen zuhause liegen, die heute zur Post gehen und mit Sicherheit nicht pünktlich ankommen. Aber ist das schlimm? Ich finde nicht. Man freut sich doch nicht weniger, nur weil es drei Tage später ankommt (vielleicht freut man sich sogar mehr, weil es dann nicht im Geschenkegewühl untergeht). Und in diesem Sinne, werde ich jetzt noch mein Büro aufräumen und Kalender aufhängen und dann bin ich bereit für Weihnachten.

Feiert schön!