Worte, die ich nie lernen wollte
von alasKAgirlApr 4
Stauraum: Dank der unzähligen wir-machen-eure-Wohnung-schöner-Sendungen, weiß inzwischen wohl jeder, was Stauraum ist, und dass man den unbedingt braucht. Besonders viel davon gibt’s wohl im blau-gelben Möbelhaus und die dicke RTL-Tussi kauft da ja auch zu gerne ein. Das wäre wirklich mein Albtraum, wenn die käme und unsere Wohung in eine Katalogwohnung verwandelt und mit ihren dicken Patschehändchen bunte Kissen und bunte Vasen vor den grün gestrichenen Wänden platziert. Wenn ich nur daran denke, mit wie viel Vergnügen die völlig intakte Möbel, über die sich jeder Student freuen würde, mit den Worten „Das geht ja mal gar nicht!“ in den Container werfen. Finde ich auch: das geht ja mal gar nicht! Wo leben wir denn.
auf den Punkt: Jeder Hobbykoch weiß inzwischen, dass Fleisch oder Fisch oder Gemüse „auf den Punkt“ zu sein hat. Und da sitzen sie dann im Wohnzimmer fremder Leute und erzählen, dass das Fleisch auf den Punkt, die Soße perfekt gewürzt, aber der Reis zu lasch war. Warum sagt niemand mehr einfach „Das Fleisch war lecker und die Soße zum Reinlegen!“.
Leitungsmaximum: Wer hierbei an Strom denkt, ist völlig auf dem falschen Dampfer. Leitungsmaximum gibt’s bei diesen Anrufquizshows, wenn besonders viele Leitungen (zumindest angeblich) freigeschaltet werden um mögliche „Gewinner“ zu ermitteln. Völlig überflüssig. Sowieso will ich beim Fernsehen eigentlich nichts gewinnen. Auch nicht bei Galileo, bei Punkt 6 oder sonst irgendeiner Sendung. Die sollen ihren blöden TFTs doch behalten.
Qualitätszeit: Wer’s nicht weiß, Qualitätszeit haben Eltern dann, wenn die Kinder im Bett sind. Das erzählen zumindest die verschiedenen Ich-sag-Dir-was-Du-in-der-Kindererziehung-falsch-machst-Sendungen. Da dürfen die Eltern sich dann gemütlich aufs Sofa setzen und Unterschichtenfernsehen schauen. Ob das allerdings qualitativ hochwertiger ist als ein Nachmittag auf dem Spielplatz mit den Kinder, wage ich zu bezweifeln.
Ich bin gespannt was für Worte ich in den nächsten Jahren noch aus dem Fernsehen lernen muss.
5 Kommentare
Kommentar von David am 4. April 2008 um 13:58
Gastgeberqualitäten finde ich auch gut.
Und was ich nicht mehr hören kann: „Ich war positiv überrascht“ Argh!
Kommentar von AnJu am 4. April 2008 um 15:51
Ja schlimm, vor allem wenn man genau raushört, dass derjenige den Ausdruck auch nur benutzt, weil er so oft im Fernsehen zu hören ist.
Kommentar von Anonymous am 4. April 2008 um 20:29
für eine Naturwissenschaftlerin hast du ganz erstaunliche Sprachqualitäten
Kommentar von tumulder am 5. April 2008 um 12:48
Stauraum ist auch das, was beliebte Familienvans zu genüge haben. In den 70ern und 80ern ist eine dreiköpfige junge Familie ja blendent erst mit einem Käfer und dann mit einem Golf ausgekommen. Über schlaue Mitbürger vom Bospurus mit adäquaten räumlich großzügigen Kleinbussen, schicken Vorhängen an den Seitenfenstern und Stauraum ohne Ende wurde nur despektierlich gelacht. Während sich die Nachkommen ersterer heute wahnsinnig teure, große, häßliche Luxusbullies mit komischen Katzen an den Seitenfenstern und viel Stauraum anschaffen, fahren die Nachkommen letzterer mit sportlichen Luxuslimousinen durch die Stadt. Darüber lachen die Nachkommen ersterer. Stauraum scheint bei deutschen Mitbürgern Status symbolisierend zu sein.
Kommentar von Georg am 6. April 2008 um 18:23
Passend zu „auf den Punkt“ reden die Kandidaten bei den Kochwettbewerbshows auch immer von „Essbereich“, „Wohnbereich“ etc. Hat denn niemand mehr ein stinknormales Wohnzimmer? Bei Menschen die im Loft wohnen kann ich es ja evtl. noch verstehen. wenn man zwischen Wohn- und Essbereich differenziert, da es meist nur ein großer Raum ist, aber in einer 08/15-Wohnung muss ich keine Bereiche definieren, denn da sind Wohn-, Ess- und Schlafzimmer recht häufig durch Türen getrennt.