Ich bin in einer Region aufgewachsen, wo Bodenfrost in keinem Kalendermonat ausgeschlossen werden kann. Dementsprechend ist das Betreiben von Nutzgärten dort schwierig oder mit viel Aufwand verbunden. Deshalb bin ich von allem Essbaren, was einfach so in der Natur wächst, hellauf begeistert. Als wir Kinder waren, haben wir Ausflüge in den Wald zum Blaubeeren sammeln gemacht. Während die Eltern fleißg Blaubeeren gepflückt haben, sind wir durch den Wald gerannt. Zum Beispiel haben wir Baumdoktor gespielt und neue (alte) Rinde auf harzige Stellen der Bäume geklebt. Außerdem haben wir mit Stöckchen die Spinnweben zwischen den Blaubeerpflanzen zu „Zuckerwatte“ aufgewickelt (sogar mit einem bisschen schlechten Gewissens, weil die Spinnen alles neu bauen müssen). Am liebsten haben wir aber das Glasmännchen gesucht. Das Glasmännchen ist ein Waldgeist im Schwarzwald, der Wünsche erfüllt, aber nur von Sonntagskindern gesehen werden kann. Glücklicherweise war das Nachbarmädchen Sonntagskind, aber gezeigt hat sich uns das Glasmännchen trotzdem nie. Die Blaubeerausflüge haben aber dazu geführt, dass ich von den im Handel erhältlichen Kulturheidelbeeren immer sehr enttäuscht bin. Die sind zwar groß, aber wo sind Geschmack und vor allem die blaue Farbe? Blaubeeren ohne blaue Finger und blauen Mund, sind irgendwie nicht befriedigend.
Jetzt, wo ich nicht mehr im kältesten Loch Deutschlands lebe, hätte ich gerne einen Garten. Ein paar Beerensträucher sollten da sein, Obstbäume wären auch toll. Und Salat, Tomaten und Paprika, einfach so, ohne Gewächshaus. Auf dem Balkon haben wir ein paar Versuche gestartet. Der gesähte Salat wächst gut, der aus Stecklingen aus dem Gartencenter war verlaust und ist eingegangen. Ebenso die Paprikapflanzen aus dem Gartencenter. Der gesähte Rucola wird von den Katzen als Liegeplatz verwendet und ist dementsprechend plattgelegen. Aber immerhin wachsen nicht weit von unserer Wohnung wild Brombeeren. (Himbeersträuche gibt es auch zwei, aber Himbeeren sind ja schon rum). Gestern haben wir fast anderthalb Kilo Brombeeren gepflückt. Das heißt, D. hat Brombeeren gepflückt und ich hab den Kleinen davon abgehalten auf die Straße zu laufen oder geparkte Autos mit seinem Schuhlöffel zu betrommeln. In den ersten fünf Minuten hat er sich trotzdem in eine Matschpfütze gesetzt, um sich dann den ganzen Heimweg zu beschweren, dass er nass sei. Anderthalb Kilo Brombeeren haben wir also nun. Zum aktuellen Marktpreis im nächsten Lebensmittelladen, entspricht das einer Einsparung von ca. 24 Euro. Heute wird aus dem, was der Kleine uns davon übrig lässt (er mag Beeren), dann Marmelade. Ich bin immernoch ganz begeistert. Da wächst einfach so was, was man essen kann. Toll, oder?