Kinder, Kinder
von alasKAgirlFeb 23
Heute morgen musste ich aus irgendeinem Grund an die alten Kinderspiele denken, mit denen wir uns früher die Sommerabende vertrieben haben. Wir hatten ja das Glück mit einer Horde anderer Kinder aufzuwachsen. Besonders toll war es, wenn dann sogar „die Großen“ mit uns gespielt haben. Deshalb waren wir auch manchmal gnädig und haben „die Kleinen“ mal mitspielen lassen. Mit vielen Leuten haben sich immer diese Rennspiele angeboten, also „Kaiser welche Fahne weht heute?“ oder „Fischer wie tief ist das Wasser?“. Davon gibt’s ja noch unzählige andere. Alle funktionieren eigentlich gleich. Einer steht der Gruppe Kinder in einigem Abstand gegenüber. Die brüllen dann eine Frage und der einzelne brüllt eine Antwort, die beinhaltet, wer unbeschadet auf die andere Seite laufen kann. Dann rennen alle los und der einzelne fängt sich Leute. Dazu gehört ja auch das Spiel „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“. Der allseits bekannte Dialog vor dem Losrennen geht ja folgendermaßen: „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“-„Niiiieeemand!“-„Und wenn er kommt?“-„Dann laufen wir!“. Komischerweise war bei uns die letzte Antwort immer „Dann kommt er halt.“ Niemand außer uns kennt das so. Ob das wohl die intellektuelle Erziehung war, die uns schon damals darauf gebracht hat, dass man keineswegs vor einem schwarzen Mann davonlaufen muss?
Die Akademikereltern haben auch an anderen Stellen manchmal durchgeschienen. Bei einem Spiel wurde ein Kreidekreis auf die Straße gemalt und gleichmäßig aufgeteilt. Dann durfte sich jeder ein Land aussuchen, dass er spielen möchte. Der Frood, damals noch Grundschüler, hat sich die Färöer Inseln ausgesucht. Man kann ja vermuten, dass die ausgezeichneten Geographiekenntnisse zumindest teilweise in seinem Interesse für Fußball begründet waren.
Die Frau aus Lö hat sich aber auch mal mit besonderem Wissen hervorgetan. Irgendwie hatten wir Stadt, Land, Fluß zu so einem Laufspiel umgewandelt. So genau weiß ich nicht mehr wie das ging. Einer stand den anderen Gegenüber und brüllte z.B. „Ein Land mit S!“. Wenn dann jemand eins wusste, hat er das gepöbelt und dann sind beide losgerannt und einer sollte schneller als der andere sein. Die Frau aus Lö stand dann also da und murmelte „Südkorea“. Sie wollte nicht rennen, hat es also leise gesagt. Südkorea. In der Grundschule (ok, vielleicht war es auch schon in der 5. Klasse). Kein Wunder, dass sie inzwischen Frau Dr. ist. Das lustigste daran war aber, dass ihre kleine Schwester das Gemurmel hörte und dann aus vollsten Hals „Südkurier“ schrie und losrannte. Der Südkurier, muss man dazu sagen, ist eine der Tageszeitungen in unserem Heimatort. Da war das Gelächter groß.
Einige Fragen stellen sich mir doch immer wieder. Spielt man eigentlich noch „Wir kommen aus dem Mohrenland (oder Morgenland?)“? Wir haben das sogar in der Schule mit unserer Lehrerin gespielt. Die Gruppe Kinder kommt zum König, der gegenüber steht, gehüpft und singt. Der Text ging so: „Wir kommen aus dem Mohrenland, die Sonne hat uns schwarz gebrannt. Wir sehen aus wie Mohren, haben sooooo lange Ohren.“ Dann sagt der König irgendwas in der Art „Lumpengesindel seid ihr!“ woraufhin sich die „Mohren“ verbeugen und „Ehrliche Leute!“ versichern. Dann führen sie ihm vor, was sie können und wenn er das Handwerk erraten hat, dann wird gerannt. Aber das ist ja sowas von politisch unkorrekt, das wird doch bestimmt nicht mehr gespielt, oder?
Eine weitere Frage, die ich bisher nicht lösen konnte, ist, warum haben wir den Ort, an dem man beim Fangen spielen sicher war, „Botte“ genannt. Wo kommt das her und was bedeutet es?
Und was fanden wir eigentlich an „Fritzle du stinksch!“ so lustig?
15 Kommentare
Kommentar von Frau aus Lö am 24. Februar 2010 um 18:52
Du kannst Dich ja an Sachen erinnern…diese Stadt-Land-Fluß-Geschichte ist mir völlig entfallen! Werde sie D. aber bei nächster Gelegenheit mal erzählen 😉
An „Fritzle, Du stinksch!“ kann ich mich noch erinnern. Außerdem haben wir oft „Uhrenverkauf“ gespielt. Und Gummitwist, zu zweit dann eben am Pfosten. Und Seilspringen. Wie ging denn der Seilspringspruch? Kann mich nur noch an „Der Kaiser von Rom, der hatte einen Sohn, der Sohn war zu klein um Kaiser zu sein. Drum stieg er auf die Leiter, und immer immer weiter, und blieb stehn“ erinnern…
Kommentar von AnJu am 24. Februar 2010 um 19:26
Ja, an Uhrenverkauf kann ich mich auch noch gut erinnern. Was da der Sinn dahinter war, weiß ich aber auch nicht.
Der Seilspringspruch fing an: „Schiffchen, Schiffchen, fahr nach Honkong, denn die Wellen schlagen hoch.“ Dann kam das mit dem Kaiser von Rom. Auch hier erschließt sich mir der Sinn nicht.
Kommentar von das schwesterchen am 26. Februar 2010 um 11:43
stimmt, wie ging denn Uhrenverkauf nochmal? Und Fritzle du stinksch?
Oder die Klatschspiele… ich sag nur „Onne sa farma…“ was auch immer das eigentlich heißen sollte.
Und ich kann mich noch erinnern, dass wir mal versucht haben, ein Theaterstück auf die Beine zu stellen, mit ganz vielen Märchenfiguren. Die Frau aus Lö hat glaub ich aus einem Schuh die Zukunft gelesen oder sowas?!
Kommentar von Die Schwester mit Kindern am 26. Februar 2010 um 20:56
Könnt ihr euch auch noch erinnern, wie ich Kieferorthopäde gespielt habe und allen Zahnspangen aus zurechtgebogenem Kupferdraht verpasst habe?
Oder wie wir etwa zu acht mit einem stinknormalen 2-Mann-Schlauchboot gefahren sind?
Irgendwie wars schon immer ziemlich lustig…
Kommentar von nikita am 27. Februar 2010 um 09:44
oh mann…ich komm ins Sinnen…das UHRENspiel….und den Text von Onne sa fama (???wtf?)) kann ich auch noch…plus: bei Müllers hats gebrannt brant brant….
Ich würde dir noch ans Herz legen:
Kinder in der Perlmuttmuschel, Perlentaucher und Karottenjagen im Dunkeln.
ich werd sentimentaaaal…erinnert ihr euch noch an die komischen Plastikkügelchen aus der Fabrik bei euch?
Ja das Teil heisst Botte. Kenn ich auch so. Da darf man nicht abgeschlagen werden!
Kommentar von nikita am 27. Februar 2010 um 09:52
Zu Botte:
http://de.wikipedia.org/wiki/Fangen_%28Spiel%29
Kommentar von nikita am 27. Februar 2010 um 09:57
….scheint noch zu funktionieren (unglaublich!)
http://books.google.de/books?id=RQPP1Wt70dQC&pg=PA253&lpg=PA253&dq=wir+kommen+aus+dem+morgenland+die+sonne+hat+uns+schwarz+gebrannt&source=bl&ots=DSQyPF9puA&sig=Law_v0ZJ7BnVkSnueyyB0bxBrHs&hl=de&ei=h92IS6HpIMiO_Ab_8-3pBg&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=8&ved=0CBoQ6AEwBw#v=onepage&q=wir%20kommen%20aus%20dem%20morgenland%20die%20sonne%20hat%20uns%20schwarz%20gebrannt&f=false
Kommentar von nikita am 27. Februar 2010 um 10:00
scheints noch zu geben (seite drei)
http://www.grundschulstunden.de/acatalog/Theater-Training-Beispiel.pdf
Kommentar von AnJu am 27. Februar 2010 um 13:50
Schade, da steht auch nicht dabei was Botte bedeutet. Nur dass es so heißt. Aber eigentlich haben wir ja auch „Fangis“ gespielt und nicht „Fangen“, gell 😉 Und jede Runde hat angefangen mit „Wo isch Botte?“.
Kommentar von Die Schwester mit Kindern am 27. Februar 2010 um 21:08
Ich fand „Fußdappä“ auch immer lustig oder dieses Spiel, wo einer in der Mitte steht und ein Seil dreht und die anderen stehen außenrum im Kreis und müssen drüberspringen. Wehe, wenn man das Seil zu hoch genommen hat…
Kommentar von Bärbel Friedrich am 25. Oktober 2011 um 10:58
Hallo liebe Frau Anlu,
das freut mich jetzt aber, dass Ihren Intenetauftritt entdeckt habe.
Mien Mutter, Jahrgang 1937 fragte mich kürzlich, wie man denn wohl Näheres über das Spiel:“ Wir kommen aus dem Mohrenland …herausfinden könnte.
Dieses Spiel hätte Sie immer sehr gerne gespielt…
Jetzt haben Sie uns hier weitergeholfen… ganz lieben Dank… Eine tolle Idee Ihre Website…
Ihre Bärbel Friedrich
Kommentar von Frood am 11. November 2011 um 15:52
Gerade zum Thema „Botte“ zufällig über was gestolpert – musste direkt an dich und den Artikel denken:
http://www.philhist.uni-augsburg.de/lehrstuehle/germanistik/sprachwissenschaft/ada/runde_2/f11/
🙂
Kommentar von AnJu am 12. November 2011 um 21:02
Sehr schön 🙂
Kommentar von Regine Bauer am 4. Juni 2012 um 00:28
Hallo, bin ich froh, diese Seite gefunden zu haben! Ich suche schon ewig nach dem „Onne sa farma“ Text, aber auch nach der Melodie und dem Klatsch-Spiel dazu. Ist das jemandem bekannt? ich habe es in der GS gelernt und würde es gerne meinen Ki.dern beibringen. Vielen Dank im Voraus!
Kommentar von Transfer am 12. März 2016 um 11:18
Den Kaiser kenne ich so:
„Ein Kaiser aus Rom war Julias sein Sohn. Er war viel zu klein, um ein Kaiser zu sein. Her, rutsch ein Stückchen weiter auf der grünen Leiter! Alle bleiben steh’n. Wer wackelt, der muss geh’n!“